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ferner
Herr Stadtbaurath Blankenstein,
- Bauinspektor Erd mann,
- Baumeister Killing.
Behufs Bauabnahme und Uebergabe des Neubaus eines Warm
hauses, der Herstellung einer Wasserheiziing und eines Kesselhauses für
die Gewächshäuser im Humboldthain ist auf heute Vormittag 10 Uhr
ein Termin anberaumt worden, zu welchem sich die obengenannten
Herren Deputirten eingefunden haben.
Dieselben nahmen zunächst Einsicht von dem der Genehmigung zu
Grunde gelegten Projekt. Abgewichen ist von demselben insofern, als
anstatt eines Kessels für die Warmwasserheizung mit kupferner
Leitung zwei Kessel mit eiserner Leitung zur Ausführung gebracht
wurde, nachdem Seitens des Garten-Direktors Herrn Mächtig und
des Heiz-Jngenieurs Herrn Wille die Beschaffung eines zweiten d. h.
Reservekeffels für nothwendig und die Anwendung von eisernen Röhren
als unbedenklich erklärt waren.
Die Herren Deputirten besichtigten darauf den Bau in allen Theilen
und erklärten sich mit der Ausführung auch hinsichtlich der Abweichungen
einverstanden und konstatirtcn, daß die Ausführung ordnungsgemäß er
folgt ist.
Somit wurde der Neubau für abgenommen erklärt und in Ab
wesenheit eines Vertreters der Park-Deputation dem Garten-Direktor
Herrn Mächtig zur Benutzung übergeben.
V. g. u.
gez. C. Hentz. I. Geiter. G. Pitzmann. Dopp. Weiß I.
Mächtig. Rönnenkamp. Edward Schmidt. Blankenstein.
Erdmann. Killing.
104. Borlage (I.-Nr. 3 199 F. B. I. 85) — zur Beschlust
fassung —» betreffend die Festsetzung des Etats
für die Verwaltung der Hauptkasse der städtischen
Werke pro 1. April 1880/87.
Der Stadtverordneten-Versammlung übersenden wir in der An
lage den Entwurf zum Etat für die Verwaltung der Hauptkasse der
städtischen Werke pro 1. April 1886/87 mit dem Ersuchen, den
selben festsetzen.
Die erforderliche Anzahl Druckexemplare des Etats-Entwurfs fügen
wir bei.
Berlin, den 6. Februar 1886.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt,
gez. von Forckenbeck.
105. sAltc Nr. 580.) Vorlage (J.-Nr. 2 249 6. B. 85) —
zur Beschlustfassung —, betreffend die Deckung der
von dem verstorbenen Rendanten der Haupt-
Stistungs - Kaffe, Gabriel, unterschlagenen Geld
beträge.
Wie durch die öffentlichen Blätter bekannt und wie der Stadt
verordneten - Versammlung bei Gelegenheit der Beantwortung der
Anfrage des Herrn Stadtverordneten vr. Kürten seitens unseres
Kommissarius, des Herrn Stadtraths und Kämmerers Runge unterm
21. Mai er. auch bereits amtlich mitgetheilt worden, ist die Stadt
gemeinde durch die Untreue eines höheren Kassenbeamten in ganz
empfindlicher Weise geschädigt worden. Es war unsere Absicht, der
Stadtverordneten Versammlung hiervon in der eingehendsten Weise
unverzüglich Mittheilung zugehen zu lassen, allein die genaue Fest
stellung der unterschlagenen Summen sowie die Revision sämmtlicher
Kassenbücher und Stiftungen und die Vernehmung der betreffenden
Controlbeamten hat, da auf eine lange Reihe früherer Jahre zurück
gegangen werden mußte, eine geraume Zeit erfordert, so daß wir erst
jetzt in der Lage uns befinden, der Stadtverordneten-Versammlung die
Verhältnisse, unter denen die Unterschlagung hat stattfinden können, in
übersichtlicher Weise darlegen zu können.
Der Beamte, welcher diese Unterschlagung ausgeführt hat, der
Rendant der Haupt-Stiftungs-Kasse, Gabriel, welcher am 13. Mai
d.J. verstorben ist, war am I I. April 1815 geboren, trat am 15. März 1833
in den Dienst der Stadtgemeinde und wurde am 1. Januar 1850
Rendant der Haupt - Armen - Kasse, so daß derselbe am Todestage
70 Jahre alt gewesen und eine Dienstzeit von über 52 Jahren zurück
gelegt hatte, wovon allein auf die Zeit als Rendant der Haupt-
Armen - Kaffe und Haupt - Stiftungs - Kasse über 35 Jahre entfallen.
In Anerkennung für seine geleisteten Dienste wurde ihm auf unseren
Antrag durch Beschluß der Stadtverordneten - Versammlung vom
8. März 1883 bei Gelegenheit seines 50 jährigen Dienstjubiläums die
Zusicherung ertheilt, daß ihm für den Fall seiner Versetzung in deu
Ruhestand das volle Gehalt von 6 000 JC jährlich als Pension gewährt
werden sollte. Wie schon angeführt, wurde der Gabriel am 1. Januar
1850 mit der Rendantur der Haupt-Armen-Kasse betraut und ihm in dieser
Stellung ein Gehalt von 800 Thlrn. — 2 400 JC mit der Verpflich
tung gewährt, anstatt seiner bisherigen Kaution von 3 000 JC eine
solche von 9 000 JC zu bestellen
Die Erfüllung der letzteren Verpflichtung wurde ihm, wie aus den
Akten hervorgeht, insofern schwierig, als er selbst nicht in der Lage
war, diese Kaution aus eigenen Mitteln zu bestellen, so daß er ge
nöthigt war, sich diese Summe zu leihen und in Folge dessen zu ver
zinsen und mit 600 JC jährlich zurückzuzahlen. Das Gehalt des
Gabriel wurde anfänglich nur langsam erhöht, cs betrug erst am
1. Januar 1859: 3 000 ^5, stieg sodann nach und nach bis 1. Januar
1870 auf 3 900 JC und erhöhte sich in den folgenden Jahren, nachdem die
Communalbehörden die Beamtengehälter verbessert hatten, auf 6 000 JC,
welche ihm am 1. April 1880 gewährt wurden. Außerdem war
Gabriel Sekretair der Leo'schen Stiftung und der Kottwitz'scheu
Anstalt, in welcher Eigenschaft derselbe noch 750 resp. 720 JC, zu
sammen 1 470 JC, seit längerer Zeit an Einkommen bezog. Er ist
vom Jahre 1845 bis zum 20. September 1879, wo seine Ehefrau
verstorben ist, vcrheirathet gewesen und hatte eine Familie von
7 Kindern, darunter 3 verheirathete Töchter, welche von ihrem Vater
eine Ausstattung erhalten haben und 2 Söhne, von denen der eine
Referendarius ist und der andere nach abgelegter Abiturientenprüfung
seiner Militairpflicht genügt und ebenfalls zu studiren beabsichtigt.
Durch unausgesetzten Fleiß und Eifer sowie durch seine hervor
ragenden Leistungen auf dem Gebiete des Kassenwesens hatte Gabriel
sich das volle Vertrauen und die Achtung seiner Vorgesetzten und aller
seiner Kollegen im hohen Maße erworben Niemand hielt ihn auch
nur der geringsten Untreue fähig, er galt vielmehr auch im Publikum
als ein Mann, den man namentlich in Geldsachen unbedingt Alles
anvertrauen dürfe. Um so größer und um so peinlicher war die
Ueberraschung, daß bei der von einem für so treu und gewissenhaft
gehaltenen Beamten verwalteten Kasse Defekte in so erheblichem Um
fange vorgefunden wurden.
Die Entdeckung desselben fand am 13. Mai d. I. statt. Als an
diesem Tage Vormittags auf dem Rathhause bekannt wurde, daß der
Rendant G a b r i e l am Morgen verstorben sei, wurde durch Herrn Kämmerer
Runge sofort eine Kassenrevision angeordnet, an der er sich selbst be
theiligte. Dieselbe ergab zwar die Richtigkeit des vorhandenen Kassen
bestandes der Haupt-Stiftungs-Kasse. Bei Durchsicht des Dopositen-
Manuals, das vom Rendanten Gabriel selbst geführt war, stellten
sich indeß Verdachtsmomente insofern heraus, als einzelne Zahlen eine
Veränderung erlitten zu haben schienen und mehrere Aufrechnungen
und Uebertragungen nicht stimmten. Es wurde deshalb sofort durch
den Kümmerer eine Revision des Depositenkontos angeordnet, mit der
die Kassenbeamten betraut wurden und die sofort stattfand. Dieselbe
ergab noch an demselben Tage, daß Fälschungen stattgefunden hatten,
welche nur dem Rendant Gabriel zugeschrieben werden konnten.
Als diese Entdeckung gemacht worden war, säumten wir nicht,
sofort die Staatsanwaltschaft mit dem Ersuchen hiervon in Kenntniß
zu setzen, sowohl in der Sterbewohnung des Gabriel, als auch in
der Wohnung einer Wittwe, zu welcher er in letzteren Jahren in
freundschaftlichem Verhältnisse stand, nach dem Verbleib der fehlenden
Beträge eine Haussuchung vorzunehmen. Dieselbe hat indessen zu
einem Resultate nicht geführt Zwar wurden bei der gedachten Wittwe
Effekten in größerem Betrage vorgefunden und vorläufig mit Beschlag
belegt, doch ist das dieserhalb eingeleitete Verfahren nach einem soeben
eingegangenen Schreiben der Königlichen Staatsanwaltschaft durch
Beschluß des Königlichen Landgerichts I, Strafkammer V, eingestellt
worden.
Zu gleicher Zeit beauftragten wir die Vorsteher des Rechnungs
amtes und des Finanz-Bureaus, Knaufs und Turner, sowie den
Magistrats-Sekretair Rennert, unter Zuziehung der betreffenden Ver
waltungsbeamten der Institute und Stiftungen, eine Revision der
sämmtlichen Kassenbücher vorzunehmen und die Höhe der unterschlagenen
Summe festzustellen. Ueber das Resultat dieser Revision beehren wir
uns, die Berichte vom 14. Juni und 5. September er. in Abschrift
hierneben ganz ergebenst zu überreichen. Wie aus denselben hervorgeht,
beträgt die dem Dopositenkonto der Haupt - Stiftungskasse veruntreute
Summe:
120 784,4« JC.
Wenn wir unter Bezugnahme auf diese Berichte, worin die
Unterschlagungen speciell nachgewiesen sind, von einer näheren Erörterung
derselben hier Abstand nehmen, so wollen wir doch nicht unterlassen,
besonders darauf hinzuweisen, daß bei Uebernahme der Haupt-Armen-
Kasse auf die Stadt-Haupt-Kasse und bei Gründung der Haupt-
Stiftungs-Kasse am 1. Januar 1876 bereits nicht weniger als 55 000
fehlten, von denen ein Theil gewiß schon sehr viel ftüher, vielleicht
10 und mehr Jahre vor 1876, defektirt sein mögen. Diese Unter
schlagungen sind seitdem nach und nach bis auf den gedachten Betrag
von 120 784,4« JC gestiegen.
Nach den erfolgten Ermittelungen sind zwar einzelne größere
Fonds und Stiftungen, welche eben erst begründet worden waren und