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sowie dafür ein Preis von 75 Jt für das Quadratmeter gefordert
worden. Dieses Grundstück könne aber wohl hierbei nickt in Betracht
kommen, weil es zu weil nördlich und zwar hinter dem Platze l) l
belegen sei. Bei der Erwerbung weiterer Schulgrundstückc werde
dieses Angebot voraussichtlich noch näher geprüft werden.
Was den Kaufpreis für das nach der Vorlage angebotene Grund
stück anbetreffe, so sei derselbe wohl als etwas hoch 3» bezeichnen.
Es müsse jedoch dabei berücküchligt werde», daß es sich gerade an
der Stelle befände, wo die Notwendigkeit für eine neue Schule be
sonders hervortrete. Ein geeignetes städtisches Grundstück stände hier
nicht zur Verfügung. Auch andere geeigneie Angebote seien der Ver
waltung nicht zugegangen.
Sodann sei bei der Plenarberatung bemängelt worden, daß das
Lehrerwohngebäude an der Ecke der in das Grundstück hineinspringenden
spitzen Fläche des Nachbargrundstückes vorgesehen sei. Eine andere
Anordnung erscheine zur möglichsten Ausnutzung des Grundstückes
schwer ausführbar. Es dürfte sich empfehlen, von der Errichtung
eines derartigen Gebäudes überhaupt ab urschen. Die dadurch frei
werdende Fläche könnte dann noch dein Schulhofe zugelegt werden.
Wenn nun von einer Seite im Ausschuß eingeworfen worden sei,
daß bei einer anderen Gelegenheit die Schulverwallung 5 250 qm für
ein Schulgrundstück für ungenügend bezeichnet hätte, während dieses
Grundstück nur einen Flächeninhalt von 4 895 qm habe, io erkläre
sich dieser Widerspruch dadurch, daß, wo kein größeres Grundstück
zur Verfügung stände, die Schulverwaltung sich auch mit einem
weniger großen begnügen müsse.
Zu diesen Ausführungen hob ein Redner im Ausschüsse noch
hervor, daß die Schuldeputation sich große Mühe gebe, den Bedarf
an Schulgrundstücken zu decken, um die fliegenden Klassen zu ver
meiden. Die Verhandlungen über den Ankauf eines passenden Grund
stückes und insbesondere seine Bebauung zögen sich bekanntlich sehr
in die Länge. Schwer ausführbar sei es in einem Stadtteile, wo
die Bebauung in ganz ungewöhnlicher Weste vor sich gehe, sich gleich
die notwendigen Cchulgrnudstücke zu sichern. An welcher Stelle sich
das Bedürfnis an Schulen zeige, ergebe sich doch immer erst durch
die Art der Bebauung des Geländes. Wollte die Stadtgemeinde sich
schon vor der Aufteilung eines Geländes restimmle Flächen für
Schulzwecke sichern und ergäbe sich nach vollständiger Bebauung, daß
an der betreffenden Stelle eine Schule überhaupt nicht gebraucht
werde, dann würde das Hinterland, welches doch für solche Zwecke
haupsächlich in Betracht komme, schwerlich wieder zu veräußern sein.
Das für den Schnlhausbau angebotene Gelände mit 88 Jt für
das Quadratmeter sei allerdings zu teuer. Es möchte sich aber doch nicht
empfehlen, den Magistratsaiurag unter Festsetzung eines niedrigeren
Kaufpreises anzunehmen. Die Schulverwaltung ivürde dadurch nur
in Verlegenheit gesetzt, weil die dadurch notwendig werdenden neuen
Verhandlungen die Erwerbung eines Schulgrundstückes weiter ver
zögern würde.
Sollte die Erbauung eines Lehrcrwohngcbäudes nicht gewünscht
werden, dann könnte man den, nur zustinimen. Eine Lehrerioohnung
stelle sich ungefähr auf 2 000^«, dazu kämen noch die ganz erheblich
hohen Unterhaltungskosten. Eine Noiivendigkeit für ein solches Ge
bäude liege nach den gemachten schlechten Erfahrungen jedetifalls nicht vor.
Ein weiterer Redner wies sodann darauf hin, daß ein großes
Bedürfnis für eine Gemeindeschule besonders in der Nähe des Rudolf
Virchowkrankenhauses vorliege. Die daselbst angrenzenden Straßen
seien schon zum größte» Teile bebaut. Die dort vorhandenen Kinder
müßten zitin Teil nach der Mietssctinle in der Amsterdamer Straße,
bezw. Lütticher Straße, zum Teil sogar nach der Quitzowstraße zur
Schule. Es mußten auch die Kinder der im Krankenhause vor
handenen Angestellten eingeschult werden.
Wenn nun gesagt worden sei, es liegen keine geeigneten Angebote
für Schulgrundslücke vor, so sei man der Meinung, daß sich die Ver
waltung direkt an die betreffende Terraingesellschaften wenden möge.
Befänden sich die Grundstücke erst in festen Händen, dann halte es
schwer, ein preiswertes Grundstück zu erwerben.
Bezüglich des für das in Rede stehende Grundstück geforderten
Preises wurde auch von weiteren Rednern unter Hinweis auf andere
in der Nähe städtischerseils erworbenen Grundstücke ebenfalls für zu
hock gehalten. Es sei z. B., so führte ein Redner aus. für das
Schulgrnndstück in der Schöningstraße ein Pieis von 45 Jt für das
Quadiatmeier gefordert worden. Die Grundeigeiilninsdepuiatiou hätte
jedoch das Grundstück nur mit 30 Jt bewertet und es sei dann für
etwa 25 Jt angekauft worden. Das Gelände liege zwar zivischen
dem Schillerpark und der Müllerslraße, also weiter nördlich von dem
Grundstücke in der Genier Straße, der Preisiinterschied erscheine aber
doch entschieden zu hoch Einem Preise von 88 M konnte man dem
nach in keinem Falle zustimmen.
Die Besitzerin sollte doch bei ihrem Angebote auch berücksichtigen,
daß, wenn auf deni angebotenen Grundstücke eine Gemeindeschule er-
richtet werde, dieses für ihr übriges Gelände außerordentlich vorteil
haft wäre und letzteres im Werte erheblich steigen würde Daraufhin
schon müßte die Besitzerin einen anitehmbare» Preis stellen, was bei
einer nochmaligen Verhandlung mit ihr zu erreichen sein dürfte.
Nachdem auch noch das dem Ausschuffe zugegangene Kettem-
beilsche Angebot zu einer näheren Besprechung gelangt und der dafür
geforderte Prus von 75 Jt für das Quadratmeter mit dem in Frage
stehenden Grundstücke in Vergleich gezogen worden war. hielt es der
Ausschuß für zweckmäßig, vor der Beschlußfassung über den Magistrats-
anirag
mit der Besitzerin des Grundstückes an der Genter Straße behufs
Herabsetzung des Kaufpreises in weitere Verhandlung einzutreten.
Der Herr Magistratsvertreter übernahm cs bereitwilligst, zu dem
gedachten Zwecke mit der Grundstücksbesitzerin in Verbindung zu treten.
Die weitere Beratung soll nach dem Abschlüsse dieser Verhand
lungen fortgesetzt werden.
V. w. o.
Wallach.
Zu 81.
II.
Verhandelt Berlin, den 4. Februar 1907.
Anwesend:
Die Mitglieder des Ausschusses mit Ausnahme der entschuldigten
Stadtverordneten Flohr, Gründel, Hellriegel, Ladewig,
Lohmann und Thieme.
Als Magistratsvertreter war anwesend:
Stadtrat Schaefer.
Am Beginne der heutigen Sitzung teilte der Vorsitzende mit. daß
nach einem ihm vom Herrn Magistratsvertreter zugesandten Schreiben
die vom Ausschüsse gewünschte nochmalige Verhandlung niit der Boden-
akiiengesellschaft Berlin-Nord wegen Herabsetzung des Verkaufspreises
für das der Stadtgemeinde zu Schulzwecken angebotene Grundstück
an der Gartenslraße rcsultatlos verlaufen wäre: die Gcsellschait habe
jede Ermäßigung ihrer Forderung von 88 Jt für das Quadratmeter
Grundslücksfläche rundweg abgelehnt.'
Ferner bemerkte der Vorsitzende, daß ihm die Baugesellschaft
Tegeler Hof durch einen Beaufiragten ein an der Tegeler Straße,
nahe der Sprengelstraße belegenes, 400 Quadratruten großes Grund
stück zu einem Preise von zirka 63.4» M pro Quadratmeier für Schul-
zwecke hätte anbieten lassen. Da der Ausschuß jedoch nur zur Prüfung
des Magistratsanlrages eingesetzt sei, so habe er dem Beauftragten
bestimmt erklärt, daß sich die Gesellschaft mit dem Angebote an die
Schuldeputation wenden möge.
Im Ausschüsse ivurde von verschiedenen Seiten das letztere An
gebot im Verhältnisse zu dem Grundstücke in der Gartenslraße als
besonders preiswert bezeichnet. Es liege im Mittelpnnkie desjenigen
Stadtteiles, in dem das Schulbedürfnis besonders hervorgetreten sei,
sowie auch in nächster Nähe des letzteren Grundstückes und bestehe
größtenteils aus Hinterland, worauf sich auch die Bebauung nicht so
teuer stelle. Zweifelhaft erscheine nur der Baugrund, welcher, falls
auf dieses Grundstück reflektiert werden sollte, noch näher festzu
stellen sei.
Hierzu äußerte sich der Herr Magistratsvertreter dahin, daß es
für den Ausschuß sich wohl nur darum handeln dürfte, über den
Magistralsanlrag zu entscheiden. Es sei gesagt worden, das zuletzt
angebotene Grundstück liege im Mittelpunkte des Schulbedürfniskreises.
Von einem Mittelpunkte könnte man aber hier wohl nicht sprechen,
weil sich bei dem überaus schnell entwickelten Stadtteile das Schul-
bedürfnis an verschiedenen Stellen bemerkbar gemacht hätte. Das
Kettem beilsche Grundstück sei zwar auch für nur 75 Jt
pro Quadratmeter angeboten worden. Dieses habe aber
zwei Straßenfronten von je 46 m und würde sich
durch die Bebauung teurer stellen, als das Grundstück in der Genier
Straße. Auch grenze jenes, nördlich des Platzes 0 l belegene Grund-
stück an städtisches Gelände. Wenn dort noch ein Schulgrundstück
gebraucht werden sollte, dann könnte auch das letztere dazu Ver
wendung finden.
Das vom Magistrate in Vorschlag gebrachte Grundstück sei im
ersten Block an der Müllerstraße belegen, also demnach auch höher
zu bewerten, als die übrigen angebotenen, mehr abseilsliegcnden
Grundstücke. Der Preis von 88 Jt für das Quadratmeter können
nach der Lage des Grundstückes wohl als hoch, aber nicht als ex
orbitant bezeichnet werden.
Von weiteren Rednern wurde demgegenüber der Preis für daS
hier fragliche Grundstück im Vergleich zu dem noch angebotenen
Grundstücke in der Tegeler Straße doch entschieden für zu hoch ge-
halten. Hierzu käme noch der Umstand, daß sich die Bebauung
jenes Grundstücks bei einer Straßenfront von 72 m zienilich teuer
stellen würde, auch die Errichtung einer Schule au der Straße selbst
besondere Nachteile hätte.
Ein Grutibstück mit möglichst viel Hinterland erscheine daher
für eine Genieindeschitle geeigneter. Da es, nach den noch ein
gegangenen Angeboten zu urteilen, nicht schwer hallen dürfte, ein
preiswerteres und zum Schulhausbau passenderes Grunditück in
dortigem Stadtteile zu erlangen, sei die Ablehnung des Magistrats
anlrages nur zu empfehlen.