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nach Süden hin offene Halle, welche bei Rcgenwelier 100 Kindern
Ausnahme gewährt. 7. Eine Abortanlage mit 4 Klosetts und eine
Pissoiranlage. 8. Einen von Bänken umgebenen Turnplatz. Ö. 6 kleinere
laubenartige Sitzplätze und eine größere Zahl über das Gelände ver
streuter Sitzbänke
Außerdem ist die Anlage eines kleinen Geflügelhofes, eines Schul-
gartens für Unterrichtszwecke und je eines kleinen Beetes für jedes
Kind in Aussicht genommen.
Der in der Anlage beigefügte Erlüuterungsbericht und Kostenan
schlag geben über die geplanten Baulichkeiten genauere Auskunft.
Wir haben den Bauplan nebst Kostenanschlag mit folgendst Ab
änderungen genehmigt: s) für Kinder, die etwa plötzlich erkranken,
sind in der Wirischaftsbaracke 2 Sonderränme vorzusehen, b) statt des
Hausverwalters wird in dem Wirtschaftsgebäude eine Gemeinde
schwester nntergebracht, der außer der Oberleitung des Wirtschafts,
betriebes auch die Pflege der etwa erkrankenden Kinder obliegt. Die
Zahl der für den Hausverwalter vorgesehenen Wohnräume ist dem
entsprechend zu verringern (für den Winter würde an Stelle der
Gemeindeschwester eine männliche Person zur Aufsicht in dem Wirt
schaftsgebäude unterzubringen sein), o) die Badeeinrichtung ist sowohl
für Wannen- wie für Brausebäder zu erweitern, ck> die beiden Liege-
Hallen kommen in Wegfall, dagegen soll e) die Halle E auf den
doppelten Ranmgehalt (für 200 Kinder) erweitert werden, k) die Dach
räume im Wirtschaftsgebäude sind nutzbar zu machen, und es ist in
diesem Gebäude eine Treppe anzulegen, g) das Abortgebäude ist so
weit zu vergrößern, daß die doppelte Anzahl Klosetts dann unterge
bracht wird.
Die Stadtverordnetenversammlung ersuchen mir hiernach um
folgende Beschlußfassung:
Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden, daß auf deni
städtischen Waldgelände in Buch zwischen Jagen 24 und 27 eine
Walderholungsstätte für 200 schwächliche schulpflichtige Kinder er
richtet wird, in der während der einen Hälfte des Sommers 200
Knaben, während der anderen Hälfte 200 Mädchen Aufnahme.
Verpflegung und Unterricht finden. Die Versammlung genehmigt
den vorgelegten Entwurf sowie den mit 300 000 Jt abschließenden
Kostenanschlag und stellt zur Ausführung des Baues die im
Spezialetat 49 für 1907, Extraordinarium Position 4 vorgesehenen
300000 Jt zur Verfügung mit den in der Magistratsvorlage vom
26. Oktober 1907 aufgeführten Abänderungen.
Berlin, den 26. Oktober 1907.
Magistrat hiesiger Königs. Haupt- und Residenzstadt.
Kirschner.
Z« »71.
Erläuterungsbericht
zum Entwurf betreffend die Errichtung einer Walderholungsstätte
für 200 schwächliche schulpflichtige Kinder auf dem Gelände des
städtischen Rittergutes Buch.
Hierzu: 1 Kostenanschlag.
8 Blatt Zeichnungen.
Die städtischen Behörden haben im Spezialctat 49/1907 einen
Betrag von 300 000 Jt für die Errichtung von Walderholungsstätten
auf dem Gelände in Buch in Ansatz gebracht.
Demgemäß hat der Magistrat die Errichtung einer Baracken-
anlage in Aussicht genommen, in welcher 200 Kinder eines Geschlechts
untergebracht werden sollen derart, daß in der einen Hälfte des
Sommers Knaben mit Lehrern, in der anderen Mädchen mit Lehre
rinnen Aufnahme finden.
Die Hochbaudeputation ist hiernach veranlaßt worden, auf Grund
eines gegebenen Bauprogrammes, Entwurf und Kostenanschlag für die
geplante Anlage aufzustellen.
Als geeignetes Gelände erwies sich das auf dem beigefügten
Lageplan in roter Farbe kenntlich gemachte — zwischen Jagen 24
und 27 des Rittergutes Buch gelegene — 3 ha große Grundstück,
welches inmitten bewaldeter Flächen selbst einen alten Kiefernbestand
aufweist. Zudem liegt es nicht allzufern von der Betriebszentrale in
Buch und kann daher an die dortigen Wasser- und Lichtleitungen k.
sowie hinsichtlich der Entwässerung an bestehende Rieselfelder ange-
schlossen werden. Schließlich ist das Gelände vom Bahnhof Buch nur
etwa 1 Kiloineter entfernt.
Der das Grundstück schneidende Holzweg 110 soll kassiert und
statt dessen durch die Kanalisationsverwaltung eine neue, möglichst
kurze Verbindung nach der zum Bahnhof Buch führenden Chaussee
geschaffen werden.
Nach dem vorerwähnten Programm umfaßt der in 8 Blatt Zeich-
nungen dargestellte und hier beigefügte Entwurf die folgend genannten
Baulichkeiten:
Den Mittelpunkt der Anlage bildet die nach allen Seilen hin
offene Speisehalle, in welcher bei guiem Wetter die Kinder alle Mahl
zeiten einnehmen und auch die Schularbeiten fertigen sollen.
Für das Lehrpersonal wurde der besseren Aussicht wegen in der
Halle ein etwas erhöhter Sitzplatz in Aussicht genommen.
Nördlich und südlich der Halle sind je 2 Schlafbaracken ange
ordnet worden, deren jede — um einen kleinen Binnengarten gruppiert —
2 Schlafsälc mit je 25 Betten, ein Wohn- und Schlafzimmer für die
mit der Aufsicht betraute Lehrperson, eine geräumige Garderobe niit
der entsprechenden Anzahl von Schränken, sowie 2 Klosetts und die
erforderlichen Flure.'c. enthält.
Die kleinen Binnengärten sind geeignet, den Räumen die Lickst-
und Luftzufuhr nach Möglichkeit zu erweitern Auch lassen sie eine
Gliederung der breiten und tiefen Baumasse und damit die Ein
schränkung des Dachkörpers zu
Jeder Schlafsaal wird von drei Seiten belichtet, nimmt an den
kurzen Fensterwänden die Waschgelegenhciten auf und erhält als Not
ausgang einen windfangartigen, nnmittelbar ins Freie führenden
Vorbau.
Oestlich der Speischalle, vom Wirtschastsbetriebe der Anlage tun
lichst entfernt, sollen 3 Schulbaracken errichtet werden. Sie umfassen
je 2 Klassen für je 30 Kinder und einen Raum für den Leiter bezw.
für eine Lehrperson. Die Fenster der Klassen wurden nach Westen
gerichtet, so daß diese Räume außerhalb der Unterrichtszeit von der
Sonne durchflutet werden können.
Da der hohe Baumbestand erfahrungsgemäß die Lichtzufuhr be
einträchtigt, wird jede Klasse neben 6 Fenstern ein größeres doppeltes
Oberlicht erhallen.
Drei der 6 Klassen sollen — statt mit den üblichen Subsellien —
mit zusammenklappbaren Tischen und Stühlen ausgestattet werden,
damii sie neben der weiter unten behandelten offenen Halle für
100 Kinder für eine gleiche Anzahl bei ungünstigem Wetter als Speise-
bezw. Spielzimmer zu dienen vermögen.
Auf der Westseite des Geländes wird die Wirtschaftsbaracke Platz
finden. Sie ist mil der vorbeschriebenen Speisehalle durch einen über-
deckten Gang verbunden worden, damit die Kinder, welche ihre Speisen
an dem Ausgabefenster der Küche selbst in Empfang nehmen, bei un
günstigem Wetter geschützt sind — Die Wirischaftsbaracke umfaßt
folgende, um einen größeren Wirtschaflshof gelagerte Räumlichkeiten:
1. eine Wohnung für den im Fall auch mit der Oekonomie zu
betrauenden Hausverwalter, bestehend aus 2 Stuben, Küche und
Zubehör. Von dieser Wohnung aus kann der Hauptzugang zur
Anstalt übersehen und besten Pforte auch geöffnet werden:
2. für den Küchenbetrieb eine geräumige Küche nebst Abwaschraum
und Vorratsraum, 2 Zimmer für das Küchenpersonal sowie den
erforderlichen Abortanlagen.
Für die Aufbewahrung leicht verderblicher Vorräte, wie z. B. von
Milch, wurde ein besonderer Keller geplant. Ebenso sind ein
Kartoffelkeller und ein Brennmaterialienraum vorgesehen worden.
Ueber den Kellerräumen steht das Magazin, in welchem Reserve
stücke aufbewahrt werden können:
3. eine Badeanlage, enthaltend eine Brausebadeeinrichtung mit
6 Auskleidezellen und 2 Wannen — davon eine hölzerne für
Soolbäder — sowie 2 besondere Wannenbäder für das Lehr-
bezw. Betriebspersonal.
Außerdem wurden noch — gemeinsam für 2 und 3 — zwei
Räume für reine bezw. unreine Wäsche vorgesehen. Ein eigener
Wäschereibetrieb wird nicht erforderlich sein, vielmehr kann dieser von
der Waschanstalt der nahe gelegenen Zentrale Buch übernommen
werden.
In der Nähe des Wirtschaftsgebäudes und bei dessen besonderem
Zufahrtswege gelegen, soll ein kleiner Geflügelstall — für Enten.
Hühner und Tauben — nebst Hühnerhof und Entenpfuhl errichtet
werden.
Das Federvieh wird einmal besonders pflegebedürftigen Kindern
stärkende Kost, zu zweit aber auch der Gesamtheit der Zöglinge An
regung und Unterhaltung gewähren können.
Abseits von der engeren Anstalt — an der Nordgrenze des
Grundstückes — werden 2 geräumige, je zweiteilige nach Süden offene
Liegehallen errichtet werden, in denen sämtliche Kinder nnmittelbar
nach den Hauptmahlzeiten auf einfachen Klappliegestühlen einige Zeit
der Ruhe pflegen sollen. Zwei geschlossene Nebenräume wurden zur
Aufbewahrung der Stühle und Decken ec. bestimnit.
Bei sonnigem Wetter können die Kinder auch auf dem freien
Platz vor diesen Liegehallen die Ruhe genießen.
Zwischen den Liegehallen und den nördlichen Schlafbarocken soll
eine mit zusammenlegbaren Tischen und Stühlen auszustatlende nach
Süden offene Halle erbaut werden, welche bei Regenwetter 100 Kindern
Aufenthalt gewährt.
In angemessenem Abstande von den vorgenannten Baulichkeiten
— im Osten der Anstalt — befindet sich ein Aborthüuschen mit vier
Klosetts und einer Pissoiranlage.
Ein von Bänken umgebener Turnplatz init einigen Geräten, fünf
kleinere, laubcnartige Sitzplätze und eine größere Zahl von über das
Gelände verstreuten Sivbänken vervollständigen die Anlage.
Für sämtliche Baulichkeiten wurden zerlegbare und transportable
Holzbauten vorgesehen, dabei für die Decken und Wände der ge-
schlosscnen Barnen isolierende Kork- und Luftschichten in Aussicht ge
nommen.
Mit Ausnahme der offenen Spcisehalle und des Lcrbinduugs-
ganges, welche nnmittelbar auf dem Waldboden errichtet werden