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Volume No. 29 (491-508), 1907/06/08 Anlage: ad No. 29 (509-575), Vorlagen, welche den Zeitungen nicht mitgeteilt sind

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1907 (Public Domain)

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sowie dafür ein Preis von 75 Jt für das Quadratmeter gefordert 
worden. Dieses Grundstück könne aber wohl hierbei nickt in Betracht 
kommen, weil es zu weil nördlich und zwar hinter dem Platze l) l 
belegen sei. Bei der Erwerbung weiterer Schulgrundstückc werde 
dieses Angebot voraussichtlich noch näher geprüft werden. 
Was den Kaufpreis für das nach der Vorlage angebotene Grund 
stück anbetreffe, so sei derselbe wohl als etwas hoch 3» bezeichnen. 
Es müsse jedoch dabei berücküchligt werde», daß es sich gerade an 
der Stelle befände, wo die Notwendigkeit für eine neue Schule be 
sonders hervortrete. Ein geeignetes städtisches Grundstück stände hier 
nicht zur Verfügung. Auch andere geeigneie Angebote seien der Ver 
waltung nicht zugegangen. 
Sodann sei bei der Plenarberatung bemängelt worden, daß das 
Lehrerwohngebäude an der Ecke der in das Grundstück hineinspringenden 
spitzen Fläche des Nachbargrundstückes vorgesehen sei. Eine andere 
Anordnung erscheine zur möglichsten Ausnutzung des Grundstückes 
schwer ausführbar. Es dürfte sich empfehlen, von der Errichtung 
eines derartigen Gebäudes überhaupt ab urschen. Die dadurch frei 
werdende Fläche könnte dann noch dein Schulhofe zugelegt werden. 
Wenn nun von einer Seite im Ausschuß eingeworfen worden sei, 
daß bei einer anderen Gelegenheit die Schulverwallung 5 250 qm für 
ein Schulgrundstück für ungenügend bezeichnet hätte, während dieses 
Grundstück nur einen Flächeninhalt von 4 895 qm habe, io erkläre 
sich dieser Widerspruch dadurch, daß, wo kein größeres Grundstück 
zur Verfügung stände, die Schulverwaltung sich auch mit einem 
weniger großen begnügen müsse. 
Zu diesen Ausführungen hob ein Redner im Ausschüsse noch 
hervor, daß die Schuldeputation sich große Mühe gebe, den Bedarf 
an Schulgrundstücken zu decken, um die fliegenden Klassen zu ver 
meiden. Die Verhandlungen über den Ankauf eines passenden Grund 
stückes und insbesondere seine Bebauung zögen sich bekanntlich sehr 
in die Länge. Schwer ausführbar sei es in einem Stadtteile, wo 
die Bebauung in ganz ungewöhnlicher Weste vor sich gehe, sich gleich 
die notwendigen Cchulgrnudstücke zu sichern. An welcher Stelle sich 
das Bedürfnis an Schulen zeige, ergebe sich doch immer erst durch 
die Art der Bebauung des Geländes. Wollte die Stadtgemeinde sich 
schon vor der Aufteilung eines Geländes restimmle Flächen für 
Schulzwecke sichern und ergäbe sich nach vollständiger Bebauung, daß 
an der betreffenden Stelle eine Schule überhaupt nicht gebraucht 
werde, dann würde das Hinterland, welches doch für solche Zwecke 
haupsächlich in Betracht komme, schwerlich wieder zu veräußern sein. 
Das für den Schnlhausbau angebotene Gelände mit 88 Jt für 
das Quadratmeter sei allerdings zu teuer. Es möchte sich aber doch nicht 
empfehlen, den Magistratsaiurag unter Festsetzung eines niedrigeren 
Kaufpreises anzunehmen. Die Schulverwaltung ivürde dadurch nur 
in Verlegenheit gesetzt, weil die dadurch notwendig werdenden neuen 
Verhandlungen die Erwerbung eines Schulgrundstückes weiter ver 
zögern würde. 
Sollte die Erbauung eines Lehrcrwohngcbäudes nicht gewünscht 
werden, dann könnte man den, nur zustinimen. Eine Lehrerioohnung 
stelle sich ungefähr auf 2 000^«, dazu kämen noch die ganz erheblich 
hohen Unterhaltungskosten. Eine Noiivendigkeit für ein solches Ge 
bäude liege nach den gemachten schlechten Erfahrungen jedetifalls nicht vor. 
Ein weiterer Redner wies sodann darauf hin, daß ein großes 
Bedürfnis für eine Gemeindeschule besonders in der Nähe des Rudolf 
Virchowkrankenhauses vorliege. Die daselbst angrenzenden Straßen 
seien schon zum größte» Teile bebaut. Die dort vorhandenen Kinder 
müßten zitin Teil nach der Mietssctinle in der Amsterdamer Straße, 
bezw. Lütticher Straße, zum Teil sogar nach der Quitzowstraße zur 
Schule. Es mußten auch die Kinder der im Krankenhause vor 
handenen Angestellten eingeschult werden. 
Wenn nun gesagt worden sei, es liegen keine geeigneten Angebote 
für Schulgrundslücke vor, so sei man der Meinung, daß sich die Ver 
waltung direkt an die betreffende Terraingesellschaften wenden möge. 
Befänden sich die Grundstücke erst in festen Händen, dann halte es 
schwer, ein preiswertes Grundstück zu erwerben. 
Bezüglich des für das in Rede stehende Grundstück geforderten 
Preises wurde auch von weiteren Rednern unter Hinweis auf andere 
in der Nähe städtischerseils erworbenen Grundstücke ebenfalls für zu 
hock gehalten. Es sei z. B., so führte ein Redner aus. für das 
Schulgrnndstück in der Schöningstraße ein Pieis von 45 Jt für das 
Quadiatmeier gefordert worden. Die Grundeigeiilninsdepuiatiou hätte 
jedoch das Grundstück nur mit 30 Jt bewertet und es sei dann für 
etwa 25 Jt angekauft worden. Das Gelände liege zwar zivischen 
dem Schillerpark und der Müllerslraße, also weiter nördlich von dem 
Grundstücke in der Genier Straße, der Preisiinterschied erscheine aber 
doch entschieden zu hoch Einem Preise von 88 M konnte man dem 
nach in keinem Falle zustimmen. 
Die Besitzerin sollte doch bei ihrem Angebote auch berücksichtigen, 
daß, wenn auf deni angebotenen Grundstücke eine Gemeindeschule er- 
richtet werde, dieses für ihr übriges Gelände außerordentlich vorteil 
haft wäre und letzteres im Werte erheblich steigen würde Daraufhin 
schon müßte die Besitzerin einen anitehmbare» Preis stellen, was bei 
einer nochmaligen Verhandlung mit ihr zu erreichen sein dürfte. 
Nachdem auch noch das dem Ausschuffe zugegangene Kettem- 
beilsche Angebot zu einer näheren Besprechung gelangt und der dafür 
geforderte Prus von 75 Jt für das Quadratmeter mit dem in Frage 
stehenden Grundstücke in Vergleich gezogen worden war. hielt es der 
Ausschuß für zweckmäßig, vor der Beschlußfassung über den Magistrats- 
anirag 
mit der Besitzerin des Grundstückes an der Genter Straße behufs 
Herabsetzung des Kaufpreises in weitere Verhandlung einzutreten. 
Der Herr Magistratsvertreter übernahm cs bereitwilligst, zu dem 
gedachten Zwecke mit der Grundstücksbesitzerin in Verbindung zu treten. 
Die weitere Beratung soll nach dem Abschlüsse dieser Verhand 
lungen fortgesetzt werden. 
V. w. o. 
Wallach. 
Zu 81. 
II. 
Verhandelt Berlin, den 4. Februar 1907. 
Anwesend: 
Die Mitglieder des Ausschusses mit Ausnahme der entschuldigten 
Stadtverordneten Flohr, Gründel, Hellriegel, Ladewig, 
Lohmann und Thieme. 
Als Magistratsvertreter war anwesend: 
Stadtrat Schaefer. 
Am Beginne der heutigen Sitzung teilte der Vorsitzende mit. daß 
nach einem ihm vom Herrn Magistratsvertreter zugesandten Schreiben 
die vom Ausschüsse gewünschte nochmalige Verhandlung niit der Boden- 
akiiengesellschaft Berlin-Nord wegen Herabsetzung des Verkaufspreises 
für das der Stadtgemeinde zu Schulzwecken angebotene Grundstück 
an der Gartenslraße rcsultatlos verlaufen wäre: die Gcsellschait habe 
jede Ermäßigung ihrer Forderung von 88 Jt für das Quadratmeter 
Grundslücksfläche rundweg abgelehnt.' 
Ferner bemerkte der Vorsitzende, daß ihm die Baugesellschaft 
Tegeler Hof durch einen Beaufiragten ein an der Tegeler Straße, 
nahe der Sprengelstraße belegenes, 400 Quadratruten großes Grund 
stück zu einem Preise von zirka 63.4» M pro Quadratmeier für Schul- 
zwecke hätte anbieten lassen. Da der Ausschuß jedoch nur zur Prüfung 
des Magistratsanlrages eingesetzt sei, so habe er dem Beauftragten 
bestimmt erklärt, daß sich die Gesellschaft mit dem Angebote an die 
Schuldeputation wenden möge. 
Im Ausschüsse ivurde von verschiedenen Seiten das letztere An 
gebot im Verhältnisse zu dem Grundstücke in der Gartenslraße als 
besonders preiswert bezeichnet. Es liege im Mittelpnnkie desjenigen 
Stadtteiles, in dem das Schulbedürfnis besonders hervorgetreten sei, 
sowie auch in nächster Nähe des letzteren Grundstückes und bestehe 
größtenteils aus Hinterland, worauf sich auch die Bebauung nicht so 
teuer stelle. Zweifelhaft erscheine nur der Baugrund, welcher, falls 
auf dieses Grundstück reflektiert werden sollte, noch näher festzu 
stellen sei. 
Hierzu äußerte sich der Herr Magistratsvertreter dahin, daß es 
für den Ausschuß sich wohl nur darum handeln dürfte, über den 
Magistralsanlrag zu entscheiden. Es sei gesagt worden, das zuletzt 
angebotene Grundstück liege im Mittelpunkte des Schulbedürfniskreises. 
Von einem Mittelpunkte könnte man aber hier wohl nicht sprechen, 
weil sich bei dem überaus schnell entwickelten Stadtteile das Schul- 
bedürfnis an verschiedenen Stellen bemerkbar gemacht hätte. Das 
Kettem beilsche Grundstück sei zwar auch für nur 75 Jt 
pro Quadratmeter angeboten worden. Dieses habe aber 
zwei Straßenfronten von je 46 m und würde sich 
durch die Bebauung teurer stellen, als das Grundstück in der Genier 
Straße. Auch grenze jenes, nördlich des Platzes 0 l belegene Grund- 
stück an städtisches Gelände. Wenn dort noch ein Schulgrundstück 
gebraucht werden sollte, dann könnte auch das letztere dazu Ver 
wendung finden. 
Das vom Magistrate in Vorschlag gebrachte Grundstück sei im 
ersten Block an der Müllerstraße belegen, also demnach auch höher 
zu bewerten, als die übrigen angebotenen, mehr abseilsliegcnden 
Grundstücke. Der Preis von 88 Jt für das Quadratmeter können 
nach der Lage des Grundstückes wohl als hoch, aber nicht als ex 
orbitant bezeichnet werden. 
Von weiteren Rednern wurde demgegenüber der Preis für daS 
hier fragliche Grundstück im Vergleich zu dem noch angebotenen 
Grundstücke in der Tegeler Straße doch entschieden für zu hoch ge- 
halten. Hierzu käme noch der Umstand, daß sich die Bebauung 
jenes Grundstücks bei einer Straßenfront von 72 m zienilich teuer 
stellen würde, auch die Errichtung einer Schule au der Straße selbst 
besondere Nachteile hätte. 
Ein Grutibstück mit möglichst viel Hinterland erscheine daher 
für eine Genieindeschitle geeigneter. Da es, nach den noch ein 
gegangenen Angeboten zu urteilen, nicht schwer hallen dürfte, ein 
preiswerteres und zum Schulhausbau passenderes Grunditück in 
dortigem Stadtteile zu erlangen, sei die Ablehnung des Magistrats 
anlrages nur zu empfehlen.
	        
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