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Volume No. 28 (443-470), 10. Mai 1902

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1902 (Public Domain)

1. wie groß die zu bebauenden Fläche» seien und wie groß 
an Zahl die darauf wahrscheinlich unterkommende Be 
völkerung sein werde? 
2. ob auf dem auszutheilenden Gelände ein Bedürfniß für 
eine Gemeindeschnle vorhanden sein werde? 
3. ob das Herausschneiden eines zweiten Schulgrundstücks 
möglich sei? 
Einen weiteren Punkt der Debatte bildete die Fußgängerbrücke. 
Hierüber heißt es in der Vorlage: 
0. Herstellung der Fußgängerbrücke. 
Ueber die im Zuge der Flensburgerstraße herzustellenden Fuß- 
gängerbrücke haben die Verhandlungen folgendes Ergebniß gehabt: 
Die Gesellschaft verpflichtet sich: 
a) für den Fall, daß die Stadtgemeindc Berlin die Brücke 
nach eigener Konstruktion selbst ausführen sollte, zu deren 
Kosten einen Beitrag bis zur Höhe von 150 000 Jt zu zahlen, 
b) falls die Stadtgemeinde die eigene Ausführung ablehnt, die 
Brücke nach dem Projekte des Professors Müller-Breslau 
mit den vom Magistrat gewünschten Aenderungen und unter 
Aufsicht des letzteren auf eigene Kosten selbst auszuführen. 
Dazu wird bemerkt, daß vorbehalten bleibt, der Stadtverordneten- 
Versammlung seiner Zeit das Brückenprojekt vorzulegen. 
Das Projekt Müller-Breslau wurde vorgelegt, fand aber von 
keiner Seite Beifall. Es wurde ausgeführt, daß nicht die Stadt, 
sondern die Gesellschaft in ihrem eigenen Interesse die Brücke wünsche. 
Daher müsse die Gesellschaft die Brücke auch auf ihre Kosten so 
bauen, wie die Stadt es vorschreibe — etwa das Hängebrücken 
projekt des Herrn Stadt-Bauraths für zirka 200000^ — ohne daß 
letztere etwas zuzahle und dies umsomehr, als die Stadt ja dauernd 
die ziemlich hohe Unterhaltungslast übernehme. 
Auch wurde von einer Seite angeregt, die Gesellschaft zur Er 
bauung einer Fahrbrücke zu verpflichten, da sich nach Verlauf einiger 
Jahre doch ein Bedürfniß hierzu herausstellen werde. Dem wurde 
aber sowohl von Seiten des Herrn Stadt-Bauraths als auch von 
Seiten des Ausschusses widersprochen, indem einerseits betont wurde, 
daß zur einen Seite in 160 m Entfernung die Hansabrücke, zur 
andern Seite in etwas größerem Abstande die Lessingbrücke — beides 
Fahrbrücken — vorhanden seien und daß gar kein Hinterland da sei, 
aus dem heraus sich ein Verkehr entwickeln könnte. Andererseits 
wurde zu bedenken gegeben, daß die Höhenverhältnisse der beiderseitigen 
Ufer nicht so geartet seien, daß man, ohne die Zustände bei der Sieg 
mundshofbrücke zu wiederholen, eine Fahrbrücke errichten könnte. 
Zu einer Abstimmung wurde noch nicht geschritten: der Ausschuß 
beschloß vielmehr, sich heute zu vertagen und die Herren Magistrats- 
Vertreter zu ersuchen, in der nächsten, auf Dienstag, den 8. d.^Mts., 
Nachmittag 5^ Uhr, anzuberaumenden Sitzung die obigen 3 Fragen 
behufs Beurtheilung des Schulbedürfnisses zu beauskunften. 
V. g. u. 
A. Dinse. 
Zu Nr. 457. 
II. 
Berlin, den 8. April 1902. 
Anwesend: 
Stadtverordneter Dinse, Vorsitzender, 
Wallach, Vorsitzender-Stellvertreter, 
- Baumann, 
- Borgmann, 
- Buckow, 
- Druhm, 
Eckard, 
- Haberland, 
- Heimann, 
Maas, 
Nelke, 
- Rosenow, 
- Stapf. 
Anwesend als Magistrats-Vertreter: 
Stadtrath Friedet, 
Stadt Baurath Krause, 
Stadt-Schulrath Dr. Gerstenberg. 
Anwesend mit Zustimmung des Ausschusses: 
Stadt-Bauinspektor Matzdorf. 
Es fehlen: 
Stadtverordneter Ewald, 
- Frick, entschuldigt. 
Das Protokoll der vorigen Sitzung wurde vorgelesen und genehmigt. 
Der Herr Stadt-Baurath ertheilte hierauf folgende Auskünfte: 
A. Das gesammte Terrain der Gesellschaft betrage 117 393 qm, 
hiervon ab für Straßentand . 35 845 - 
bleiben 111548 gm 
ab Vorgartenland . 3113 
also bleibt bebaubare Fläche 108 435 qm. 
Das seitens der Gesellschaft von anderen Eigenthümern zu 
erwerbende Straßenland beträgt: 
a) vom Domänen-Fiskus 13195 qm, 
ß) von den Borsig'schen Erben 3120 - 
r) von Aschrott . 977 
17 292 qm. 
Hiernach betrage das gesammte Straßenland 35 845 -s- 
17 292 — 53137 qm (ohne Vorgartenland), mithin verhalte 
sich das Straßenland zum Bauland wie 53 : 111 — 47,75 %. 
B. Für die 12 m breite Ladestraße seien kostenfrei zur Verfügung 
zu stellen: 
a) von der Terrain-Gesellschaft... 4 180 qm | 
ß) vom Borsig'schen Terrain . . . 1208 5 604 qm. 
■/) vom Aschrott'schen Terrain . . 221 - ) 
O. Nach Angabe des Statistischen Amtes kämen 10 520 Bewohner 
auf zirka 99 900 qm bebaute Fläche, also 1 Bewohner auf 
zirka 9,5 qm. 
Nehme man rund 10 qm auf 1 Bewohner an, so ergäben sich: 
auf 111548 qm Bauterrain der Ge 
sellschaft 11 150 Bewohner, 
ß) ans 111548 -f- 71400 -f- 31579 — 
151 027 qm Gesammtbauterrain ein 
schließlich Aschrott (östliches Terrain) 
und Borsig — zirka 15 100 Bewohner, 
r) auf 111 548 + 7 900 + 9111 -f 
31 579 — 160138 qm Gesammtbau 
terrain einschließlich Aschrott (beide 
Grundstücke) und Borsig . . — zirka 16 000 Bewohner. 
Der Herr Stadt-Schulrath erklärte, daß unbedingt Terrain ge 
braucht werde für eine Gemeinde-Doppelschule. In dieser Gegend stehe 
man einer Schulnoth gegenüber. Außerdem fehle im Umkreise eine 
katholische Schule und auch für eine solche liege ein dringendes Be- 
dürftnß vor. 
Die Größen für die erforderlichen Terrains wurden in Ueber 
einstimmung mit den Herren Magistrats Vertretern festgestellt auf 
mindestens 4 500 qm für das Gymnasium, und nicht unter 5 500 qm 
für eine Gemeinde-Doppelschule, zusammen auf mindestens 10 000 qm. 
Der Herr Stadt-Bauinspektor wurde ersucht, zwecks Feststellung der 
Lage Skizzen auszuarbeiten und dem Ausschüsse zu übersenden. 
Der Vorsitzende erklärte hierzu, daß nach einer Rücksprache mit 
Verlretern der Terrain-Gesellschaft, von dieser 10000 qm hergegeben 
werden würden in einer dem Magistrat geeignet erscheinenden For 
mation, allerdings zum Selbstkostenpreise. 
Der Herr Stadt-Baurath erklärte, daß die Gesellschaft sich jetzt 
den Selbstkostenpreis einschl. Kanalisation rc. auf 112 Jt pro qm 
berechne, daß sie das Terrain in der gewünschten Größe aber für 
100 Jt pro qm — dem billigsten Preise — an die Stadt verkaufen 
würde. Zu dem vor zwei Jahren normirten Preise von 78 Jt 
pro qm schlage die Gesellschaft jetzt eben 2 Jahre Zinsen hinzu. 
In Folge dieser Mittheilungen wurde von einer Seite beantragt, 
den Plan nur zu genehmigen, wenn die Gesellschaft 6500 qm für 
eine Gemeindedoppelschule kostenfrei übereigne; von anderer Seite 
wurde beantragt, mit der Gesellschaft nochmals zu verhandeln in dem 
Sinne, daß ihr Plan nur genehmigt werden könne, wenn ein Schul 
grundstück zum Preise von 50 Jt pro qm übereignet werde. 
Die Anträge wurden damit begründet, daß doch sehr wohl zu 
bedenken sei, daß hier viele kleine Wohnungen entstehen würden, und 
daß der Stadt hierdurch zu große Lasten entständen. Die Sladt 
müsse daher darauf Bedacht nehmen, den Plan für sich günstiger zu 
gestalten durch Anlage eines Platzes, denn dann bekäme man nicht 
so kleine Wohnungen und könne vielleicht eine Gemeindedoppelschule 
entbehren. 
Der Ausschuß beschloß, die Herren Dinse, Bergmann und 
Druhm zu beauftragen, in diesem Sinne mit der Gesellschaft zu 
verhandeln. 
Dieser Subkommission wurde außerdem aufgegeben, bei den Ver 
handlungen zu betonen, daß die Brücke als Hängebrücke nach dem 
Krause'schen Projekt herzustellen sei vollständig auf Kosten der Gesell 
schaft ohne Zuzahlung seitens der Stadt. 
Hierauf wurde die heutige Verhandlung abgebrochen. 
G. w. o. 
A. Dinse. 
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