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Volume No. 21 (180-188), 13. März 1886

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1886 (Public Domain)

auch von Seiten des Herrn Mnistcrs des Innern und der Special- 
Anschlag über die Fundamentirungsarbeiten unter dem 10. December pr. 
durch die Stadtverordreten-Versammlung genehmigt worden ist, haben 
die Arbeiten auf der Baustelle thatsächlich begonnen, allerdings aber 
in Folge des unerwartet strengen Frostes bisher nur wenig gefördert 
werden können. Inzwischen ist unsere Bauverwaltung ununterbrochen 
mit der Ausarbeitung der speciellen Baupläne und der Fanden be 
schäftigt gewesen uud es ist nunmehr nothwendig, eine endgültige 
Entscheidung über die letzteren und namentlich über das dazu zu 
verwendende Material zu treffen, um dasselbe rechtzeitig bestellen und 
den speziellen Kostenanschlag ausarbeiten zu können. 
Unsere Bau-Deputation ist nach wiederholten eingehenden Be 
rathungen zu der Ueberzeugung gelangt, und wir pflichten ihr darin 
bei, daß es sich empfiehlt, die Fayaden der Hauptsache nach in Back 
stein und Terrakotten auszuführen, welche Materialien gerade in 
unserer Gegend in vorzüglicher Beschaffenheit hergestellt werden und 
den Einflüssen unseres Klimas besonders gut widerstehen. Hierbei ist 
zugleich zu berücksichtigen, daß die Herstellung von Sandsteinfa?aden 
bei den außerordentlich großen Abmessungen des Gebäudes mindestens 
400 000 JC Mehrkosten verursachen würde. 
Demgemäß sind die in 3 Blatt geometrischen Zeichnungen und 
2 perspektivischen Ansichten in äuplo dargestellten Fa?aden bearbeitet 
worden und wir bemerken dazu Folgendes: 
Der Sockel des Gebäudes soll mit Granit oder einem ähnlichen 
wetterfesten Gestein bekleidet, die kleinen Säulen, die großen Gurt- 
gesimse und dergleichen sollen in einem gelblichen Sandstein, das 
Hauptgesimse in gebranntem Thon von ähnlicher Farbe, die Ornamente 
hell auf farbig glasirtem Grunde ausgeführt werden. Einzelne 
Ornamente, namentlich Wappen und dergleichen, werden mit voll 
farbiger Glasur zu versehen sein. 
Als Hauptmaterial für die glatten Flächen soll ein hellrother 
oder lederfarbiger Verblendstein von stumpfem Ton angewendet werden, 
dessen Auswahl der Bau-Deputation überlassen bleiben muß. 
Indem wir die ursprünglichen Fayadenskizzen und zum Verständniß 
des Planes zugleich 4 Blatt Grundrisse hier wieder beifügen, ersuchen 
wir die geehrte Versammlung zu beschließen wie folgt: 
Die Stadtverorducten-Versammlung genehmigt die ihr vor 
gelegten Fayaden-Entwürfe zur Errichtung des neuen Polizei- 
Dienstgebäudes und erklärt sich vorbehaltlich der Prüfung 
des speciellen Kostenanschlages damit einverstanden, daß die 
Vorbereitungen zur Ausführung schon jetzt getroffen werden. 
Berlin, den 9. März 1886. 
Magistrat hiesiger König!. Haupt- uud Residenzstadt, 
gez. Duncker. 
188. Vorlage (J.-Nc. 491 B. V. I. 86) — zur Bcschlutz- 
fassung —, betreffend den Bau einer höheren Bürger 
schule in der Alexandrinenstraße. 
Der Stadtvcrordneten-Versammlung übersenden wir in beifolgender 
Mappe den auf 11 Blatt Zeichnungen dargestellten speziellen Entwurf 
zum Bau einer höheren Bürgerschule in der Alexandrinenstraße nebst 
dem in 2 vol. enthaltenen, mit 296 500 JC abschließenden Kosten 
anschläge und einem Erläuterungsbcricht und fügen gleichzeitig die 
ursprüngliche Skizze auf 3 Blatt Zeichnungen nebst Kostenüberschlag 
und Erläulerungsbericht wieder bei. 
In dem speziellen Entwürfe, welcher unserer Bau-Deputation vor 
gelegen hat und von dieser, wie auch von uns genehmigt worden ist, 
sind die durch den dortseitigen Beschluß vom 8. Oktober 1885 — 
Protokoll Nr. 14 — gestellten Anträge berücksichtigt, abgesehen von 
der Errichtung einer hohen Mauer auf der Grenze gegen das Grund 
stück Alexandrinenstraße Nr. II zur Verdeckung der Fenster im Erd 
geschoß. Von der Erbauung einer solchen Mauer muß abgesehen 
werden, weil wir in dem abgeschlossenen Kaufverträge die Verpflichtung 
übernehmen mußten, an dieser Grenze und in einer Entfernung von 
5,35 m von derselben keine Baulichkeiten zu errichten. Da der Nachbar 
doch in Kurzem seine Gebäude neu oder gänzlich umbauen wird, so 
werden nach dem in Abschrift beigefügten §. 4 des Vertrages die jetzt 
vorhandenen Fenster demnächst verschwinden, so daß der Wegfall der 
Mauer unbedenklich erscheint 
Um dem bei Genehmigung des Tauschvertrages mit dem Besitzer 
des Grundstücks Alexandrinenstraße Nr. 3/4 im Beschluß vom 25. Fe 
bruar d. I. gestellten Antrage zu genügen, werden wir an der im 
Grundriß auf Blatt 7 bezeichneten Stelle eine Thüröffnung im Mauer 
verband anlegen lassen, so daß dieselbe jederzeit ohne Schwierigkeit 
geöffnet werden kann. 
Indem wir bemerken, daß bereits in den Bauetats für das 
laufende und das vorige Etatsjahr Beträge von 60 000 -ff 40 000 — 
100 000 JC ausgeworfen waren und daß in dem Etat für das Jahr 
1886/87 eine weitere Rate von 90 000 JC vorgesehen ist, ersuchen 
wir die geehrte Versammlung zu beschließen wie folgt: 
„Die Stadtverordneten-Versammlung genehmigt den vor 
gelegten Entwurf zum Bau einer höheren Bürgerschule in 
der Alexandrinenstraße und den mit 296 500 JC ab 
schließenden Kostenanschlag und stellt die in den Bauetats 
pro 1884/86 und 1885/86 vorgesehenen Beträge von zu 
sammen 100 000 JC zur Verfügung.- 
Berlin, den 12. März 1886. 
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt, 
gez. von Forckenbeck. 
Zu Nr. 188. 
Erläuterungsbericht 
zum Kostenanschläge für den Neubau der höheren Bürger 
schule auf dem Grundstück Alexandrinenstr. 5/6. 
Nach dem Seitens der Schuldeputation aufgestellten Programm 
vom 14. April 1885 war unterm I I. Juni 1685 unter J.-Nr. 1014 
B. V. I. 85 eine Skizze, bezeichnet mit Nr. VIII nebst zugehörigem 
Erläuterungsbericht und Kostenüberschlag der Stadtverordnetcn-Ver- 
sammlung vorgelegt worden. 
Dieselbe hat unterm 8. October 1885 die Genehmigung der 
Stadtverordneten - Versammlung gefunden und ist nunmehr unter 
Berücksichtigung der im Beschluß der Stadtverordneten-Versammlung 
(Protokoll Nr. 14) vom 8. October 1865 vorgeschriebenen Verände 
rungen auf Grund dieser Skizze das specielle Projekt ausgearbeitet und 
veranschlagi worden. 
Die Gesammtbebauung des Grundstücks erfolgt in der Weise, daß 
sich an das an der Straße liegende Vordergebäude ein rechter Seiten 
flügel anschließt, welcher nur an der dem eigenen Hof zugekehrten Seite 
Licht erhält, während die Turnhalle und das Abtrittsgebäude auf dem 
Hofe an der hinteren Nachbargrenze, genau entsprechend der Skizze, 
projektirt sind. 
In dem Hauptgebäude sind, dem Programm entsprechend, nunmehr 
untergebracht die Schule, bestehend aus 10 Klassen und 2 Reserveklassen, 
von denen die eine vorläufig als Modellzimmer dient. 
1 Aula mit Vor- und Garderobcraum, 
1 Zeichenfaal, 
1 Amts-, 
1 Conferenzzimmer, 
1 größerer Raum für die Lehrerbibliothek, 
1 kleinerer Raum für die Schülerbibliothek, 
1 Raum für die Naturhistorische Sammlung, 
I Raum zur Aufbewahrung von Noten, 
I physikalische Klasse mit Vorrichtung zum Verdunkeln derselben, 
nebst zugehörigem Apparatenraum, 
1 Plattform für astronomische Zwecke nebst zugehörigem Appa 
ratenraum, 
ferner die Wohnung des Direktors, bestehend aus 7 Stuben 
nebst Küche und Zubehör, und eine Schuldienerwohnung, be 
stehend aus 2 Stuben, 1 Kammer, Küche nebst Zubehör. 
Die Anlage eines balkonartigen Sitzplatzes in dem I. Stockwerk 
des Verbindungsbaues zwischen Vordergebäude und Seitenflügel ist 
auf speciellen Wunsch des Direktors der Anstalt erfolgt und erhöht 
die Annehmlichkeit der Wohnung. 
Der Vorderflügel enthält über einem 2,? m hohen, 1,«u m mit 
seiner Sohle unter Terrain liegenden Keller 3 Stockwerke. 
Im Erdgeschoß befinden sich außer der Schuldienerwohnung das 
Amts- und Conferenzzimmer. sowie der Eingangsflur zur Schule und 
eine Durchfahrt, von der aus die Treppe zur Direktor- und Schul 
dienerwohnung zugänglich ist. 
Das erste Stockwerk nimmt die Wohnung des Direktors ein. 
Im zweiten Stockwerk sind Aula nebst Vorraum, Schülcrbibliothek 
und Nebenraum, sowie das Zimmer für die Naturhistorische Sammlung 
untergebracht. 
Der Seitenflügel erhält über einem 2,r m hohen, 1 m in die 
Erde eingebauten Kellergeschoß 4 Etagen. 
In diesem Flügel sind die eigentlichen Schulräume untergebracht 
und im Kellergeschoß die Heizung. 
Im Erdgeschoß die Lchrerbibliothek, 2 Klassen und eine Reserve- 
Klasse. 
Im I. Stock 4 Klassen, 
- II. Stock 4 Klassen, 
- III. Stock den Zeichensaal, die Phhsikalklasse nebst Apparaten- 
ranm und eine vorläufig als Modellkammer benutzte Reserveklassc. 
Im Dachgeschoß endlich liegt das Apparatenzimmer für das 
Observatorium, darüber die Plattform für astronomische Beobachtungen. 
Alle wirklichen Schulzwecken dienenden Räume haben eine Warm 
wasserheizung erhalten, während die Wohnungen mit Kachclofenheizung 
versehen sind. 
Die Warmwasserheizung ist, abweichend von der Skizze, auch für 
die Aula mit ihren Nebenräumen angenommen, weil dieselbe, zugleich 
als Gesangsaal dienend, dauernde Benutzung finden wird.
	        
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