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Volume No. 24 (214-229), 20. März 1886

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1886 (Public Domain)

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Herr Ingenieur Piefke sagt: 
„daß es niemals gelingen wird, im Niederungsgebiete der 
Entstehung der Grundeigenschaften des Wassers (niemals 
fehlender Eisengehalt in einer wenig gefesteten an atmo 
sphärischer Lust leicht zerfallenden chemischen Form) vollständig 
vorzubeugen;" 
und er sagt ferner: 
„daß sich die im Interesse der Stadt Berlin bisher geführten 
Untersuchungen ungeachtet ihrer Mißerfolge immerhin noch 
in dem die meisten Ausfichten gewährenden Bezirke 
des Alluviums bewegt haben." 
Nach diesen Antworten würde eine Fortführung der Versuche ab 
zulehnen sein. 
Was meine persönliche Ansicht hierüber anbetrifft, so habe ich nie 
ein Hehl daraus gemacht, daß ich nur die Benutzung filtrirten Wassers 
aus offenen Wasserläufen für die Wasserversorgung Berlins für richtig 
halte, und daß mir namentlich jedes Vertrauen darauf fehlt, daß es 
gelingen könne, Berlin aus Brunnen mit Wasser von brauchbarer 
Qualität zu versorgen. 
pp. 
Berlin, den 16. Juli 1885. 
gez. Hobrecht. 
Zu Nr. 214. 
An 
Herrn Stadtrath Haack 
Hochwohlgeboren. 
Ew. Hochwohlgeboren erlaube ich mir, der Verfügung vom 
29. Juli d. I., welche auf den Bericht vom 16. Juli d. I. des Herrn 
Baurath Dr. Hobrecht aufgesetzt worden ist, wie folgt, nachzukommen. 
Die Ausführung der von dem Herrn Baurath Hobrecht und 
mir gemeinschaftlich angeordneten Anlagen an den Müggelbergen ist 
durch das Personal der Betriebsstation Stralau unter der unmittel 
baren Leitung des Betriebs-Ingenieurs jener Station, Herrn Piefke, 
bewirkt worden. 
Derselbe hat ebenfalls den Betrieb der vier Stationen daselbst 
geleitet. 
Es ist dem Herrn Piefke ebenfalls überlassen worden, die Resul 
tate der von ihm mit großer Sachkenntniß geführten Untersuchungen 
in einem Bericht niederzulegen, welcher nunmehr der Kommission 
vorliegt. 
Mit diesem eingehenden und vortrefflichen Berichte des Herrn 
Piefke bin ich in allen Punkten einverstanden und habe nichts hinzu 
zufügen. 
Berlin, den 12. August 1885. 
gez. Henry Gill. 
Zu Nr. 214. 
Analyse 
einer Wasserprobe aus dem Tiefbrunnen der Königlichen 
Universitäts-Frauen-Klink, eingesandt am 23. April. 
Das Wasser ist unter dem Siegelschutz der Königlichen Bauver 
waltung eingeliefert. Das Wasser ist leicht getrübt, der anscheinend 
sehr ungünstig gewählte Kork der Flasche riecht stark nach Carbolsäure. 
Das Wasser zeigt leichte Trübung, bedingt durch sich ausscheidendes 
Eisenoxyd. 
In dem Wasser befinden sich in 
100 000 Theilen: 
Rückstand 
Kalk 
Magnesia 
Eisenoxyd . 
Ammoniak 
Chlor 
Schwefelsäure 
Salpetersäure 
Salpetrige Säure 
Oxydirbarkeit in Theilen von Kaliumperman 
ganat 
Oxydirbarkeit in Theilen von Sauerstoff . . 
42,vs Theile, 
12,so - 
1,864 - 
1,7» - 
starke Spur, 
3,840 Theile, 
0,687 - 
fehlt, 
1.i2 Theile, 
0,28 » 
Gesammthärte 13,72° 
Bleibende Härte 4,-7° 
Zeitliche Härte 9,o-° 
Mit dem sich ausscheidenden Eisenoxydhydrat senken sich ziemlich 
reichlich Flocken von Oronotbrix polyspora, welche den eisenhaltigen 
Grundwässern der Mark fast überall characterische Beimengung ist. 
Abgesehen von dem störenden Gehalt an Eisen, welcher bei Verwendung 
im Großen starke Ablagerungen in Reservoirs rc. nach sich ziehen 
dürfte, ist das Wasser gewerblich und sanitär nicht zu beanstanden. 
Berlin, den 28. April 1883. 
gez. vr. C. Bischofs. 
(L. S.) 
215. Vorlage (J.-Nr.302 K. A.86) — zur Beschlußfassung -, 
betreffend den Ankauf von 55 Quadratruthe» Warten 
land des Grundstücks Friedrichstr. 127, zur Ver 
wendung für das Friedrichs-Gymnasium. 
Die örtlichen Verhältnisse des in der Friedrichstr. 126 belegcncn 
Friedrichs-Gymnasiums haben im Laufe der Zeit zu den mannigfachsten 
Uebelständen geführt, welche theils die äußeren, theils die inneren 
Räume des Gymnasialgrundstücks betreffen. 
Der vordere Hof des Grundstücks ist auf zwei Seiten, nach Osten 
und Westen, von den hohen, nicht zusammenhängenden Schulgebäuden, 
nach Norden und Süden von den hohen Hinterwänden zweier vier 
stöckiger Gebäude eingeschlossen, von denen das eine vor etwa 8 Jahren 
über die ganze Nordgrenze des Gymnasialgrundstücks verlängert ist, 
den letzten freien Durchblick nach jener Seite verschließend. Der hintere 
Hof ist nur nach zwei Seiten, Süden und Westen, offen und seit 
der Errichtung eines ziemlich großen Abtrittsgebäudes so klein, daß 
— wenn die sämmtlichen 15 Klassen des hinteren Gebäudes, der Vorschrift 
gemäß, in den Pausen hinabgeschickt werden — der Raum für eine 
einigermaßen freie Bewegung der Schüler fehlt. Dieselben können 
dann vielmehr nur, eng aufgeschlossen, langsam in einem Kreise 
umhergehen. 
Wenn nun noch, wie es in der Absicht des gegenwärtigen Besitzers 
des im Süden der Anstalt belegenen Grundstücks Friedrichstr. 127 
liegt, die Südseite des hinteren Schulplatzes durch ein hohes Gebäude 
eingeschlossen wird, so wird nicht nur die Luft, sondern auch das Licht 
von diesem bis jetzt noch leidlich freien Platze abgeschnitten und die bei 
der großen Zahl der Schüler unumgänglich nothwendige Erweiterung 
desselben für eine absehbare Zeit unmöglich. 
Ebenso sind die Mißstände in den inneren Räumen recht er 
hebliche. 
Das Gymnasium besitzt keine Singeklasse; der Gesangunterricht 
wird daher in der nach der Friedrichstraßc hinaus belegenen Aula 
ertheilt. Abgesehen davon, daß der große Raum zu diesem Zwecke 
an den meisten Tagen der Woche geheizt werden muß, ist mit dieser 
Benutzung der Aula der Mißstand verbunden, daß der Unterricht selbst 
durch das Geräusch auf der sehr belebten Straße nicht unerheblich 
gestört wird. 
Das Konferenzzimmer, welches früher als Waschküche diente, ist 
so niedrig und finster, auch bei Kälte so schwer zu heizen, daß es den 
Mitgliedern des Lehrerkollegiums bei den bescheidensten Ansprüchen oft 
unmöglich ist, in diesem Raume eine Stunde arbeitend zuzubringen. 
Ebenso ist der Raum für die Aufbewahrung der mit der Zeit 
sehr vermehrten, werthvollen Sammlungen sehr eng und feucht, so daß 
die letzteren entschieden zu leiden beginnen. 
Die Klassenräume genügen zwar gegenwärtig im Allgemeinen, 
aber auch ihnen würde, wenn nun noch die Südseite des hinteren Hofes 
durch ein hohes Gebäude abgeschlossen würde, das nothwendige Licht 
abgeschnitten werden. 
Um allen diesen begründeten Uebelständcn abhelfen zu können, sind 
wir auf Anregung des Directors des Friedrichs-Gymnasiums mit dem 
Besitzer des Nachbargrundstücks Friedrichstr. 127, Ferd. Schlesinger, 
in der Absicht in Verhandlungen getreten, das Gartenland von diesem 
Grundstücke, welches neben dem hinteren Hofe des Gymnasiums gelegen 
ist, zum Zwecke der Erweiterung des Hofes käuflich zu erwerben. 
Diese Verhandlungen haben zu dem Ziele geführt, daß der Herr 
Ferd. Schlesinger bereit ist, das qu. Gartenland, welches auf dem 
beiliegenden Situationsplane mit den Buchstaben abcda umschrieben 
ist, und einen Flächeninhalt von 55 Quadraftuthen (780,2 gw) hat, 
zum Preise von 2 400^ pro Quadratruthe = zusammen 132 000 
an uns zu verkaufen. 
In der Erwägung, daß im Falle der oben angedeuteten Errichtung 
eines Gebäudes im Süden des Gymnasiums durch den Besitzer des 
Grundstücks Friedrichstr. 127 die Möglichkeit, den in Vorstehendem mit 
getheilten Uebelständen abhelfen zu können, für alle Zukunft abge 
schnitten erscheint, sind wir geneigt, die Offerte des Herren Schlesinger 
um so mehr anzunehmen, als der geforderte Preis als ein angemessener 
bezeichnet werden kann. 
Unter diesen Umstünden haben wir beschlossen, das angebotene 
Terrain zur Erweiterung des Friedrichs-Gymnasiums anzukaufen und 
ersuchen die Stadtverordncten-Versammlung um folgende Beschluß 
fassung: 
Die Stadtverordncten-Versammlung erklärt sich damit ein 
verstanden, daß das auf dem anliegenden Situationsplane
	        
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