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Volume No. 23 (335-355), 2. April 1910

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1910 (Public Domain)

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5 Jahren zu erwarten stünde, von anderer Seite dagegen ausgeführt 
wurde, daß in Buch ein großes Milchkonsum schon vor Belegung der 
IV. Irrenanstalt durch das dort befindliche Hospital bestünde und 
somit die ordnungsmäßige baldige Unterbringung von Nutzvieh sehr 
erforderlich erschiene, wurde auch diese Position angenommen. 
Nunmehr wurde aus der Mitte des Ausschusses heraus der 
Antrag gestellt, 
die Position 8. Erweiterung des Sägewerks, Herstellung einer Holz 
trockenanlage und Aufstellung von Tischlereimaschinen 
ebenda 43 000 M 
und 9. Erweiterung und Ausbau der Schlachtanlage 
ebenda 53 000 M 
in der Beratung vorwegzunehmen, weil diese Positionen mit 
der Position 6. Neubau eines Gemeinschaftshauses für zirka 40 
unverheiratete Leute nebst Wohnung für den Haus- 
Vater und Stallungen usw. ebenda . 100000 Jt 
im engeren Zusammenhang stünden. Diesem Antrage stimmte der 
Ausschuß nach kürzerer Besprechung zu. 
Bei obiger Position 8 wurde von einer Seite bemerkt, daß es 
sehr bedenklich erscheine, unsere städtischen industrieellen Betriebe zu 
vergrößern. Abgesehen von der Befürchtung, daß wir in kürzerer 
oder längerer Zeit eine angemeffene rationelle Ausnutzung nicht durch 
führen könnten, erschiene doch auch ein Umstand höchst bemerkens 
wert, der zwar auch in der anfangs erwähnten Denkschrift nicht ge 
nügend berücksichtigt wäre, aber dennoch sehr stark Berücksichtigung 
erheische, nämlich der Leutemangel. Um diesem abzuhelfen, müsse 
man wieder zum Bau verhältnismäßig kostspieliger Familienwohn- 
Häuser schreiten und das wolle man doch gerade nach Möglichkeit 
vermeiden. 
Hierauf führte der Herr landwirtschaftliche Direktor aus, daß es 
immer Arbeiter gäbe, die eine Zeitlang in diesem oder jenem Betriebe 
erspart werden und dann zum gedachten Zweck z. B. in der Säge 
mühle beschäftigt werden könnten. Wenn auch schließlich von der 
Ausstellung von Tischlereimaschinen einstweilen abgesehen werden könne, 
so doch nicht von der Forderung hinsichtlich des Sägewerks. Wenn 
man die Hölzer nicht gleich in der richtigen Weise verwenden könne, 
so könne es leicht vorkommen, daß die Hölzer im Freien verdürben. 
Als von anderer Seite bezweifelt wurde, daß das für den Betrieb 
einer Sägemühle erforderliche Holz in der städtischen Forst sowie die 
für eine richtige Verwendung notwendige Wässerungsanlage erforderlich 
sei und im übrigen ein Sägewerk mit elektrischem Antrieb viel zu 
teuer werde, wurde von seiten des Magistrats erklärt, daß sowohl 
genügend Holz als auch eine WäfserungSanlage, nämlich der Gorinsee 
vorhanden sei. Elektrische Kraft werde zum Betriebe zwar im 
städtischen Interesse auch Buch entnommen, aber nur ungern, weil 
der Betrieb der Sägemühle in gewisser Beziehung davon abgängig 
gemacht werde. 
Nach kurzer weiterer Debatte wurde der Antrag gestellt, den 
Zusatz „und Aufstellung von Tischlermaichinea ebenda" bei Position 8 
zu streichen, im übrigen aber dieser Position zuzustimmen. 
Die hierauf vorgenommene Abstimmung ergab die Ablehnung 
dieses Antrages. 
Sodann wurde der Antrag gestellt, die ganze Position 8 zu streichen. 
Hierfür entschied sich der Ausschuß bei Stimmengleichheit, wobei 
die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag gab. 
G. w. o. 
Iden. Deutsch. 
Zu 34L. 
V. 
Berlin, ven 29. März 1910. 
Anwesend: 
Stadtverordneter Iden als Vorsitzender, 
- Deutsch, 
- Goeroldt, 
- Gronewaldt, 
Hintze, 
- Lentz, 
- Modler, 
- vr. Rosenfeld, 
- Spendig, 
- Werner. 
Seitens des Magistrats: 
Stadtrat Wagner, 
- Alberti, 
- vr. Wien,er, 
Landwirtschaftlicher Direktor Schröder, 
Abteilungsarchitekt Arnous. 
Nicht anwesend: 
Stadtverordneter Borgmann, entschuldigt, 
- I)r. Gelpcke, 
Liebermann, j 
Salinger, J 
Wenzels. 
entschuldigt, 
Nach Eröffnung der heutigen-sSitzung gelangte zunächst das 
Protokoll der letzten Ausschußsitzung zur Verlesung. 
Es wurde sodann in die Weiterberatung der Vorlage eingetreten 
und mit der Position 9, welche lautet: 
9. Erweiterung und Ausbau der Schlachtanlage 
ebenda 58 000 M r 
begonnen. 
Hierzu wurde im Ausschüße bemerkt, daß es ratsam erscheine, 
diese Position zu streichen. Wie selbst in der Denkschrift ausgeführt 
sei, hat die Stadt in ihrem Vieh- und Schlachthof die denkbar besten 
Einrichtungen für die Schlachtung. Wozu also etwas Neues einrichten, 
was in vielen Punkten besonders hinsichtlich der Kontrolle der Fleisch 
verarbeitung den mustergültigen Einrichtungen des Schlachthofes doch 
höchstwahrscheinlich nachstehen würde. 
Einer der Herren Magistratsvertreter bemerkte hierauf, daß ein 
Hauptzweck der Neuanlage auch der sei, den städtischen Anstalten 
sauber und sorgfältig hergestellte Wurstwaren zu liefern. Dieser 
Zweck habe auch den Etatsausschuß veranlaßt, einstimmig die Position 
anzunehmen. 
Bei Lieferungen durch Privatschlächter fei man keineswegs über 
die Art des verarbeiteten Fleisches so sicher, als wie man es hier 
sein könne. Diesem wurde von niehreren Seiten im Ausschüsse 
zugestimmt und bemerkt, daß, wenn man den Schlacht- und Viehhof 
benutzen wolle, doch unnötige und ziemlich hohe Transportkosten 
zahlen müsse. Außerdem sei der Ausbau auch schon deshalb 
nötig, weil man das Fleisch minderer Güte entsprechend verwerten 
könne, was jetzt nicht ausreichend geschehen könne. 
Besonders dieser letzten Ausführung stimmte der Herr 
landwirtschaftliche Direktor zu. Jetzt sei man vielfach ge 
zwungen, das mindere Fleisch zu sehr billigem Preise zu 
verkaufen, fast zu verschleudern. Auch er hielt es für recht unrationell, 
die viel teurere Schlachtung im Schlacht- und Viehhof vornehmen 
und dann das Fleisch zurücklransportieren zu lassen. Auch hinsichtlich 
einer kritischen Untersuchung und Kontrolle des Fleisches beständen 
keine Bedenken, denn der in Buch ansässige Tierarzt sei gleichzeitig 
der Fleischbeschauer. Dieser stände völlig nnabhängig von der 
städtischen Verwaltung da und prüfe — soweit er, der Güterdirektor, 
es beurteilen könne — alles genau und gewissenhaft. 
Als dann von einer Seite des Ausschusies noch bemerkt worden 
war, daß man, wenn man die Position 9 bewillige, dies nur unter 
dem Vorbehalte tun könne, daß es später nicht heiße, „Ihr müßt 
nun auch weiter bewilligen", erklärte hierauf der Herr landwirtschaft 
liche Direktor, daß, wenn die Anlagen wirklich später einmal nicht 
den Zwecken dienen sollten, zu denen sie errichtet sind, sie bequem in 
anderer Weise Verwendung finden könnten, z. B. als Obstkühlanlagc. 
Man könne im übrigen feststellen, daß gerade dieser Bau zu 
einem gewifleu Abschluß gelangt sei, d. h. im Falle der Bewilligung 
der Position 9. Allerdings seien die Anlagen natürlich erweiterungs 
fähig. Nachdem noch hinsichtlich der Buchführung von einem Mit- 
gliede gewünscht worden war, die „doppelte Buchführung" auch für 
die einzelnen Güter einzuführen und von einem anderen Mitglied 
angeregt worden war, nicht nur für eine einwandsfreie ärztliche 
Untersuchung des geschlachteten Viehs, sondern für eine ebensolche der 
die Schlachtung und die Fleischverwertung vornehmenden Personen 
zu sorgen, wurde zur Abstimmung geschritten. Diese ergab die An 
nahme der Position 9. 
Man schritt nunmehr zur Beratung der 
Pos. 6. Neubau eines Gemeinschaftshauses für zirka 
40 unverheiratete Leute nebst Wohnung für 
den Hausvater und Stallungen usw. ebenda 100 00<H 
Hierzu führte der landwirtschaftliche Direktor auf Anregung eines 
Ausschußmitgliedes aus, daß der Bedarf an unverheirateten Leuten im 
Verhältnis der fortschreitenden Aptierung auf den Gütern steige, besonders 
die Zahl der. Pferdeknechte als auch die der Rieselwärter. Nach der 
augenblicklichen Lage der Dinge sei man aber nicht imstande, auch 
nur einem der in den Etat eingesetzten 30 Rieselwärter eine Wohnung 
zu geben. Da die Erfahrung gelehrt hat, daß nur die seßhaften 
Leute die besten und zuverlässigsten Arbeitskräfte wären, so läge es 
in dringendem städtischen Interesse, diesen Leuten Wohnung zu geben 
und den beantragten Bau aufzuführen. Letzterer wäre übrigens so 
angelegt, daß man ihn mit geringen Mitteln zu einem Hause mit 
größeren Zimmern und zu eventuell anderen Zwecken umbauen könne. 
Ein Ausschußmitglied erklärte darauf, daß der Bau, der die 
hohe Summe von 100000 M beanspruche, für 40 unverheiratete Leute 
doch etwas sehr teuer erscheine. Da nach seiner Ansicht an dem 
Projekt noch manches vereinfacht werden könne, was die Bausumme 
erheblich niedriger stellen würde, so beantrage er, die Vorlage an den 
Magistrat mit dem Ersuchen zurück zu überweisen, das Bauprojekt 
einfacher zu gestalten. 
Von mehreren Seiten wurde im Ausschuß diesem Antrage zu- 
gestimmt. Als aber von seilen des Magistrats darauf hingewiesen 
worden war, daß in dem Gebäude auch noch andere notwendige 
Räume, die für die Restaurierung und Erholung der Bewohner be- 
stimmt seien, vorgesehen wären, daß auch erforderlichenfalls mehr als 
40 Personen im Gebäude untergebracht werden könnten, wurde von
	        
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