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:r Ansicht, daß der Antrag auf Erthcilung der Decharge so lange
usgesetzt bleiben müsse, bis die Gabriel'sche Defektensache ihren
bschluß gefunden habe.
Nachdem nunmehr durch Beschluß der Versammlung vom
8. Februar er. — Prot. Nr. 7 — diese Angelegenheit beendigt ist,
nnen auch die qu. Rechnungen dechargirt werden, und beantragt der
echnungsausschuß demgemäß folgende Beschlußfassung:
Die Versammlung dechargirt:
1. die Rechnungen der Vorspann-Verwaltung pro 1883 und 1884,
2. die Rechnung des Tilgungsfonds der Anleihe de 1869
pro 1884,
3. die Rechnung des Tilgungsfonds der Anleihe de 1870
pro 1884,
4. die Rechnungen über den Fonds zur inneren Ausschmückung
des Rathhauses pro 1883 und 1884,
5. die Rechnung der Alterversorgungsanstalt der Kaiser Wilhelm-
und Augusta-Stiftung pro 1. Januar 1882 bis 1. April 1883,
6. die Rechnung der Feuersozietätskasse pro 1. Oktober 1882/83,
7. die Rechnung des Fonds zur Gewährung von Beihülfen an
Angehörige der Reserve und Landwehr pro 1883,
8. die Rechnungen des Fonds der Stiftung vom 17. November 1822
pro 1883 und 1884,
9. die Rechnungen der von Scheve'schen Stiftung pro 1883
und 1884,
10. die Rechnungen des Leichenhaus-Baufonds pro 1883 und 1884,
11. die Rechnung des Stipendicnfonds pro 1883,
12. die Rechnungen des Fonds aus den Einnahmen der Rath-
hausthurm-Besteigung pro 1883 und 1884,
13. die Rechnung der Arbeitshausbäckereikasse pro I. April 1882/83.
Der Druck des Protokolls ist beschlossen, zum Berichterstatter ist
der Stadtv. Bortmann ernannt worden.
Schmidt. Bortmann.
279. Antrag
Die Stadtverordneten-Versammlung wolle beschließen, dem Magistrat
zur Erwägung zu empfehlen, ob nicht die Gehälter der ordentlichen
Lehrer an den höheren Lehranstalten städtischen Patronats künftig
denjenigen der Lehrer an den Staatsanstalten gleichzustellen sein.
gez. Dr. Langerhans. Stryck. Dr. Schwalbe.
Namslau. Bortmann. Dr. Leo. Friedemann.
Kalisch. Solon. Friederici.
Gerth.
Meyer I.
28«. Vorlage (J.-Nr. 275 F. B. I. 86) — zur Beschluß
fassung —, betreffend die versuchsweise Errichtung
einer Anstalt zur Gewinnung von Kälberlymphe auf
dem Central-Viehhofc.
Wenngleich in Folge der ärztlichen Erfahrungen auf dem Gebiete
der Schutzpocken-Jmpfung die Jmpfschädigungen bei der Verwendung
humanistrter Lymphe verhältnißmäßig selten geworden sind, so sind sie
doch nicht ausgeschlossen, und drängt sich daher das berechtigte Ver
langen nach einem Jmpfverfahren immer mehr in den Vordergrund,
welches die bisher bewiesene Schutzkraft gegen die Pockenkrankheit be
sitzt, gleichzeitig aber die Gefahr ausschließt, zur Uebertragung von
anderen Krankheiten Gelegenheit zu geben. Um dies zu erreichen, ist
man in verschiedenen Ländern und Städten (in Neapel seit circa
60 Jahren) dahin gekommen, die Impfungen nicht mehr mit humanistrter,
sondern mit animaler — von Rindern oder Kälbern gewonnener —
Lymphe auszuführen.
Die äußerst günstigen Erfolge, welche durch dieses Jmpfverfahren
erzielt worden sind, stellen dasselbe hinsichtlich des Procentsatzes der
zur Entwickelung gelangten Pocken und deren Schutzkraft, den Impfungen
mit humanistrter Lymphe nicht nur vollständig gleichwerthig zur Seite,
sondern übertreffen die Letzteren in mehrfacher Beziehung, namentlich
darin, daß die Uebertragung von Ansteckungsstoffen als ausgeschlossen
betrachtet werden kann. Diese Umstände haben der animalen Impfung
eine so weitgehende Verbreitung verschafft, daß zur Zeit beinahe in
jeder größeren Stadt des In- und Auslandes Institute von Behörden
oder von Aerzten errichtet worden sind, welche sich die Gewinnung von
animaler Lymphe und die Verwendung derselben zur Impfung bei
Menschen zur Aufgabe gemacht haben. In mehreren Ländern ist dieses
Jmpfverfahren bereits obligatorisch geworden und in anderen wird
demselben von den Aerzten und von der Bevölkerung der Vorzug vor
den Impfungen mit humanistrter Lymphe eingeräumt. Auch in Berlin
ist ein Prioat-Jnstitut der genannten Art, aus welchem hiesige und
auswärtige Aerzte ihren Bedarf an Lymphe decken. Außerdem sind
mit Genehmigung und Unterstützung des Herrn Ministers der geistlichen rc.
Angelegenheiten durch den Director der hiesigen Königlichen Jmpf-
anstalt wiederholt Versuche von Impfungen an Kälbern und Benutzung
der gewonnenen Lymphe zu Impfungen von Menschen mit dem besten
Erfolge vorgenommen worden.
Das in den Jmpf-Jnstituten der verschiedenen Länder und Städte
gewonnene Resultat geht übereinstimmend dahin, daß die Vaccination
mit animaler Lymphe eine sehr wesentliche Verbesserung des Impf
wesens ist und dem bisherigen Verfahren gegenüber folgende sehr er
hebliche Vortheile gewährt.
Zunächst wird durch die Cultur der animalen Lymphe die
Schwierigkeit beseitigt, welche die Beschaffung von guter, zuverlässiger
Lymphe zu gewissen Zeiten bietet, und wird die Möglichkeit geboten,
zu jeder Zeit frische und gesunde Lymphe zu bekommen, was z. B.
im Falle schnell auszuführender Masscnimpfungen bei Pockcncpidemien
von der größten Wichtigkeit ist
Zweitens gewährt sie für die Impflinge eine große Erleichterung
dadurch, daß die — zur Gewinnung der humanisirten Lymphe noth
wendige Abimpfung in Fortfall kommt.
Drittens bietet sie einen absoluten Schutz gegen die Einimpfung
der Syphilis. Es ist mit Sicherheit festgestellt, daß die menschliche
Syphilis auf Rinder und Kälber nicht übertragbar ist, durch diese
Thatsache ist auch eine vaccinale Syphilis durch animale Lymphe
vollständig ausgeschlossen.
Viertens ist man bezüglich der animalen Vaccination stets in der
gesicherten Lage, nur Lymphe von wirklich gesunden Thieren anzu
wenden. weil der Gesundheitszustand der Jmpfthiere sowohl im Leben
als auch vorzugsweise nach dem Schlachten durch die Obduktion auf
das Genaueste festgestellt wird und da die gewonnene Lymphe bis
nach der Schlachtung unverwendet bleibt und deshalb in der Anstalt
zurückgehalten wird, Lymphe von kranken Thieren überhaupt nicht
gebraucht werden kann. Dieser Umstand ist für die Verhütung der
möglichen Uebertragung anderer Krankheiten als die Syphilis von
großer Bedeutung.
Schließlich darf nicht unerwähnt bleiben, daß nach den Erfahrungen
des größten Theiles der Jmpfärzte durch die animale Impfung die
Häufigkeit entzündlicher Complicationen, namentlich des sehr belästigenden
Jmpferysipels bedeutend verringert wird
Also auch in diesem Punkte wird die Gesundheit der Impflinge
mehr geschützt als es bisher der Fall war.
Durch diese Vorzüge wird der Vorwurf, welchen die Jmpfgegner
den Impfungen machen, nämlich daß durch dieselben andere Krankheiten
hervorgerufen werden und dadurch die Kräftigkeit der Bevölkerung
geschwächt und die Sterblichkeit besonders im Kindcsalter eine be
deutendere geworden sei, vollständig widerlegt.
In Berlin sind das Kuratorium des Central-Viehhofs und das
Polizei-Präsidium der Frage über die Einführung des animalen Jmpf-
verfahrens wiederholt näher getreten und hat das Poltzei-Präsidium
neuerdings die Anfrage an uns gerichtet, ob wir geneigt sein würden,
Behufs Anbahnung allgemeiner Einführung der Schutzpocken-Jmpfung
mit animaler Lymphe in Berlin, eine Anstalt zur Gewinnung von
Kälberlymphe auf dem Central-Viehhofc zu errichten.
Bei der außerordentlichen Wichtigkeit, welche diese Frage für die
öffentliche Gesundheitspflege hat, und in Erwägung, daß auch die von
dem Herrn Reichskanzler im November 1884 einberufene Kommission
von Sachverständigen sich für die Einführung der Impfung mittels
animaler Lymphe ausgesprochen hat, und ferner der Herr Minister der
geistlichen rc. Angelegenheiten durch Erlaß vom 2. Juni v. I. sich
damit einverstanden erklärt hat, daß vorläufig für die öffentlichen
Impfungen Kälberlymphe verwendet werde, haben wir beschlossen,
vorläufig mit der Gewinnung animaler Lymphe einen Versuch auf
dem Central-Viehhof zu machen.
Dieser Versuch soll sich nicht auf eine Prüfung der von Fach
männern bereits festgestellten Thatsache beziehen, sondern soll darauf
gerichtet sein, zu ermitteln, in welcher Weise und in welchem Umsange
die Gewinnung, die Abgabe und die möglichst allgemeine Benutzung
der animalen Lymphe für Berlin am zweckmäßigsten eingerichtet und
durchgeführt werden kann.
Zu diesem Zweck soll ein „Institut zur Gewinnung von animalischer
Lymphe^ in einem zunächst beschränkten Umfange mit Aufsicht des
Kuratoriums für den Central-Viehhof und unter Leitung eines auf
dem Gebiete der animalen Vaccination besonders erfahrenen Arztes
auf dem Central-Viehhofc errichtet werden.
Diese Oertlichkeit ist aus bestimmten Gründen und zwar deswegen
gewählt worden, weil dort die geeigneten Räume vorhanden sind, die
Uebernahme der zu impfenden und die Rückgabe der geimpften
Kälber zum Schlachten leicht bewirkt werden kann, und endlich die
Untersuchung der Jmpfthiere vor und nach der Schlachtung und
während der Entwickelung der Pocken durch die tägliche Anwesenheit
der städtischen Thierärzte auf dem Schlachthofe, besonders die des
Ober-Thierarztes zu jeder Zeit möglich gemacht wird.
Indem wir uns vorbehalten, lobald genügende Erfahrungen
gesammelt sind, eventl. wegen dauernd zu treffender Einrichtungen rc.
eine besondere Vorlage zu machen, ersuchen wir zu beschließen:
Die Stadtverordneten-Versammlung erklärt sich mit der
Vornahme von Versuchen in der Erzeugung animaler Lymphe
einverstanden und bewilligt die erforderlichen Mittel bis zur