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Volume No. 31 (388-412), 3. Juni 1893 Anlage: ad No. 31 (413), Vorlage, welche den Zeitungen nicht mitgetheilt ist.

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1893 (Public Domain)

ad JW 31. 
(413.) 
Jorkage, 
welche den Zeitungen nicht mitgetheilt ist. 
413. Vorlage (J.-Nr. 394 Dl. 8. D. 93) — zur Beschluß 
fassung —, betreffend die Bewilligung einer laufenden 
Unterstützung. 
Wir ersuchen die Stadtverordneten-Versammlung zu beschließen: 
Die Stadtverordneten-Versammlung erklärt sich damit ein 
verstanden, daß der Wittwe des Markthallen - Inspektors 
Joost, Luise geb. Freiin von Steinaecker, vom l. April 
d. Js. ab, vorläufig auf die Dauer von 3 Jahren, eine 
jährliche Unterstützung von 600 JC aus dem Etat der Markt- 
Hallen-Verwaltung gezahlt werde. 
Begründung. 
Am 9. Februar d. I. verstarb Hierselbst der Markthallen-Jnspektor 
Oskar Joost mit Hinterlassung einer Wittwe und einer siebenjährigen 
Tochter. 
Joost, welcher vom 31. Oktober 1867 bis 30. Juni 1882 beim 
Militär gedient hat und danach als Inspektor beim Augusta- Hospital 
Hierselbst thätig war, ist am 16. April 1886 in den Dienst der 
Markthallen-Verwaltung eingetreten und zwar als Inspektions-Assistent 
der Zentral-Markthalle. Bereits am 13. Mai 1886 wurde er seiner 
zufriedenstellenden Leistungen wegen zum Inspektor der Markthalle IV 
ernannt. Als solcher erhielt er zuletzt ein Gehalt von 3 600 JC 
jährlich und für die Verwaltung der zur Markthalle gehörigen Vorder 
häuser eine Entschädigung von 200 JC jährlich. Joost, der stets ein 
pflichttreuer Beamte gewesen, erkrankte im Dezember v. Js. an 
Influenza und Lungenentzündung und erlag diesen Krankheiten nach 
einem achtwöchentlichen Krankenlager. 
Durch seinen Tod ist seine Familie in einen sehr hülfsbedürftigen 
Zustand versetzt worden. Die vorhanden gewesenen geringen Baar 
mittel haben zur Deckung der Ausgaben für Aerzte, Arzneien, für die 
kostspielige Pflege während des langen Krankenlagers, sowie für die 
Beerdigung nicht ausgereicht, so daß noch jetzt Forderungen an die 
Wittwe herantreten, welche nur aus der von dem Inspektor Joost 
Berlin, den 3. Juni 1893. 
Der Stadtverordneten-Vorsteher 
Langerhans. 
seiner Zeit hinterlegten und jetzt an die Wittwe zurückgezahlten Amts 
kaution von 1000 JC gedeckt werden können, da die Joost'schen Ehe 
leute kein weiteres Vermögen besessen haben. 
Seitens des Markthallen-Kuratoriums ist der Wittwe Joost eine 
einmalige Unterstützung von 300 JC gewährt worden; außerdem hat 
sie das Gehalt ihres Mannes für den Monat März d. Js. als Gnaden- 
bewilliguug erhalten. Seit dem l. April d. Js. aber befindet sie sich 
ohne jedes Einkommen, da ihr eine Pensionsberechtigung nicht zusteht; 
sie hat deshalb an das Markthallen-Kuratorium die Bitte gerichtet, ihr 
eine laufende Unterstützung zu bewilligen. 
Irgend einem Erwerbe nachzugehen, um für sich und ihre Tochter 
den Lebensunterhalt zu verdienen, ist Frau Joost, die jetzt im 
55. Lebensjahre steht, nicht im Stande, da sie in Folge schwerer Er 
krankung im vergangenen Jahre, sowie durch die angestrengte Pflege 
bei Tag und bei Nacht, welche die Krankheit ihres Ehemannes er 
forderlich machte, derartig an ihrer Gesundheit gelitten hat, daß sie 
noch jetzt auf Anordnung des Arztes oftmals genöthigt ist, das Bett 
zu hüten. Von den vier Geschwistern, welche Frau Joost noch hat, 
ist eine Schwester in Folge Krankheit vollständig erwerbsunfähig und 
muß von den übrigen Geschwistern erhalten werden; die letzteren sind, 
da sie ebenfalls kein Vermögen besitzen, nicht im Stande, auch noch 
Frau Joost zu unterstützen. 
Unter diesen Umständen halten wir die Gewährung einer laufenden 
Unterstützung an die Wittwe Joost für erforderlich und sind bereit, 
dem Antrage des Markthallen-Kuratoriums entsprechend, derselben 
zunächst auf 3 Jahre vom t. April d. Js. ab eine solche in Höhe von 
600 JC jährlich aus dem Markthallen-Etat, bei welchem für einmalige 
und laufende Unterstützungen 4 000^ eingestellt sind, zu bewilligen. 
Frau Joost wohnt Chausseestr. 27, III. 
Berlin, den 12. Mai 1893. 
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt, 
gez. Zelle. 
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
	        
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