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Volume No. 8 (45), 30. Januar 1886

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1886 (Public Domain)

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in Siechenhäuseru oder in anderen ähnlichen Instituten 
der Privat. Wohlthätigkeit, sowie bei Privaten auf 
genommen sind 5 000 JC 
Pos. 2. Außerordentliche Unterstützungen 3 000 - 
Titel VIII. Kranken-Transportkosten 600 - 
Titel XI. Verwaltungskosten: 
Pos. 4. Sonstige Verwaltungskosten außer Bureau- 
und Geschäftsbedürfnissen 1 400 - 
zusammen 136 000 
An Minder-Ausgaben sind dagegen angesetzt: 
Titel VII. Heilmittel aus ärztliche Verordnung . . 6 000 JC 
Titel IX. Kur- und Verpflegungskosten . . - - 10 000 - 
in Summa 16 000 JC. 
Die Summe der Mehr-Ausgabe beträgt . . . .136 000 JC 
also ergiebt sich eine Mehrausgabe von 120 000 JC 
davon ab die Mehr-Einnahme mit' 20 000 - 
bleibt Mehr-Zuschuß 100 000 JC- 
Daß für Kur- und Verpflegungskosten ein Minderansatz erfolgen 
konnte, hat wesentlich darin seinen Grund, daß die Königliche Charite 
mit mehreren Gewerks - Krankenkassen ein besonderes Abrechnungs- 
Verfahren eingerichtet hat, in Folge dessen sich die Zahlungen der 
Stadt-Haupt-Kasse an die Königliche Charite bis jetzt nicht unerheblich 
vermindert haben. 
Doch müssen wir bei dem vorliegenden Etatsentwurf wiederum 
darauf hinweisen, daß für die Ermittelung und Feststellung des Be 
dürfnisses für das Armen- und Krankenwescn eine ganz sichere Unter 
lage sich nicht finden läßt. Wenn auch für die Normirung der Ansätze 
in erster Linie die bisherigen Ausgaben einen Anhalt gewähren, so 
darf doch nicht übersehen werden, daß fast alle Ausgaben sich fort 
während und mit Regelmäßigkeit, wenn auch nicht nach einem gewissen 
Prozentsätze, steigern und steigern müssen, schon weil die Bevölkerung 
Berlins fortwährend stark wächst. 
Dies ergiebt sich auS folgender Zusammenstellung: 
Die Gesammt-Steigerung aller Ausgaben für das Armenwesen 
hat gegen das Vorjahr betragen: 
im Rechnungsjahre 1883/84 . 3,is pCt., 
- - 1884/85 . 2,69 - 
bei den Almosengeldern aber 1883/84 4,ss pCt., 1884/85 4,so pCt., 
- - Pflegegeldern - 4,«9 - - 3,33 - 
- - Extra-Unterstützungen - 4,-t - - 2,rs - 
Vor allem aber wird die Unsicherheit der Etats-Ansätze dadurch 
hervorgerufen, daß einige für die gesammte Volkswirthschaft und 
namentlich für das Armenwesen hochbedeutsame Factoren sich im 
Voraus mit genügender Sicherheit nicht berechnen lassen. Dazu 
gehören die Witterungs-Verhältnisse, besonders in den Wintermonaten, 
die theilweise dadurch bedingten Krankheitserscheinungen, die allgemeine 
Lage der Erwerbsverhältnisse, die Zahl der Bevölkerung re. Hinsicht 
lich der letzteren kann jedoch soviel als unzweifelhaft angenommen 
werden, daß sie auch in der bevorstehenden Etatsperiode wieder eine 
starke Zunahme erfahren wird. 
Demgemäß muß auch für die Ausgaben der Armenverwaltung 
eine Steigerung erwartet werden, da selbstverständlich mit der Zahl 
der Einwohner auch die Kosten der Armen- und Krankenpflege sich 
vermehren. 
Hierfür liefert die nachstehende Zusammenstellung einen unumstöß 
lichen Beweis. 
Nach den Final-Abschlüssen sind ausgegeben worden bei einer 
mittleren Zahl der 
Civil-Einwohner 
im Jahre 1875 ... . 
- - 1876 . . . . 
- - 1877 . . . . 
- - 1. April 1878/79 
- - - 1879/80 
- - - 1880/81 
- - - 1881/82 
- - - 1882/83 
- - - 1883/84 
- - - 1884/85 
928 678 
2 738 833 JC. 
959 733 
2 817 865 
- 
990 510 
3 175 735 
- 
1 018 951 
3 458 770 
- 
1 059 742 
3 554 220 
- 
1 094 581 
3 755 208 
- 
1 127 895 
3 931 422 
- 
1 162 857 
4 017 452 
1 197 299 
4 135 058 
1 233 823 
4 246 122 
Für das Etatsjahr 1885/86 nimmt der Etat an 4 432 900 JC 
In dem vorliegenden Etat sind zum Ansatz gebracht. 4 552 900 - 
also mehr 120 000 JC 
Dieser Ansatz muß als ein sehr mäßiger bezeichnet werden, um 
so mehr, als zur Zeit noch nicht mit Bestimmtheit darauf gerechnet 
werden kann, daß die Ist-Ausgabe pro 1885/86 die Etatssumme nicht 
überschreiten wird. 
Die Armcn-Direction hat uns mitgetheilt, daß sie an einem ge 
eigneten Zeitpunkt (etwa Mitte Februar) noch einmal sorgfältig prüfen 
wird, ob der aufgestellte Etat nach den Erfahrungen der letztverflossenen 
Monate als ganz richtig aufgestellt anzusehen sei. Wir werden even 
tuell der Stadtverordneten-Versammlung von dem gewonnenen Resultat 
noch während der Etats-Berathung Mittheilung machen. 
Schon während der Etats-Berathung ist seitens des Vereins der 
Armenärzte Berlins der Armen-Direction eine Denkschrift überreicht 
worden und in derselben die überaus starke Inanspruchnahme der 
Armenärzte durch die Armen der Stadt hervorgehoben und nachzuweisen 
versucht worden, daß die seitens der Stadtgemeinde gewährten Gehälter 
zu diesen Mühewaltungen in keinem richtigen Verhältniß ständen. Wenn 
auch für alle Dienstleistungen eine volle Entschädigung für Zeit und 
Mühe nicht beansprucht werde, so würde doch darum gebeten, hierfür 
eine angemessene Entschädigung zu gewähren, welche um so gerecht 
fertigter sein dürfte, als die Aerzte der Gewerkskrankcnkasscn erheblich 
besser besoldet werden und letzteren sogar mit der längeren Dienstdauer 
periodisch eine Steigerung ihrer Gehälter zugesichert sei. Wenn wir 
im Allgemeinen die Darlegungen in dieser Denkschrift nicht überall 
uns aneignen konnten, so müssen wir doch zugestehen, daß bei der 
großen Zahl der Armen, welche durch die jährliche Zunahme der Be 
völkerung im fortwährenden Steigen sich befindet, die Armenärzte in 
erheblichem Maße in Anspruch genommen werden. Im finanziellen 
Interesse der Stadt können wir nur wünschen, daß die Aerzte von 
erkrankten Armen recht in Anspruch genommen werden und von ihnen 
so lange als irgend thunlich in der Behausung selbst behandelt 
werden, weil durch die Pflege in Krankenhäusern uns bedeutend mehr 
Kosten erwachsen. Auch müssen wir einräumen, daß die Besoldung 
der Aerzte der Krankenkassen ungleich höher als die Besoldung unserer 
Armenärzte bemessen ist. 
Nach den hierüber gepflogenen Verhandlungen, die leider bis zur 
Fertigstellung des Entwurfs Nr. 43 zum Stadthaushalts-Etat nicht 
zu Ende geführt werden konnten, sind wir zu der Ueberzeugung 
gekommen» daß eine entsprechende Erhöhung der Gehälter der Armen 
ärzte recht und billig ist. Wir haben deshalb beschlossen, die bis 
herigen Gehälter 
von 900 JC auf 1200 JC bezw. von 1050 JC auf 1500 JC 
zu erhöhen, so daß vom 1./4. 1886 ab 
30 Aerzte k 1200 JC — 36 000 JC 
30 - k 1500 - — 45 000 - 
zusammen 81 000 JC 
erhalten werden. Zwei Aerzte fungiren unter Verzichtlcistung auf 
Remuneration. Wir bitten, diesem Beschlusse beizutreten und 
denselben bei Feststellung des StadthaushaltS-Etats zu 
berücksichtigen. 
Bei dem Spezial-Etat Nr. 44, Friedrich Wilhelms- 
Hospital, sind die Mehr-Einnahmen 
Titel VI. Beerdigungs- uud Sterbekassen-Gelder 150 JC 
Titel VII. Verschiedene Einnahmen .... . 160 - 
zusammen 300 JC 
durch die Durchschnitts-Einnahme der letzten 2 resp. 3 Jahre bedingt. 
Aus demselben Grunde rechtfertigt sich die 
Minder-Einnahme. 
Titel III Pos. 1. In den Nachlässen verstorbener Hospitaliten 
vorgefundene baare Gelder 150 ,JC 
Summa per se. 
Von den Mehr-Ausgaben entfallen auf 
Titel IA b 1, Löhne der Dienstboten.... 
da sich die Nothwendigkeit herausgestellt hat, einen 
6 Hausdiener anzustellen. 
Titel IR. Bureaubedürfnisse und zur Beschaffung 
von Unterhaltungsschriften 
Für die Hospitaliten, welche wegen ihrer körperlichen 
Schwäche alle mehr oder weniger außer Stande sind, 
durch Arbeit ihre Zeit auszufüllen, erscheint die An 
schaffung einer Anzahl Unterhaltungsschriftcn dringend 
geboten. 
Titel III. 3. Arznei und diätetische Verpflegung, 
sowie medicinische Gerätbschaften 
Die Durchschnitts - Ausgabe der letzten 3 Jahre 
beträgt 7 884 JC<. 
Titel V. Hausbedürfnisse 
Im verflossenen Jahre ist bei der Position 2 
dieses Titels, Erleuchtung, eine Etatsüberschreitung 
eingetreten, da in Folge der Vermehrnng der Anstalts- 
Insassen von 609 durchschnittlich täglich in den Jahren 
1882/83 und 1883/84 auf 637 pro 1884/85 mehr 
Wohnränme in Benutzung genommen werden mußten. 
Der Ansatz hat daher der Ist-Ausgabe pro 1884/85 
entsprechend stattgefunden. 
Summa der Mehr-Ausgabe 1 400 JC 
Der Spezial-Etat 45, betreffend die Waisen-Verwaltung, 
setzt an: 
Mehr-Einnahme: 
L. Unterbringung verwahrloster Kinder. 
Erstattete Verpflegungs- :c. Kosten einschließlich Staatszuschuß 
3 500 JC 
300 JC 
100 - 
500 - 
500 -
	        
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