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Volume No. 9 (134-153), 15. Februar 1902

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1902 (Public Domain)

zuerst >35 Jl, später 150 M pro ünabnumeier und Stolzenburg 
35 Jl pro Quadratmeter nebst Ersatz aller in Folge der Landabtretiing 
deu, Grundstücke auferlegten Lasten. Beide Forderungen sind für frei 
liegendes Straßenland zu doch itiid eignen fick daher nickt zur Annahme. 
Es iiiiife daher die Erwerbung der gedachten Flächen im Ent- 
eignuiigsverfahren erfolgen. In Uebereinstimmung mit der Bau- 
Deputation ersticken die Stadtverordnete» - Versammlung wir daher 
solgeiiden Beschluß zu fassen: 
Die Versammlung ist mit der Erwerbung der zur Liebig-' 
strafee verwendeten beiden Flächen der Grundstücke Liebig- 
strafee Nr. 4 und 5 von je 48 gm im Enteignungsverfahren - 
einverstanden. 
Die dadlirch entstehenden Kosten gelangen beim Titel 1t A der 
Spezial Verwaltung Nr. 36 zur Verausgabung. Ueber die für dieses 
Jahr bei demselben beivilligten Mittel von 1 500000 M ist bisher i» 
Höhe von 1207712 Jl verfügt. 
Ein für die dortige» Akten bestimmter Plan liegt bei. 
Berlin, den 3. Februar 1902. 
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt. 
Kirschner. 
187. Protokoll de» Ausschusses zur Aorberathung der 
»Vorlage (Drucksache 25), betreffend den Neubau der 
Adalbertbrücke. 
Verhandelt Berlin, de» 11. Februar 1902. 
Ä »wesend: 
Stadtverordneter Iden, Vorsitzender, 
Dinse, Stellvertreter des Vorsitzenden, 
Flohr. 
Karl Goldschmidt (I), 
Mentel, 
Mertens, 
Schröter, 
- Gottfr. Schulz (11,. 
Thieme, 
Wernau, 
Stad,-Baura.h Hoffman». ( ^ m Magistrats. 
Mit der Vvrberatyung der vorbezeickneten Vorlage ist durch 
Beschluß der Stadtverordneten-Versammlung von, 23. v. Mts. — Protokoll 
Nr. 9a — ein Ausschuß beauftragt worden. In der heutigen Sitzung 
dieses Ausschusses wurde zunächst die Brücken-Konstruktion einer näheren 
Prüfung unterzogen und zur Erwägung gestellt, ob an Stelle des 
projektirten massiven Bauwerks wegen der dazu beantragten hohen 
Baukosten nicht die Ausführung in Eisenkonstruktion ausreichend er 
scheine. Bei letzterer dürften sich die Kosten doch geringer stellen, indem 
die hohen Anranipunyen vermieden werden könnten und dabei auch 
wohl eine höhere Durchfahrtshöhe, als die mit 3,-«, m vorgesehene, 
zu erzielen iväre. 
Hierzu äußerte sich der Herr Stadt-Baurath Krause ini Wesent 
lichen folgendermaßen: 
Wenn es sich bisher daruni gehandelt habe, Brückenbauteu über 
die Spree auszuführen, so sei bei der Brückendurchsahrt, den örtlichen 
Verhältnissen entsprechend, der größtmöglichste Maßstab angewendet 
worden, um dem Großschifffahrtsverkehr freie Bahn zu schaffen. Bei 
dem Luisenstädtischen Kanal, über welchen die neue Brücke gebaut 
werden solle, nehnie aber der Schifffahrtsverkehr von Jahr zu Jahr 
ab. In Folge des äußerst geringen Verkehrs, der sich nur auf kleine 
Fahrzeuge beschränke, sei zuerst für die Brücke eine Durchfahrtshöhe 
von 3,20 m vorgesehen worden. Die Schifffahrtsinteressenten und 
glich die beihciligten Strombehörden hätten jedoch den Wunsch aus 
gesprochen, eine uni 10 am höhere Durchfahrt festzusetzen. Die Schiffs 
fahrzeuge hätten sich nänilich au der au einer geraden Strecke des 
Kanals liegenden Waldemarbrücke (Durchfahrtshöhe 8,20 m) vielfach 
festgefahren, die Brücke beschädigt und cs seien auch Verkehrsstörungen 
vorgekommen. Da die Adalbertbrücke sich jedoch an einer starken 
Krümmung des Kanals befände, so sei, um den Schiffen eine bessere 
Beweglingsfreiheit zu schaffen, dem Brückenbau eine Durchfahrtshöhe 
von 8,M in zll Grunde gelegt worden. Auffallend sei die Anregung, 
den Brückenbau in Eisenkonstrukiion zur Ausführung zu bringen. 
Seit Jahren hätte bereits bei den städtischen Behörden Einigkeit darüber 
geherrscht, wo es die örtlichen Verhältnisse nur in irgend einer Weise 
zuließen, massive Brücken zu bauen. Solche seien doch unverwüstlich 
und hätten eine dauernde Haltbarkeit: die eisernen dagegen beanspruchten 
fortwährende Reparaturen, weil noch kein Mittel eristire, den Rost 
von, Eisen fernzuhalten. Besonders wurde hingeivieseu auf die ver 
schiedenen Zusammenbrüche derartiger Brücken. Wenn nun geglaubt 
werde, durch eiserne Brückenträger die Scheitelhöhe der Brücke erheblich 
niedriger legen zu sönnen, so sei diese Ansicht hier nicht ganz zu 
treffend. Die von den städtischen Gas- und Wasserwerken, sowie von 
der Kaiserlichen Qber-Pvst-Dircktiou für deren Leitungen gestellten 
Rauniausprüche wären nur durch Eiiischueiden der bezüglichen Hohl 
räume i» das Brückengcwölbe und durch eine Verminderung seiner 
Stärke im Scheitel bis auf 25 ein zu erniöglichen. Bei eisernen 
Brückenträgern müßten die Leitungen unterhalb der Träger durchgelegt 
und zur Vermeidung von Beschädigungen mit einer Bekleidung ver- 
sehen werden: was doch auch die Scheitelhöhe der Brücke beeinflusse. 
Hin die Durchfahrtshöhe von 8,30 m zu erhalten. Selbst wenn der 
Brückenscheitel 10 oder 15 cm niedriger als bei dem vorliegenden 
Entwürfe zu liegen käme, würde an den Rampcnanlage», durch welche 
die Einschüttung von Wohngebäuden an den ungünstigsten Stellen 
um zirka 70 cm erfolgen müsse, fast garnichts gespart. Im Großen 
und Ganzen kämen bei den Einschüttungen nur 8 Eckhäuser in Frage 
und es sei nicht aiiziinchmen, daß etwaige Entschädigungsansprüche 
besonders hohe sein könnten. 
Die Gesammtkosten init 377 OM Jl erschienen ja etwas hoch. 
Das eigentliche Bauwerk erfordere mit Einschluß der Architektur 
248 OM Jl. Dieser Betrag sei aber kein so hoher in, Verhältniß zu 
anderen ähnlichen Brückenbauteu. z. B. Waldemar-, Saiidkrug-, Ger 
traudtcn- und Roßstraßenbrncke. 
Auf eine im Ausschüsse erfolgte Anfrage theilte der Herr Stadt- 
Baurath Krause noch mit, daß eine Verbindung des Tcltower Kanals 
mit dem Landwehr-Kanal unter Benutzung des Rixdorfer Stichkanals 
seitens des Magistrats und der Verkehrs-Deputation geplant gewesen 
sei. Dabei hätten sich aber derartige Schwierigkeiten bei Rixdorf 
herausgestellt, daß zur Zeit von der Ausführung dieses Projektes 
Abstand genommen sei. 
Ferner sei noch ei» Zweigkanal von dem Tettower Kanal durch 
den Plänterwald nach der Spree projeklirt, wozu die Stadlgemeinde 
zirka 58 OM gm städtisches Terrain unentgeltlich zur Verfügung stellen 
solle. Die Verhandlungen seien noch nicht zum Abschluffe gelangt. 
Zur Zeit könne man noch nicht übersehen, wie sich der Schifffahrts 
verkehr durch die Kanalanlagen gestalte» lvürde. Jedenfalls sei aber 
mit Sicherheit anzunehmen, daß der Luisenstädtische Kanal bei dem 
Großschifffahrtsverkehr keinesfalls in Frage kommen könne, weil er 
seiner ganzen Einrichtung nach einen solchen Verkehr nicht zulasse, 
die projektirte Durchfahrtshöhe der neuen Brücke von 3,» m also voll 
ständig ausreiche. 
Die im Ausschüsse gegen den Bau einer massiven Brücke er 
hobenen Bedenken wurden nach diesen Ausführungen fallen gelassen- 
Zu der Berathung über die architektonische Ausstattung der Brücke 
übergehend, wurde von einigen Rednern die Architektur der Brücken 
geländer nach den vorliegenden Zeichnungen nicht für sehr wirkungs 
voll erachtet und angeregt, ob nicht durch Anbringung eines Geländer- 
Aufsatzes oder Anbringung von Nischen eine bessere Wirkung zu 
erzielen sei. 
Der Herr Stadt-Baurath Hoffman» bemerkte hierzu, daß er 
geglaubt habe, bei dieser Brücke eine Abwechselung in der Aus 
schmückung der Brücke eintreten lassen zu müssen. Bei einer anderen 
Gelegenheit hätte man zu erkennen gegeben, daß ein durchbrochenes 
Geländer bevorzugt würde. Ein solches läge deni vorliegenden Projekte 
zu Grunde. Bei den dadurch erhaltenen kleinen Flächen könnte aber 
in den Zeichnungen eine architektonische Ausbildung nur sehr schwach 
ausgedrückt werde». In einem Modelle ließe sich die Wirkung eher 
veranschaulichen. 
Der letzteren Ansicht wurde im Ausschüsse beigetreten und der 
Wunsch zum Ausdruck gebracht, nach Fertigstellung des Brückeukörpers 
auf diesem ein Modell in natürlicher Größe aufstellen zu lassen. 
Ferner fand man es noch für nothwendig, daß auch die Innen 
seiten der Brückengeländer den Außenseiten entsprechend architektonisch 
ausgestattet ivürden und diese Aenderung im Modell berücksichtigt werde. 
’ Ein demnächst gestellter Antrag, 
der Magistratsvorlage mit der Maßgabe zuzustimmen, daß 
die Innenseiten der Brückengeländer eine den Außenseiten 
entsprechende architektonische Ausstattung erhalten sollen, 
wurde vom Ausschüsse einstimmig angenommen. 
Der Ausschuß empfiehlt daher der Versammlung folgende Beschluß 
fassung: 
Die Versammlung stimmt dem vorgelegten Entwurf, be 
treffend den Neubau der im Zuge der Ädalbertstraße den 
Ltiisenstädlischcn Kanal überschreitenden Adalbertbrücke mit 
der Maßgabe zu, daß die Innenseiten der Brückengeländer 
eine den Außenseiten entsprechende architektonische Ausstattung 
erhalten sollen, und erklärt sich damit einverstanden, daß in 
den Spezial-Etat Nr. 86 für das Jahr 1902, Ausgabe 
Extraordinarii»». Titel IV „Brücken- und Wasserbauten" A, 
als erste Baurate ein Betrag von 200000 Jl aufgenommen 
wird. 
Das Protokoll soll gedruckt werden. 
Mit der Berichterstattung ist der unterzeichnete Vorsitzende be 
auftragt worden. 
V. w. 0. 
Iden.
	        
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