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Stadtverordneter Bntzke,
Dr. Friedeberg,
Fritich.
- Friederici,
Friede, Goldschmidt (II),
- Dr. Kuhlmann,
Dr. Landau.
Mertens,
- Dr. Rüge,
Singer,
Wurm.
Siadkrath Dr. Straß mann.
Es fehlte:
Stadtverordneter Bau mann, entschuldigt.
Die heutige Sitzung des Ausschusses wurde von dem Vorsitzenden
mit der Mittheilung eröffnet, daß der Agent Gustav Schmidt in
der Annahme, daß das Grundstück Fischerstraße 39/42 zur Unter
bringung des projektirte» Amtes nicht groß genug sei, für diesen
Zweck schriftlich die Waarenbörse (Fempallast) an der Burg-, Heilige
geist- und Wolfgangstraße mit 2850 gw Grundfläche für den Preis
von 1 800000 Jt zum Kauf angeboten habe.
Die sodann eröffnete Verhandlung ergab zunächst eine Ueber
einstimmung der Ansichten dahin, daß, nachdem es die Versammlung
abgelehnt habe, vor weiterer Beschlußfassung in der Sache noch sach
verständige Gutachten über die von dem Ausschüsse bezeichneten Punkte
einholen zu lassen, hierauf nicht wieder zurückgekommen werden
könne, daß vielmehr dem Wunsche der Versammlung, die Angelegen
heit baldigst zu einem Abschlüsse gelangt zu sehen, Rechnung zu tragen
sei. Nachdem hieraus von einer Seite bemerkt worden war, daß,
wenn man nunmehr auch wohl den Vorentwurf zu dem Neubau ge
nehmigen wolle, es doch nothwendig sei, bei der Vorlegung des
speziellen Entwurfs auch einen Arbeitsplan für das Institut zu ver
langen, da sonst das ganze Unternehmen in der Luft schwebe, ein
hierauf bezüglicher Antrag indessen nach einigen Erörterungen wieder
zurückgezogen worden war, verlas Herr Stadlrath Dr. Straßmann
ein an ihn gerichtetes Schreiben des Herrn Professors Dr. Proskauer
vom 15. d. Mts. In demselben heißt es wörtlich, wie folgt:
Erst heute komme ich dazu, Ihnen meine Ansicht über das
vorliegende Projekt für das städtische Untersuchungsamt mit-
zutheilen. In der Zwischenzeit habe ich mir nicht nur das
Gebäude, tvelches für das Amt bestimmt ist, angesehen, sondern
mich auch über den Umfang anderer, damit vergleichbarer Jn-
stitnte und Laboratorien insormirt.
Es steht eine Gesammtfläche von 2 044 gm für das Unter-
snchnngsamt in der Fischerstraße zur Verfügung. Dieselbe muß
— m. E. — für die in der Denkschrift niedergelegten Zwecke
ausreichen, selbst wenn man die für das Königreich Sachsen
der Errichtung von Nahrungsmittel-Untersuchungsämtern zu
Grunde gelegte Mittelzahl von 30 Proben (Nahrungs-, Genuß-
und Gcbrauchsgegenständeni pro 1000 Personen, für Berlin
also rund 60000 Proben jährlich annimmt. (Vergl. Foerster,
Organisation der Nahrungsmittelkontrolle in Sachsen, Zeit
schrift für öffentliche Chemie 1901, S. 376, u. Trekan, Stat.
Fahrbuch deutscher Städte 1901. Jahrg. IX).
Ich bin der festen Ueberzeugung, daß sich auf dem in Aussicht
genommenen Terrain eine Anstalt errichten läßt, die auch dann
ausreichen wird, wenn das Amt amtlichen Charakter erhalten
sollte.
Schließlich erkläre ich mich auch gern bereit, Ihnen mit
meinen Erfahrungen auf diesem Gebiete nach jeder Richtung zur
Verfügung zu stehen. Ich habe nicht nur den Laboratoriumsbau
des Kaiserlichen Gesundheitsamtes in der Luisenstraße als erster
Assistent des chemischen Laboratoriums dieses Amtes, sondern
auch den Bau des hygienischen Instituts in der Klosterstraße,
die Einrichtung des provisorischen Instituts für Infektions
krankheiten und den Neubau des letzteren mitgemacht und mir
dadurch einen gewissen Schatz von Erfahrungen auf diesem Gebiete
erworben, den ich gern weiter zum allgemeinen Nutze» verwerthe:
ich stehe Ihnen also gern zu Diensten.
Im Anschluß hieran erklärte der Herr Stadtrath, wie er dies
bereits in der vorigen Sitzung des Ausschuffes und bei der Berathung
im Plenum der Versammlung gethan, vvn Neuem, daß Information
nach jeder Richtung hin eingeholt und kein Schritt ins Dunkle gethan
sei. Der Bau und die Einrichtung des Amtes werde mit Unterstützung
des Herrn Proskauer und anderer Sachverständigen, wo man sie
immer finde, ausgeführt und überwacht werden, aber unmöglich sei
cs, schon heute, ohne den Umfang der künftigen Arbeit des Instituts
zu kennen, zu sagen, so und nicht anders solle die Wirksamkeit desselben
sein. Nach dem Programm solle das Gebäude aufnehmen eine
chemisckie, eine bakteriologische und eine physikalisch-mikroskopische und
botanische Abtheilung unter Anfügung einer hydrologischen Abtheilung.
Man werde sich nun Anfangs in erster Reihe auf die Untersuchung
der Nahrungsmittel für die städtischen Wohlfahrts-Anstalten beschränken,
aber auch Untersuchungen vornehmen, wenn Handel und Industrie das
Amt ansprechen, im Uebrigen jedoch die weitere Entwickelung des
Instituts, namentlich nach der Richtung hin, ob es einen amtlichen
Charakter erhält, abwarten und je nachdem das etwa weiter Erforder
liche veranlassen.
Die nachfolgenden Redner sprachen sich hierauf dahin aus, daß
durch die schriftlichen Erklärungen des Herrn Proskau er alle Bedenken,
die gegen die Ausführung des Projekts im Sinne der Magistrats-
vorläge bestanden hätten, nunmehr beseitigt seien und daß der
Genehmigung des Vorentwurfs nun nichts weiter entgegenstehe. Diese
Genehmigung bei der Versaminlung zu beantragen, wurde denn auch
von dem Ausschüsse fast einstimmig beschlossen.
Zu erwähnen ist noch schließlich der Antrag eines Mitgliedes des
Ausschusses, der dahin ging,
den Magistrat zu ersuchen, sich rechtzeitig über die Person
des zukünftigen Direktors schlüssig zu werden, damit derselbe
bei der Einrichtung des Unlersuchungsamtes als Sach-
verständiger hinzugezogen werde.
Die Mehrheit des Ausschusses vermochte diesem Antrage nicht zu
zustimmen. Man sagte, daß es in einer so wichtigen Sache der Auf-
forderung an den Magistrat, den Direktor rechtzeitig zu wählen, nicht
bedürfe, da derselbe dies sicher von selbst thun werde, wenn der ge
eignete Zeitpunkt dafür gekommen. Es eile damit aber überhaupt
nicht, nachdem sachverständige Männer, denen man nach ihren Er
fahrungen aus diesem Gebiete vertrauen könne, sich bereit erklärt
hätten, dem Unternehmen mit ihrem Rathe zur Seite stehen zu wollen.
Mißlich sei es auch überdies, schon jetzt eine Person als künftigen
Direktor zu bezeichnen, und zwar um deshalb, als diese Person doch
bis zur Vollendung des Baues in ihrer gegenwärtigen Stellung ver
bleiben müßte, was für beide Theile nichts Angenehmes habe. Einen
Direktor aber schon jetzt fest anzustellen, obgleich er für die nächsten
Jahre nichts zu thun haben würde, könne doch unmöglich empfohlen
werden. Wer vermöge übrigens auch zu wissen, ob sich nicht vielleicht
nach zwei oder drei Jahren eine noch geeignetere Person, als dies
heute möglich sei, werde finden lassen.
Der Ausschuß hat nach diesen Erwägungen den Antrag abgelehnt
und beschlossen, der Versanimlung zu empfehlen, dem Antrage des
Magistrats gemäß, wie folgt, zu beschließen:
Die Versanimlung erklärt sich mit dem ihr vorgelegten
Vorentwurf zum Neubau eines Amtes für die Untersuchung von
Nahrungs- und Genußmitteln sowie Gebranchsgegenständen
in der Fischerstraße 39/42 einverstanden und sieht der Vor
legung des speziellen Entwurfs und Kostenanschlages ent
gegen.
Zum Berichterstatter ist der Stadtverordnete Dr. Landau ge
wählt worden.
V. >v. o.
Landau. Langerhans.
I«». Protokoll des Ausschuffes zur Borberathuug der
Borlage (Drucksache 86), betreffend die Erwerbung des
zur Freilegung der Straffe IO, Abtheilung XI des
Bebauungsplanes, erforderlichen Straffenlandes.
Verhandelt Berlin, den 19. Februar 1902.
Anwesend:
Stadtverordneter Dinse, Vorsitzender,
Gericke, Stellvertreter des Vorsitzenden,
- Friedländer,
Fritsch,
intze,
oblenzer,
- Manegold,
Thieme.
Wallach.
Stadt-Baurath Krause, als Vertreter des Magistrats,
Stadt-Bauinspektor, Baurath Mylius.
Nicht anwesend:
Stadtverordneter Sutter.
Die Stadtverordneten-Versanimlung hat durch Beschluß vom
30. v. Mts. — Protokoll Nr. 28 — zur Vorberaihung der oben-
bezeichneten Vorlage einen Ausschuß eingesetzt. Derselbe hatte heute
eine Besichtigung der hierbei in Betracht kommenden Grundstücke an
Ort und Stelle vorgenommen, wozu auf Veranlassung der Bau
Verwaltung die Fluchtlinien der neuen Straße 10 durch Meßstäbe
markirt worden waren. Demnächst trat der Ausschuß im Konferenz
zimmer der 229. Gemeindeschule zur Berathung zusammen. Der
Vorsitzende leitete die Verhandlungen mit einigen bezüglichen Worten
ein und bemerkte, daß bei Gelegenheit der Berathung in dem Aus
schüsse wegen der Straßenüberführung über den Bahnhof Gesund
brunnen im Zuge der Swinemünderstraße der Herr Baikrath