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II». Vorlage (J.-Nr. 294 V. B. 1(10) — zur Beschlußfassung —.
betreffend die Bereitstellung von 500 Jt zu Medaillen
für hervorragende Leistungen auf der Fachausstellung
für das gesamte deutsche Fleischergewerbe im April und
Mai IfflO.
In der Zeit vom 23. April bis 17. Mai 1910 veranstaltet die
Freie Schlächterinnnng zu Charlotienburg mit Unterstützung des Deut
schen Fleischerverbandes in den Ausstellungshallen am Zoologischen
Garten zu Berlin eine Fachausstellung für das gesamte deutsche
Fleischergewerbe. Die Ausstellung schließt an die vom Klub der
Landwirte in Berlin pom 17. bis 21. April 1910 veranstaltete
36. Mastviehausstellung an, und es ist Vorsorge getroffen, daß die
besten Tiere dieser Ausstellung ausgeschlachtet, zerlegt und für den
Verbrauch vorbereitet aus der Fachausstellung der Innung gezeigt
werden. Es soll auf diese Weise die Wichtigkeit des Zusammen-
arbeitens der Landwirtschaft und des Schlächtergewerbes im Interesse
der Volksernährung dargetan werden.
Neben frischem Fleische kommen Wurstwaren und Konserven,
die im Schlächtergewerbe erforderlichen Hilfsmittel und Vorrichtungen,
Geräte, Maschinen, ferner Schlachthanseinrichtungen, Kühlanlagen und
andere mit der Fleischerei im Zusammenhange stehende Dinge zur
Ausstellung.
Die Ausstellungsleitung hat gebeten, die Veranstaltung durch
Stiftung einer Anzahl städtischer Medaillen für hervorragende
Leistungen zu unterstützen. Wir möchten der Bitte entsprechen und
ersuchen zu beschließen:
Die Versammlung ist damit einverstanden, daß zur Prämiierung
hervorragender Leistungen auf der Fachausstellung für das ge
samte deutsche Fleischergewerbe sm April und Mai 1910 eine
Anzahl städtischer Medaillen gestiftet und zu diesem Zwecke 500 Jt
bei Spczialverwaltnng 49, Extraordinarium, Position 1, bereit ge
stellt werden.
Berlin, den 12. Februar 1910.
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt.
K i r s ch n e r.
114. Vorlage (J.-Nr. 308 T. u. B. 11/09) — zur Beschlußfassung —»
betreffend Erweiterung der städtischen Volksbadeanstalt
Turmftraße bi.'»».
Die im November 1892 in Benutzung genommene erste städtische
Volksbadeanstalt Turmstraße 86a hat nach der beigefügten zahlen
mäßigen Uebersicht einen sich von Jahr zu Jahr steigernden Verkehr
aufzuweisen, welcher nur im letzten Jahre infolge des ungewöhnlich
langen und schneereichen Winters etwas zurückgegangen ist.
Während die Bewältigung des Schwimmbadverkehrs, welcher nach
der vergleichenden Darstellung gegenüber demjenigen in den anderen
Volksbadeanstalten absolut und relativ geringer ist, Schwierigkeiten
nicht verursacht hat, sind die vorhandenen Einrichtungen für die Be-
reitung der beanspruchten Wannen- und Brausebäder nicht mehr
zureichend.
Dieser Mißstand macht sich namentlich in der aus nur 28 Zellen
bestehenden Brausebadanlage, und zwar 17 Zellen für Männer und
11 für Frauen, bemerkbar: in der Frauenabteilung sind einige Bade
zellen durch die nachträglich vorgebaute Enteisenungsanlage ohne
Tageslicht.
In den Zeiten regen Verkehrs, welcher sich naturgemäß Haupt-
sächlich in den Abendstunden und an den Sonntagen abwickelt,
müßen die Badegäste stundenlang auf Abfertigung warten.
Ein Warteraum ist für diese im Kellergeschoß belegenen Ab
teilungen nicht vorhanden, so daß sich die Wartenden in dem Gange
vor den Zellen oder in einem anstoßenden fensterlosen Raume von
zirka 10 gm Größe, welcher von Dampfrohrleitungen durchzogen ist,
aufhalten müssen.
Bei dieser Sachlage wird vielen Besuchern das Baden verleidet,
sic lassen sich das Eintrittsgeld zurückgeben und meiden die Anstalt.
Die neben dem Brausebade bclegene Maschinenmeisterwohnung
war ursprünglich für einen Wärter oder Heizer gedacht, sie besteht
aus 2 Stuben und Küche ohne Nebengelaß und hat unter den Ein--
Wirkungen der Feuchtigkeit aus der Brauseabteilung trotz aller Abwehrr
maßnahmen zu leiden, sie kann von dem jetzigen Inhaber nicht länger
bewohnt werden. (Vergl. Bemerkungen auf Seite 5 des Etats de
Badeanstalten für 1910.)
Die vorhandene Enteisenungsanlage genügt den Anforderungen
nicht mehr, ihre Leistungsfähigkeit beträgt 50 obm stündlich, während
der Wasserbedarf schon bis auf das Doppelte gestiegen ist, was einen
unverhältnismäßig starken Eisenniederschlag in den Wannen und in
den Rohrleitungen zur Folge hat
Die Warmwasserbereitungsanlage ist unzureichend, sodaß häufig
Mangel an warmem Waffer und eine Stockung in der Abwicklung
des Verkehrs eintritt.
Die für die Erwärmung des Wassers und Beheizung der Räume
erforderlichen Brennstoffe müffen über den anstoßenden Hof der
113./128. Gemeindeschule angefahren werden. Infolge der Einrichtung
einer eigenen Wasierförderungsanlage nud der gesteigerten Inanspruch
nahme der Anstalt hat der Kohlenverbrauch derart zugenommen, daß
infolge häufiger Befahrung des Schulhofes, welche sich auch während
der Schulzeit nicht immer vermeiden läßt, berechtigte Klagen der
Schulverwaltung im Interesse der Sicherheit der den Hof benutzenden
Schulkinder laut geworden sind.
Wir haben deshalb auf den Antrag der Deputation für das
städtische Tum- und Badewesen beschlossen, für die Kohlenbeförderung
einen Zufahrtsweg auf dem Grundstück der Badeanstalt an der Grenze
des Schulhofes herzustellen.
Hierzu muß die auf dem Geländestreifen befindliche Enteisenungs-
anlage und die Reparaturwerkstatt entfernt werden, welche in das
Anstaltsgebäude verlegt werden sollen.
Als Ersatz für die durch diese Maßnahme beanspruchten Räume
im jetzigen Brausebade und zur Befriedigung des dringenden Be-
dürfniffes nach Vermehrung der Wannen- und Brausebäder und nach
Vergrößerung der technischen Anlagen wollen wir ans dem zwischen
der Badeanstalt und der projektierten Straße 13» belegenen unbebauten
städtischen Grundstücke von zirka 635 gm Flächeninhalt, welches bei
Erbauung der Anstalt vom Fiskus erworben ist, einen Anbau errichten.
Nach dem von der Bauverwaltung ausgearbeiteten Vorentwurfe,
dem wir mit der Maßgabe beigetreten sind, daß bei dem Entwürfe
und Zeichnung des Hauptprojekts die Faffade des Ergänzungsbaus
sich dem Stil des alten Gebäudes harmonischer und passender an
schließt, würde der Anbau enthalten:
1. Im Erdgeschoß: 2 Wärterzimmer, 1 Warteraum, 41 Brause
zellen. 1 Bedürfnisanstalt und die nötigen Korridore.
2. Im I. Geschoß: 1 Wohnung für den Maschinenmeister,
17 Wannenzellen, 1 Warteraum und die Korridore.
3. Im 2. Geschoß: 1 Wohnung für den Verwalter, 18 Wannen
zellen, 1 Warteraum und die Korridore.
Hiernach ergeben sich:
Im Neubau 41 Brausezellen, 30 Wannenzellen,
Vorhanden sind 28 - 55 -
69 Brausezellen, 85 Wannenzellen,
Durch bauliche Veränderungen
fallen fort 5 - 8 -
bleiben 64 Brausezellen, 77 Wannenzellen,
sodaß durch den Erweiterungsbau 36 Brausezellen und 22 Wannen
zellen, eine Wohnung für den Verwalter sowie die Räume der jetzigen
Maschinenmeisterwohnung zur Herstellung eines Wäschedepots, eines
Materialienlagers und einer Nähstube gewonnen werden.
Die baulichen Veränderungen umfassen:
1. Abbruch der Werkstatt und der Enteisenungsanlage.
2. Erweiterung des Kohlenkellers und des Kohlenhofes.
3. Umwandlung der Räume unter der jetzigen Werkstatt und der
Enteisenungsanlage zu einem unterirdischen Reinwasserbehälter
und zum Raum für Speisepumpen, sowie im Anschluß hieran
noch eine Erweiterung des Reinwasserbehälters von 78 gm Größe
unter dem Schulhofe.
4. Abbruch der Frauenbrausezellen im Keller und Herrichtung des
Gesamtraumes zur Erweiterung des Pumpenraumes und der
Enteisenungsanlage.
5. Abbruch von 5 Mönnerbrausezellen und Einrichtung einer
Werkstatt.
6. Abbruch der 8 Stück Frauenwannenzellen im Erdgeschoß und
Einrichtung von 12 Stück aus dem Keller hierher zu verlegenden
Brausezellen.
7. Umänderung der jetzigen Maschinenmeisterwohnung.
8. Herstellung einer Fahrbahn zum Kohlenhofe, Beseitigung der
massiven Grenzmauer und Ersatz durch einen Zaun von Draht-
geflecht.
Die vorhandene Dampfkesselanlage soll mit Dampfüberhitzern
und einer Saugzuganlage ausgerüstet werden, sodaß ihre hierdurch
gesteigerte Verdampfungsfähigkeit den Mehrbedarf hinsichtlich der
Wasserförderung, Warmwasserbereitung und Heizung zu decken im
stande ist. *
Die Bereitung des warmen Wassers soll durch 2 Gegenstrom
apparate für Hochdruckdampf und einen für Abdampf bewirkt werden;
die beiden vorhandenen Warmwasserkeffel bleiben zur Rerserve bezw.
zur Ergänzung bestehen.
Die Gesamtbaukosten sind auf 348 OM Jt veranschlagt, hiervon
entfallen auf den Erweiterungsbau 160 OM Jt, auf bauliche Ver
änderungen 55 OM Jt, auf innere Einrichtungen 103 OM Jt, auf
Insgemein 30000 Jt.
Wir ersuchen um folgende Beschlußfassung:
Die Versammlung erklärt sich mit der Errichtung eines Er-
Weiterungsbaues und mit den baulichen Veränderungen auf dem
Grundstücke der Volksbadeanstalt Turmstraße 85», vorbehaltlich der
Vorlegung des speziellen Projektes, einverstanden und genehmigt
die Einstellung einer ersten Baurate von 2M0M Jt in den Etat
für 1910.
Berlin, den 17. Februar 1910.
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt.
Kirschner.