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Weise auch die genügende Zahl von Volontärärzten, die diese Emo-
lumenle nicht bekämen. gesichert erscheine.
Die Herren Magistralsvertreter emgegncten, daß nicht so viel
Volontärärzie vorhanden seien, als der Magistrat gebrauchen und
beschäftigen könne. Die Krankenhausdeputation habe indes alle Be
dürfnisse wohl erwogen und eingehend geprüft und sich für das nächste
Jahr zu obigem Antrage entschieden.
Es wurde weiter ausgeführt, daß an den städtischen Kranken-
Häusern gegenwärtig 81 Assistenzärzte beschäftigt würden, die Zahl
der Volontärärzie betrage etwa 1 / 3 hiervon, aus 1 Assistenzarzt kämen
50 bis 55 Kranke. Man halte es nicht für angebracht — und dies
bclomen die Herren Magiftratsvertreier — über wohlerwogene Be
schlüsse der Deputation und des Magistrats hier im Etatsausschuß
kurzer Hand hinwegzugehen.
Ein Antrag, die Worte „bis zur Hälfte des Gesamtbestandes"
zu streichen, wurde hierauf zurückgezogen, nachdem der Herr Kämmerer
binnen kürzern noch eine Vorlage bezüglich der Assistenzärzte in Aus
ficht gestellt hatte.
Obiger Magistralsantrag gelangte zur Annahme.
Zu den Vorbemerkungen des Etats wurde noch angefragt, ob
der Magistrat Vorsorge getroffen habe für Rekonvaleszenten. Es
befänden sich in den Krankenhäusern immer noch eine große Anzahl
solcher Personen, die die Betten in Anspruch nähmen, obwohl sie eines
so großen Apparates nicht mehr bedürften, die also die Krankenhäuser
unnötig belasteten und besser in Erholungsstätten untergebracht werden
könnten.
Die Herren MagistralSvertreter entgegnelen, daß Heimstätten^und
Siechenhäuser vorhanden seien, für Rekonvaleszenten habe die Stadt
keine Erholungsstätten, wollte sie solche anlegen, so würden diese ein
zweites Krankenhaus darstellen, da ärztliche Behandlung und Ueber-
wachung nötig wäre.
Anträge wurden nicht gestellt. Zu Titel IV der Ausgabe wurde
auf die Verschiedenartigkeit der Sätze für den gleichen Tisch bei den
einzelnen Krankenanstalten hingewiesen.
Die Herren Magistratsvcitreter erklärten, daß man bemüht sei,
eine gewisse Gleichniäßigkeit hierin herbeizuführen, daß dieses aber
noch einige Zeit dauern werde.
Ohne Abänderungen gelangte der Etat in beiden Lesungen zur
Annahme, so daß dessen Feststellung nach dem Entwürfe erfolgen kann.
Spezialetat 26 — Krankenhaus Moabit — für das
Etatssahr 1907.
Der Etat gelangte ohne Debatte in der ersten und zweiten
Lesung ohne Aenderung zur Annahme, seine Feststellung nach dem
Entwürfe kann erfolgen.
Spezialetat 27 — Krankenhaus am Urban — für das
Etatssahr 1907.
Zu Titel I 2e der Ausgabe wurde darauf hingewiesen, daß, um
der großen Säuglingssterblichkeit in den Sommermonaten mit Erfolg
zu begegnen, für die Monate Juni bis August 3 Ammen eingestellt
würden. Dieses sollte vorbildlich sein, da für die Unterbringung
kranker Säuglinge in Berliner Krankenhäusern nach Ansicht des
Redners bis setzt noch sehr wenig getan sei.
Zu demselben Titel wurde bezüglich der Löhne des Wartepersonais jc.
auf deren Verschiedenartigkeit hingewiesen und darauf aufmerksam
gemacht, daß die Mindcstlöhne unter Hinzurechnung der Emolumente
3,i>o M beiragen sollten.
Die Herren Magistratsvertreter erklärten, daß es nicht möglich
gewesen sei, allen Anträgen schon setzt zu entsprechen, man habe sich
für dieses Jahr daraus beschränken müssen, ein Pauschquantum von
20 M pro Kopf und höhere Summen für Vertretungen zur Verfügung
zu stellen, man sei aber bestrebt, bis zum nächsten Etatsjahre auch
hier System und Skala einzurichten. Anträge wurden nicht gestellt.
Zum Abschlüsse dieses Etats wurde angeführt, daß derselbe eine
Minderausgabe von nur 49 000 M aufweise, trotzdem für 1907
120 Kranke weniger vorgesehen seien, dies sei ein ungenügendes Ergebnis.
Die Herren Magistralsvertreter erklärten, daß es nicht möglich
gewesen sei, der verminderten Bettenzahl entsprechend auch sogleich
die Reduktion des Personals herbeizuführen, man habe vorläufig nur
einen Bruckteil entbehren können, da die Einrichtungen dieselben ge
blieben seien, auch werde Personal zum Teil auf anderen Stationen,
wo es bisher fehlte, noch gebraucht, die Krankenhausdeputation habe
geglaubt im Jniereffe der Kranken eine größere Verminderung des
Personals als vorgesehen, zur Zeit nicht befürworten zu können.
Auch der Herr Kämmerer erkannte dieses Mißverhältnis des Aus
schusses und die Notwendigkeit der Beseitigung desselben für die
Zukunft an.
Redner behielt sich Anträge in dieser Beziehung für später vor.
Gleichzeitig wurde erwähnt, daß in dem Bericht zur letzten An-
leihe darauf hingewiesen sei, daß sowohl das Filialhospital am Urban
als auch das Krankenhaus in der Gilschinerftraße eingehen sollten.
Die Herren Magistratsvertreter erklärten, daß die Absicht auch bestehe,
diese beiden Krankenhäuser eingehen zu lasien, daß dieselben aber zur
Zeit noch nicht völlig entbehrt werden könnten.
Der Etat gelangte unverändert in beiden Lesungen zur Annahme,
so daß dessen Feststellung nach dem Entwürfe erfolgen kann. —
Der vorgeschrittenen Zeit halber wurde nunmehr Vertagung be-
antragt, jedoch abgelehnt. —
Spezialetat 27 A — Krankenhaus Gitschinerstraße —
für das Etatsjahr 1907.
Der Etat gelangte an dloo in beiden Lesungen zur Annahme,
seine Feststellung nach dem Entwürfe kann erfolgen.
Zum
Spezialctat 27B — Kaiser und Kaiserin Friedrich
Kinderkrankenhaus — für das Etatsjahr 1907
wurde dem Artrage auf sn dlov-Annahme widersprochen und auf den
hohen Durchschnittssatz der Selbstkosten für 1 Kind auch heute wieder
hingewiesen.
Die Herren Magistratsvertreter erklärten, daß die Eigenart des
Krankenhauses als Jnsektionskrankenhaus die hohen Kosten verursache.
Auf eine Anfrage, weshalb hier keine Ammen vorgesehen seien,
enlgegnete der Herr Magistratsvertreter, daß der an der Spitze des
Krankenhauses stehende Spezialist solche nicht verlangt habe. Im
Neubau des Krankenhauses würden allerdings Räume für Ammen
vorgesehen.
Der Etat wurde hierauf in beiden Lesungen en bloc angenommen,
so daß seine Feststellung nach dem Entwürfe erfolgen kann.
Spezialetat 270 — Rudolf Virchow-Krankenhaus —
für das Etatsjahr 1907.
Derselbe gelangte in beiden Lesungen vn bloo zur Annahme, seine
Feststellung kann nach dem Entwürfe erfolgen.
Hierauf vertagte sich der Ausschuß auf Mittwoch, den 6. d. Mts.,
Nachmittag 5 Uhr präzise.
G. w. 0.
Michelet.
2,8.
11.
Berlin, den 6. März 1907.
Anwesend.
Sämtliche Mitglieder des Etatsausschuffes mit Ausnahme des ent
schuldigten Stadtverordnetenvorstehers vr. Langerhans und
des entschuldigten Stadtverordneten Werner.
Anwsend von seiten des Magistrats:
Der Kämmerer und Stadtrat vr. Steiniger, der Stadtbaurat Hosf-
mann, die Stadtschulräte vr. Michaelis und vr. Fischer,
der Stadtsyndikus vr. Hirsekorn, die Stadträte vr. Straß
mann, Selberg, Kalisch, Benzky, Maas.
Vor Eintritt in die heutige Tagesordnung gab der Herr Ma
gistralsvertreter zu dem bereits in voriger Sitzung durchberatenen
Spezialetat 27 B — Kaiser und Kaiscriu Friedrichkinderkranken-
haus — ergänzend die Erklärung ab, daß der Direktor dieses Kranken
hauses Ammen nur um deswillen nicht gefordert habe, weil die jetzigen
räumlichen Verhältnisse eine Unterbringung solcher absolut unmöglich
machten. —
Der Etatsausschuß hat hierauf nachfolgende Etats in Beratung
genommen:
Spezialctat 28 — Irren- und Jdiotcnanstalt Dall
dorf — für das Etatsjahr 1907,
Spezialeiat 29 — Irrenanstalt Herzberge in Lichten-
berg — für das Etatsjahr 1907.
Diese beiden Etats gelangten in beiden Lesungen zur Annahme,
weshalb sie nach den Entwürfen festgestellt werden können.
Spezialetat 29A — Irrenanstalt Buch — für das
Etatssahr 1907.
Die hier von einer Seite zu Titel V geäußerten Bedenken in
bezug auf die Höhe der Erstattungen an die Zentrale Buch für Hei
zung, Beleuchtung und Wasser, sollen bei Beratung des Etats der
Zentrale — Nr. 33A — besprochen werden.
Sonst fand sich in beiden Lesungen nichts zu erinnern, es wird
die Feststellung nach dem Entwurf empfohlen.
Spezialetat 30 — Anstalt für Epileptische „Wühl-
garten" bei Biesdorf — für das Etatsjahr 1907.
Der Etat gelangte in beiden Lesungen ohne Debatte zur An
nahme, weshalb er nach dem Entwurf festgestellt werden kann.
Spezialctat 31 — Badeanstalten — für das Etats
jahr 1907.
Zu den Vorbemerkungen wurde von einer Seite darauf hinge-
wiesen, daß nach Schließung des Kreises der seinerzeit von den Ge
meindebehörden prinzipiell beschlossenen 6 Volksbadeanstalten mit
Schwimnihallen — die nicht alle in guter Geschäftsgegend lägen —
man dazu übergehen tolle, kleinere Anstalten ohne Schwimmhallen in
frequentierten Gegenden dem immer größer werdenden Badebedürfnis
entsprechend zu errichten, zumal die Polizei die Beseitigung der An
stalten im Sprceflusse immer dringender verlange und die Anstalt im
Nordhafen nach Errichtung der Anstalt in der Gerichistraße eingehen
werde.
In erster Lesung gelangte der Etat hierauf zur Annahme.
In zweiter Lesung wurde zur Anlage 1 (S. 24) — Besoldungs.
Ordnungen — ausgeführt, daß nicht durchweg 3,50 M pro Tag an