auch von Seiten des Herrn Mnistcrs des Innern und der Special-
Anschlag über die Fundamentirungsarbeiten unter dem 10. December pr.
durch die Stadtverordreten-Versammlung genehmigt worden ist, haben
die Arbeiten auf der Baustelle thatsächlich begonnen, allerdings aber
in Folge des unerwartet strengen Frostes bisher nur wenig gefördert
werden können. Inzwischen ist unsere Bauverwaltung ununterbrochen
mit der Ausarbeitung der speciellen Baupläne und der Fanden be
schäftigt gewesen uud es ist nunmehr nothwendig, eine endgültige
Entscheidung über die letzteren und namentlich über das dazu zu
verwendende Material zu treffen, um dasselbe rechtzeitig bestellen und
den speziellen Kostenanschlag ausarbeiten zu können.
Unsere Bau-Deputation ist nach wiederholten eingehenden Be
rathungen zu der Ueberzeugung gelangt, und wir pflichten ihr darin
bei, daß es sich empfiehlt, die Fayaden der Hauptsache nach in Back
stein und Terrakotten auszuführen, welche Materialien gerade in
unserer Gegend in vorzüglicher Beschaffenheit hergestellt werden und
den Einflüssen unseres Klimas besonders gut widerstehen. Hierbei ist
zugleich zu berücksichtigen, daß die Herstellung von Sandsteinfa?aden
bei den außerordentlich großen Abmessungen des Gebäudes mindestens
400 000 JC Mehrkosten verursachen würde.
Demgemäß sind die in 3 Blatt geometrischen Zeichnungen und
2 perspektivischen Ansichten in äuplo dargestellten Fa?aden bearbeitet
worden und wir bemerken dazu Folgendes:
Der Sockel des Gebäudes soll mit Granit oder einem ähnlichen
wetterfesten Gestein bekleidet, die kleinen Säulen, die großen Gurt-
gesimse und dergleichen sollen in einem gelblichen Sandstein, das
Hauptgesimse in gebranntem Thon von ähnlicher Farbe, die Ornamente
hell auf farbig glasirtem Grunde ausgeführt werden. Einzelne
Ornamente, namentlich Wappen und dergleichen, werden mit voll
farbiger Glasur zu versehen sein.
Als Hauptmaterial für die glatten Flächen soll ein hellrother
oder lederfarbiger Verblendstein von stumpfem Ton angewendet werden,
dessen Auswahl der Bau-Deputation überlassen bleiben muß.
Indem wir die ursprünglichen Fayadenskizzen und zum Verständniß
des Planes zugleich 4 Blatt Grundrisse hier wieder beifügen, ersuchen
wir die geehrte Versammlung zu beschließen wie folgt:
Die Stadtverorducten-Versammlung genehmigt die ihr vor
gelegten Fayaden-Entwürfe zur Errichtung des neuen Polizei-
Dienstgebäudes und erklärt sich vorbehaltlich der Prüfung
des speciellen Kostenanschlages damit einverstanden, daß die
Vorbereitungen zur Ausführung schon jetzt getroffen werden.
Berlin, den 9. März 1886.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- uud Residenzstadt,
gez. Duncker.
188. Vorlage (J.-Nc. 491 B. V. I. 86) — zur Bcschlutz-
fassung —, betreffend den Bau einer höheren Bürger
schule in der Alexandrinenstraße.
Der Stadtvcrordneten-Versammlung übersenden wir in beifolgender
Mappe den auf 11 Blatt Zeichnungen dargestellten speziellen Entwurf
zum Bau einer höheren Bürgerschule in der Alexandrinenstraße nebst
dem in 2 vol. enthaltenen, mit 296 500 JC abschließenden Kosten
anschläge und einem Erläuterungsbcricht und fügen gleichzeitig die
ursprüngliche Skizze auf 3 Blatt Zeichnungen nebst Kostenüberschlag
und Erläulerungsbericht wieder bei.
In dem speziellen Entwürfe, welcher unserer Bau-Deputation vor
gelegen hat und von dieser, wie auch von uns genehmigt worden ist,
sind die durch den dortseitigen Beschluß vom 8. Oktober 1885 —
Protokoll Nr. 14 — gestellten Anträge berücksichtigt, abgesehen von
der Errichtung einer hohen Mauer auf der Grenze gegen das Grund
stück Alexandrinenstraße Nr. II zur Verdeckung der Fenster im Erd
geschoß. Von der Erbauung einer solchen Mauer muß abgesehen
werden, weil wir in dem abgeschlossenen Kaufverträge die Verpflichtung
übernehmen mußten, an dieser Grenze und in einer Entfernung von
5,35 m von derselben keine Baulichkeiten zu errichten. Da der Nachbar
doch in Kurzem seine Gebäude neu oder gänzlich umbauen wird, so
werden nach dem in Abschrift beigefügten §. 4 des Vertrages die jetzt
vorhandenen Fenster demnächst verschwinden, so daß der Wegfall der
Mauer unbedenklich erscheint
Um dem bei Genehmigung des Tauschvertrages mit dem Besitzer
des Grundstücks Alexandrinenstraße Nr. 3/4 im Beschluß vom 25. Fe
bruar d. I. gestellten Antrage zu genügen, werden wir an der im
Grundriß auf Blatt 7 bezeichneten Stelle eine Thüröffnung im Mauer
verband anlegen lassen, so daß dieselbe jederzeit ohne Schwierigkeit
geöffnet werden kann.
Indem wir bemerken, daß bereits in den Bauetats für das
laufende und das vorige Etatsjahr Beträge von 60 000 -ff 40 000 —
100 000 JC ausgeworfen waren und daß in dem Etat für das Jahr
1886/87 eine weitere Rate von 90 000 JC vorgesehen ist, ersuchen
wir die geehrte Versammlung zu beschließen wie folgt:
„Die Stadtverordneten-Versammlung genehmigt den vor
gelegten Entwurf zum Bau einer höheren Bürgerschule in
der Alexandrinenstraße und den mit 296 500 JC ab
schließenden Kostenanschlag und stellt die in den Bauetats
pro 1884/86 und 1885/86 vorgesehenen Beträge von zu
sammen 100 000 JC zur Verfügung.-
Berlin, den 12. März 1886.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt,
gez. von Forckenbeck.
Zu Nr. 188.
Erläuterungsbericht
zum Kostenanschläge für den Neubau der höheren Bürger
schule auf dem Grundstück Alexandrinenstr. 5/6.
Nach dem Seitens der Schuldeputation aufgestellten Programm
vom 14. April 1885 war unterm I I. Juni 1685 unter J.-Nr. 1014
B. V. I. 85 eine Skizze, bezeichnet mit Nr. VIII nebst zugehörigem
Erläuterungsbericht und Kostenüberschlag der Stadtverordnetcn-Ver-
sammlung vorgelegt worden.
Dieselbe hat unterm 8. October 1885 die Genehmigung der
Stadtverordneten - Versammlung gefunden und ist nunmehr unter
Berücksichtigung der im Beschluß der Stadtverordneten-Versammlung
(Protokoll Nr. 14) vom 8. October 1865 vorgeschriebenen Verände
rungen auf Grund dieser Skizze das specielle Projekt ausgearbeitet und
veranschlagi worden.
Die Gesammtbebauung des Grundstücks erfolgt in der Weise, daß
sich an das an der Straße liegende Vordergebäude ein rechter Seiten
flügel anschließt, welcher nur an der dem eigenen Hof zugekehrten Seite
Licht erhält, während die Turnhalle und das Abtrittsgebäude auf dem
Hofe an der hinteren Nachbargrenze, genau entsprechend der Skizze,
projektirt sind.
In dem Hauptgebäude sind, dem Programm entsprechend, nunmehr
untergebracht die Schule, bestehend aus 10 Klassen und 2 Reserveklassen,
von denen die eine vorläufig als Modellzimmer dient.
1 Aula mit Vor- und Garderobcraum,
1 Zeichenfaal,
1 Amts-,
1 Conferenzzimmer,
1 größerer Raum für die Lehrerbibliothek,
1 kleinerer Raum für die Schülerbibliothek,
1 Raum für die Naturhistorische Sammlung,
I Raum zur Aufbewahrung von Noten,
I physikalische Klasse mit Vorrichtung zum Verdunkeln derselben,
nebst zugehörigem Apparatenraum,
1 Plattform für astronomische Zwecke nebst zugehörigem Appa
ratenraum,
ferner die Wohnung des Direktors, bestehend aus 7 Stuben
nebst Küche und Zubehör, und eine Schuldienerwohnung, be
stehend aus 2 Stuben, 1 Kammer, Küche nebst Zubehör.
Die Anlage eines balkonartigen Sitzplatzes in dem I. Stockwerk
des Verbindungsbaues zwischen Vordergebäude und Seitenflügel ist
auf speciellen Wunsch des Direktors der Anstalt erfolgt und erhöht
die Annehmlichkeit der Wohnung.
Der Vorderflügel enthält über einem 2,? m hohen, 1,«u m mit
seiner Sohle unter Terrain liegenden Keller 3 Stockwerke.
Im Erdgeschoß befinden sich außer der Schuldienerwohnung das
Amts- und Conferenzzimmer. sowie der Eingangsflur zur Schule und
eine Durchfahrt, von der aus die Treppe zur Direktor- und Schul
dienerwohnung zugänglich ist.
Das erste Stockwerk nimmt die Wohnung des Direktors ein.
Im zweiten Stockwerk sind Aula nebst Vorraum, Schülcrbibliothek
und Nebenraum, sowie das Zimmer für die Naturhistorische Sammlung
untergebracht.
Der Seitenflügel erhält über einem 2,r m hohen, 1 m in die
Erde eingebauten Kellergeschoß 4 Etagen.
In diesem Flügel sind die eigentlichen Schulräume untergebracht
und im Kellergeschoß die Heizung.
Im Erdgeschoß die Lchrerbibliothek, 2 Klassen und eine Reserve-
Klasse.
Im I. Stock 4 Klassen,
- II. Stock 4 Klassen,
- III. Stock den Zeichensaal, die Phhsikalklasse nebst Apparaten-
ranm und eine vorläufig als Modellkammer benutzte Reserveklassc.
Im Dachgeschoß endlich liegt das Apparatenzimmer für das
Observatorium, darüber die Plattform für astronomische Beobachtungen.
Alle wirklichen Schulzwecken dienenden Räume haben eine Warm
wasserheizung erhalten, während die Wohnungen mit Kachclofenheizung
versehen sind.
Die Warmwasserheizung ist, abweichend von der Skizze, auch für
die Aula mit ihren Nebenräumen angenommen, weil dieselbe, zugleich
als Gesangsaal dienend, dauernde Benutzung finden wird.