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Druck von BB. & €>. Loewrnthal, vrrltn.
nicht aus dem Armenetat, sondern aus Stiftungsmitteln bezahlt.
Die Stadt Berlin könne sich aus allen vorangeführten Gründen gegen
das lawinenhafte Anwachsen des Armenkapitels nicht schützen, sie
könne nicht, wie viele andere, namentlich kleinere Orte, die Personen
abschieben, sobald sie sich nicht über ihre Unterhaltsmittel auszuweisen
imstande seien. Das einzige Mittel, den Zuzug Armer möglichst ab
zuhalten, sei die unnachsichtliche Heranziehung unterstützungspflich
tiger Verwandten, und in dieser Beziehung gehe die Verwaltung aufs
schärfste vor.
Der Etat selbst gelangte in beiden Lesungen sn bloo unver
ändert zur Annahme, seine Feststellung nach dem Entwürfe kann
erfolgen.
Kapitel V Abteilung 2 — Hospitäler — A.
Fried rich Wilhelmshospital für Männer und
Siechenan st alten in der Fröbelstraße, 6. Fried-
rrch-Wilhelmhospital für Frauen in der Pali-
sadenstraße, 6. Hospital in Buch, v. Gemein
same Einnahmen und Ausgaben der 3 Hospi
täler auf Verpflegungs- und Beerdigungs
kosten — für das Etatsjahr 1912.
Kapitel V Abteilung 3 — Waisenpflege so
wie Fürsorge für eingesegnete Waisenkinder
— für das Etatsjahr 1912.
Kapitel V Abteilung 4 — Fürsorgeerziehung
— für das Etatsjahr 1912.
Alle 3 'Etats wurden ohne Debatte sn bloo angenommen und
können nach den Entwürfen festgestellt werden.
Kapitel V Abteilung 5 — Arbeitshaus und
Hospital in Rummelsburg sowie Hospital in
Reinickendorf, Berliner Straße 28 — für das
Etatsjahr 1912.
Nach den Vorbemerkungen ist für den vorliegenden Etat eine
Kopfzahl von 2050 gegen 2200 im Vorjahre angenommen worden.
Aus die Anfrage, wie sich dieser Rückgang erkläre, antwortete der Herr
Magistratsvertreter, daß nach dem Verwaltungsberichte die Nach
frage nach Arbeitskräften in der Industrie eine stärkere sei und daß
der Grund außerdem in der Errichtung von Arbeiterkolonien zu
suchen sei, die viele von den Elementen aufsaugen, welche sonst die
Arbeitshäuser bevölkern würden.
Der Etat selbst fand in beiden Lesungen sn bloc unveränderte
Annahme; es wird empfohlen, ihn nach dem Entwürfe festzustellen.
Kapitel V Abteilung 6 — A. Städtisches Ob-
dach, B. Desinfektionsanstalt II, 0. Hilfs
station für geschlechtskranke Frauen, E. Nach-
laßv erwaltüng — für das Etatsjahr 1912.
Nach den Vorbemerkungen auf Seite 1 des Etats sind unter I
für das Familienobdach täglich 200 Köpfe für 1912 angenommen
worden, das sind 70 weniger gegen 1911. Der Rückgang ist nach
Aussage der Herren Magistratsvertreter zumeist darauf zurückzu
führen, daß in letzter Zeit mehr Mietsunterstützungen gegeben worden
seien.
Der Etat wurde ohne Debatte in beiden Lesungen sn bloe un
verändert angenommen; er kann nach dem Entwürfe festgestellt werden.
Kapitel VII Abteilung 1 — A. Polizeikosten
l'Ortspolizei), B. Feuerlöschwesen — für das
Etatsjahr 1912.
Abteilung B Ausgabe Extraordinarium Position 1 sind für den
Neubau einer Feuerwache in der Stockholmer Straße, welcher aus
472 000 M veranschlagt ist, 150 000 M als 2. Rate angesetzt. Die
1. Rate war im Etat 1911 mit ebenfalls 150 000 M> vorgesehen und
für das nächste Etatsjahr bleibt noch eine 3. Rate Rest mit 172 000
Mark. Es erregte Befremdung, wieso ein einfacher Feuerwachenüau
aus 3 Etatsjahre verteilt werden kann. Der Herr Stadtbaurat soll
dieserhalb in der 2. Lesung befragt werden. Im Anhangsetat für
die Verwaltung des Feuerlöschwesens sind im Titel 27 der Ausgabe
Extraordinarium Position v -b (Seite 906) für die Beschaffung
eines Benzinaktenwagens 5500 M, angesetzt. Es wurde angefragt,
weshalb der Magistrat nicht auch für seine Verwaltung Automobil
sahrzeuge zur Beförderung von Akten einrichte. Der Herr Ma
gistratsvertreter erklärte, daß das bisherige Pserdesystem sich glänzend
bewährt habe. Außerdem habe die Stadt den Vorteil, daß sie die
Wagen nicht halten und unterhalten brauche. Man habe endlich noch
keinen Fuhrherrn gefunden, der 18 Wagen a 8000 M> auf eigene
Rechnung beschaffe, unterhalte und zu den bisherigen Bedingungen
fahre.
Bei demselben Anhangsetat wurde angefragt, ob die Zeitungs
notiz auf Wahrheit beruhe, nach der Feuerwehrleute zwecks Aus-
Übung von Wachtdienst in das Manöverfeld beurlaubt worden seien
und >ver die Kosten hierfür getragen habe. Der Herr Magistrats
vertreter bejahte dies, mit dem Hinzufügen, daß die Kosten aus der
Kaiserlichen Schatulle gedeckt worden seien.
Der Etat gelangte in 1. Lesung unverändert zur Annahme, dir
zweite Lesung wurde ausgesetzt.
Kapitel VII Abteilung 2 — Gewerbegericht
und Kaufmannsgericht Zimmerstraße 90/91 —
für das Etatsjahr 1912.
Kapitel VII Abteilung 3 — Standesämter —
sü r das Etatsjahr 1912. '
Kapitel VII — A b t ei l u n g 4 — Ab s chn i t t A: Ver
mal t u n g des Ordonnanzhauses, Abschnitt B:
Sublevationskasse, Abschnitt C: Vorspänn-
verwaltung, Abschnitt 0: Sonstige Militär
zwecke — für das Etatsjahr 1912.
Beim Etat des Kaufmannsgerichts wurde über Mangel an
Schreibkräften, und beim Etat der Standesämter über die mangel
hafte Instandhaltung eines Standesamtszimmers Klage geführt. Im
übrigen wurden alle 3 Etats unverändert in beiden Lesungen sn blos
angenommen; der Etatsausschuß empfiehlt, sie nach den Entwürfen
festzustellen.
Kapitel VIII Abteilung 2 — A. Straßen rein i-
gung und Besprengung, 8. Abladewesen, 6. Be
dürfnisanstalten — für das Etatsjahr 1912.
Bei Ausgabe Ordinarium Titel 2 Position 2 sind für Ersatz von
Bekleidungsstücken für Fahrer, Handwerker, Vorarbeiter, Arbeiter
und Arbeitsburschen nur 37 000 M angesetzt gegen 61500 M des Vor
jahres, also 24 500 M, weniger. In den Erläuterungen hierzu ist
S zt, daß im Jahre 1912 für das Arbeitspersonal nicht zu be-
sen seien Regenpelerinen und Hosen aus mglischem Leder, wes
halb der geringere Ansatz für 1912 genügen werde.
Von einer Seite des Ausschusses wurde demgegenüber darauf
hingewiesen, daß nach Nr. 5 der Vorbemerkungen die oben be
zeichneten Bekleidungsgegenständc aber alle 12 Monate zu gewähren
seien. Als die Herren Magistratsvertreter erklärten, daß noch ge
nügend Bestände vorhanden seien, aus denen alle Bedürfnisse vollauf
befriedigt werden könnten, wies der Anfragende darauf hin, wie zu
einer billigen Balancierung des Etats nach und nach alle Reserven
herangezogen werden, was allerdings etatsrechtlich unantastbar sei.
Der Etat wurde unverändert in 1. Lesung angenommen, die
2. Lesung wurde noch ausgesetzt.
Kapitel VIII Abteilung 3 — Parkverwaltung
— für das Etatsjahr 1912.
Von einer Seite des Etatsausschusses wurde angeregt, ob es
nicht angängig sei, die Spielgelegenheiten zu vermehren. Nach dem
Treptower Park und der Wuhlheide möge man die Kinder auf
Dampfschiffen hinausführen. Hierauf wurde von Mitgliedern des
Etatsausschusses sowohl als auch von dem Herrn Magistratsvertreter
entgegnet, daß die Stadt Berlin in reichem Maße mit Spielplätzen
versehen sei, daß sie Ferienspielplätze unterhalte und alles aufwende,
allen nur denklichen Ansprüchen gerecht zu werden. Im Etat seien
hierfür reichliche Mittel vorgesehen. Alle gegenteiligen Behauptungen
außerhalb der Verwaltung stehender Personen seien Uebertreibungen
und Unwahrheiten.
Der Etat wurde in 1. Lesung unverändert angenommen, die
2. Lesung wurde einstweilen ausgesetzt.
Kapitel VIII Abteilung 4 — Gemeindefried
höfe — für das Etatsjahr 1912.
Von einem Mitglieds des Etatsausschusses wurde zu 3 der Vor
bemerkungen angeregt, bezüglich der Uebernahme der Grabpflege auf
städtischen Friedhöfen durch die Stadt gegen Zahlung einer Ab
findungssumme sich auf eine bestimmte Frist festzulegen. Der Herr
Magistratsvertreter erklärte, daß bereits so verfahren werde, wie
aus der Vorlage des Magistrats vom 6. Februar 1911 (Drucksache
Nr. 116) hervorgehe, in welcher die Unterhaltungsfrist auf höchstens
50 Jahre, falls der Friedhof nicht früher eingehe, bemessen sei. W-
änderungsanträge wurden nicht gestellt, der Etat wurde in beiden
Lesungen unverändert angenommen; der Versammlung wird
empfohlen, ihn nach dem Entwürfe festzustellen.
Hierauf wurde die heutige Sitzung vertagt und die nächste Sitzung
auf Montag, den 11. d. Mts., nachmittags 5V- Uhr pünktlich, ver
abredet.
Zum Berichterstatter wurde der Stadtverordnete Barth gewählt.
V. w. o.
, Michelet.
Berlin, den 9. März 1912.
Der Stadtverordnetenvorsteher
Michelet.