Herr Professor Dr. Renvers, geboren am 18. Februar 1854 zu
Aachen, katholischer Religion, bestand das Doktor-Examen magna cum
laude, wurde dann ein Jahr lang als Unterarzt im Königlichen
Charite - Krankenhause beschäftigt und bestand 1876 das medizinische
Staats - Examen mit dem Prädikat „vorzüglich gut". Professor
Dr. Renvers wurde im Jahre 1878 vertretungsweise auf ein Jahr
mit der selbstständigen Führung des Lazaraths zu Weimar beauftragt
und verwaltete in den Jahren 1865/86 als dirigirender Arzt die innere
Station des Lazareths zu Düsseldorf, machte ferner 1886 das ober
militärärztliche Verwaltungs - Examen mit dem Prädikat „vorzüglich
gut" und wurde dann zu den militärärztlichcn Unterrichts - Anstalten
nach Berlin berufen. Hier wirkte er auch bis 1892 als Oberarzt im
Charitö-Krankcnhause abwechselnd in der Frauen- und Männer-Station
der inneren Klinik. Im Januar 1891 wurde er zum Professor
ernannt. Auf seinen Wunsch wurde er im Herbste 1892 mit der
Führung der inneren Station im Garnison-Lazarath Berlin beauftragt.
Wir erachten daher den Professor Dr. Renners als wohl ge
eignet für die Stelle eines ärztlichen Direktors der inneren Abtheilung
des Krankenhauses Moabit.
Indem wir bezüglich der Gehalts-Festsetzung und der Anfangs
erwähnten Bedingungen auf den Beschluß der Stadtverordneten-Ver-
sammlung vom 26. Februar 1874 — Protokoll Nr. 17 — und den
Normal-Besoldungs-Erat Bezug nehmen, ersuchen wir die Stadt-
verordneten-Versammlung,
Sich über die Person des Professors Dr. Renvers, dessen
Bewerbungsgesuch nebst Anlagen wir mit der Bitte um
Rückgabe beifügen, gefälligst recht bald äußern zu wollen.
Berlin, den 17. Juni 1893.
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt,
gez. Zelle.
472 Vorlage (I. - Nr. 1 813 6. B. I. 93) — zur Beschluß
fassung —, betreffend die Wiederwahl des Ober
arztes an der Irren-Anstalt in Dalldorf Dr. Alfred
Richter.
Herr Dr. Richter steht seit Anfang Februar 1880 als Irren-Arzt
im Dienste unserer Stadtgemeinde. Er war Anfangs Assistenz-Arzt
und wurde im Oktober 1887 Oberarzt an der Irren-Anstalt in Dall
dorf. Diese Wahl, welche auf 6 Jahre erfolgt war, läuft am
1. Oktober d. I. ab.
Herr Dr. Richter ist jetzt 43 Jahr alt. Er hat sich- als Ober
arzt, wie früher als langjähriger Assistenzarzt, vollauf bewährt, und
hat, nachdem er in diesem Frühjahr allerdings schwer erkrankt war,
inzwischen seine volle Dienstfähigkeit wieder erlangt. Wir haben des
halb in Uebereinstimmung mit dem Vorschlage des Kuratoriums be
schlossen, ihn gegen das elatsmäßige Einkommen der Stelle auf fernere
6 Jahre als — ersten — Oberarzt an der städtischen Irren-Anstalt
in Dalldorf anzustellen. Das Stellen - Einkommen besteht in dem
baaren Gehalte von 6 000 JC und dem Emolumentenwerth mit
1 000 JC jährlich. Die Anstellung soll unter der üblichen Bedingung
erfolgen, daß neben den dienstlichen Funktionen nur konsultative Praxis
gestattet ist, und daß Herrn Dr. Richter nach Ablauf der zweiten
sechsjährigen Wahlperiode im Falle eintretender Dienstunfähigkeit ein
Pensionsanspruch in Höhe der Hälfte seines Gehalts, im Falle der
Nichtwiederwahl aus anderen Gründen als dem der Dienstunfähigkcit
oder bei Nichtannahme der Wiederwahl aber kein Pensionsanspruch
zustehen soll.
Die Stadtverordneten-Versammlung ersuchen wir
um Aeußerung gemäß §. 56 6 der Städte-Ordnung.
Berlin, den 3. Juni 1893.
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und-Residenzstadt,
gez. Zelle.
47». Vorlage (J.-Nr. 3 014 G. B. I. 93) - zur Beschluß
fassung —, betreffend die Wahl des Oberarztes an
der neuen städtischen Anstalt für Epileptische, Wuhl-
gartcn bei Biesdorf.
Auf den Antrag unseres Jrren-Anstalts-Kuratoriums haben wir
zum Oberarzt an der neuen städtischen Anstalt für Epileptische,
Wnhlgarten bei Biesdorf, Herrn Dr. Paul Vogelgesang, I. Assistenz
arzt an der Irren-Anstalt zu Dalldorf, zunächst auf 6 Jahre mit dem
durch den Spezial-Etat Nr. 38 pro 1. April 1893/94 festgesetzten
Jahresgehalte von 5 000 JC baar und 1000 JC Emolumenten,
bestehend aus freier Wohnung und freiem Brennmaterial, mit der
Maßgabe gewählt, daß demselben nach Ablauf dieser Zeit im Falle
eintretender Dienstunfähigkeit ein Pensionsanspruch in Höhe von einem
Viertel seines Gehalts bei Nichtwiederwahl, wenn dieselbe aus anderen
Gründen als wegen Dienstunfähigkeit erfolgt, aber kein Pensionsanspruch
zustehen soll.
Herr Dr. Vogelgesang, geboren am 11. Mai 1857 zu Berlin,
Angehöriger der französich-reformirten Kirche, promovirte Hierselbst im
Jahre 1882 als Dr. med. und bestand demnächst im Laufe des
Jahres 1883 die ärztliche Staatsprüfung.
Am 5. Dezember 1883 wurde ihm die Approbation als Arzt
ertheilt.
Seit dem 12. März 1884 ist derselbe zuerst als Volontär-Arzt,
dann als Assistenz-Arzt in unserer Irren- und Idioten-Anstalt zu
Dalldorf angestellt, von wo aus er im Jahre 1889 die für Kreis
physiker vorgeschriebene Staatsprüfung bestand und das Fähigkeils-
zeugniß zur Verwaltung einer Kreis-Physikats-Stelle erhalten hat.
Während seiner neunjährigen Thätigkeit in der Irrenanstalt zu
Dalldorf hat Dr. Vogelgesang nacheinander den Dienst an der Irren-
Abtheilung, wie an der Jrren-Siechen-Abkheilung, sowie auch schließlich
in der Jdioten-Anstalt versehen und ist während dieser Zeit mehrfach
Seitens des Gerichts als Sachverständiger in Begutachlungs- und
besonders in Entmündigungs-Sachen zugezogen worden.
In seiner Stellung als Assistenzarzt an der Irren - Anstalt zu
Dalldorf hat Herr Dr. Vogelgesang seine Pflichten in vollem Maaße
erfüllt, und sowohl durch seine praktischen Leistungen und die gewonnene
Erfahrung als auch durch wissenschaftliche Arbeiten seine Befähigung
für eine Oberarzt - Stelle an der neuen städtischen Anstalt genügend
dargethan.
In Betreff der Pensionsberechtigung sind die Beschlüsse der
Stadtverordneten-Versammlung vom 26. Februar 1874 — Protokoll
Nr. 17, und 4. September 1679 Protokoll Nr. 42 — maßgebend.
Die Berufung des Dr. Vogelgesang soll am 1. Oktober spätestens
jedoch am 1. November d. Js. erfolgen.
In Gemäßheit der Bestimmungen des §. 56 Nr. 6 der Städte-
Ordnung vom 30. Mai 1853 ersuchen wir die Stadtverordneten-Ver
sammlung
sich über die Anstellung des Dr. Vogelgesang gefälligst
recht bald äußern zu wollen.
Die Dienstakten des Gewählten, sowie dessen wissenschaftliche
Arbeiten erfolgen hierbei.
Berlin, den 15. Juni 1893.
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt,
gez. Zelle.
474. Vorlage (I. - Nr. 1 083 G. B. I. 93) - zur Beschluß
fassung —, betreffend die Anstellung eines Stadt
baumeisters.
Der 1860 geborene, zur Zeit in Steglitz, Schützenstr. 39 wohn
hafte Königliche Regierungs-Banmeister Otto Max Johannes Stiehl
wurde, nachdem er schon als Regierungs-Bauführer vom April 1885
bis dahin 1887 in der städtischen Verwaltung, und zwar bei dem Bau
der Gemeindedoppelschule in der Reichenbergerstraße, thätig gewesen
war, nach Ablegung der Baumeister-Prüfung beziehungsweise darauf
stattgehabter Beschäftigung als Assistent des Professors Schäfer an
der Königlichen technischen Hochschule, am 2. März 1891 bei unserer
Hochbau-Abtheilung wieder eingestellt. Er hat seitdem den Bau der
Volksbade-Anstalt an der Schillingsbrücke geleitet, sowie zeitweise auch
den Zeichensaal; zur Zeit wird er mit Projektirungsarbeiten daselbst
beschäftigt. Seine Leistungen sind bisher nach jeder Richtung hin
zufriedenstellend gewesen und es steht zu erwarten, daß dies auch ferner
der Fall sein wird.
Da Herr Stiehl jetzt die in den Normativ-Bestimmungen vor
gesehene vierjährige Probezeit abgeleistet hat, auch nach dem bei seinen
Akten befindlichen Gutachten unseres Vertrauensarztes körperlich für
den Gemcindedienst geeignet ist, haben wir beschlossen, ihn nunmehr
als Stadtbaumeister auf Lebenszeit anzustellen.
Die Stadtverordneten-Versammlung ersuchen wir daher
um Aeußerung gemäß 8- 56,6 der Städteordnung vom
30. Mai 1853.
Berlin, den 24. Mai 1893.
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt,
gez. Zelle.
475. Vorlage (J.-Nr. 2 541 K. W. 93) — zur Beschluß
fassung —, betreffend die Verleihung der Pensions
berechtigung an den ersten Baubeamten bei der
Hochbau-Verwaltung der städtischen Rieselgüter.
Die Stadtverordneten-Versammlung hat sich durch Beschluß vom
18. Mai er. — Protokoll Nr. 13 — damit einverstanden erklärt, datz