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4. Kapital- und Schulden-Verwaltung.
Für diese Verwaltung vermindert sich der Zuschuß um 488 970 Jt.
Die Anleihe» brauchten nicht in dem angenommenen Umfange in
Anspruch genommen werden, es konnten die auf Anleihen angewiesenen
Ausgaben vorläufig aus bereiten Mitteln entnommen werden, so daß
weniger Zinsen erforderlich wurden. Durch Belegung der Baarmittel
der Stadthauptkasse sind bedeutend mehr Zinsen vereinnahmt.
5. Schnl-Verwaltung.
Auch bei dieser Verwaltung ist der Zuschuß geringer, als an
genommen worden war, nämlich um 186173 Jt.Es waren die Ein
nahmen höher, und die Ausgaben geringer. Die Gesammt-Ausgabe
beträgt 20 427 253^. Für die Heizung wurde überall — wie fast
bei allen städtischen Verwaltungen — mehr ausgegeben, weil der Preis
für das Fcuerungsmaterial gestiegen war. Auch für die Heizer ist
mehr bezahlt morden, weil die Heizperiode — 200 Tage! — vielfach
überschritten wurde.
6. An den Oklassigen Schulen ist die Schülerzahl etwas ge
stiegen. Die bewilligten Freistellen konnten aus Mangel
an geeigneten Bewerbern nicht vollständig besetzt werden.
Der Fonds für Stundenhonorare und Vertretungskosten hat wegen
der außerordentlich großen Zahl von Erkrankungen überschritten werden
müssen. Auch für bauliche Unterhaltung ist mehr ausgegeben worden.
Die Mehr-Ausgabe wird begründet darch die Ausstattung von 3 An
stalten mit Gasglühlicht und durch die vollständige Renovirung der
Direktorwohnung des Luisenstädtischen Realgymnasiums. Ob trotz
„der denkbar möglichsten Abstriche" nicht zu viel ausgegeben ist, muß
bei Revision der Spezialrechnung geprüft werden.
Auch bei den Realschulen sind für Vertretungen von Lehrern und
für bauliche Unterhaltung Mehr-Ausgaben entstanden.
Eine Klasse ist gegen den Etat mehr vorhanden gewesen.
7. In den 5 älteren höheren Mädchenschulen sind 41 und in der
Dorothecnschule 2 Schülerinnen weniger gewesen. Die Zahl der ver-
gebenen Freistellen beträgt 10 mehr, für die observanzmäßigen Frei-
stellen dagegen 20 weniger, als der Etat annahm. Auch hier ist der
Titel „Bauliche Unterhaltung" überschritten worden.
8. Für Spezial-Etat 14 (Verschiedene Einrichtungen u. s. m.j ist
eine Minder-Ausgabe eingetreten, weil die Luiscnschule und drei Real
schulen keine wissenschaftlichen Abhandlungen ausgegeben haben.
9. Gemeindeschulen. Für das fest angestellte Lehrpersonal ist
eine erhebliche Summe abgesetzt worden, zum Theil, weil für die ab
gehenden Personen Kräfte mit geringerem Gehalt eintraten, zum Theil,
weil die im Etat bewilligten Fachlehrerinnenstellen noch nicht vollständig
besetzt wurden, und weil 84 Klassen weniger eröffnet wurden, als an
genommen war. Dagegen sind Mehr-Ausgaben entstanden für die
Unterrichtsstunden der nicht angestellten technischen Lehrerinnen und
für Ueberstunden der wissenschaftiichen Lehrkräfte. Letztere Mehr-Aus-
gabe ist die Folge der Einführung des Sieben- resp. Ächtklassen-Unter-
richts. Dadurch ist eine Vermehrung der Oberklaffen mit höherer
Stundenzahl erfolgt, wodurch die Ueberstunden begründe! iverden.
Die Kosten für Heizung und bauliche Unterhaltung sind auch hier er
heblich überschritten tvorden. Die Ueberschreitung wird auch durch
die neu eingerichtete Gasheizanlagen zu begründen gesucht. Es sind
vielfach Klagen über die hohen Kosten der Gasheizung, sowie über
die Gefahren und Uebelstäudc derselben laut geworden: es wird des-
halb angefragt, wie hoch sich diese Kosten im Verhältniß zur Kohlen-
Heizung stellen, und ob nunmehr alle Uebelstände beseitigt sind?
10. Die Fortbildungskurse für Lehrer und Lehrerinnen scheinen
sehr wenig Anklang zu finden, es sind dafür nur 58 Jt eingekommen.
Für die Fortbildungs-Anstalten und Schulen sind dagegen Mehr-Em-
nahmen erzielt worden. . .. ^
Wegen der starken Frequenz der Fortbildungchümle für Taub-
stumme ist ein Nebenkursus eröffnet worden.
Für die Abhaltung von Gottesdiensten sind 41c»,75 Jt mehr auf
gewendet worden. Ist der Andrang zu diesen Gottesdiensten so groß,
daß die Säle nicht mehr dazu ausreichen?
11. Bei den Fachschulen fällt auf, daß für das letzte Vierteljahr
fast überall die Beiträge des Staates noch im Rückstände stnd, bei der
Wcbeschule und Baugewerksschule sogar die ganzen Jahresbeiträge,
In Folge dessen sind bei der Einnahme 63 459,12 Jt m Rest gestellt
worden.
12. Armenwesen. ^ „ .. . ...
Für die verschiedene» Spezial-Etats der Armenpflege und grogeie
Zuschüsse gebraucht morden, sowohl für die engere Armen-Vcrwaltung,
rls auch für das Friedrich Wilhelms-Hospital. die LnechenAnstalten,
Waisen-Verwaltung, Arbeitshaus und Obdach. . ,,
Zu erwähnen ist, daß der Versuch. Hofpitaliten »ach außerhalb
n Pflege zu geben, nur selten zu gelingen scheint, weil die Berliner
öospitaliten nur ungern nach außerhalb gehen, und die Landleute m
)er Regel mir «Berjenen haben wollen, die m der Landwirthichaft
hätig sein können. Von den zu diesem Zweck für die Anstatt m der
Hröbelstraße zur Verfügung stehenden 1c»M0 Jt und >mr4 976,-xJt,
,ei der Anstalt Pallisadeustraße von 10000 Jt nur 482,«, Jt aus-
Ikgeden worden.
13. Kranken- und Gesundheitspflege. Bei de» Krankenhäusern
sind an Zuschüsse» weniger erforderlich gewesen, als angenommen
worden war, hauptsächlich weil die Belcgungsziffern niedriger waren
(im Friedrichshain uni 209, Moabit um 119, Urban um 16 und
Gitschinerstraße uni 34 Köpfe). Während die Ausgaben deshalb
niedriger waren, sind die Einnahmen durch die Erhöhung der Pflege-
gelder höher geworden.
Dagegen sind die Zuschüsse für die Irren Anstalten gestiegen,
trotzdem in de» Anstalten Dalldorf 30 und in Wnhlgarten sogar
71 Kranke weniger verpflegt wurden. Von allen Anstalten wurden
mehr Irre in Privatpflege gegeben.
Beim Krankenhaus Friedrichshain ist noch zu bemerken, daß der
vor Jahren im Extraordinarium bewilligte Betrag von 1500 Jt für
Beschaffung von orthopädischen Apparaten noch nicht zur Verwendung
gekommen ist, weil sich die Fertigstellung des zur Unterbringung der
Apparate bestimmten Anbaues verzögert Hai.
14. Bade-Anstalren. Bei den Fluß-Badeanstalten und den älteren
Volks-Badeanstalten ist die Frequenz erheblich größer gewesen, so daß
bei diesen eine Mehr-Einnahme erzielt wurde: dagegen fiele» 'die
Einnahmen bei den Anstalten Bärwald- und Dennewiystraße weg,
weil die Eröffnung innerhalb des Jahres noch nicht erfolgt war.
Da die Ausgaben geringer waren, ergab sich ein Minder Zuschuß.
15. Die Spezial-Etats 32 (Oeffcntliche Desinfektions-Anstalt in
der Reichenbergerstraße) und 33 (Heimstätten für Genesende und ver
schiedene Einrichtungen für die öffentliche Gesundheitspflege) schließen
finanziell ebenfalls günstiger ab, weil weniger Desinfektionen aus
geführt und die Heimstätten weniger belegt wurden.
16. Park-Verwaltung. Auch für die Park-Verwaltung ist der
Zuschuß etwas geringer, hauptsächlich weil im Extraordinarium
mehrere Summen abgesetzt wurden.
17. Hochbau. Statt der bewilligten 150000 Jt sind für Vor
arbeiten und Abrechnungsarbeiten 170170,67 Jt ausgegeben worden,
wozu noch die Miethe für Büreauräume u. s. w. kommen würde. Von
der Mehr-Ausgabe sind 3 736 Jt durch eigene Einnahmen gedeckt:
wegen der Mehr-Ausgabe der dann noch verbleibmden 16 435,5? Jt
ist die Vorlage vom 4. Januar er. — Drucksache 38 — eingegangen,
welche einem Ausschüsse zur Vorberathung überwiesen worden ist.
18. Von der Neuplattirung der Kochkessel int Krankenhaus Moabit
ist Abstand genommen worden, weil dieselben bis zur Jnbenutznng
nahnie der neuen Kochküche noch aushalten.
19. Von den 20 000 Jt, die für Reparaturen ini städtischen
Krankenhause am Urban bewilligt waren, sind 6 554,34 Jt abgesetzt
worden, weil die Renovirung der 12 Wandgemälde unterbleiben
konnte, da dieselben noch gut erhalten sind. Konntd man dieses auch
nicht damals sehen, als das Geld dafür gefordert wurde?
20. Für das Extraordinarium sind 7 999 245 Jt neu bewilligt,
Reste waren vorhanden 4 635 857,u Jt\ dazu treten noch die Zugänge
minus der Abgänge, so daß 12 722 609,85 Jt zur Verfügung standen:
davon sind ausgegeben 6 777 110,« ^, in Rest geblieben 5 945 499.2, Jt.
21. Tiefbau. Die Einnahmen haben gegen den Etat stark ab
genommen wegen der geringen Bauthätigkeit und wegen des geringen
Absatzes von Restgrnndstückc» Bei Titel II (Straßenpflasterung und
Entwässerung) sind allein 795 578,04 Jt abgesetzt, während nur
225 863,88 Jt in Zugang gekommen sind.
22. Von Titel II 1a?- (auf Grund besonderer Abkommen) sind
141888,47 Jt abgesetzt worden, weil vermuthlich eine Einigung mit
dem in Frage kommenden Verein nicht erzielt werden, und es daher
zur Klage kommen wird, io daß eine weitere (?) Jnreststellung nicht
angebracht erscheint. Diese Begründung ist unklar: es wird um Auf
klärung ersucht.
23. Von den Ausgaben III) 1 b sind 80 944,4»Jt in Rest gestellt,
weil eine Einigung über die Höhe des für 1898, 1899 und 1900 an
die Große Straßenbahn zu zahlenden Beitrages zu den Kosten der
Unterhaltung des Geleispflasters noch nicht erreicht war.
24. Von den zur Vermehrung und Herstellung neuer Brunnen
im Ordinarium bewilligten 70000 Jt sind nur 2 347,«? Jt, von den
im Extraordinarium bewilligten 50000 Jt ist nichts ausgegeben
worden. Die Verhandlungen scheine» kein Ende zu nehmen. Schon
seit einer Reihe von Jahren werden keine neuen Brunnen hergestellt,
weil es mit den, Polizei Präsidium zu keiner Einigung gekommen ist.
In- der Vorlage 1065 vom 19. November 1900, betreffend
die Beantwortung der zu den Jahresabschlüssen der Stadthauptkasse
pro >897 und 1898 gestellten Anfragen, antwortet der Magisttat, daß
technische Erwägungen nöthig seien wegen einer ausreichenden Wasser
versorgung der Stadt zur Sicherung gegen Feuersgefahr: es werde
eine Entscheidung daher erst in ungefähr 8 Wochen getroffen werden
können. Es ist inzwischen bereits wieder mehr als 1 Jahr ver
flossen. Es wird angefragt, >vie weit die Sache nunmehr gediehen ist.
25. Titel VI i b sind 86 200 Jt- zur Umwandlung der Be-
dürfniß-Anstalten mit Wasserspülung in solche mit Oelverschluß an
gesetzt worden, davon find 10918,?« M abgesetzt worden, weil in
mehreren Anstalten im Interesse der Wassenverke die Wasserspülung
beibehalten wurde. Da die Umwandlung der Anstalten in solche mit
Oelverschluß beschlossen war wegen der hohen Kosten des Waffer-
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