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Stadt — der äußeren Peripherie — noch als thunlich zu erachten ist. Für den
dicht bebauten und bevölkerten Kern der Stadt und die daran schließenden, in sich
fertigen Stadttheile ist dies dagegen administrativ wirthschaftlich und finanziell
unmöglich.
Hiernach konnte es sich nur fragen: Sollte — mit dieser hiernach eng um
schriebenen Einschränkung — die Schließung aller offenen Wochcnmärktc erst
dann — dann aber auf einmal — erfolgen, sobald eine entsprechende Anzahl von
Markthallen an die Stelle jener offenen Märkte treten konnte?
Wäre dies als Forderung aufgestellt worden, so war die Lösung der neuen
kommunalen Aufgabe — deren Schwierigkeiten an sich schon nicht unerheblich sind,
beinahe unmöglich. Denn, um nur Eins hervorzuheben: Die gleichzeitigen Terrain-
Erwerbungen in allen Theilen der Stadt hätten das Anlagekapital der städtischen
Unternehmung derart vertheuert, daß dieselbe ohne erhebliche Zuschüsse der Steuer
zahler kaum, oder genauer und richtiger gesagt, sicher nicht durchführbar war.
Hiernach konnte und durfte nur stückweise (successiv) vorgegangen werden
und befanden wir uns hierin, wie erfreulicherweise auch in anderen grundsätzlichen
Punkten, in voller Uebereinstimmung mit dem Königlichen Polizei-Präsidio.
Aus der beifolgenden Zusammenstellung wolle der Bezirks-Ausschuß die Zahl
und Beschickung der jetzigen Wochenmärkte Berlins ersehen, aus dem beifolgenden
Plane die örtliche Lage der vorhandenen öffentlichen Wochenmärkte und der bis
jetzt projectirten Markthallen, welche bestimmt sind, zunächst an die Stelle eines
Theiles jener zu treten. Jene — die öffentlichen Wochenmärktc — sind blau,
diese — die Markthallen — sind roth ausgezeichnet.
Der Schwerpunkt der Lösung der Frage lag in der zweckmäßigen Ersetzung
der größten Märkte der inneren Stadt. Dies sind der Gcnsdarmenmarkt, der
Dönhofsplatz, der Neue Markt und der Alexanderplatz; von weniger großer Be
deutung sind die vier kleinen, nur Supplemente jener großen Märkte, darstellenden
Märkte: Bellcallianceplatz, Potsdamer Thor, Karlstraße, Oranienburger Thor.
Diese acht Märkte wurden nach einer zuletzt im Jahre 1884 aufgestellten amtlichen
Berechnung von ini Ganzen 4 405 Händlern, gleich 50,i pCt. der überhaupt die
Berliner Wochenmärktc besuchenden Händler beschickt, wobei wir allerdings zur
Vermeidung eines jeden Mißverständnisses von vorn herein bemerken wollen, daß
bei diesen Zahlen zu berücksichtigen ist, daß die Natur des jetzigen offenen Wochen
marktverkehrs es mit sich bringt, daß der Händler A den Wochenmarkt des Dönhof-
platzes am Mittwoch besucht, am Donnerstag aber dieser Händler A den Neuen
Markt und am Montag vielleicht wiederum den Potsdamer Thor-Markt bezieht,
das Ergebniß der gesammten Zahl der die Märkte besuchenden Händler mithin auf
doppelter, dreifacher, theilweise noch mehrfacher Zählung ein- und desselben Händlers
beruht. Denn der Unterschied zwischen offenen Märkten und Markthallen wird,
abgesehen von anderen grundsätzlichen Unterscheidungen, stets darin beruhen, daß
der Besuch jener, welche nur zu beschränkten Tagesstunden einzelner Wochentage
stattfinden, ein von Markt zu Markt vagirender ist, die Besetzung eines Standes
in einer Markthalle dagegen wesentlich auf seßhaften, den Tag über dauernden
Verkehr hinausläuft. Aus dem Gesagten ergiebt sich mit Nothwendigkeit, daß,
wenn ein von 3 000 Händlern besuchter Wochenmarkt in eine Markthalle aufgeht,
jener vagirende Markt durch den perennirenden Markt mit etwa Va Raumauf
wendung Aufnahme finden kann.
Jene vorbezeichneten vier Märkte: Alexanderplatz, Neuer Markt, Dönhofsplatz,
Gensdarmenmarkt stellen mit ihren Accidenzien: Bellcallianceplatz, Potsdamer Thor,
Karlstraße, Oranienburger Thor, den wichtigsten Theil des Berliner Wochenmarkt
verkehrs überhaupt und auch zahlenmäßig 50,i pCt. desselben dar.
Dies waren die Erwägungen, welche uns bestimmten, zur Ueberwindung der
Schwierigkeiten der Lösung aller in Betracht kommenden Fragen den hier ange
deuteten Weg successiven Vorgehens und zwar zunächst hinsichtlich der größten
Wochenmärkte Berlins einzuschlagen. Das Königliche Polizei-Präsidium trat dieser
unserer, der gedachten Königlichen Behörde mitgetheilten, Anschauung bei. Auf Grund
des so gewonnenen gemeinsamen Bodens für die Inangriffnahme der Frage ist seit der