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5 Jahren zu erwarten stünde, von anderer Seite dagegen ausgeführt
wurde, daß in Buch ein großes Milchkonsum schon vor Belegung der
IV. Irrenanstalt durch das dort befindliche Hospital bestünde und
somit die ordnungsmäßige baldige Unterbringung von Nutzvieh sehr
erforderlich erschiene, wurde auch diese Position angenommen.
Nunmehr wurde aus der Mitte des Ausschusses heraus der
Antrag gestellt,
die Position 8. Erweiterung des Sägewerks, Herstellung einer Holz
trockenanlage und Aufstellung von Tischlereimaschinen
ebenda 43 000 M
und 9. Erweiterung und Ausbau der Schlachtanlage
ebenda 53 000 M
in der Beratung vorwegzunehmen, weil diese Positionen mit
der Position 6. Neubau eines Gemeinschaftshauses für zirka 40
unverheiratete Leute nebst Wohnung für den Haus-
Vater und Stallungen usw. ebenda . 100000 Jt
im engeren Zusammenhang stünden. Diesem Antrage stimmte der
Ausschuß nach kürzerer Besprechung zu.
Bei obiger Position 8 wurde von einer Seite bemerkt, daß es
sehr bedenklich erscheine, unsere städtischen industrieellen Betriebe zu
vergrößern. Abgesehen von der Befürchtung, daß wir in kürzerer
oder längerer Zeit eine angemeffene rationelle Ausnutzung nicht durch
führen könnten, erschiene doch auch ein Umstand höchst bemerkens
wert, der zwar auch in der anfangs erwähnten Denkschrift nicht ge
nügend berücksichtigt wäre, aber dennoch sehr stark Berücksichtigung
erheische, nämlich der Leutemangel. Um diesem abzuhelfen, müsse
man wieder zum Bau verhältnismäßig kostspieliger Familienwohn-
Häuser schreiten und das wolle man doch gerade nach Möglichkeit
vermeiden.
Hierauf führte der Herr landwirtschaftliche Direktor aus, daß es
immer Arbeiter gäbe, die eine Zeitlang in diesem oder jenem Betriebe
erspart werden und dann zum gedachten Zweck z. B. in der Säge
mühle beschäftigt werden könnten. Wenn auch schließlich von der
Ausstellung von Tischlereimaschinen einstweilen abgesehen werden könne,
so doch nicht von der Forderung hinsichtlich des Sägewerks. Wenn
man die Hölzer nicht gleich in der richtigen Weise verwenden könne,
so könne es leicht vorkommen, daß die Hölzer im Freien verdürben.
Als von anderer Seite bezweifelt wurde, daß das für den Betrieb
einer Sägemühle erforderliche Holz in der städtischen Forst sowie die
für eine richtige Verwendung notwendige Wässerungsanlage erforderlich
sei und im übrigen ein Sägewerk mit elektrischem Antrieb viel zu
teuer werde, wurde von seiten des Magistrats erklärt, daß sowohl
genügend Holz als auch eine WäfserungSanlage, nämlich der Gorinsee
vorhanden sei. Elektrische Kraft werde zum Betriebe zwar im
städtischen Interesse auch Buch entnommen, aber nur ungern, weil
der Betrieb der Sägemühle in gewisser Beziehung davon abgängig
gemacht werde.
Nach kurzer weiterer Debatte wurde der Antrag gestellt, den
Zusatz „und Aufstellung von Tischlermaichinea ebenda" bei Position 8
zu streichen, im übrigen aber dieser Position zuzustimmen.
Die hierauf vorgenommene Abstimmung ergab die Ablehnung
dieses Antrages.
Sodann wurde der Antrag gestellt, die ganze Position 8 zu streichen.
Hierfür entschied sich der Ausschuß bei Stimmengleichheit, wobei
die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag gab.
G. w. o.
Iden. Deutsch.
Zu 34L.
V.
Berlin, ven 29. März 1910.
Anwesend:
Stadtverordneter Iden als Vorsitzender,
- Deutsch,
- Goeroldt,
- Gronewaldt,
Hintze,
- Lentz,
- Modler,
- vr. Rosenfeld,
- Spendig,
- Werner.
Seitens des Magistrats:
Stadtrat Wagner,
- Alberti,
- vr. Wien,er,
Landwirtschaftlicher Direktor Schröder,
Abteilungsarchitekt Arnous.
Nicht anwesend:
Stadtverordneter Borgmann, entschuldigt,
- I)r. Gelpcke,
Liebermann, j
Salinger, J
Wenzels.
entschuldigt,
Nach Eröffnung der heutigen-sSitzung gelangte zunächst das
Protokoll der letzten Ausschußsitzung zur Verlesung.
Es wurde sodann in die Weiterberatung der Vorlage eingetreten
und mit der Position 9, welche lautet:
9. Erweiterung und Ausbau der Schlachtanlage
ebenda 58 000 M r
begonnen.
Hierzu wurde im Ausschüße bemerkt, daß es ratsam erscheine,
diese Position zu streichen. Wie selbst in der Denkschrift ausgeführt
sei, hat die Stadt in ihrem Vieh- und Schlachthof die denkbar besten
Einrichtungen für die Schlachtung. Wozu also etwas Neues einrichten,
was in vielen Punkten besonders hinsichtlich der Kontrolle der Fleisch
verarbeitung den mustergültigen Einrichtungen des Schlachthofes doch
höchstwahrscheinlich nachstehen würde.
Einer der Herren Magistratsvertreter bemerkte hierauf, daß ein
Hauptzweck der Neuanlage auch der sei, den städtischen Anstalten
sauber und sorgfältig hergestellte Wurstwaren zu liefern. Dieser
Zweck habe auch den Etatsausschuß veranlaßt, einstimmig die Position
anzunehmen.
Bei Lieferungen durch Privatschlächter fei man keineswegs über
die Art des verarbeiteten Fleisches so sicher, als wie man es hier
sein könne. Diesem wurde von niehreren Seiten im Ausschüsse
zugestimmt und bemerkt, daß, wenn man den Schlacht- und Viehhof
benutzen wolle, doch unnötige und ziemlich hohe Transportkosten
zahlen müsse. Außerdem sei der Ausbau auch schon deshalb
nötig, weil man das Fleisch minderer Güte entsprechend verwerten
könne, was jetzt nicht ausreichend geschehen könne.
Besonders dieser letzten Ausführung stimmte der Herr
landwirtschaftliche Direktor zu. Jetzt sei man vielfach ge
zwungen, das mindere Fleisch zu sehr billigem Preise zu
verkaufen, fast zu verschleudern. Auch er hielt es für recht unrationell,
die viel teurere Schlachtung im Schlacht- und Viehhof vornehmen
und dann das Fleisch zurücklransportieren zu lassen. Auch hinsichtlich
einer kritischen Untersuchung und Kontrolle des Fleisches beständen
keine Bedenken, denn der in Buch ansässige Tierarzt sei gleichzeitig
der Fleischbeschauer. Dieser stände völlig nnabhängig von der
städtischen Verwaltung da und prüfe — soweit er, der Güterdirektor,
es beurteilen könne — alles genau und gewissenhaft.
Als dann von einer Seite des Ausschusies noch bemerkt worden
war, daß man, wenn man die Position 9 bewillige, dies nur unter
dem Vorbehalte tun könne, daß es später nicht heiße, „Ihr müßt
nun auch weiter bewilligen", erklärte hierauf der Herr landwirtschaft
liche Direktor, daß, wenn die Anlagen wirklich später einmal nicht
den Zwecken dienen sollten, zu denen sie errichtet sind, sie bequem in
anderer Weise Verwendung finden könnten, z. B. als Obstkühlanlagc.
Man könne im übrigen feststellen, daß gerade dieser Bau zu
einem gewifleu Abschluß gelangt sei, d. h. im Falle der Bewilligung
der Position 9. Allerdings seien die Anlagen natürlich erweiterungs
fähig. Nachdem noch hinsichtlich der Buchführung von einem Mit-
gliede gewünscht worden war, die „doppelte Buchführung" auch für
die einzelnen Güter einzuführen und von einem anderen Mitglied
angeregt worden war, nicht nur für eine einwandsfreie ärztliche
Untersuchung des geschlachteten Viehs, sondern für eine ebensolche der
die Schlachtung und die Fleischverwertung vornehmenden Personen
zu sorgen, wurde zur Abstimmung geschritten. Diese ergab die An
nahme der Position 9.
Man schritt nunmehr zur Beratung der
Pos. 6. Neubau eines Gemeinschaftshauses für zirka
40 unverheiratete Leute nebst Wohnung für
den Hausvater und Stallungen usw. ebenda 100 00<H
Hierzu führte der landwirtschaftliche Direktor auf Anregung eines
Ausschußmitgliedes aus, daß der Bedarf an unverheirateten Leuten im
Verhältnis der fortschreitenden Aptierung auf den Gütern steige, besonders
die Zahl der. Pferdeknechte als auch die der Rieselwärter. Nach der
augenblicklichen Lage der Dinge sei man aber nicht imstande, auch
nur einem der in den Etat eingesetzten 30 Rieselwärter eine Wohnung
zu geben. Da die Erfahrung gelehrt hat, daß nur die seßhaften
Leute die besten und zuverlässigsten Arbeitskräfte wären, so läge es
in dringendem städtischen Interesse, diesen Leuten Wohnung zu geben
und den beantragten Bau aufzuführen. Letzterer wäre übrigens so
angelegt, daß man ihn mit geringen Mitteln zu einem Hause mit
größeren Zimmern und zu eventuell anderen Zwecken umbauen könne.
Ein Ausschußmitglied erklärte darauf, daß der Bau, der die
hohe Summe von 100000 M beanspruche, für 40 unverheiratete Leute
doch etwas sehr teuer erscheine. Da nach seiner Ansicht an dem
Projekt noch manches vereinfacht werden könne, was die Bausumme
erheblich niedriger stellen würde, so beantrage er, die Vorlage an den
Magistrat mit dem Ersuchen zurück zu überweisen, das Bauprojekt
einfacher zu gestalten.
Von mehreren Seiten wurde im Ausschuß diesem Antrage zu-
gestimmt. Als aber von seilen des Magistrats darauf hingewiesen
worden war, daß in dem Gebäude auch noch andere notwendige
Räume, die für die Restaurierung und Erholung der Bewohner be-
stimmt seien, vorgesehen wären, daß auch erforderlichenfalls mehr als
40 Personen im Gebäude untergebracht werden könnten, wurde von