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lichere Spülung der Klosets und Pissoirs den Schuldieuern zur Pflicht
gemacht war, und außerdem die große Trockenheit und Hitze in den
Sommermonaten ein öfteres Sprengen der Schulhöfe und Anpflanzungen
bedingte.
Spezial-Verwaltuug 11. Höhere Bürgerschulen.
12. Auffallend erscheint hier bei A Titel I „Gehälter des mit
Pensionsberechtigung angestellten Lehr- und Verwaltungs-Personals"
ein Abgang von 20 074,43 Jt bei einem Etatsansatz von 471 238 Jt,
dem bei Titel II „Honorar für außerordentliche Lehrstunden" beim
Soll von 37 224 Jt eine Ist-Ausgabe von 46 356 Jt, also ein Zugang
von 9 132 Jt gegenübersteht. Eine Erläuterung für den bedeutenden
Abgang von 20 074,43 Jt ist nicht gegeben; es wird hierfür um
Aufklärung ersucht, wogegen das Mehr bei den Honoraren für außer
ordentliche Lehrstunden durch die im Laufe des Verwaltungsjahres
eröffneten und genehmigten neuen Klaffen vollauf seine Begründung
findet.
13. Die Uebcrschreitungen bei B „Unterrichtsbedürfnissc, sowie
Haus- und Geschäftsverwaltung" sollen bei der Entwicklung der Schulen
und da ein dreijähriger Durchschnittssatz bei Aufstellung des Etats
nicht zu ziehen war, nicht monirt werden; dagegen wäre bei Einrichtung
der Lehrerbibliotheken, die bei Abtheilung B Titel VI Pos. 1 einge
tretene Mehr-Ausgabe von 717,86 Jt bei einiger Aufmerksamkeit der
Direktoren wohl zu vermeiden gewesen. Der Grund, daß für die im
Etat ausgeworfene Summe nur brochirtc Bücher angeschafft worden,
deren Einbindung nachträglich so viel Mehrkosten veranlaßte, kann als
stichhaltig nicht angesehen werden.
14. Für die 5. Realschule sind im Extraordinarium Reste aus
dem Vorjahre übernommen worden zur Begründung einer Lehrer
bibliothek und für Untcrrichlszwecke. Die Summen sind nur zum
Theil ausgegeben worden; was übrig geblieben ist, ist wieder in Rest
gestellt worden. Nachdem die im Extraordinarium bewilligten Summen
in ein paar Jahren nicht vollständig verwendet sind, dürfte sich wohl
herausgestellt haben, daß zu viel für den angegebenen Zweck bewilligt
war und wäre es wohl richtiger gewesen, die nicht ausgegebenen
Gelder in Abgang zu stellen.
15. Die Ueberschreitung der Position für Drucksachen ist angeblich
deshalb nothwendig gewesen, weil wegen Abänderung des Namens
die Formulare neu gedruckt werden mußten. Da es gestattet ist, für
diese Schulen, die jetzt den Namen Realschulen haben, die bisherige
Bezeichnung in Paranthese beizubehalten, so war cs wohl kaum nöthig,
sofort neue Formulare drucken zu lassen und dadurch eine Etatsüber
schreitung herbeizuführen.
Spezial-Verwaltung 14. Verschiedene Einrichtungen
für die städtischen höheren Schulen.
16. Die Mehr-Ausgabe von 7 023 JC bei Pos. A Vertretungs
kosten für das gelammte Lehrerpersonal und die Schuldiener ist dem
Zusammentreffen mehrerer ungünstigen Umstände zuzuschreiben, als
Krankheiten von längerer Dauer, Ableben von 6 Personen. Pensionirung
resp. Einleitung der Pensionirung von 6 Personen. Der Etatsansatz
hat sich demgemäß auch für die Folge als ungenügend erwiesen und
ist schon pro 1893/94 um 10 000 Jt erhöht worden.
Aehnliches läßt sich von der Mehr-Ausgabe für „Bauliche Unter
haltung" anführen; auch hier hat die unzureichende Dotirung dieses
Titels die stattgehabte nothwendige Ueberschreitung von 15 564,an Jt
zur Folge gehabt, so daß auch diese Position im laufenden Jahre um
8 000 Jt etatsmäßig erhöht worden ist.
17. Bei den Einnahmen muß mit Bedauern, wie im Vorjahre,
so auch in diesem ein Rückgang bei den Hebungen von den Schülern
konstatirt worden, der sich bei den Gymnasien, Realgymnasien und
Ober-Realschulen auf 11 969,48 JC, bei den höheren Bürgerschulen
(jetzigen Realschulen) auf 17 317 Jt gegen den Etat beziffert, und
wie die Erläuterungen angeben, in Folge geringerer Schülerfrequenz.
Im Revisionsbericht des vergangenen Jahres ist bezüglich dieser auf
fallenden Erscheinung eine Anfrage an den Magistrat gerichtet, die
aber bis jetzt noch nicht beantwortet ist, und wird deshalb an dieser
Stelle noch einmal darauf hingewiesen.
18. Spezial-Verwaltung 20, Armenwesen,
verzeichnet auf fast allen Titeln große Mehr-Ausgaben, in Summa
605 819,6» denen bei nur sehr wenigen Titeln ein Gesammt-
Abgang von 30 912,78 Jt gegenübersteht, und zwar kommen von
letzterer Summe 21 232 Jt auf Winter-Unterstützung zur Beschaffung
von Brennmaterial, 1 282,«» Jt auf zum Kartoffelbau durch Arme
verwendete Kosten, 1 323,84 Jt auf Bcgräbniß- und Leichenkosten,
415,so Jt auf Zahlungen an Nicht-Armenärzte rc.
Die großen, oben angesührten Mehr-Ausgaben finden ihre Be
gründung in dem in Folge des Nothstandes außergewöhnlich großen
Anwachsen der Zahl der unterstützungsbedürftigen Personen (die Durch
schnittszahl der Almosencmpfänger stieg in 1892/93 um 1543 gegen 1082,
678, 790, 559 in den letzten Vorjahren), in der Erhöhung des Almoscn-
Minimalsatzes von 3 Jt auf monatlich 6 Jt, der Pflegegelder von
4 auf 6 Jt und dem Durchschnittszugang der Pflegekinder von 414
gegen 225 im Vorjahre, und schließlich in den ungünstigen sanitären
Verhältnissen des verflossenen Jahres.
Die Mehr-Ausgaben waren somit unabweislich und durch die
Ungunst der Zeitverhältnisse geboten.
Spezial-Etat21. Friedrich Wilhelms-Hospital und
Siechenanstalten.
19. Die Etatsüberschreitung bei A Titel V für Hausbedürfnisse
wird auch dadurch begründet, daß der Hausschwamm an mehreren
Stellen der neucrbauten Anstalt in der Fröbelstraße bedeutende
Reparaturen verursacht habe. Da in dem städtischen Asyl für Obdach
lose sich seiner Zeit ebenfalls der Hausschwamm gezeigt hat, so wird
angefragt, ob nicht Anordnungen getroffen werden könnten, durch
welche sich derartige Vorkommnisse vermeiden lassen.
Spezial-Verwaltung 22. Waisenverwaltung.
20. Veranlaßt erstens durch die größere als im Etat ange
nommene Anzahl der zu verpflegenden Kinder, dann durch eine ver
stärkte Fürsorge Angesichts der Cholera-Epidemie, durch die größere
Zahl der aus der städtischen Erziehung in Privatanstalten und Privat
pflege untergebrachten Zöglinge, sowie schließlich durch die höheren
Einzclpflegesätze, welche den verschiedenen nichtstädtischen Anstalten zu
zahlen waren, mußten verschiedene Etatssätze überschritten werden,
doch schließt immerhin die Jahresrechnung dieser Verwaltung gegen
den Etat mit einem Minder-Zuschuß von 28 580,74 Jt ab.
Spezial-Verwaltung 24, betreffend das städtische
Obdach nebst Desinfektionsanstalt II.
21. Der Voranschlag legte für das städtische Obdach eine Ver
pflegungsziffer zu Grunde von 300 Personen im Familien-Obdach
und 760 Personen im nächtlichen Obdach, die sich aber in Wirklichkeit
auf 313 resp. 919 erhöhten, weshalb die Position „Beköstigung" in
ihrem Kostenpunkte erheblich überschritten werden mußte.
22. Spezial-Verwaltung 25, Krankenhaus Friedrichs
hain, sowie Spezial-Verwaltung 26, Krankenhaus
in Moabit,
habenden Titel V „Hausbedürfnisse" um 13 812,»». resp. 16 556,-7 ^
überschritten, und beziehen sich diese Beträge wesentlich auf Heizung,
Beleuchtung, Wasserverbrauch, ähnlich wie im Vorjahre. Da Fehler
oder Mißstände im Verbrauch nicht zu konstatiren, so wird für die
Folge auf höhere Dotirung dieser Posten Rücksicht zu nehmen sein.
Spezial-Verwaltung 27. Krankenhaus am Urban.
23. Bei Titel III Pos. 4—6 Medikamente, Medizinische Geräthe,
Verbandsgegenstände rc. mußten 6 016,4»^ in Zugang gestellt werden,
zum Theil wegen Beschaffung der für die am Schluffe des Etats-
Jahres 1891/92 neu hergerichteten 25 Betten nothwendigen ärztlichen
Gegenstände, wozu die drohende Choleragefahr Veranlassung gab,
dann aber auch wegen stärkerer Belegung als der im Etat ange
nommenen Durchschnittszahl von 580 Betten.
24. Bei Titel V „Hausbedürfnisse" Pos. 5 hat eine größere
Ueberschreitung von 11 225,»4 Jt stattfinden müssen, wovon auf bau
liche Veränderungen, bewilligt durch Stadtverordneten-Beschluß vom
6. Oktober 1892, 7 400 Jt entfallen und 2 764,so Jt bedingt waren
durch besondere Anforderungen, welche die Unterhaltung der Mas chtnen-
Anlagen an die Position gestellt hatten.
Spezial-Verwaltung 28. Irren- und Jdioten-
Anstalt der Stadt Berlin zu Dalldorf.
25. Unter der Voraussetzung, daß die neue Irren-Anstalt zu
Lichtenberg unter dem 1. November 1892 würde eröffnet werden, ist
der Etat für Dalldorf und daran anschließend ein Etat für Lichtcnberg
aufgestellt worden. Diese Voraussetzung hat sich jedoch nicht erfüllt;
es sind demnach für Dalldorf sehr bedeutende Mehr-Ausgaben erwachsen,
während diese Beträge andererseits auf Etat 29 völlig unverbraucht
geblieben; eine Ueberschreitung der beiden Gesammt-Etats hat indeß
nicht stattgefunden.
Spezial-Verwaltung 31. Bade-Anstalten.
26. Titel I Pos. 2. Für bauliche Unterhaltung der städtischen
Fluß-Bade-Anstalten war die Summe von 11 960 Jt in den Etat
eingestellt, mußte aber um 1731,w Jt überschritten werden, da bei
der Frauen-Bade-Anstalt an der Lessingbrücke unerwartet im Frühjahr
1892 die Ausbaggerung des im Winter in großer Menge angeschwemmten
Bodens resp. Schlammes vorgenommen werden mußte, was inkl. Ver
legung und Rückverlegung der Anstalt während dieser Arbeiten einen
Gesammt-Aufwand von 1 691,56 Jt verursachte.
27. Außerdem sind durch muthwillige Zerstörung des Hallen
daches und Zerkratzen und Beschmutzen der Außenseiten der Halle
während des Winters bei der Männer-Bade-Anstalt am Nordhafcn
unvorhergesehene Ausgaben entstanden, die zu der Anfrage Veranlassung
gaben, ob die resp. Uebellhäter nicht haben zur Verantwortung resp.
Schadenersatz herangezogen werden können?