703
i
seiner Wirksamkeit für unbemittelte Berliner Bewohner. In der
Poliklinik wurden im letzten Jahre gegen II (XX) Kranke und Verletzte
unentgeltlich behandelt, im Hospital wurden 1905 an 3 472, 1906 an
2 980 Tagen freie Kur und Verpflegung .gewährt. Auch unterstützt
das Hospital die Familien armer Kranker nach Kräften. Die Personal-
und Materialkosten des Krankenhausbetriebes, die Kosten der Er
neuerung der zum Teil schon veralteten Baracken sind aber so ge-
stiegen, daß die Beiträge der Gönner des Hospitals und der Mit
glieder des Lazarettvereins nicht mehr genügen, um die zu Gunsten
bedürftiger Kranker übernommenen Aufgaben voll zu erfüllen. Der
Frauenlazarettverein hat deshalb eine Beihilfe erbeten, die wir auf
5 000./# festsetzen möchten.
k) An den deutschen Verein für Volkshygiene, Orts
gruppe Berlin, 1600./# (neu).
Der Verein hat im Jahre 1905 in dem Bestreben zur Erhaltung
und Festigung der Gesundheit der Berliner Bevölkerung beizutragen,
damil begonnen, Knaben und Mädchen aus den ersten Klaffen der
Berliner Gemeindeschulen in den großen Sonimerferien auf ein
wöchentlichen Wanderfahrten nach Nordbrandenburg, Mecklenburg,
Stettin, Rügen, Hamburg—Helgoland, in die Sächsisch - bömische
Schweiz, den Harz, das Riesengebirge zu führen. Er hat sein Unter
nehmen mit bestem Erfolge durchgeführt und nach und nach erweitert.
Die bisher aus Beiträgen der Vereinsmitglieder und durch Inanspruch
nahme privater Wohltätigkeit aufgebrachten Mittel reichen aber nicht
hin, um dem Werke die erwünschte Ausdehnung zu geben. Auf Bitte
des Vereins sind wir deshalb bereit, die Wanderfahrten durch Ge
währung eines Zuschusses von 1 500 JC zu fördern.
l) An den Verein für die Berliner Arbeiterkolonie
1 000./# (neu).
Der Verein betreibt in der Reinickendorfer Straße 36» eine
Anstalt, in der obdach- und arbeitlosen, aber arbeitsfähigen und
-willigen Männern vorübergehend Wohnung, Kost und Arbeit, auch
ein bescheidener Verdienst und wenn möglich, Nachweis dauernder
Arbeit geboten wird, um ihnen die Entschuldigung zu nehmen, daß
sie durch Arbeitlosigkeit zum Betteln und unehrlichen Erwerb ge
zwungen seien. Seit einigen Jahren steht der Verein mit dem städti
schen Obdach insofern in Verbindung, als ihm unter den Besuchern
des Obdachs zur Aufnahme in die Kolonie geeignete Personen nam
haft gemacht werden. So wurden z. B. von August 1905 bis
Ende 1906 aus dem Obdach auf Ucbcrweisung durch die Verwaltung
56, auf freiwillige Meldung 57 Männer, vom 1. Januar bis Ende
Juni 1907 38 und 13 Männer, zusammen also 164 Obdachlose, mit
13 569 Verpflegungstagen in die Kolonie aufgenommen, von denen
viele noch heute sich dort befinden. Die finanziellen Verhältnisse der
Kolonie sind aber infolge notwendig gewordener Um- und Erweiterungs
bauten zur Zeit recht schwierig, so daß der Vorstand uns gebeten hat.
für die Verpflegung der aus dem Obdach gekommenen Personen, die
ohne das Eingreifen der Kolonie der Armenverwaltung anheimfallen
würden, eine Entschädigung zu gewähren. Die Deputation für das
Arbeitshaus und das städtische Obdach empfindet die Arbeit der
Kolonie als eine schätzenswerte Hilfe und hat die Bewilligung einer
Unterstützung von 1000 JC befürwortet; wir haben diesem Vorschlage
zugestimmt.
in) An den Zentralhilfsverein zur Förderung der Berufs
tätigkeit der Blinden Deutschlands 500 JC (neu).
Die vielfachen Bemühungen der deutschen Blindenanstalten, den von
ihnen ausgebildeten Blinden, die Verwertung ihrer Arbeitskraft zu
ermöglichen, können der Natur der Sache nach sich meistens nur auf
ein enges örtlich begrenztes Feld erstrecken, so daß im Interesse der
Blinden eine Zentralstelle zum Ausgleich und zur Steigerung der
Arbeitsgelegenheit, sowie zur Vermittlung des Arbeitsabsatzes sehr er
wünscht ist. Auch gilt es, musikalisch oder wissenschaftlich begabten
Blinden zum Abschlüsse ihrer Studien und zur Erlangung einer an
gemessenen Berufsstellung behilflich zu sein. Schließlich fehlt es noch
an einer Heil- und Beschäftigungsanstalt für die zahlreichen lungen
kranken Blinden. Für diese und ähnliche Fälle will der Zentral
hilfsverein als Förderer und Helfer eintreten. Er hat uns einge
laden, die Mitgliedschaft zu erwerben Wir sind gleich anderen öffent
lichen Körperschaften geneigt, die Bestrebungen des Vereins durch
Zahlung eines Beitrages von 500 JC zu unterstützen.
n) An den Verein zur Errichtung von Arbeiterinnen-
Heimen 2000 JC (neu).
Der im Jahre 1898 gegründete Verein bezweckt die Errichtung
von Heimen Hierselbst, in denen hiesigen Arbeiterinnen nahrhaftes
Essen zu billigen Preisen und in den Abendstunden und Sonntags
Gelegenheit zur Fortbildung und Geselligkeit geboten wird. Der
Verein besitzt drei solcher Heime; das dritte Heim ist auch mit Wohn-
und Schlafräumen für 20 Arbeiterinnen ausgestattet. Seit 3 Jahren
ist ein Sommercrholnngsheiln in Oranienburg errichtet, in dem 12 Be
sucherinnen der Berliner Heime zugleich aufgenommen werden können.
Alle Anstalten werden vollkommen in Anspruch genommen, viele
Meldungen müssen zurückgewiesen werden. Die Besucherzahl der
Heimle belief sich im letzten Jahre auf rund 140000 Personen, täg
lich wurden 450 Mittagsportionen ausgegeben. Bisher ist es dem
Verein möglich gewesen, aus den Einnahmen für die verabreichten
Speisen und die übrigen Vereinseinrichtungcn und aus den Mitglieder
beiträgen die Ausgaben zu bestreiten. Die steigenden Mieten aber
und die wachsenden Kosten der Lebensmittel erlauben es dem Vereine
nicht, die Heime in dem bisherigen Umfange fortzuführen, wenn nicht
neue Einnahmequellen gewonnen werden. Er hat deshalb die Ge
währung eines städtischen Zuschusses nachgesucht. Wir wollen 2000 JC
bewilligen.
o) An den Deutschen Verein für Materialprüfungen der
Technik. 2 Mitgliedsbeiträge 8 JC (neu).
Der Verband bezweckt die Entwicklung und Vereinbarung ein
heitlicher Prüfungsverfahren zur Ermittelung der technisch-wichtigen
Eigenschaften der Baustoffe und anderen Materialien, sowie die Ler-
vollkommnung der hierzu dienenden Einrichtungen. Auf Wunsch der
Hochbau- und der Tiefbaudeputation beabsichtigen wir, mit 2 Beiträgen
zu je 4 JC die Mitgliedschaft des Verbandes zu erwerben.
p) An den Zentralverein für Arbeitsnachweis 15000 JC
(außerordentlich).
Durch Beschluß vom 2. Mai 1907 — Protokoll 22 -Gemeinde-
blatt S. 190, hatte die Stadtverordnetenversammlung zugestimmt, daß
dem Zentralvereine für Erweiterung der Facharbeitsnachweise für das
Etatsjahr 1907 ein Beitrag von 6000 JC und für den Dienftboten-
nachweis für das Halbjahr Oktober 1907 bis März 1908 eine Bei-
Hilfe von 5 000 JC außerordentlich bewilligt würden. Der Zentral
verein hat uns vorgestellt, daß beide Einrichtungen auch für 1908
noch des vollen Zuschusses bedürfen, hofft aber, im folgenden Jahre
ganz oder teilweise aus den Zuschuß verzichten zu können. Unter
diesen Umständen beantragen wir für 1908, für die Facharbeits
nachweise 5000 JC, für den Dienstbolennachweis 10000 JC, zusammen
also 15 000 ./# außerordentlich zu gewähren.
q) An die Deutsche Dichter-Gedächtnisstiftung IM JC
(außerordentlich).
Die Stiftung bezweckt, die Kenntnis deutscher Dichter durch Ver
breitung ihrer Werke im Volke zu vertiefen. Sie unterstützt ländliche
Volksbibliotheken durch Hergäbe guter Bücher und gibt in ihrem Ver
lage Dichterwerke in solider Ausstattung zu billigsten Preisen heraus.
Eine größere Zahl von Gemeinden hat der Stiftung einen Jayres-
beitrag bewilligt, für den die Stiftung ihrerseits für die Volks- und
Schulbiblwtheken der betreffenden Gemeinden eine angemessene Anzahl
der von ihr verlegten Werke zur Verfügung stellt. Wir beabsichtigen,
zunächst für das Jahr 1908 einen Beitrag von IM JC zu zahlen.
Die Stadtverordnetenversammlung ersuchen wir
beschließen:
a) für den Preußischen Foribildnngsschulverein,
Mitgliedsbeilrag
b) für den Verein für das Wohl der aus der Schule
entlassenen Jugend zu Gunsten des hauswirtschaft-
lichen Unterrichts an den Berliner Mädchenschulen
o) für den Zweigverein Berlin des Vaterländischen
Frauenvereins zu Gunsten der Koch- und Haus
haltungsschulen des Vereins
d) für die Freie Hochschule Berlin
e) für den Verein zur Beförderung der Kleinkinder
bewahranstalten - . 8000
f) für den Verein der Goßnerschen Kleinkinder
bewahranstalten 1000
g) für den Verein der Volkskindergärten ....
b) für den Verein zum Schutze der Kinder vor Aus
nutzung und Mißhandlung
i) für den Frauenlazareltverein
k) für den Deutschen Verein für Volkshygiene zur
Veranstaltung von Ferienwanderungen....
l) für die Berliner Arbeiterkolonie
m) für den Zentralhilfsverein zur Förderung der
Berufstätigkeit der Blinden Deutschlands . . .
n) für den Verein zur Errichtung von Arbeiterinnen
heimen
o) für den Deutschen Verband für Materialprüfungen
der Technik, 2 Milgliedsbeiträge
p) für den Zentralverein für Arbeitsnachweis (außer- _
ordentlich) loOOO
q) für die Deutsche Dichter-Gedächtnisstiftung (außer
ordentlich)
den Spezialetat 49 für 1908 eingestellt werden und zwar die
Beträge zu a bis o in das Ordinarium Titel III, die Beträge zu
p und q in das Extraordinarium.
deshalb
zu
25
JC,,
60M
•
1500
.
15M
-
80M
-
10M
,
90M
-
5M
5 000
-
1500
1000
-
500
-
2 000
8
-
15000
-
100
,
in
Berlin, den 25. November 1907.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt.
Kirschner.
2