Path:
Volume No. 48 (1210), 1907/12/09

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1907 (Public Domain)

742 
von der Schuldepmation, sondern vom Heimstättenkuratorium bezw. 
der Krankenhausdeputation bearbeiten zu lassen, denn letztere seien in 
erster Linie interessiert, die Schulverwaltung aber nur ganz neben 
sächlich. 
Die Herren Magistralsvertreter erklärten, daß so bestimmte Grund 
züge, wie sie soeben entwickelt, bisher »och nicht zum Ausdruck gebracht 
worden seien. Der Magistrat habe niil dieser Vorlage einen Versuch 
machen wollen, auf dem man dann später weiter aufbauen könne. 
Auf dte mehrfachen Anregungen bezüglich der Bäder usw. sei 
Magistrat, wie aus der Vorlage hervorgehe, schon eingegangen 
und es sei wohl anzunehmen, daß er den übrigen Anregungen 
ebenfalls näher treten werde. Bezüglich der ärztlichen Ueber- 
wachung sei zu bemerken, das; die unmittelbare Nähe der großen 
Krankenanstalten in Buch genügend gewährleisten würden für schnelle 
und dauernde ärztliche Hilfe, was Magistrat im Verwaltungswege 
regeln werde. Man habe im Magistrat beabsichtigt, nach Analogie 
der Kurse für Schwachbegabte, Schwerhörige usw. im Walde Schul 
sanatorien zu errichten für Kinder, die zufolge sogenannter Schul 
krankheiten (Kopfschmerzen. Bleichsucht, Nasenbluten usw.) dem 
Unterrichte in Berliner Schulen nicht recht folgen könnten und 
hob der Herr Stadtschulrat wiederholt die guten pädagogischen 
Erfolge der Charlottenburger Waldschulen aus deren neuestem Berichte 
hervor. Gegen die Unterbringung so vieler Kinder auch im Winter in 
solchen Sanalorien habe er insofern Bedenken, als sich deren an- 
gemessene Beschäftigung an langen kalten Winlertagen pädagogisch 
nur schwer werde ermöglichen lassen. 
Von einer Seite des Ausschusses wurde hierauf nochmals hervor- 
geboben, daß man unmöglich so weit gehen könne, jedes Kind mit 
Kopfschmerzen :c. in eine geschlossene Anstalt zu bringen, dazu reichten 
die Ferienkolonien eben hin und man halte jeden Pfennig für eine 
solche Anlage, wie der Magistrat sie plane, für unnütz im Gegensatz 
zu den vorbeschriebenen Sanatorien. Man beantrage daher wie folgt 
zu beschließen: 
II. Die Versammlung lehnt den Antrag des Magistrats ab und 
ersucht denselben um eine möglichst baldige neue Vorlage betreffend 
Errichtung einer Walderholungsstälte für kränkliche und genesende 
Kinder ohne Unterschied des Alters und Geschlechts, welche das 
ganze Jahr hindurch geöffnet ist, woselbst auch hierfür geeignete 
Kinder Schulunterricht bei ärztlicher Aufsicht erhalten können. 
Weitere Redner des Ausschusses wünschten indes nicht, daß diese 
Walderholungsstätte direkt für kranke Kinder reserviert würde, sondern 
man wolle auch Kinder mit guter Gesundheit dort unterbringen um 
ihnen durch Aufenthalt in frischer Luft und durch gute Er 
nährung ihre Gesundheit zu erhalten. Hierzu genügten zunächst 
die vom Magistrat vorgeschlagenen Baracken, an deren Herstellungs- 
Möglichkeit auch für winterlichen Betrieb man nicht zweifele. Zur 
Ablehnung der Vorlage liege also kein Grund vor. Zu gleicher Zeit 
möge man aber auch den Magistrat um Herstellung weiterer Anlagen 
mit festen Gebäuden ersuchen. Solche könnten in 2 Jahren fertig sein. 
Man schaffe dann die Möglichkeit, für die bereits bewilligten 300000 JC, 
schon jetzt jährlich 400 Kindern, in 2 Jahren also für 600000 JC 
800 Kindern die ihnen vom Magistrat zugedachte Wohltat zukommen 
zu lassen und beantrage demgemäß — unter Zurückziehung des An 
trages Ä — folgende Beschlußfassung: 
6. Die Versammlung stimmt dem Magistratsantrage zu und 
ersucht gleichzeitig den Magistrat, baldigst eine Walderholungsstätte 
mit festen Gebäuden auch für einen Winterbetrieb zu errichten, in 
der abwechselnd 200 schwächliche und kränkliche Knaben und Mädchen 
Aufnahme, Verpflegung, Unterricht und ärztliche Aufsicht finden. 
Die Generaldebaite war hiermit beendet. Es wurde wie folgt 
abgestimmt: 
1. Antrag B. Derselbe wurde bei einer Anwesenheit von 14 Mit- 
gliedern mit 7 gegen 7 Stimmen angenommen, so daß sich eine 
Abstimmung über 
2. Antrag 6 erübrigte. 
Demgemäß schlägt der Ausschuß der Versammlung folgende 
Beschlußfassung vor: 
Die Versammlung lehnt den Antrag des Magistrats, welcher 
lautet: 
Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden, daß auf dem 
städtischen Waldgelände in Buch zwischen Jagen 24 und 27 eine 
Walderholungsstätte für 200 schwächliche schulpflichtige Kinder er 
richtet wird, in der während der einen Hälfte des Sommers 200 
Knaben, während der anderen Hälfte 2M Mädchen Aufnahme, 
Verpflegung und Unterricht finden. Die Versammlung genehmigt 
den vorgelegten Entwurf sowie den mit 300 000 JC abschließenden 
Kostenanschlag und stellt zur Ausführung des Baues die im 
Spezialeiat 49 für 1907, Ertraordinarium Position 4 vorgesehenen 
300 000 zur Verfügung mit den in der Magistratsvorlage vom 
26. Oktober 1907 ausgeführten Abänderungen, 
ab und ersucht den Magistrat um eine möglichst baldige neue Vor 
lage betreffs Errichtung einer Walderholungsstälte für kränkliche 
und genesende Kinder ohne Unterschied des Alters und Geschlechts, 
welche das ganze Jahr hindurch geöffnet ist, und woselbst auch 
hierfür geeignete Kinder Schulunterricht bei ärztlicher Aufsicht 
erhalten können. 
Der Druck des Protokolls ist beschlossen und zum Berichterstatter 
der unterzeichnete Vorsitzende gewählt worden. 
G. w. o. 
Nelke. 
Berlin, den 9. Dezember 1907. 
Der Stadtverordneten-Borsteher 
Langerhans. 
Druck tn n. t 6. »»ewe«th«l.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.