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Zu 114.
Erläuterungsbericht,
betreffend den Erweiterungsbau und bauliche Veränderungen auf dem
Grundstücke der Volksbadeanstalt Turmstraße 85 a.
Zu dem in 3 Blättern — 1 bis 3 — dargestellten Erweiterungs-
bau nebst baulichen Veränderungen und zugehörigem Kostenüberschlag
ist folgendes zu bemerken:
A. Erweiterungsbau,
Dieser soll auf dem westlich belegenen und der Stadtgemeinde
gehörigen Gelände an der projektierten Straße 13 ä errichtet werden.
Er ist mit Ausnahme der Räume zur Unterbringung der Heizungs-
und Lüftungsanlagen, sowie des Treppenhauses und der Rohrkanäle,
kellerlos und mit 3 Geschossen — Erdgeschoß, I. und II. Geschoß —
um einen mit einer Durchfahrt versehenen Hof herumgeführt worden.
Die Höhenlagen der Fußböden sind so gewählt, daß sie mit der
Höhenlage des Zwischenpodestes der Treppe im vorhandenen Gebäude
zusammenfallen. Während von der Durchfahrt und von der Treppe
westlich in der alten Anstalt der Verkehr zu den Baderäumen statt-
finden soll, vermittelt die neue Treppe am südlichen Ende des Neu
baues den Verkehr zu den Kellerräumen und zu den im I. und II.
Geschoß belegenen Wohnungen des Maschinenmeisters und Verwalters.
Von beiden Treppenhäusern gelangt man zu den Bodenräumen.
In den Geschossen sind angeordnet:
Erdgeschoß:
2 Wärterzimmer.
1 Vor- bezw. Warteraum,
41 Brausezellen,
1 Bedürfnisanstalt und die nötigen Korridore.
I. Geschoß:
1 Wohnung für den Maschinenmeister,
17 Wannenzellen,
1 Wärterraum und die Korridore.
II. Geschoß:
1 Wohnung für den Verwalter,
13 Wannenzellen,
1 Wärterraum und die Korridore.
Hiernach ergeben sich:
Im Neubau:
41 Brausezcllen und 30 Wannenzellen.
Im alten Bau sind nach dem Umbau vorhanden:
Keller
6 Brausen (jetzige Maschinenmeisterwohnung)
Erdgeschoß:
12 Brausen, 12 Wannenzellen.
I. Stock.
35 Wannenzellen,
zusammen 59 Brausezellen und 77 Wannenzellen.
In der alten Anstalt sind gegenwärtig vorhanden:
29 Brausezellen und 55 Wannenzellen, so daß durch den Er-
weiterungs- und Umbau 30 Brausezellen und 22 Wannenzellen ge
wonnen werden.
Der Kostenüberschlag ohne Leitungen und Einrichtungen für den
Neubau schließt ab mit 160000 M.
B. Bauliche Veränderungen.
Die baulichen Veränderungen umfassen:
1. Abbruch der Werkstatt und der Enteisenungsanlage.
2. Teilweiser Abbruch der Umwährungen an der Turmstraße und
am Kohlenhofe.
3. Erweiterung des Kohlenkellers und Kohlenhofes unter Hinzu
nahme eines vom Grundstücke der 113./128. Gemeindeschule zu
erwerbenden Geländestückes von etwa 55 gm Größe.
4. Umwandlung der Räume unter der jetzigen Werkstatt und der
Enteisenungsanlage zu einem unterirdischen Reinwasserbehälter
und zum Raum für Speisepumpen, sowie im Anschlüsse hieran
noch eine Erweiterung des Reinwasserbchälters von etwa 78 gm
Größe unter vorbenanntem Schulgrundstück.
5. Abbruch der Frauenbrausezellen an der Ostseite im Keller und
Herrichtung des Gesamtraumes daselbst unter Hinzunahme des
Wärterinnenzimmers und der beiden Klosetts zur Erweiterung
des Pumpenraumes und zur neuen Enteisenungsanlage.
Ferner Abbruch der Männerbrausezellen und Einrichtung
einer Werkstatt, eines Raumes für Akkumulatoren und eines
Maschinenraumes.
6. Abbruch der 8 Stück Frauenwannenzellen an der Ostseite im
Erdgeschosse und an deren Stelle Einrichtung von 12 Stück aus
dem Keller hierher zu verlegender Brausezellen.
7. Herstellen von 6 Stück neuen Brausezellen in der jetzigen
Maschinenmeisterwohnung und Schaffung von Zugängen da
selbst. Fundierung der Enteisenungsanlage. Aenderung im
alten vorderen westlich belegenen Treppenhause.
8. Herstellen der Fahrbahn zum Kohlenhofe, Beseitigen der Frei
treppe und Umwandlung des Eingangs östlich auf dem Hofe
Erweiterung der Wäscherei, Verlegung von Gas-, Waffe» und
Kanalisationsanlagen nebst Rohrleitungen dazu.
Der Kostenüberschlag, worin die zu verändernden Badeein-
richtungen und Abbruch der Filter nicht enthalten sind, schließt
ab mit 56 000 JC.
0. Innere Einrichtungen
als: Dampskesselanlagen, Wasserversorgung und Badeeinrichtungen.
Die vorhandene Dampfkcffelanlage wird mit Dampfüberhitzern
und einer Saugzuganlage ausgerüstet, sodaß ihre hierdurch gesteigerte
Verdampfungsfähigkeit den späteren Mehrbedarf hinsichtlich der Wasser
förderung, Warmwasserbereitung und Heizung zu decken imstande ist.
Zur Vergrößerung der Wasserversorgung kommt eine 3. Förder
pumpe zur Aufstellung. Die vorhandene, aus 4 Filterbehältern be
stehende Enteisenungsanlage wird um die gleiche Anzahl von Filtern
vermehrt.
Für die Aufstellung der Filter, Förderpumpen sowie der beiden
Kesselspeisepumpen müffen außer dem bisherigen Pumpenraume und
den jetzigen Frauenbrausezellen noch die sich hier anschließenden
Räume für Wärterin und Aborte hinzugenommen werden. Ferner
ist der Pumpenraum durch Herausbrechen der Wände A und B zu
vergrößern.
Der Filterraum ist um etwa 2 m auf 30,eo m zu vertiefen,
während der Pumpenraum auf das Niveau des Kesselraumes 32.2» w
zu bringen ist.
Zur Schaffung des künfttgen größeren Wasserbedarfs ist ein neuer
fünfter Rohrbrunnen auf dem Schulhofe vorzusehen.
Die beiden im kleinen Tiergarten vorhandenen Brunnen müssen
zur Erzielung einer größeren Ergiebigkeit tiefer gebohrt werden.
Außerdem ist zur Aufspeicherung von Wasser ein unterirdisches
Reinwasserbassin an Stelle des jetzigen Filterraumes und zum Teile
auf dem Schulhofe liegend projektiert worden, damit die Rohrbrunnen
bezw. die Rohrwasserbrunnen möglichst gleichmäßig beansprucht werden
und etwa stetig auch im Höchstbedarf genügende Mengen enteisenten
Wassers zur Verfügung stehen.
Die Bereitung des warmen Wassers für den Erweiterungsbau
sowohl, wie für die alte Anstalt soll durch 2 Gegenstromapparate für
Hochdruckdampf und einen für Abdampf bewirkt werden. Die beiden
vorhandenen Warmwafserkeffel bleiben zur Reserve bezw. Ergänzung
bestehen.
Die Badeeinrichtungen für die Wannen- und Brausezellcn im
Erweiterungsbau, bestehend aus gußeisernen emaillierten Badewannen,
Brausen, Mischapparaten k. sind entsprechend denjenigen in der
neuen Volksbadeanstalt in der Gerichtstraße angenommen worden.
Die Wannen und Brausebäder entwäffern sich in den einzelnen
Stockwerken nach den längs den Außenwänden anzulegenden, ge
mauerten, mit Geruchverschlüssen auszustattenden offenen Fußboden-
rinnen.
Alle Be- und Entwässerungsarbeiten, soweit sie im Innern des
Gebäudes auszuführen sind, sowie die Enlwäsierungsarbeiten des
neuen Hofraumes zwischen der alten Anstalt und dem Neubaue sind
veranschlagt worden.
Die Heizung des Erweiterungsbaues erfolgt durch Niederdruck
dampfheizung mittels Radiatoren.
f ür die Belüstungsanlage sind im Keller eine Lustfilterkammer
Lustvorwärmekammern nebst Elektroventilator angeordnet. Die
Abluft wird durch Sammelkanäle auf dem Dachboden, in welche die
aufsteigenden Abluftkanäle aus den einzelnen Badeabteilungen
münden, ebenfalls mittels Ventilatoren durch Luftschächte über Dach
geführt.
Die Kosten der Veränderungsarbeiten an der Dampfkesselanlage,
für die Wasserversorgungs- und Warmwasserbereitungsanlage, Bade-
und Klosetteinrichtungen, Beleuchtung, Be- und Entwässerungsanlage,
sowie für die Heizungs- und Lüftungsanlage stellen sich gemäß an-
liegendem Anschlage auf 103000 M.
D. Insgemein.
Für Anschluß an die Kanalisation, Wasserleitung, Gasleitung
und an das Kabelnetz der Berliner Elektrizitätswerke, sowie für Bau
zäune, Pflasterregulierungen, Bauleitung und Bauabschlußarbeiten
sind noch 30000./#: erforderlich.
Die Gesamtkosten betragen 348 000 M.
Im Kellergeschosse des alten Bauteils (Männerbrausen) ist die
Situation einer eventuell später auszuführenden elektrischen Lichtanlage
einskizziert worden.
Berlin, den 4. August 1908.
Der Stadtbauinspektor
gez. Broniatowski.
Gelesen.
Berlin, den 10. August 1909.
Der Stadtbaurat. Der Magistratsbaurat.
gez. Ludwig Hoffmann. gez. Broniatowski,
Stadtbauinspeklor.
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