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Volume No. 13 (217-218), 1907/03/09

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1907 (Public Domain)

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Weise auch die genügende Zahl von Volontärärzten, die diese Emo- 
lumenle nicht bekämen. gesichert erscheine. 
Die Herren Magistralsvertreter emgegncten, daß nicht so viel 
Volontärärzie vorhanden seien, als der Magistrat gebrauchen und 
beschäftigen könne. Die Krankenhausdeputation habe indes alle Be 
dürfnisse wohl erwogen und eingehend geprüft und sich für das nächste 
Jahr zu obigem Antrage entschieden. 
Es wurde weiter ausgeführt, daß an den städtischen Kranken- 
Häusern gegenwärtig 81 Assistenzärzte beschäftigt würden, die Zahl 
der Volontärärzie betrage etwa 1 / 3 hiervon, aus 1 Assistenzarzt kämen 
50 bis 55 Kranke. Man halte es nicht für angebracht — und dies 
bclomen die Herren Magiftratsvertreier — über wohlerwogene Be 
schlüsse der Deputation und des Magistrats hier im Etatsausschuß 
kurzer Hand hinwegzugehen. 
Ein Antrag, die Worte „bis zur Hälfte des Gesamtbestandes" 
zu streichen, wurde hierauf zurückgezogen, nachdem der Herr Kämmerer 
binnen kürzern noch eine Vorlage bezüglich der Assistenzärzte in Aus 
ficht gestellt hatte. 
Obiger Magistralsantrag gelangte zur Annahme. 
Zu den Vorbemerkungen des Etats wurde noch angefragt, ob 
der Magistrat Vorsorge getroffen habe für Rekonvaleszenten. Es 
befänden sich in den Krankenhäusern immer noch eine große Anzahl 
solcher Personen, die die Betten in Anspruch nähmen, obwohl sie eines 
so großen Apparates nicht mehr bedürften, die also die Krankenhäuser 
unnötig belasteten und besser in Erholungsstätten untergebracht werden 
könnten. 
Die Herren MagistralSvertreter entgegnelen, daß Heimstätten^und 
Siechenhäuser vorhanden seien, für Rekonvaleszenten habe die Stadt 
keine Erholungsstätten, wollte sie solche anlegen, so würden diese ein 
zweites Krankenhaus darstellen, da ärztliche Behandlung und Ueber- 
wachung nötig wäre. 
Anträge wurden nicht gestellt. Zu Titel IV der Ausgabe wurde 
auf die Verschiedenartigkeit der Sätze für den gleichen Tisch bei den 
einzelnen Krankenanstalten hingewiesen. 
Die Herren Magistratsvcitreter erklärten, daß man bemüht sei, 
eine gewisse Gleichniäßigkeit hierin herbeizuführen, daß dieses aber 
noch einige Zeit dauern werde. 
Ohne Abänderungen gelangte der Etat in beiden Lesungen zur 
Annahme, so daß dessen Feststellung nach dem Entwürfe erfolgen kann. 
Spezialetat 26 — Krankenhaus Moabit — für das 
Etatssahr 1907. 
Der Etat gelangte ohne Debatte in der ersten und zweiten 
Lesung ohne Aenderung zur Annahme, seine Feststellung nach dem 
Entwürfe kann erfolgen. 
Spezialetat 27 — Krankenhaus am Urban — für das 
Etatssahr 1907. 
Zu Titel I 2e der Ausgabe wurde darauf hingewiesen, daß, um 
der großen Säuglingssterblichkeit in den Sommermonaten mit Erfolg 
zu begegnen, für die Monate Juni bis August 3 Ammen eingestellt 
würden. Dieses sollte vorbildlich sein, da für die Unterbringung 
kranker Säuglinge in Berliner Krankenhäusern nach Ansicht des 
Redners bis setzt noch sehr wenig getan sei. 
Zu demselben Titel wurde bezüglich der Löhne des Wartepersonais jc. 
auf deren Verschiedenartigkeit hingewiesen und darauf aufmerksam 
gemacht, daß die Mindcstlöhne unter Hinzurechnung der Emolumente 
3,i>o M beiragen sollten. 
Die Herren Magistratsvertreter erklärten, daß es nicht möglich 
gewesen sei, allen Anträgen schon setzt zu entsprechen, man habe sich 
für dieses Jahr daraus beschränken müssen, ein Pauschquantum von 
20 M pro Kopf und höhere Summen für Vertretungen zur Verfügung 
zu stellen, man sei aber bestrebt, bis zum nächsten Etatsjahre auch 
hier System und Skala einzurichten. Anträge wurden nicht gestellt. 
Zum Abschlüsse dieses Etats wurde angeführt, daß derselbe eine 
Minderausgabe von nur 49 000 M aufweise, trotzdem für 1907 
120 Kranke weniger vorgesehen seien, dies sei ein ungenügendes Ergebnis. 
Die Herren Magistralsvertreter erklärten, daß es nicht möglich 
gewesen sei, der verminderten Bettenzahl entsprechend auch sogleich 
die Reduktion des Personals herbeizuführen, man habe vorläufig nur 
einen Bruckteil entbehren können, da die Einrichtungen dieselben ge 
blieben seien, auch werde Personal zum Teil auf anderen Stationen, 
wo es bisher fehlte, noch gebraucht, die Krankenhausdeputation habe 
geglaubt im Jniereffe der Kranken eine größere Verminderung des 
Personals als vorgesehen, zur Zeit nicht befürworten zu können. 
Auch der Herr Kämmerer erkannte dieses Mißverhältnis des Aus 
schusses und die Notwendigkeit der Beseitigung desselben für die 
Zukunft an. 
Redner behielt sich Anträge in dieser Beziehung für später vor. 
Gleichzeitig wurde erwähnt, daß in dem Bericht zur letzten An- 
leihe darauf hingewiesen sei, daß sowohl das Filialhospital am Urban 
als auch das Krankenhaus in der Gilschinerftraße eingehen sollten. 
Die Herren Magistratsvertreter erklärten, daß die Absicht auch bestehe, 
diese beiden Krankenhäuser eingehen zu lasien, daß dieselben aber zur 
Zeit noch nicht völlig entbehrt werden könnten. 
Der Etat gelangte unverändert in beiden Lesungen zur Annahme, 
so daß dessen Feststellung nach dem Entwürfe erfolgen kann. — 
Der vorgeschrittenen Zeit halber wurde nunmehr Vertagung be- 
antragt, jedoch abgelehnt. — 
Spezialetat 27 A — Krankenhaus Gitschinerstraße — 
für das Etatsjahr 1907. 
Der Etat gelangte an dloo in beiden Lesungen zur Annahme, 
seine Feststellung nach dem Entwürfe kann erfolgen. 
Zum 
Spezialctat 27B — Kaiser und Kaiserin Friedrich 
Kinderkrankenhaus — für das Etatsjahr 1907 
wurde dem Artrage auf sn dlov-Annahme widersprochen und auf den 
hohen Durchschnittssatz der Selbstkosten für 1 Kind auch heute wieder 
hingewiesen. 
Die Herren Magistratsvertreter erklärten, daß die Eigenart des 
Krankenhauses als Jnsektionskrankenhaus die hohen Kosten verursache. 
Auf eine Anfrage, weshalb hier keine Ammen vorgesehen seien, 
enlgegnete der Herr Magistratsvertreter, daß der an der Spitze des 
Krankenhauses stehende Spezialist solche nicht verlangt habe. Im 
Neubau des Krankenhauses würden allerdings Räume für Ammen 
vorgesehen. 
Der Etat wurde hierauf in beiden Lesungen en bloc angenommen, 
so daß seine Feststellung nach dem Entwürfe erfolgen kann. 
Spezialetat 270 — Rudolf Virchow-Krankenhaus — 
für das Etatsjahr 1907. 
Derselbe gelangte in beiden Lesungen vn bloo zur Annahme, seine 
Feststellung kann nach dem Entwürfe erfolgen. 
Hierauf vertagte sich der Ausschuß auf Mittwoch, den 6. d. Mts., 
Nachmittag 5 Uhr präzise. 
G. w. 0. 
Michelet. 
2,8. 
11. 
Berlin, den 6. März 1907. 
Anwesend. 
Sämtliche Mitglieder des Etatsausschuffes mit Ausnahme des ent 
schuldigten Stadtverordnetenvorstehers vr. Langerhans und 
des entschuldigten Stadtverordneten Werner. 
Anwsend von seiten des Magistrats: 
Der Kämmerer und Stadtrat vr. Steiniger, der Stadtbaurat Hosf- 
mann, die Stadtschulräte vr. Michaelis und vr. Fischer, 
der Stadtsyndikus vr. Hirsekorn, die Stadträte vr. Straß 
mann, Selberg, Kalisch, Benzky, Maas. 
Vor Eintritt in die heutige Tagesordnung gab der Herr Ma 
gistralsvertreter zu dem bereits in voriger Sitzung durchberatenen 
Spezialetat 27 B — Kaiser und Kaiscriu Friedrichkinderkranken- 
haus — ergänzend die Erklärung ab, daß der Direktor dieses Kranken 
hauses Ammen nur um deswillen nicht gefordert habe, weil die jetzigen 
räumlichen Verhältnisse eine Unterbringung solcher absolut unmöglich 
machten. — 
Der Etatsausschuß hat hierauf nachfolgende Etats in Beratung 
genommen: 
Spezialctat 28 — Irren- und Jdiotcnanstalt Dall 
dorf — für das Etatsjahr 1907, 
Spezialeiat 29 — Irrenanstalt Herzberge in Lichten- 
berg — für das Etatsjahr 1907. 
Diese beiden Etats gelangten in beiden Lesungen zur Annahme, 
weshalb sie nach den Entwürfen festgestellt werden können. 
Spezialetat 29A — Irrenanstalt Buch — für das 
Etatssahr 1907. 
Die hier von einer Seite zu Titel V geäußerten Bedenken in 
bezug auf die Höhe der Erstattungen an die Zentrale Buch für Hei 
zung, Beleuchtung und Wasser, sollen bei Beratung des Etats der 
Zentrale — Nr. 33A — besprochen werden. 
Sonst fand sich in beiden Lesungen nichts zu erinnern, es wird 
die Feststellung nach dem Entwurf empfohlen. 
Spezialetat 30 — Anstalt für Epileptische „Wühl- 
garten" bei Biesdorf — für das Etatsjahr 1907. 
Der Etat gelangte in beiden Lesungen ohne Debatte zur An 
nahme, weshalb er nach dem Entwurf festgestellt werden kann. 
Spezialctat 31 — Badeanstalten — für das Etats 
jahr 1907. 
Zu den Vorbemerkungen wurde von einer Seite darauf hinge- 
wiesen, daß nach Schließung des Kreises der seinerzeit von den Ge 
meindebehörden prinzipiell beschlossenen 6 Volksbadeanstalten mit 
Schwimnihallen — die nicht alle in guter Geschäftsgegend lägen — 
man dazu übergehen tolle, kleinere Anstalten ohne Schwimmhallen in 
frequentierten Gegenden dem immer größer werdenden Badebedürfnis 
entsprechend zu errichten, zumal die Polizei die Beseitigung der An 
stalten im Sprceflusse immer dringender verlange und die Anstalt im 
Nordhafen nach Errichtung der Anstalt in der Gerichistraße eingehen 
werde. 
In erster Lesung gelangte der Etat hierauf zur Annahme. 
In zweiter Lesung wurde zur Anlage 1 (S. 24) — Besoldungs. 
Ordnungen — ausgeführt, daß nicht durchweg 3,50 M pro Tag an
	        
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