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Volume No. 46 (1112-1129), 1907/11/30

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1907 (Public Domain)

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seiner Wirksamkeit für unbemittelte Berliner Bewohner. In der 
Poliklinik wurden im letzten Jahre gegen II (XX) Kranke und Verletzte 
unentgeltlich behandelt, im Hospital wurden 1905 an 3 472, 1906 an 
2 980 Tagen freie Kur und Verpflegung .gewährt. Auch unterstützt 
das Hospital die Familien armer Kranker nach Kräften. Die Personal- 
und Materialkosten des Krankenhausbetriebes, die Kosten der Er 
neuerung der zum Teil schon veralteten Baracken sind aber so ge- 
stiegen, daß die Beiträge der Gönner des Hospitals und der Mit 
glieder des Lazarettvereins nicht mehr genügen, um die zu Gunsten 
bedürftiger Kranker übernommenen Aufgaben voll zu erfüllen. Der 
Frauenlazarettverein hat deshalb eine Beihilfe erbeten, die wir auf 
5 000./# festsetzen möchten. 
k) An den deutschen Verein für Volkshygiene, Orts 
gruppe Berlin, 1600./# (neu). 
Der Verein hat im Jahre 1905 in dem Bestreben zur Erhaltung 
und Festigung der Gesundheit der Berliner Bevölkerung beizutragen, 
damil begonnen, Knaben und Mädchen aus den ersten Klaffen der 
Berliner Gemeindeschulen in den großen Sonimerferien auf ein 
wöchentlichen Wanderfahrten nach Nordbrandenburg, Mecklenburg, 
Stettin, Rügen, Hamburg—Helgoland, in die Sächsisch - bömische 
Schweiz, den Harz, das Riesengebirge zu führen. Er hat sein Unter 
nehmen mit bestem Erfolge durchgeführt und nach und nach erweitert. 
Die bisher aus Beiträgen der Vereinsmitglieder und durch Inanspruch 
nahme privater Wohltätigkeit aufgebrachten Mittel reichen aber nicht 
hin, um dem Werke die erwünschte Ausdehnung zu geben. Auf Bitte 
des Vereins sind wir deshalb bereit, die Wanderfahrten durch Ge 
währung eines Zuschusses von 1 500 JC zu fördern. 
l) An den Verein für die Berliner Arbeiterkolonie 
1 000./# (neu). 
Der Verein betreibt in der Reinickendorfer Straße 36» eine 
Anstalt, in der obdach- und arbeitlosen, aber arbeitsfähigen und 
-willigen Männern vorübergehend Wohnung, Kost und Arbeit, auch 
ein bescheidener Verdienst und wenn möglich, Nachweis dauernder 
Arbeit geboten wird, um ihnen die Entschuldigung zu nehmen, daß 
sie durch Arbeitlosigkeit zum Betteln und unehrlichen Erwerb ge 
zwungen seien. Seit einigen Jahren steht der Verein mit dem städti 
schen Obdach insofern in Verbindung, als ihm unter den Besuchern 
des Obdachs zur Aufnahme in die Kolonie geeignete Personen nam 
haft gemacht werden. So wurden z. B. von August 1905 bis 
Ende 1906 aus dem Obdach auf Ucbcrweisung durch die Verwaltung 
56, auf freiwillige Meldung 57 Männer, vom 1. Januar bis Ende 
Juni 1907 38 und 13 Männer, zusammen also 164 Obdachlose, mit 
13 569 Verpflegungstagen in die Kolonie aufgenommen, von denen 
viele noch heute sich dort befinden. Die finanziellen Verhältnisse der 
Kolonie sind aber infolge notwendig gewordener Um- und Erweiterungs 
bauten zur Zeit recht schwierig, so daß der Vorstand uns gebeten hat. 
für die Verpflegung der aus dem Obdach gekommenen Personen, die 
ohne das Eingreifen der Kolonie der Armenverwaltung anheimfallen 
würden, eine Entschädigung zu gewähren. Die Deputation für das 
Arbeitshaus und das städtische Obdach empfindet die Arbeit der 
Kolonie als eine schätzenswerte Hilfe und hat die Bewilligung einer 
Unterstützung von 1000 JC befürwortet; wir haben diesem Vorschlage 
zugestimmt. 
in) An den Zentralhilfsverein zur Förderung der Berufs 
tätigkeit der Blinden Deutschlands 500 JC (neu). 
Die vielfachen Bemühungen der deutschen Blindenanstalten, den von 
ihnen ausgebildeten Blinden, die Verwertung ihrer Arbeitskraft zu 
ermöglichen, können der Natur der Sache nach sich meistens nur auf 
ein enges örtlich begrenztes Feld erstrecken, so daß im Interesse der 
Blinden eine Zentralstelle zum Ausgleich und zur Steigerung der 
Arbeitsgelegenheit, sowie zur Vermittlung des Arbeitsabsatzes sehr er 
wünscht ist. Auch gilt es, musikalisch oder wissenschaftlich begabten 
Blinden zum Abschlüsse ihrer Studien und zur Erlangung einer an 
gemessenen Berufsstellung behilflich zu sein. Schließlich fehlt es noch 
an einer Heil- und Beschäftigungsanstalt für die zahlreichen lungen 
kranken Blinden. Für diese und ähnliche Fälle will der Zentral 
hilfsverein als Förderer und Helfer eintreten. Er hat uns einge 
laden, die Mitgliedschaft zu erwerben Wir sind gleich anderen öffent 
lichen Körperschaften geneigt, die Bestrebungen des Vereins durch 
Zahlung eines Beitrages von 500 JC zu unterstützen. 
n) An den Verein zur Errichtung von Arbeiterinnen- 
Heimen 2000 JC (neu). 
Der im Jahre 1898 gegründete Verein bezweckt die Errichtung 
von Heimen Hierselbst, in denen hiesigen Arbeiterinnen nahrhaftes 
Essen zu billigen Preisen und in den Abendstunden und Sonntags 
Gelegenheit zur Fortbildung und Geselligkeit geboten wird. Der 
Verein besitzt drei solcher Heime; das dritte Heim ist auch mit Wohn- 
und Schlafräumen für 20 Arbeiterinnen ausgestattet. Seit 3 Jahren 
ist ein Sommercrholnngsheiln in Oranienburg errichtet, in dem 12 Be 
sucherinnen der Berliner Heime zugleich aufgenommen werden können. 
Alle Anstalten werden vollkommen in Anspruch genommen, viele 
Meldungen müssen zurückgewiesen werden. Die Besucherzahl der 
Heimle belief sich im letzten Jahre auf rund 140000 Personen, täg 
lich wurden 450 Mittagsportionen ausgegeben. Bisher ist es dem 
Verein möglich gewesen, aus den Einnahmen für die verabreichten 
Speisen und die übrigen Vereinseinrichtungcn und aus den Mitglieder 
beiträgen die Ausgaben zu bestreiten. Die steigenden Mieten aber 
und die wachsenden Kosten der Lebensmittel erlauben es dem Vereine 
nicht, die Heime in dem bisherigen Umfange fortzuführen, wenn nicht 
neue Einnahmequellen gewonnen werden. Er hat deshalb die Ge 
währung eines städtischen Zuschusses nachgesucht. Wir wollen 2000 JC 
bewilligen. 
o) An den Deutschen Verein für Materialprüfungen der 
Technik. 2 Mitgliedsbeiträge 8 JC (neu). 
Der Verband bezweckt die Entwicklung und Vereinbarung ein 
heitlicher Prüfungsverfahren zur Ermittelung der technisch-wichtigen 
Eigenschaften der Baustoffe und anderen Materialien, sowie die Ler- 
vollkommnung der hierzu dienenden Einrichtungen. Auf Wunsch der 
Hochbau- und der Tiefbaudeputation beabsichtigen wir, mit 2 Beiträgen 
zu je 4 JC die Mitgliedschaft des Verbandes zu erwerben. 
p) An den Zentralverein für Arbeitsnachweis 15000 JC 
(außerordentlich). 
Durch Beschluß vom 2. Mai 1907 — Protokoll 22 -Gemeinde- 
blatt S. 190, hatte die Stadtverordnetenversammlung zugestimmt, daß 
dem Zentralvereine für Erweiterung der Facharbeitsnachweise für das 
Etatsjahr 1907 ein Beitrag von 6000 JC und für den Dienftboten- 
nachweis für das Halbjahr Oktober 1907 bis März 1908 eine Bei- 
Hilfe von 5 000 JC außerordentlich bewilligt würden. Der Zentral 
verein hat uns vorgestellt, daß beide Einrichtungen auch für 1908 
noch des vollen Zuschusses bedürfen, hofft aber, im folgenden Jahre 
ganz oder teilweise aus den Zuschuß verzichten zu können. Unter 
diesen Umständen beantragen wir für 1908, für die Facharbeits 
nachweise 5000 JC, für den Dienstbolennachweis 10000 JC, zusammen 
also 15 000 ./# außerordentlich zu gewähren. 
q) An die Deutsche Dichter-Gedächtnisstiftung IM JC 
(außerordentlich). 
Die Stiftung bezweckt, die Kenntnis deutscher Dichter durch Ver 
breitung ihrer Werke im Volke zu vertiefen. Sie unterstützt ländliche 
Volksbibliotheken durch Hergäbe guter Bücher und gibt in ihrem Ver 
lage Dichterwerke in solider Ausstattung zu billigsten Preisen heraus. 
Eine größere Zahl von Gemeinden hat der Stiftung einen Jayres- 
beitrag bewilligt, für den die Stiftung ihrerseits für die Volks- und 
Schulbiblwtheken der betreffenden Gemeinden eine angemessene Anzahl 
der von ihr verlegten Werke zur Verfügung stellt. Wir beabsichtigen, 
zunächst für das Jahr 1908 einen Beitrag von IM JC zu zahlen. 
Die Stadtverordnetenversammlung ersuchen wir 
beschließen: 
a) für den Preußischen Foribildnngsschulverein, 
Mitgliedsbeilrag 
b) für den Verein für das Wohl der aus der Schule 
entlassenen Jugend zu Gunsten des hauswirtschaft- 
lichen Unterrichts an den Berliner Mädchenschulen 
o) für den Zweigverein Berlin des Vaterländischen 
Frauenvereins zu Gunsten der Koch- und Haus 
haltungsschulen des Vereins 
d) für die Freie Hochschule Berlin 
e) für den Verein zur Beförderung der Kleinkinder 
bewahranstalten - . 8000 
f) für den Verein der Goßnerschen Kleinkinder 
bewahranstalten 1000 
g) für den Verein der Volkskindergärten .... 
b) für den Verein zum Schutze der Kinder vor Aus 
nutzung und Mißhandlung 
i) für den Frauenlazareltverein 
k) für den Deutschen Verein für Volkshygiene zur 
Veranstaltung von Ferienwanderungen.... 
l) für die Berliner Arbeiterkolonie 
m) für den Zentralhilfsverein zur Förderung der 
Berufstätigkeit der Blinden Deutschlands . . . 
n) für den Verein zur Errichtung von Arbeiterinnen 
heimen 
o) für den Deutschen Verband für Materialprüfungen 
der Technik, 2 Milgliedsbeiträge 
p) für den Zentralverein für Arbeitsnachweis (außer- _ 
ordentlich) loOOO 
q) für die Deutsche Dichter-Gedächtnisstiftung (außer 
ordentlich) 
den Spezialetat 49 für 1908 eingestellt werden und zwar die 
Beträge zu a bis o in das Ordinarium Titel III, die Beträge zu 
p und q in das Extraordinarium. 
deshalb 
zu 
25 
JC,, 
60M 
• 
1500 
. 
15M 
- 
80M 
- 
10M 
, 
90M 
- 
5M 
5 000 
- 
1500 
1000 
- 
500 
- 
2 000 
8 
- 
15000 
- 
100 
, 
in 
Berlin, den 25. November 1907. 
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt. 
Kirschner. 
2
	        
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