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Zu Nr. 137.
Erläuterungsbericht
betreffend die Skizze zum Neubau einer Gemeinde-Doppel
schule auf dem zu diesem Behufe bestimmten, an der Oder
bergerstraße belegenen städtischen Terrain.
In Erledigung des Auftrages der Bau-Deputation, Abtheilung I,
vom 26. Januar er. ist zu dem beabsichtigten, nebenstehend näher
bezeichneten Neubau einer Gcmeinde-Doppelschule eine Skizze unter
Zugrundelegung des von der Schul-Deputation aufgestellten Baupro
gramms vom 23. Januar 1886 angefertigt worden, welche in 2 Blatt
Zeichnungen dargestellt ist.
Das zur Bebauung kommende Grundstück besteht aus einem
größeren Hinterland enthaltenden Theile und aus dem dieses mit der
Straße am Pappelplatz verbindenden Vordergrundstück, welches, ab
weichend von der vorläufigen Bestimmung, wonach das neben gelegene
Grundstück von 17 in Straßenfrontlänge genommen werden sollte, im
Interesse einer vortheilhafteren Gestaltung der Gesammtanlage und
des mit einer Einfahrt zu versehenden Vordergebäudes, mit einer
Straßcnfrontlänge von 18 m in der vorliegenden Skizze zur Bebauung
und zwar mit einem Wohnhaus für die Rectoren, Schuldiener und
Heizer gewählt worden ist.
Nach der auf Blatt 1 gegebenen Situation soll das Schulgebäude
selbst in der Mitte der südlichen schrägen Grenze und zwar mit den
Giebeln der beiden, einen inneren Hof umschließenden Seitenflügel an
dieselbe stoßend, derartig placirt werden, daß das die beiden Flügel
verbindende Hauptgebäude nach der nördlichen Grenze hin noch den
Schulhof in einer Breite von ca. 20 m freiläßt. Der hierbei sich
bildende links gelegene Theil des Letzteren als Schulhof, ist für die
Mädchen-Abtheilung, der rechts gelegene Theil des Grundstücks, auf
welchem auch die Turnhalle Platz findet, ebenso wie der nach Erbauung
des Lehrerwohngebäudes restirende Theil des Vordergrundstücks, für
die Knaben-Abtheilung, als Erholungsplatz bestimmt.
Das Schulgebäude enthält:
im Erdgeschoß:
2 Eingänge, je 1 für Knaben und l für Mädchen,
9 Klassenzimmer und zwar:
5 für Knaben und 4 für Mädchen, 2 Amtszimmer,
im I. Stockwerk: 2 Konferrenzzimmer,
9 Klassenzimmer und zwar:
5 für Knaben und 4 für Mädchen,
im II. Stockwerk: 10 Klassenzimmer und zwar:
4 für Knaben und 6 für Mädchen,
im III. Stockwerk: 8 Klassenzimmer und zwar:
4 für Knaben und 4 für Mädchen und die Aula,
so daß für jede der beiden Abtheilungen 18 Klassenzimmer, 1 Amts
zimmer und 1 Conferrenzzimmer vorhanden sind. Außerdem ist, ent
sprechend den zur Zeit noch bestehenden baupolizeilichen Bestimmungen,
im rechten Seitenflügel eine Durchfahrt nach dem inneren Hofe des
Schulgebäudes angenommen, wodurch sich dies eine hier gelegene
Klassenzimmer um eine Fensteraxe kleiner gestaltet und als Oberklasse
Verwendung finden muß. Sämmtliche Räume sind von den rechts
und links gelegenen 3,bo m breiten beiden Granittreppen vermittelst
der Corridore zugänglich.
Im Kellergeschoß findet der Baderaum, die Heizkessel der Central
heizung und die Brennmaterialien Platz.
Das Gebäude soll im Ziegelrohbau aufgeführt, mit Doppelpapp
dach eingedeckt und Wasserheizung versehen werden.
Das Lehrerwohngebäude enthält im Erdgeschoß:
die Einfahrt resp. den Eingang zum Schulgrundstück, die
^ Schuldienerwohnung und die Heizerwohnung,
im I. Stockwerk und im II. Stockwerk je eine Rectorwohnung und im
Souterrain die zu den Wohnungen erforderlichen Wirthschaftskeller.
Dasselbe soll im Ziegelrohbau aufgeführt und mit Doppelpappdach
eingedeckt werden.
Die Turnhalle ist nach den neueren von der Schul-Deputation
aufgestellten Grundsätzen etwas größer, im Uebrigen nach dem Normal-
projekt angenommen und soll, ebenso wie die beiden für die Knaben
resp. Mädchen bestimmten Appartementsgebäude, im Ziegelrohbau auf
geführt und mit Doppelpappdach eingedeckt werden.
Für die Closers und Pissoirs ist Wasserspülung angenommen
worden. Die Gesammtkosten betragen nach dem Kostenüberschlage
436 000 JC.
Berlin, den 30. Januar 1886.
Der Stadt-Bauinspektor.
Erdmann.
138. Vorlage (J.-Nr. 236 B. V. I. 86) zur Beschlußfassung,
betreffend die Skizze zum Neubau einer Gemeinde,
Doppelschule in der Skalitzerstr. 55/56.
Der Stadtverordneten-Versammlung übersenden wir beifolgend
die Skizze zum Neubau eines Gemeinde-Doppelschulgebäudes auf dem
zu diesem Zwecke erworbenen Gnmdstücke Skalitzerstr. 55/56, nebst
einem Situationsplane, einem mit 415 000 JC abschließenden Kosten
überschlage und einem Erläuterungsbcrichte zur Prüfung und Ge
nehmigung, nachdem dieselbe die Zustimmung unserer Bau- und
Schul-Deputation gefunden hat.
Für den Bau ist in den Entwurf zum Special-Etat 55 «üb
Extraordinarium Titel II B. Pos. 21 eine I. Baurate eingestellt worden.
Die Stadtverordneten-Vcrsammlung ersuchen wir, folgenden Be
schluß fasten zu wollen:
Die Stadtverordncten-Versammlung erklärt sich mit der
ihr vorgelegten Skizze zum Neubau eines Gemcinde-Doppel-
schulgcbäudes auf dem städtischen Grundstück Skalitzerstr. 55/56
einverstanden und sieht der Vorlegung des Projektes und
Kostenanschlages entgegen.
Berlin, den 21. Februar 1886.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt,
gez. von Forckenbeck.
Zu Nr. 138.
Erläuterungsbericht
zu dem Kostenüberschlag, betreffend den Neubau einer
Gemeinde-Doppelschule auf dem Grundstück Skalitzer-
straße 55/56.
Nach dem Seitens der Schul-Deputation aufgestellten Programm
vom 16. Januar 1886 soll auf dem Grundstück Skalitzerstr. 55/56
eine Gemeinde-Doppelschule errichtet werden.
Das Programm verlangt:
a) für das Schulgebäude zwei Schulen von je 16—17 Klassen,
Amts- und Conferenzzimmer mit gemeinsamer Aula, da
mit in Verbindung eine Badeeinrichtung, bestehend aus einem
Doucheraum mit 10 Douchen und den erforderlichen Ankleide-
räumen.
Die sämmtlichen für Schulzwecke benutzten Räume sollen
eine Warmwasserheizung erhalten.
b) für das Wohngebäude zwei Rektoren-, eine Schuldicner- und
eine Heizer-Wohnung;
o) eine gemeinsame Turnhalle von der neuerdings vorgeschriebenen
Größe und Einrichtung;
d) zwei Bedürfnißanstalten für Mädchen und Knaben.
Entsprechend der Gestalt des Grundstücks ist die Bebauung der
artig angeordnet, daß an der Skalitzerstraße das Wohngebäude Platz
findet; dasselbe enthält im Kellergeschoß außer den für die Wohnungs
inhaber bestimmten Vorrathskellern eine gemeinsame Waschküche, im
Erdgeschoß die Heizer- und Schuldienerwohnung, im I. und II. Stock
werk je eine Rektorwohnung, im Dachgeschoß außer den zu den einzelnen
Wohnungen gehörigen Lattenabschlägen einen gemeinsamen Trockenboden.
Die Wohnungen haben die üblichen Größen und Etagenhöhen
erhalten und werden in der üblichen Weise anständig, doch ohne Luxus
ausgestattet. Die äußere Ausführung erfolgt in Ziegelrohbau unter
Verwendung von Formsteinen und Terrakotten.
An das Wohngebäude schließt sich durch einen Holzzaun von dem
übrigen Hof abgetrennt, ein kleiner Wirthschaftshof an, auf welchem
auch eine Pumpe Aufstellung findet.
Zur Seite des Wohngebäudes bleibt genügender Raum zur Her
stellung eines Einfahrtsthores mit 2 Nebenthüren, welche den Zugang
zum Schulgrundstück vermitteln und mit Gitterthoren geschlossen
werden sollen.
Das Schulgebäude selbst findet auf dem Hinterlande Platz.
Dasselbe soll in dem 3 m hohen Kellergeschoß enthalten: die Heiz
apparate nebst Kohlenräumen, Vorrathskeller und die vorgeschriebene
Doucheeinrichtung, deren Warmwasserreservoir direkt von einem der
Heizapparate aus erwärmt werden soll. Da die Doucheeinrichtung
eine etwas größere als die vorhandere Etagenhöhe erfordert, so wird
an dieser Stelle eine entsprechende Vertiefung des Kellerfußbodens
stattfinden müssen, soweit dies die Lage der Kanalisationsrohre in der
Skalitzerstraße gestattet.
In dem 4,so w hohem Erdgeschoß find im Mittelbau 2 Conferenz
zimmer und 2 Amtszimmer, in den beiden Flügeln je 4 Klassen
untergebracht.
Das I. und II. ebenfalls 4,»o m hohe Stockwerk enthält je 10
Klassen um einen 4,so m breiten Mittelkorridor gruppirt.
Das III. Stockwerk enthält in den 4,so w hohen Flügeln zusammen
weitere 8 Klassen, in dem 6,6 m hohen Mittelbau die gemeinsame Aula.
Auf der Zeichnung ist durch eine punktirte Linie die Gestaltung
angedeutet, welche das Gebäude erhält, wenn unter Vergrößerung der
bebauten Grundfläche zu Gunsten größerer Geräumigkeit der Corridore
die an den Giebeln liegenden Klassen statt der gewählten Querstellung
eine Längsstellung erhalten.*) Der bebaute Inhalt wird in diesem
*) Es empfiehlt sich, das Schulgebäude nach Maßgabe der in der Skizze
punktirten Abänderung zur Ausführung zu bringen, damit die Treppen von
den Korridoren mehr abgesondett sind.