Path:
Volume No. 11 (157-173), 22. Februar 1902

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1902 (Public Domain)

164 
Stadtverordneter Bntzke, 
Dr. Friedeberg, 
Fritich. 
- Friederici, 
Friede, Goldschmidt (II), 
- Dr. Kuhlmann, 
Dr. Landau. 
Mertens, 
- Dr. Rüge, 
Singer, 
Wurm. 
Siadkrath Dr. Straß mann. 
Es fehlte: 
Stadtverordneter Bau mann, entschuldigt. 
Die heutige Sitzung des Ausschusses wurde von dem Vorsitzenden 
mit der Mittheilung eröffnet, daß der Agent Gustav Schmidt in 
der Annahme, daß das Grundstück Fischerstraße 39/42 zur Unter 
bringung des projektirte» Amtes nicht groß genug sei, für diesen 
Zweck schriftlich die Waarenbörse (Fempallast) an der Burg-, Heilige 
geist- und Wolfgangstraße mit 2850 gw Grundfläche für den Preis 
von 1 800000 Jt zum Kauf angeboten habe. 
Die sodann eröffnete Verhandlung ergab zunächst eine Ueber 
einstimmung der Ansichten dahin, daß, nachdem es die Versammlung 
abgelehnt habe, vor weiterer Beschlußfassung in der Sache noch sach 
verständige Gutachten über die von dem Ausschüsse bezeichneten Punkte 
einholen zu lassen, hierauf nicht wieder zurückgekommen werden 
könne, daß vielmehr dem Wunsche der Versammlung, die Angelegen 
heit baldigst zu einem Abschlüsse gelangt zu sehen, Rechnung zu tragen 
sei. Nachdem hieraus von einer Seite bemerkt worden war, daß, 
wenn man nunmehr auch wohl den Vorentwurf zu dem Neubau ge 
nehmigen wolle, es doch nothwendig sei, bei der Vorlegung des 
speziellen Entwurfs auch einen Arbeitsplan für das Institut zu ver 
langen, da sonst das ganze Unternehmen in der Luft schwebe, ein 
hierauf bezüglicher Antrag indessen nach einigen Erörterungen wieder 
zurückgezogen worden war, verlas Herr Stadlrath Dr. Straßmann 
ein an ihn gerichtetes Schreiben des Herrn Professors Dr. Proskauer 
vom 15. d. Mts. In demselben heißt es wörtlich, wie folgt: 
Erst heute komme ich dazu, Ihnen meine Ansicht über das 
vorliegende Projekt für das städtische Untersuchungsamt mit- 
zutheilen. In der Zwischenzeit habe ich mir nicht nur das 
Gebäude, tvelches für das Amt bestimmt ist, angesehen, sondern 
mich auch über den Umfang anderer, damit vergleichbarer Jn- 
stitnte und Laboratorien insormirt. 
Es steht eine Gesammtfläche von 2 044 gm für das Unter- 
snchnngsamt in der Fischerstraße zur Verfügung. Dieselbe muß 
— m. E. — für die in der Denkschrift niedergelegten Zwecke 
ausreichen, selbst wenn man die für das Königreich Sachsen 
der Errichtung von Nahrungsmittel-Untersuchungsämtern zu 
Grunde gelegte Mittelzahl von 30 Proben (Nahrungs-, Genuß- 
und Gcbrauchsgegenständeni pro 1000 Personen, für Berlin 
also rund 60000 Proben jährlich annimmt. (Vergl. Foerster, 
Organisation der Nahrungsmittelkontrolle in Sachsen, Zeit 
schrift für öffentliche Chemie 1901, S. 376, u. Trekan, Stat. 
Fahrbuch deutscher Städte 1901. Jahrg. IX). 
Ich bin der festen Ueberzeugung, daß sich auf dem in Aussicht 
genommenen Terrain eine Anstalt errichten läßt, die auch dann 
ausreichen wird, wenn das Amt amtlichen Charakter erhalten 
sollte. 
Schließlich erkläre ich mich auch gern bereit, Ihnen mit 
meinen Erfahrungen auf diesem Gebiete nach jeder Richtung zur 
Verfügung zu stehen. Ich habe nicht nur den Laboratoriumsbau 
des Kaiserlichen Gesundheitsamtes in der Luisenstraße als erster 
Assistent des chemischen Laboratoriums dieses Amtes, sondern 
auch den Bau des hygienischen Instituts in der Klosterstraße, 
die Einrichtung des provisorischen Instituts für Infektions 
krankheiten und den Neubau des letzteren mitgemacht und mir 
dadurch einen gewissen Schatz von Erfahrungen auf diesem Gebiete 
erworben, den ich gern weiter zum allgemeinen Nutze» verwerthe: 
ich stehe Ihnen also gern zu Diensten. 
Im Anschluß hieran erklärte der Herr Stadtrath, wie er dies 
bereits in der vorigen Sitzung des Ausschuffes und bei der Berathung 
im Plenum der Versammlung gethan, vvn Neuem, daß Information 
nach jeder Richtung hin eingeholt und kein Schritt ins Dunkle gethan 
sei. Der Bau und die Einrichtung des Amtes werde mit Unterstützung 
des Herrn Proskauer und anderer Sachverständigen, wo man sie 
immer finde, ausgeführt und überwacht werden, aber unmöglich sei 
cs, schon heute, ohne den Umfang der künftigen Arbeit des Instituts 
zu kennen, zu sagen, so und nicht anders solle die Wirksamkeit desselben 
sein. Nach dem Programm solle das Gebäude aufnehmen eine 
chemisckie, eine bakteriologische und eine physikalisch-mikroskopische und 
botanische Abtheilung unter Anfügung einer hydrologischen Abtheilung. 
Man werde sich nun Anfangs in erster Reihe auf die Untersuchung 
der Nahrungsmittel für die städtischen Wohlfahrts-Anstalten beschränken, 
aber auch Untersuchungen vornehmen, wenn Handel und Industrie das 
Amt ansprechen, im Uebrigen jedoch die weitere Entwickelung des 
Instituts, namentlich nach der Richtung hin, ob es einen amtlichen 
Charakter erhält, abwarten und je nachdem das etwa weiter Erforder 
liche veranlassen. 
Die nachfolgenden Redner sprachen sich hierauf dahin aus, daß 
durch die schriftlichen Erklärungen des Herrn Proskau er alle Bedenken, 
die gegen die Ausführung des Projekts im Sinne der Magistrats- 
vorläge bestanden hätten, nunmehr beseitigt seien und daß der 
Genehmigung des Vorentwurfs nun nichts weiter entgegenstehe. Diese 
Genehmigung bei der Versaminlung zu beantragen, wurde denn auch 
von dem Ausschüsse fast einstimmig beschlossen. 
Zu erwähnen ist noch schließlich der Antrag eines Mitgliedes des 
Ausschusses, der dahin ging, 
den Magistrat zu ersuchen, sich rechtzeitig über die Person 
des zukünftigen Direktors schlüssig zu werden, damit derselbe 
bei der Einrichtung des Unlersuchungsamtes als Sach- 
verständiger hinzugezogen werde. 
Die Mehrheit des Ausschusses vermochte diesem Antrage nicht zu 
zustimmen. Man sagte, daß es in einer so wichtigen Sache der Auf- 
forderung an den Magistrat, den Direktor rechtzeitig zu wählen, nicht 
bedürfe, da derselbe dies sicher von selbst thun werde, wenn der ge 
eignete Zeitpunkt dafür gekommen. Es eile damit aber überhaupt 
nicht, nachdem sachverständige Männer, denen man nach ihren Er 
fahrungen aus diesem Gebiete vertrauen könne, sich bereit erklärt 
hätten, dem Unternehmen mit ihrem Rathe zur Seite stehen zu wollen. 
Mißlich sei es auch überdies, schon jetzt eine Person als künftigen 
Direktor zu bezeichnen, und zwar um deshalb, als diese Person doch 
bis zur Vollendung des Baues in ihrer gegenwärtigen Stellung ver 
bleiben müßte, was für beide Theile nichts Angenehmes habe. Einen 
Direktor aber schon jetzt fest anzustellen, obgleich er für die nächsten 
Jahre nichts zu thun haben würde, könne doch unmöglich empfohlen 
werden. Wer vermöge übrigens auch zu wissen, ob sich nicht vielleicht 
nach zwei oder drei Jahren eine noch geeignetere Person, als dies 
heute möglich sei, werde finden lassen. 
Der Ausschuß hat nach diesen Erwägungen den Antrag abgelehnt 
und beschlossen, der Versanimlung zu empfehlen, dem Antrage des 
Magistrats gemäß, wie folgt, zu beschließen: 
Die Versanimlung erklärt sich mit dem ihr vorgelegten 
Vorentwurf zum Neubau eines Amtes für die Untersuchung von 
Nahrungs- und Genußmitteln sowie Gebranchsgegenständen 
in der Fischerstraße 39/42 einverstanden und sieht der Vor 
legung des speziellen Entwurfs und Kostenanschlages ent 
gegen. 
Zum Berichterstatter ist der Stadtverordnete Dr. Landau ge 
wählt worden. 
V. >v. o. 
Landau. Langerhans. 
I«». Protokoll des Ausschuffes zur Borberathuug der 
Borlage (Drucksache 86), betreffend die Erwerbung des 
zur Freilegung der Straffe IO, Abtheilung XI des 
Bebauungsplanes, erforderlichen Straffenlandes. 
Verhandelt Berlin, den 19. Februar 1902. 
Anwesend: 
Stadtverordneter Dinse, Vorsitzender, 
Gericke, Stellvertreter des Vorsitzenden, 
- Friedländer, 
Fritsch, 
intze, 
oblenzer, 
- Manegold, 
Thieme. 
Wallach. 
Stadt-Baurath Krause, als Vertreter des Magistrats, 
Stadt-Bauinspektor, Baurath Mylius. 
Nicht anwesend: 
Stadtverordneter Sutter. 
Die Stadtverordneten-Versanimlung hat durch Beschluß vom 
30. v. Mts. — Protokoll Nr. 28 — zur Vorberaihung der oben- 
bezeichneten Vorlage einen Ausschuß eingesetzt. Derselbe hatte heute 
eine Besichtigung der hierbei in Betracht kommenden Grundstücke an 
Ort und Stelle vorgenommen, wozu auf Veranlassung der Bau 
Verwaltung die Fluchtlinien der neuen Straße 10 durch Meßstäbe 
markirt worden waren. Demnächst trat der Ausschuß im Konferenz 
zimmer der 229. Gemeindeschule zur Berathung zusammen. Der 
Vorsitzende leitete die Verhandlungen mit einigen bezüglichen Worten 
ein und bemerkte, daß bei Gelegenheit der Berathung in dem Aus 
schüsse wegen der Straßenüberführung über den Bahnhof Gesund 
brunnen im Zuge der Swinemünderstraße der Herr Baikrath
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.