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Volume No. 42 (454-462), 5. Juni 1886

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1886 (Public Domain)

(454—462.) 
Jortagen 
für die 
Stadtverordneten-Versammlung zu Berlin. 
464. Protokoll des Ausschusses zur Vorberathung der 
Vorlage (Drucksache 379), betreffend die Skizze zum 
Neubau einer Gemeinde-Doppelschule in der Derff- 
lingerstraffe 18». 
Verhandelt Berlin, den 31. Mai 1886. 
Anwesend: 
Stadtv. Dr. Kürten, Vorsitzender, 
- Beelitz, 
- Elteste, 
- Esmann, 
- Friederici, 
- vr. Gerstenberg, 
- Langenbucher, 
- Morche, 
- Ripberger, 
- vr. Schwalbe, 
- Wagner, 
- Weiß II, 
- Winckler. 
Als Kommissarius des Magistrats: 
Herr Stadtbaurath Blankenstein. 
Es fehlten entschuldigt: 
Herr Stadtv. de Nvve, durch eine andre Sitzung behindert, 
- - Solon. 
Die Angelegenheit, betreffend den Neubau der oben bezeichneten 
Gemeindeschule, hat die Stadtverordnetcn-Versammlung bereits früher 
beschäftigt, und zwar lehnte dieselbe durch Beschluß vom 8. April er. 
— Protokoll Nr. 14 b — die damals vorgelegene Skizze ab, indem 
sie den Magistrat zugleich ersuchte, ihr einen neuen Entwurf zugehen 
zu lassen, welcher der dem Antrage wegen Ankaufs des Grundstücks 
beigefügt gewesenen Skizze entspreche. In Folge dessen sind von der 
Bauverwaltung zwei neue Skizzen — II und III — aufgestellt worden. 
Beide Skizzen haben das gemein, daß, entgegen der Anordnung in der 
von der Versammlung abgelehnten Skizze I, das Schulgebäude voll 
ständig getrennt von dem Lehrerwohnhause projektirt ist, sie unterscheiden 
sich jedoch dadurch, daß bei Skizze II das an der Südgrenze des 
Grundstücks zu errichtende Schulgebäude einen inneren, mittelst einer 
Durchfahrt zugänglich zu machenden Hofraum und 34 Klassenzimmer 
erhalten und die gesammte Anlage 370 000 JC kosten soll, während 
bei Skizze III das Schulgebäude zwar gleichfalls längs der südlichen 
Nachbargrenze, jedoch mit einem durchgehenden Korridor in der Art 
projektirt ist, daß sämmtliche 30 Klassen Tiefklassen werden und nach 
Norden zu liegen kommen. Die Gesammtkosten sind hier überschläglich 
auf 403 000 JC berechnet worden, also, obgleich 4 Klassen weniger, 
noch 33 000 JC Baukosten mehr, wie bei Skizze II. 
Die Schuldeputation hat sich für Ausführung der Skizze II, unter 
Verlängerung der Front des Schulgebäudes um 4 m, ausgesprochen, 
die Baudeputation und mit dieser der Magistrat halten dagegen die 
Skizze III, in welcher zwar nur 30, aber ganz normale Klassen 
projektirt sind, für entschieden zweckmäßiger, da die Skizze II folgende 
Uebelstände haben würde: 
1. Dem Schulgrundstücke würde durch den Lichthof eine nicht 
unbeträchtliche Fläche entzogen; 
2. die in den beiden Seitenflügeln belegenen Klassen kämen 
von den Nachbargrenzen nur ca. 16 m entfernt zu liegen und 
würden, wenn letztere mit hohen Hintergebäuden besetzt werden, 
was höchst wahrscheinlich ist, in den unteren Geschossen an 
Lichtmangel leiden; 
3. die Schule enthielte zwar 34 Klassen, darunter würden sich 
aber 11 von nur ca. 40 gm Grundfläche befinden, welche (je 
nach der Größe der Schüler) 20—24 oder durchschnittlich 
22 Plätze weniger enthalten als Klassen normaler Größe. 
Demzufolge beantragt auch der Magistrat bei der Versammlung, 
sich mit der Ausführung des Baues nach der Skizze III einverstanden 
zu erklären. 
Zur Vorberathung der betreffenden Vorlage hat die Versammlung 
durch Beschluß vom 20. Mai cr. — Prot. Nr. 18 — einen Ausschuß 
eingesetzt, welcher heute zusammengetreten ist. 
Die Diskussion ergab sehr bald eine Uebereinstimmung der An 
sichten dahin, daß die Skizze II der größeren Klassenzahl und der 
niedrigeren Baukostensumme wegen doch den Vorzug verdiene. Hierbei 
ging man von der Anschauung aus, daß, da der Abstand der beiden 
Seitenflügel des in der Front um 4 m zu verlängernden Schul 
gebäudes von den Nachbargrenzen immer noch 14 m betrage, von einer 
erheblichen Verdunkelung der Klassenzimmer nicht wohl die Rede fein 
könne; schlimmsten Falls würden bei einer späteren Bebauung der 
Nachbargrenzen davon doch immer nur die Parterreräume betroffen 
werden. Was den Einwand betreffe, daß 11 Klassen nach Skizze II 
nicht die normale Größe haben würden, so würde derselbe dadurch 
befeitigt werden, daß dem Schulgebäude eine größere Tiefe gegeben 
würde, um die Klassen der normalen Größe möglichst nahe zu bringen. 
Nachdem der Herr Stadtbaurath zugegeben hatte, daß e8 wohl 
möglich sein werde, dem qu. Gebäude auch bei Anordnung eines 
inneren Hofes an Tiefe etwas zuzulegen, entschied der Ausschuß sich 
einstimmig dahin, der Versammlung die Skizze II zur Annahme und 
damit folgende Beschlußfassung zu empfehlen: 
Die Versammlung lehnt den Antrag des Magistrats, sich mit 
der ihr mit dem Schreiben vom 13. Mai cr. — J.-Nr. 1 623 
B. V. I — vorgelegten Skizze III zum Neubau einer 
Gemeinde-Doppelschule in der Derfflingerstraße 18a einver 
standen zu erklären, ab. Dagegen ersucht die Versammlung 
den Magistrat, diesen Neubau nach Maßgabe der ihr gleich 
falls vorliegenden Skizze II, unter Verlängerung der Front 
des Schulgebäudes um 4 m, ausführen zu lassen, und fügt 
das weitere Ersuchen hinzu, dem Schulgebäude die zulässige 
größte Tiefe zu geben, damit die Klaffen der normalen Größe 
möglichst nahe kommen. 
Der Vorlegung des speziellen Entwurfs und Kosten 
anschlages sieht die Versammlung entgegen. 
Der Druck des Protokolls ist beschlossen und zum Berichterstatter 
ist der Stadtv. vr. Schwalbe gewählt worden. 
v. w. o. 
vr. Klärten. Schwalbe.
	        
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