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Herr Ingenieur Piefke sagt:
„daß es niemals gelingen wird, im Niederungsgebiete der
Entstehung der Grundeigenschaften des Wassers (niemals
fehlender Eisengehalt in einer wenig gefesteten an atmo
sphärischer Lust leicht zerfallenden chemischen Form) vollständig
vorzubeugen;"
und er sagt ferner:
„daß sich die im Interesse der Stadt Berlin bisher geführten
Untersuchungen ungeachtet ihrer Mißerfolge immerhin noch
in dem die meisten Ausfichten gewährenden Bezirke
des Alluviums bewegt haben."
Nach diesen Antworten würde eine Fortführung der Versuche ab
zulehnen sein.
Was meine persönliche Ansicht hierüber anbetrifft, so habe ich nie
ein Hehl daraus gemacht, daß ich nur die Benutzung filtrirten Wassers
aus offenen Wasserläufen für die Wasserversorgung Berlins für richtig
halte, und daß mir namentlich jedes Vertrauen darauf fehlt, daß es
gelingen könne, Berlin aus Brunnen mit Wasser von brauchbarer
Qualität zu versorgen.
pp.
Berlin, den 16. Juli 1885.
gez. Hobrecht.
Zu Nr. 214.
An
Herrn Stadtrath Haack
Hochwohlgeboren.
Ew. Hochwohlgeboren erlaube ich mir, der Verfügung vom
29. Juli d. I., welche auf den Bericht vom 16. Juli d. I. des Herrn
Baurath Dr. Hobrecht aufgesetzt worden ist, wie folgt, nachzukommen.
Die Ausführung der von dem Herrn Baurath Hobrecht und
mir gemeinschaftlich angeordneten Anlagen an den Müggelbergen ist
durch das Personal der Betriebsstation Stralau unter der unmittel
baren Leitung des Betriebs-Ingenieurs jener Station, Herrn Piefke,
bewirkt worden.
Derselbe hat ebenfalls den Betrieb der vier Stationen daselbst
geleitet.
Es ist dem Herrn Piefke ebenfalls überlassen worden, die Resul
tate der von ihm mit großer Sachkenntniß geführten Untersuchungen
in einem Bericht niederzulegen, welcher nunmehr der Kommission
vorliegt.
Mit diesem eingehenden und vortrefflichen Berichte des Herrn
Piefke bin ich in allen Punkten einverstanden und habe nichts hinzu
zufügen.
Berlin, den 12. August 1885.
gez. Henry Gill.
Zu Nr. 214.
Analyse
einer Wasserprobe aus dem Tiefbrunnen der Königlichen
Universitäts-Frauen-Klink, eingesandt am 23. April.
Das Wasser ist unter dem Siegelschutz der Königlichen Bauver
waltung eingeliefert. Das Wasser ist leicht getrübt, der anscheinend
sehr ungünstig gewählte Kork der Flasche riecht stark nach Carbolsäure.
Das Wasser zeigt leichte Trübung, bedingt durch sich ausscheidendes
Eisenoxyd.
In dem Wasser befinden sich in
100 000 Theilen:
Rückstand
Kalk
Magnesia
Eisenoxyd .
Ammoniak
Chlor
Schwefelsäure
Salpetersäure
Salpetrige Säure
Oxydirbarkeit in Theilen von Kaliumperman
ganat
Oxydirbarkeit in Theilen von Sauerstoff . .
42,vs Theile,
12,so -
1,864 -
1,7» -
starke Spur,
3,840 Theile,
0,687 -
fehlt,
1.i2 Theile,
0,28 »
Gesammthärte 13,72°
Bleibende Härte 4,-7°
Zeitliche Härte 9,o-°
Mit dem sich ausscheidenden Eisenoxydhydrat senken sich ziemlich
reichlich Flocken von Oronotbrix polyspora, welche den eisenhaltigen
Grundwässern der Mark fast überall characterische Beimengung ist.
Abgesehen von dem störenden Gehalt an Eisen, welcher bei Verwendung
im Großen starke Ablagerungen in Reservoirs rc. nach sich ziehen
dürfte, ist das Wasser gewerblich und sanitär nicht zu beanstanden.
Berlin, den 28. April 1883.
gez. vr. C. Bischofs.
(L. S.)
215. Vorlage (J.-Nr.302 K. A.86) — zur Beschlußfassung -,
betreffend den Ankauf von 55 Quadratruthe» Warten
land des Grundstücks Friedrichstr. 127, zur Ver
wendung für das Friedrichs-Gymnasium.
Die örtlichen Verhältnisse des in der Friedrichstr. 126 belegcncn
Friedrichs-Gymnasiums haben im Laufe der Zeit zu den mannigfachsten
Uebelständen geführt, welche theils die äußeren, theils die inneren
Räume des Gymnasialgrundstücks betreffen.
Der vordere Hof des Grundstücks ist auf zwei Seiten, nach Osten
und Westen, von den hohen, nicht zusammenhängenden Schulgebäuden,
nach Norden und Süden von den hohen Hinterwänden zweier vier
stöckiger Gebäude eingeschlossen, von denen das eine vor etwa 8 Jahren
über die ganze Nordgrenze des Gymnasialgrundstücks verlängert ist,
den letzten freien Durchblick nach jener Seite verschließend. Der hintere
Hof ist nur nach zwei Seiten, Süden und Westen, offen und seit
der Errichtung eines ziemlich großen Abtrittsgebäudes so klein, daß
— wenn die sämmtlichen 15 Klassen des hinteren Gebäudes, der Vorschrift
gemäß, in den Pausen hinabgeschickt werden — der Raum für eine
einigermaßen freie Bewegung der Schüler fehlt. Dieselben können
dann vielmehr nur, eng aufgeschlossen, langsam in einem Kreise
umhergehen.
Wenn nun noch, wie es in der Absicht des gegenwärtigen Besitzers
des im Süden der Anstalt belegenen Grundstücks Friedrichstr. 127
liegt, die Südseite des hinteren Schulplatzes durch ein hohes Gebäude
eingeschlossen wird, so wird nicht nur die Luft, sondern auch das Licht
von diesem bis jetzt noch leidlich freien Platze abgeschnitten und die bei
der großen Zahl der Schüler unumgänglich nothwendige Erweiterung
desselben für eine absehbare Zeit unmöglich.
Ebenso sind die Mißstände in den inneren Räumen recht er
hebliche.
Das Gymnasium besitzt keine Singeklasse; der Gesangunterricht
wird daher in der nach der Friedrichstraßc hinaus belegenen Aula
ertheilt. Abgesehen davon, daß der große Raum zu diesem Zwecke
an den meisten Tagen der Woche geheizt werden muß, ist mit dieser
Benutzung der Aula der Mißstand verbunden, daß der Unterricht selbst
durch das Geräusch auf der sehr belebten Straße nicht unerheblich
gestört wird.
Das Konferenzzimmer, welches früher als Waschküche diente, ist
so niedrig und finster, auch bei Kälte so schwer zu heizen, daß es den
Mitgliedern des Lehrerkollegiums bei den bescheidensten Ansprüchen oft
unmöglich ist, in diesem Raume eine Stunde arbeitend zuzubringen.
Ebenso ist der Raum für die Aufbewahrung der mit der Zeit
sehr vermehrten, werthvollen Sammlungen sehr eng und feucht, so daß
die letzteren entschieden zu leiden beginnen.
Die Klassenräume genügen zwar gegenwärtig im Allgemeinen,
aber auch ihnen würde, wenn nun noch die Südseite des hinteren Hofes
durch ein hohes Gebäude abgeschlossen würde, das nothwendige Licht
abgeschnitten werden.
Um allen diesen begründeten Uebelständcn abhelfen zu können, sind
wir auf Anregung des Directors des Friedrichs-Gymnasiums mit dem
Besitzer des Nachbargrundstücks Friedrichstr. 127, Ferd. Schlesinger,
in der Absicht in Verhandlungen getreten, das Gartenland von diesem
Grundstücke, welches neben dem hinteren Hofe des Gymnasiums gelegen
ist, zum Zwecke der Erweiterung des Hofes käuflich zu erwerben.
Diese Verhandlungen haben zu dem Ziele geführt, daß der Herr
Ferd. Schlesinger bereit ist, das qu. Gartenland, welches auf dem
beiliegenden Situationsplane mit den Buchstaben abcda umschrieben
ist, und einen Flächeninhalt von 55 Quadraftuthen (780,2 gw) hat,
zum Preise von 2 400^ pro Quadratruthe = zusammen 132 000
an uns zu verkaufen.
In der Erwägung, daß im Falle der oben angedeuteten Errichtung
eines Gebäudes im Süden des Gymnasiums durch den Besitzer des
Grundstücks Friedrichstr. 127 die Möglichkeit, den in Vorstehendem mit
getheilten Uebelständen abhelfen zu können, für alle Zukunft abge
schnitten erscheint, sind wir geneigt, die Offerte des Herren Schlesinger
um so mehr anzunehmen, als der geforderte Preis als ein angemessener
bezeichnet werden kann.
Unter diesen Umstünden haben wir beschlossen, das angebotene
Terrain zur Erweiterung des Friedrichs-Gymnasiums anzukaufen und
ersuchen die Stadtverordncten-Versammlung um folgende Beschluß
fassung:
Die Stadtverordncten-Versammlung erklärt sich damit ein
verstanden, daß das auf dem anliegenden Situationsplane