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Volume No. 11 (121-128), 18. Februar 1893

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1893 (Public Domain)

Stadtv. Plischke, 
- Scheiding, 
- Siebmann. 
Nicht anwesend: 
Stadtv. Gerth, 
t Sachs II. 
Als Magistrats-Vertreter waren zugegen: 
für die Petitionen J.-Nr. 133 8t. V./92 und J.-Nr. 5 St. V./93: 
der Stadtrath Voigt, 
für Petition J.-Nr. 138 8t. V./92: 
der Stadtbaurath Dr. Hobrecht. 
Die erste Sitzung des Ausschusses in diesem Jahre wurde von 
dem Vorsitzenden mit einigen Worten des Dankes für das ihm durch 
seine Wiederwahl bewiesene Vertrauen, welches er durch unparteiische 
Führung der Geschäfte zu rechtfertigen sich stets bemühen werde, und 
mit einer Begrüßung des von der Versammlung durch Beschluß vom 
19. Januar d. I. — Prot. 10 A, a — für den in Folge Mandats- 
nicderlegung ausgeschiedenen Stadtv. Franke in den Ausschuß ge 
wählten Stadtv. Mentel, eröffnet. 
Demnächst wurde in die Berathung über die vorliegenden Sachen 
eingetreten und beschlossen, der Versammlung zu empfehlen, dieselben 
wie folgt, zu erledigen: 
I. 
Durch Uebergaug zur Tagesordnung: 
1. (J.-Nr. 138 äs 1892) Petition der Bronze- und Zink- 
gießerei für Kunst und Architektur, Bildgießerei, 
in Firma A. Castner Nachf., Martin & Piltzing, 
Chausseestr. 24, wegen Nichtberücksichtigung bei Ver 
gebung getriebener Arbeiten für die Friedrichs 
brücke. 
Die Petenten batten inhaltlich ihrer Eingabe am 
14. November v. I. an die städtische Bau-Deputation, 
Abtheilung II, eine Offerte über getriebene Arbeiten für 
die Friedrichsbrücke gerichtet, am 21. desselben Monats 
aber die Antwort erhalten, daß die Bau-Deputation die 
Antragsteller zu dem ausgeschriebenen Wettbewerb für 4 
lichttragende Figuren der genannten Brücke nicht zugezogen 
habe und dieselbe deshalb auch nicht in der Lage sei, die 
Offerte der Petenten zu berücksichtigen. 
Die Letzteren führen hierzu erläuternd an, daß sie seit 
einem Jahre neben ihrer Bildgießerei und Zinkgießerei 
eine Werkstatt zur Anfertigung größerer, freihändig ge 
triebener figürlicher Kupferarbetten aus dem Grunde ein 
gerichtet hätten, weil sie sich erstens als Fachleute selbst 
für die alte Kunst des Kupfertreibens lebhaft interessirten 
und zweitens, weil sie für diese Kunst hier in Berlin eine 
tüchtige Arbeitsstätte gründen wollten, die bisher noch ge 
fehlt habe. Durch Ausstellung getriebener Kupferarbeiten 
auf der letzten Kunstausstellung hätten sie bewiesen, daß 
ihnen dies bereits in hohem Maaße gelungen sei. All 
seitig sei bereits in Bau- und Künstlerkreisen ihre Werk 
statt bekannt und befremde es sie daher um so mehr, keine 
Aufforderung zum Wettbewerb von der Bau-Deputation 
erhalten zu haben, besonders, da sie sogar von der 
Reichstagsbauverwaltung seiner Zeit zur Preisabgabe der 
Begas'schen Gruppe aufgefordert worden seien. Die 
Perenten würden gern einverstanden sein, wenn die Zah 
lung erst vom Ausfall der Arbeit abhängig gemacht 
worden wäre und erklären schließlich nach weiterer Be 
gründung ihres an den Herrn Stadtverordneten-Vorsteher 
adressirten Petitums, sehr dankbar zu sein, wenn derselbe 
ihnen über die geschehene Zurückweisung Nachricht zu 
kommen ließe. 
Während der Verhandlung der Angelegenheit im Ausschüsse er 
klärte der Herr Magistrats-Vertreter, daß für die in Rede stehenden, 
reiche Erfahrungen voraussetzenden Arbeiten überhäupt nur einige 
wenige (4 oder 5) als leistungsfähig anerkannte, außerhalb domizilirende 
Unternehmer hätten in Frage kommen können und daß die Petenten 
der Bau-Deputation bei Ausschreibung der Figuren für dergleichen 
Arbeiten nicht bekannt gewesen wären. Auf ihren diesbezüglichen An 
trag sei ihnen aber mitgetheilt worden, daß sie bei Ausschreibung der 
4 Adler, welche auf der Friedrichsbrücke zur Aufstellung gelangen 
sollen, berücksichtigt werden würden, was dann auch geschehen sei. 
Das von den Petenten hierauf eingegangene Angebot wäre indessen 
so beteutend — wie zahlenmäßig nachgewiesen wurde fast um das 
doppelte — theuerer als das eines anderen Unternehmers gewesen, daß 
die Ausführung der Arbeiten ihnen nicht überlassen werden konnte, 
sondern der Firma G. Knodt in Bockenheim als der Mindest- 
sordernden übertragen werden mußte, wovon die Petenten auch unterm 
13. v. MtS. Nachricht erhalten haben. 
Das Verfahren der Bauverwaltung sei demnach ein vollkommen 
korrektes gewesen, dieselbe sei aber auch geneigt, die Petenten in vor 
kommenden geeigneten Fällen zu den Submissionen wieder heran 
zuziehen. 
Der Ausschuß war nach diesen Ausführungen der Meinung, der 
Versammlung nur vorschlagen zu können, über die Petition zur 
Tagesordnung überzugehen. 
2. (J.-Nr. 5 de 1893) Petition des Bürgerklubs „Wohl 
fahrt" des Roscnthaler Thores und Umgegend, um 
Beschleunigung der Verbreiterung der Rosenthaler- 
straße an der Ecke der Gipsstraße. 
Der Bürgerklub „Wohlfahrt", welcher sich in vor- 
bczeichneter Angelegenheit wiederholt an die Versammlung 
gewandt hat, richtet die vorliegende erneute Eingabe an 
die letztere mit der Bitte, Kenntniß von den augenblicklichen 
winterlichen Gefahren des Engpasses Rosenthaler-GipS- 
straße nehmen und die Dringlichkeit der bez. Ver 
handlungen anerkennen zu wollen, da ein Stillstand in 
der Sache eingetreten sein solle, hier aber aus den in der 
Eingabe näher angeführten Gründen ein schneller Ein 
griff der städtischen Verwaltung vielleicht angebracht 
wäre. 
Die Versammlung hat sich zur Beseitigung der an der vor 
bemerkten Stelle herrschenden Uebelstände auf die Vorlage des 
Magistrats vom 12. Oktober v. I. — Drucks. 797 — bereits durch 
Beschluß vom 20. dess. Mts. — Prot. 36 — damit einverstanden 
erklärt, daß für die Grundstücke Rosenthalerstraße 55 und 54, sowie 
für die Weinmeisterstraße zwischen der Roscnthaler- und Gormann- 
straße neue Fluchtlinien zur Feststellung gebracht werden, und durch 
diese Beschlußfassung zugleich eine, diesen Gegenstand betreffende Ein 
gabe der auch jetzt wieder eingekommenen Petenten für erledigt erklärt. 
Nach Mittheilung des Herrn Magistrats-Vertreters ist unmittelbar 
darauf das Planauslegeverfahren erfolgt und dann an die zuständige» 
Behörden der Antrag auf Genehmigung der projektirten neuen Bau 
flucht abgegangen. Die Genehmigung sei noch nicht erfolgt und müsse 
zunächst abgewartet werden. 
Der Ausschuß erkannte an, daß ein Mehreres in der Zwischenzeit 
nicht geschehen konnte und empfiehlt deshalb, auch über diese Petition 
zur Tagesordnung überzugehen. 
II. 
Durch Ucberweisung a« de« Magistrat zur Berücksichtigung: 
(J.-Nr. 133 äs 1892) Petition des Bezirksvereins im 
Spandauer Stadtrevier, umfassend die Stadtbe 
zirke Nr. 206—215, um Verbreiterung der Großen 
Hamburgerstraße vor den Grundstücken Nr. 28 und 29. 
Der vorbezeichnete Bezirksverein hat auf seine am 
25. Februar 1892 an den Magistrat gerichtete Vorstellung 
wegen Verbreiterung der Hamburgerstraße vor den Grund 
stücken Nr. 28 und 29 von der städtischen Bau-Deputation, 
Abtheilung II, am 16. Juni v. I. den Bescheid erhalten, 
daß dieselbe zur Zeit eine Erwerbung des zur Straßen 
verbreiterung erforderlichen Terrains den Gemeinde-Be 
hörden nicht empfehlen könne, da die Verkehrsverhältniffe 
an der fraglichen Stelle nicht derartig seien, daß eine 
sofortige Verbreiterung der Straße unerläßlich wäre. 
Dieser Bescheid hat den Verein nicht befriedigt. Der 
selbe beschloß deshalb, sein Ersuchen an die Versammlung 
zu richten und letztere zu bitten, die Petition, in welcher 
die Passage an fraglicher Stelle als lebensgefährlich und 
die Beseitigung der vorspringenden Grundstückstheile als 
wünschenswerth und auch als nothwendig bezeichnet wird, 
dem Magistrat zur Berücksichtigung zu empfehlen. 
Im Ausschüsse wurde das Gesuch für begründet erachtet und die 
Verbreiterung des vor den in Rede stehenden Grundstücken nur 0,«o m 
breiten Bürgersteiges als ein dringendes Bedürfniß bezeichnet. Die 
Grundstücke befänden sich im Besitz der Sophiengemeinde, welche die 
selben s. Z. zur Anlegung einer neuen Straße von der Großen Ham 
burgerstraße in Verlängerung der Krausnickstraße bis zur Sophienkirche 
erworben hätte. Die, das Straßenprojekt betreffende Magistrats-Vor 
lage vom 2. September 1886 — Drucks. 568 — sei nun bekanntlich 
von der Versammlung durch Beschluß vom 7. Oktober 1886 — Prot. 20 
— allerdings abgelehnt worden, es erscheine jetzt aber angezeigt, das 
zur Verbreiterung der Großen Hamburgerstraße von den Grundstücken 
Nr. 28 und 29 erforderliche Land nunmehr freihändig oder im Ent 
eignungswege zu erwerben und dieserhalb mit der Sophiengemeinde 
in Verbindung zu treten. 
Von dem Herrn Magistratsvertreter wurde zur Sache mitgetheilt, 
daß die Angelegenheit die Bau-Deputation wiederholt beschäftigt habe 
und es seitens derselben für außerordentlich wünschenswerth erachtet 
worden wäre, recht bald bei Gelegenheit von Neubauten eine Ver 
besserung des Verkehrs an den qu. Stelle herbeizuführen, daß es ihr 
aber, so lange noch an anderen Stellen, z. B. in der Spandauerstraßc,
	        
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