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Volume No. 2 (2-16), 1911/12/30

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1912 (Public Domain)

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auf 16 000 M festgesetzt worden. Als im Herbst vom Verein ein 
weiterer Kindergarten in der Tegeler Straße 17/20 eröffnet wurde, 
sind vom Tage der Eröffnung ab fernere 2 OM M zu gunsten dieses 
Gartens zur Verfügung gestellt worden. (Bergt. Beschluß der Stadt 
verordnetenversammlung vom 15. Juni 1911 — Protokoll 19 —). 
Voraussichtlich wird trotzdem das Jahr 1911 mit einem Fehlbeträge 
von etwa 42M M abschließen. Da auch der Reservefonds des 
Vereins durch die wiederholten Mehrausgaben bereits bis auf 
6 5M M aufgezehrt ist, hat der Verein eine erhebliche Erhöhung 
des städtischen Zuschusses für die Zukunft beantragt. Die Kosten für 
einen Bolkskindergarten werden auf etiva 4 5M M jährlich veranschlagt, 
so daß für 8 Gärten 35 000 M bis 36 000 M erforderlich sein werden. 
1910 betrugen die Einnahmen des Vereins aber nur 12 000 . X, ihre 
nennenswerte Steigerung ist für die Zukunft nicht zu erwarten. Unter 
diesen Umständen möchten wir die Erhöhung der städtischen Aufwen 
dungen auf 20 000. X eintreten lassen in der Erwartung, daß es dem 
Verein gelingen wird, die dann ettva noch fehlenden Mittel selbst 
zusammenzubringen. 
14. Für das Zellerhaus 3OM M (bisher 2 000 ,M). 
Das Zellerhaus, bestimmt, verlassene und gefährdete Trinkerkinder 
zu retten und nach ihrer Befähigung zu erziehen, ist im Etatsjahr 1911 
zum ersten Male von der Stadt unterstützt worden. Trotzdem ist es 
nicht möglich gewesen, die vom Kuratorium des Hauses geplanten 
Verbesserungen durchzuführen, weil infolge einer im Jahre 1910 vor 
genommenen Erweiterung des Hauses für die Verwaltung größere 
Mittel erforderlich geivorden sind, als erwartet worden war Die 
Neueinkleidung der Schwestern, die Erhöhung ihrer Taschengelder, die 
Einstellung neuer Erziehungskräste, die dringend erforderlich ist, hat 
deshalb von neuem auf das nächste Jahr verschoben werden müssen. 
Um diesen Aufgaben im Etatsjahre 1912 gerecht werden zu können, 
hat das Kuratorium des Hauses die Erhöhung des städtischen Zu 
schusses beantragt. Mit Rücksicht darauf, daß die städtische Waisen 
Verwaltung dem Hause Kinder zur Erziehung überweist und daselbst 
zahlreiche Freistellen geboten werden, wollen wir 3 000 ,M gewähren. 
15. Für den Verein zum Schutze der Kinder vor Aus' 
Nutzung und Mißhandlung 2000 M (bisher 1000 M)- 
Die Arbeit des Vereins zum Schutze der Kinder vor Ausnutzung 
und Mißhandlung hat von Jahr zu Jahr an Umfang gewonnen. 1909 
wurden 572 Fälle, 1910 schon 617 Fälle bearbeitet, im September 
1911 betrug die Zahl der Fälle aber bereits 142 mehr als im gleichen 
Zeitabschnitte des Vorjahres. Die Zahl der vom Verein untergebrachten 
Pflegekinder ist von 348 am Schluffe des Jahres 1910 nunmehr 
auf 360 gestiegen; 106 dieser Kinder befinden sich in dem Erziehungs 
heim des Vereins ,Linderschutz". Während einerseits die Steigerung 
der Fälle des Einschreitens und die erschwerte Beaussich.igung der 
zahlreichen Pfleglinge die Einstellung weiterer Arbeitskräfte nötig 
emacht hat, erwachsen dem Verein durch die vermehrten und infolge 
er Lebensmittelverteuerung erhöhten Pflegegelder weitere Ausgaben, 
deren Deckung niit den größten Schwierigkeiten verbunden ist. Wir 
wollen deni Verein aus sein Ersuchen die Verfolgung seiner wohl 
tätigen Bestrebungen durch Erhöhung des städtischen Beitrages auf 
3000 ,M erleichtern. 
16. Für die deutsche Zentrale für Jugendfürsorge 5000 .X 
(bisher 2000 M). 
Die Tätigkeit der deutschen Zentrale für Jugendfürsorge vollzieht 
sich in drei Abteilungen, von denen die erste sich mit praktischen Einzelfällen 
der Jugendfürsorge besaßt, die zweite die Berliner Jugendgerichtshilse or 
ganisiert hat und leitet, die dritte der Fürsorgestelle beim hiesigen Polizei 
präsidium gewidmet ist. Im Jahre 1910 bearbeitete die erste Abtei 
lung 1060 Fälle und erledigte diese durch Herbeiführung der Fürsorge 
erziehung oder besonderer vormundschaftlicher Maßnahmen, durch Be 
sorgung von Vormündern und Pflegern, Anruf der städtischen Waisen 
pflege, Unterbringung der Pflegebefohlenen in Anstalten für Schwach 
sinnige und Epileptiker, in Wöchnerinnenheimen, Krankenhäusern, 
Ferienkolonien, Erholungsstätten, Erziehungsanstalten, Heimen, Kinder 
horten und Krippen, durch Besorgung von Privatpflegestellen, von 
Lehr-, Dienst- und Arbeitsstellen, durch Zurückbeförderung Jugendlicher in 
die Heimat und zu den Angehörigen, Einleitung einer dauernden Be 
obachtung und vorläufig noch in kleinem Umfange durch Vermittelung 
von Adoptionen. 
Die Berliner Jugendgerichtshilse behandelte 2M7 Fälle; die 
Tätigkeit der Zentrale beschränkt sich hierbei im wesentlichen darauf, 
die einzelnen vom Gericht überwiesenen Fälle den angeschlossenen 
71, Organisationen je nach Lage des Falls zuzuleiten und die ein 
gehenden Berichte und Feststellungen an das Gericht weiterzugeben; 
nur unter besonderen Umständen wurde materiell eingegriffen. Der 
dritten Abteilung wurden 1910, 349 Minderjährige im Polizei- 
gefängnis und Polizeigewahrsam vorgeführt und 784 anderweit vom 
Polizeipräsidium zur Behandlung ausgegeben; von diesen 1133 Jugend 
lichen wurden 160 heinibesörderl, 847 der freien Hilsstätigkeit über 
wiesen und 126 in Fürsorgeerziehung untergebracht. Seit 1910 haben 
die Ausgaben der Zentrale an Umfang wesentlich zugenommen: da 
gegen ist, wie bei so vielen gemeinnützigen Veranstaltungen, in den 
Einnahmen aus privaten Zuwendungen ein Rückgang zu beklagen. Die 
Zentrale hat deshalb um nicht eine Einschränkung ihrer Wirk 
samkeit vornehmen zu müssen, um Erhöhung der städtischen Beihilfe 
ersucht. Sie hat bei Begründung ihres Gesuchs besonders darauf bezug 
genommen, daß ihre Leistungen nicht nur die Arbeiten der städtischen 
Behörden in vieler Hinsicht erleichtern und ergänzen, Zandern auch, 
wie die Abnahme der Ueberwetsungen zur Mirsorge-Erziehung ru 
Berlin zeigt, den städtischen Finanzen zu gute kommen. Wir ver 
kennen das nicht und wollen für 1912 eine Beihilfe von 5000 .'/ 
zahlen. 
>7. Für das K u r a t o r i u in des K a i f e r i n A u g u st e 
Viktoria-Hauses zur Bekämpfung der Säug- 
l i n g s st e r b l i ch k e i t im Deut sch e n R c i ch e >0 000 . H 
(bisher 6000 Ji); 
Das Kaiserin Auguste Viktoria-Haus zur Bekämpfung der Säug 
lingssterblichkeit im Teutschen Reiche hat in seiner Entbindungsau 
stall, dein Wöchnerinnen- und Mutterheim und in der Abteilung 
für kranke Säuglinge insgesamt 264 Betten. In der Zeit vom l. April 
bis zum 1. (Dezember 1911 sän den daselbst 215 Berlinerinnen mit ihren 
Kindern durchschnittlich etwa 30 Tage Aufnahme, so daß für das 
ganze Etatsjahr 1911 etwa aus 6450 Bervslegunessrage für Ber 
linerinnen gerechnet werden darf. Das Haus bietet daneben noch andere 
praktische Einrichtungen dar (Milchküche,' Musterst all), es dient der 
Ausbildung von Pflegepersonal (Schwestern, Säuglingspflegeriimen, 
tady uursesl, legt das Hauptgewicht aber auf feine wissenschaftlichen 
Zwecke (Forschungen, Aerzrekurse, Veröffentlichungen, 'Sammlungen 
Die durch diese mannigfachen Darbietungen bedingten hohen Be 
triebskosten des Hauses können durch die Verpflegungsgelder und 
Lehrgelder, die Zuschüsse des Reichs und Preußens und durch die 
regelmäßigen Beiträge von Gemeinden, Verbänden und Privatpersonen 
lischt voll gedeckt werden; wegen eines sehr erheblichen Teiles ist 
das Kuratorium vielmehr auf einmalige Geschenke von Gönnern und 
Freunden der Sache angewiesen. Im Jahre 1910 mußten auf diese 
Weise 130 (XXI M zusammengebracht werden, 1911 werden es trotz 
größter Sparsamkeit etwa 63 (XX) -X sein. Da es aber unmöglich 
ist, auf die Spender immer wieder zurückzugreifen, so ist das Kura 
torium auf Erhöhung der laufenden Beiträge bedacht und hat auch 
um Erhöhung der für das Haus gemachten städtischen Aufwendung 
gebeten. Mil Rücksicht aus die Tatsache, daß nicht nur die wissen 
schastliche Tätigkeit der Anstalt für die Stadt wertvoll ist, sondern 
auch die Krankenhauseinrichtungen von Berlinerinnen nicht uncr 
heblich benutzt werden, haben ivir uns entschlossen, für 1912 10000 .« 
bereit zu stellen. 
18. F ü r d e n Zentral« u sschuß zur Fördern» g der 
Volks- und I u g e n d s p i e l c 500 , # (neu); 
Der Zentralausschuß zur Förderung der Volks- und Jugend- 
spiele in Deutschland ist seit 20 Jahren erfolgreich bemüht, durch 
Wort und Schrift in beratender und ausbauender Tätigkeit Volks 
und Jugendspielc und verwandte Leibesübungen in freier Lust, 
wie Wandern, Schwimmen, Rudern, Eis- und 'Schneesport, zu fördern. 
Unter Hinweis darauf, daß seine Arbeit in erster Linie der städti 
schen Bevölkerung zugute kommt und in Anerkennung dieses Umstandes 
zahlreiche deutsche Städte ihm Jahresbeiträge leisten, hat der Zentral 
ausschuß auch einen laufenden Beitrag der Stadl Berlin erbeten. 
Auf Empfehlung der Deputation für das städtische Turn und Bäoe 
wesen wollest wir einen Beitrag von 500 M gewähren, für den uns 
die Veröffentlichungendes Zcntralausschnsses kostenfrei geliefert werden 
sollen. 
19. Für den Zcntralvcrein für Schülerwande 
rungen §000 .M (bisher 1500 ,M) ; 
Der Zentralverein für Schülerwanderungen hat 1911 in 190 
Gruppen etwa 4000 Kinder aus den oberen Klassen der Geineinde- 
schulcn zu sechstägigen Wanderungen hinausgeschickt. Von den dafür 
erforderlichen 70000 M hatten die Kinder etwa 40 0M ,H in Wander 
sparkaffen zusammengebracht, etwa 7 0M M die Eltern gegeben, den 
Rest der Verein zugeschossen Es hatten weit mehr Kinder, als mit- 
genommen wurden, erhebliche Einlagen in die Wandersparkassen ge 
macht, der Verein war aber genötigt, sie zurückzuweisen, weil er wegen 
seiner trotz außergewöhnlicher Zuwendungen zu geringen Mittel die 
nötigen Reisezuschüsse für diese Kinder nicht mehr leisten konnte. Da 
die Erfolge der Wanderungen sich als überaus günstig für Körper und 
Geist der Kinder erwiesen haben, so hat es lebhaftes Bedauern hervor 
gerufen, daß nicht allen Kindern, deren Eltern durch die Hergäbe der 
Spargelder und Zusage von Beiträgeil ihr Interesse gezcigi hatten, 
die Teilnahme gestattet werden konnte. Auf Antrag des Vereins 
wollen wir durch Erhöhung des städtischen Beitrages auf 2 000 ,U 
zu seinen wachsenden Bedürfnissen beitragen. 
20. Für den deutschen Verein für Volkshygiene Mit 
gliedsbeiträge für die Kalenderjahre 1912 und 1913 
zusammen 60 M (neu). 
Der Deutsche Verein für Volkshygiene, der von hervorragenden 
Hygienikern, Aerzten und Volksfreunden geleitet wird, bezweckt die 
Verbreitung der Lehren der Hygiene und der Ergebnisse der hygienischen 
Forschung in allen Volkskreisen durch öffentliche Vorträge und Be 
sprechungen, Herausgabe allgemein verständlicher hygienischer Schriften 
sowie das Eintreten für Abstellung von Mißständen und für den Erlas
	        
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