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Volume No. 12 (102-117), 13. Februar 1886

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1886 (Public Domain)

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ferner 
Herr Stadtbaurath Blankenstein, 
- Bauinspektor Erd mann, 
- Baumeister Killing. 
Behufs Bauabnahme und Uebergabe des Neubaus eines Warm 
hauses, der Herstellung einer Wasserheiziing und eines Kesselhauses für 
die Gewächshäuser im Humboldthain ist auf heute Vormittag 10 Uhr 
ein Termin anberaumt worden, zu welchem sich die obengenannten 
Herren Deputirten eingefunden haben. 
Dieselben nahmen zunächst Einsicht von dem der Genehmigung zu 
Grunde gelegten Projekt. Abgewichen ist von demselben insofern, als 
anstatt eines Kessels für die Warmwasserheizung mit kupferner 
Leitung zwei Kessel mit eiserner Leitung zur Ausführung gebracht 
wurde, nachdem Seitens des Garten-Direktors Herrn Mächtig und 
des Heiz-Jngenieurs Herrn Wille die Beschaffung eines zweiten d. h. 
Reservekeffels für nothwendig und die Anwendung von eisernen Röhren 
als unbedenklich erklärt waren. 
Die Herren Deputirten besichtigten darauf den Bau in allen Theilen 
und erklärten sich mit der Ausführung auch hinsichtlich der Abweichungen 
einverstanden und konstatirtcn, daß die Ausführung ordnungsgemäß er 
folgt ist. 
Somit wurde der Neubau für abgenommen erklärt und in Ab 
wesenheit eines Vertreters der Park-Deputation dem Garten-Direktor 
Herrn Mächtig zur Benutzung übergeben. 
V. g. u. 
gez. C. Hentz. I. Geiter. G. Pitzmann. Dopp. Weiß I. 
Mächtig. Rönnenkamp. Edward Schmidt. Blankenstein. 
Erdmann. Killing. 
104. Borlage (I.-Nr. 3 199 F. B. I. 85) — zur Beschlust 
fassung —» betreffend die Festsetzung des Etats 
für die Verwaltung der Hauptkasse der städtischen 
Werke pro 1. April 1880/87. 
Der Stadtverordneten-Versammlung übersenden wir in der An 
lage den Entwurf zum Etat für die Verwaltung der Hauptkasse der 
städtischen Werke pro 1. April 1886/87 mit dem Ersuchen, den 
selben festsetzen. 
Die erforderliche Anzahl Druckexemplare des Etats-Entwurfs fügen 
wir bei. 
Berlin, den 6. Februar 1886. 
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt, 
gez. von Forckenbeck. 
105. sAltc Nr. 580.) Vorlage (J.-Nr. 2 249 6. B. 85) — 
zur Beschlustfassung —, betreffend die Deckung der 
von dem verstorbenen Rendanten der Haupt- 
Stistungs - Kaffe, Gabriel, unterschlagenen Geld 
beträge. 
Wie durch die öffentlichen Blätter bekannt und wie der Stadt 
verordneten - Versammlung bei Gelegenheit der Beantwortung der 
Anfrage des Herrn Stadtverordneten vr. Kürten seitens unseres 
Kommissarius, des Herrn Stadtraths und Kämmerers Runge unterm 
21. Mai er. auch bereits amtlich mitgetheilt worden, ist die Stadt 
gemeinde durch die Untreue eines höheren Kassenbeamten in ganz 
empfindlicher Weise geschädigt worden. Es war unsere Absicht, der 
Stadtverordneten Versammlung hiervon in der eingehendsten Weise 
unverzüglich Mittheilung zugehen zu lassen, allein die genaue Fest 
stellung der unterschlagenen Summen sowie die Revision sämmtlicher 
Kassenbücher und Stiftungen und die Vernehmung der betreffenden 
Controlbeamten hat, da auf eine lange Reihe früherer Jahre zurück 
gegangen werden mußte, eine geraume Zeit erfordert, so daß wir erst 
jetzt in der Lage uns befinden, der Stadtverordneten-Versammlung die 
Verhältnisse, unter denen die Unterschlagung hat stattfinden können, in 
übersichtlicher Weise darlegen zu können. 
Der Beamte, welcher diese Unterschlagung ausgeführt hat, der 
Rendant der Haupt-Stiftungs-Kasse, Gabriel, welcher am 13. Mai 
d.J. verstorben ist, war am I I. April 1815 geboren, trat am 15. März 1833 
in den Dienst der Stadtgemeinde und wurde am 1. Januar 1850 
Rendant der Haupt - Armen - Kasse, so daß derselbe am Todestage 
70 Jahre alt gewesen und eine Dienstzeit von über 52 Jahren zurück 
gelegt hatte, wovon allein auf die Zeit als Rendant der Haupt- 
Armen - Kaffe und Haupt - Stiftungs - Kasse über 35 Jahre entfallen. 
In Anerkennung für seine geleisteten Dienste wurde ihm auf unseren 
Antrag durch Beschluß der Stadtverordneten - Versammlung vom 
8. März 1883 bei Gelegenheit seines 50 jährigen Dienstjubiläums die 
Zusicherung ertheilt, daß ihm für den Fall seiner Versetzung in deu 
Ruhestand das volle Gehalt von 6 000 JC jährlich als Pension gewährt 
werden sollte. Wie schon angeführt, wurde der Gabriel am 1. Januar 
1850 mit der Rendantur der Haupt-Armen-Kasse betraut und ihm in dieser 
Stellung ein Gehalt von 800 Thlrn. — 2 400 JC mit der Verpflich 
tung gewährt, anstatt seiner bisherigen Kaution von 3 000 JC eine 
solche von 9 000 JC zu bestellen 
Die Erfüllung der letzteren Verpflichtung wurde ihm, wie aus den 
Akten hervorgeht, insofern schwierig, als er selbst nicht in der Lage 
war, diese Kaution aus eigenen Mitteln zu bestellen, so daß er ge 
nöthigt war, sich diese Summe zu leihen und in Folge dessen zu ver 
zinsen und mit 600 JC jährlich zurückzuzahlen. Das Gehalt des 
Gabriel wurde anfänglich nur langsam erhöht, cs betrug erst am 
1. Januar 1859: 3 000 ^5, stieg sodann nach und nach bis 1. Januar 
1870 auf 3 900 JC und erhöhte sich in den folgenden Jahren, nachdem die 
Communalbehörden die Beamtengehälter verbessert hatten, auf 6 000 JC, 
welche ihm am 1. April 1880 gewährt wurden. Außerdem war 
Gabriel Sekretair der Leo'schen Stiftung und der Kottwitz'scheu 
Anstalt, in welcher Eigenschaft derselbe noch 750 resp. 720 JC, zu 
sammen 1 470 JC, seit längerer Zeit an Einkommen bezog. Er ist 
vom Jahre 1845 bis zum 20. September 1879, wo seine Ehefrau 
verstorben ist, vcrheirathet gewesen und hatte eine Familie von 
7 Kindern, darunter 3 verheirathete Töchter, welche von ihrem Vater 
eine Ausstattung erhalten haben und 2 Söhne, von denen der eine 
Referendarius ist und der andere nach abgelegter Abiturientenprüfung 
seiner Militairpflicht genügt und ebenfalls zu studiren beabsichtigt. 
Durch unausgesetzten Fleiß und Eifer sowie durch seine hervor 
ragenden Leistungen auf dem Gebiete des Kassenwesens hatte Gabriel 
sich das volle Vertrauen und die Achtung seiner Vorgesetzten und aller 
seiner Kollegen im hohen Maße erworben Niemand hielt ihn auch 
nur der geringsten Untreue fähig, er galt vielmehr auch im Publikum 
als ein Mann, den man namentlich in Geldsachen unbedingt Alles 
anvertrauen dürfe. Um so größer und um so peinlicher war die 
Ueberraschung, daß bei der von einem für so treu und gewissenhaft 
gehaltenen Beamten verwalteten Kasse Defekte in so erheblichem Um 
fange vorgefunden wurden. 
Die Entdeckung desselben fand am 13. Mai d. I. statt. Als an 
diesem Tage Vormittags auf dem Rathhause bekannt wurde, daß der 
Rendant G a b r i e l am Morgen verstorben sei, wurde durch Herrn Kämmerer 
Runge sofort eine Kassenrevision angeordnet, an der er sich selbst be 
theiligte. Dieselbe ergab zwar die Richtigkeit des vorhandenen Kassen 
bestandes der Haupt-Stiftungs-Kasse. Bei Durchsicht des Dopositen- 
Manuals, das vom Rendanten Gabriel selbst geführt war, stellten 
sich indeß Verdachtsmomente insofern heraus, als einzelne Zahlen eine 
Veränderung erlitten zu haben schienen und mehrere Aufrechnungen 
und Uebertragungen nicht stimmten. Es wurde deshalb sofort durch 
den Kümmerer eine Revision des Depositenkontos angeordnet, mit der 
die Kassenbeamten betraut wurden und die sofort stattfand. Dieselbe 
ergab noch an demselben Tage, daß Fälschungen stattgefunden hatten, 
welche nur dem Rendant Gabriel zugeschrieben werden konnten. 
Als diese Entdeckung gemacht worden war, säumten wir nicht, 
sofort die Staatsanwaltschaft mit dem Ersuchen hiervon in Kenntniß 
zu setzen, sowohl in der Sterbewohnung des Gabriel, als auch in 
der Wohnung einer Wittwe, zu welcher er in letzteren Jahren in 
freundschaftlichem Verhältnisse stand, nach dem Verbleib der fehlenden 
Beträge eine Haussuchung vorzunehmen. Dieselbe hat indessen zu 
einem Resultate nicht geführt Zwar wurden bei der gedachten Wittwe 
Effekten in größerem Betrage vorgefunden und vorläufig mit Beschlag 
belegt, doch ist das dieserhalb eingeleitete Verfahren nach einem soeben 
eingegangenen Schreiben der Königlichen Staatsanwaltschaft durch 
Beschluß des Königlichen Landgerichts I, Strafkammer V, eingestellt 
worden. 
Zu gleicher Zeit beauftragten wir die Vorsteher des Rechnungs 
amtes und des Finanz-Bureaus, Knaufs und Turner, sowie den 
Magistrats-Sekretair Rennert, unter Zuziehung der betreffenden Ver 
waltungsbeamten der Institute und Stiftungen, eine Revision der 
sämmtlichen Kassenbücher vorzunehmen und die Höhe der unterschlagenen 
Summe festzustellen. Ueber das Resultat dieser Revision beehren wir 
uns, die Berichte vom 14. Juni und 5. September er. in Abschrift 
hierneben ganz ergebenst zu überreichen. Wie aus denselben hervorgeht, 
beträgt die dem Dopositenkonto der Haupt - Stiftungskasse veruntreute 
Summe: 
120 784,4« JC. 
Wenn wir unter Bezugnahme auf diese Berichte, worin die 
Unterschlagungen speciell nachgewiesen sind, von einer näheren Erörterung 
derselben hier Abstand nehmen, so wollen wir doch nicht unterlassen, 
besonders darauf hinzuweisen, daß bei Uebernahme der Haupt-Armen- 
Kasse auf die Stadt-Haupt-Kasse und bei Gründung der Haupt- 
Stiftungs-Kasse am 1. Januar 1876 bereits nicht weniger als 55 000 
fehlten, von denen ein Theil gewiß schon sehr viel ftüher, vielleicht 
10 und mehr Jahre vor 1876, defektirt sein mögen. Diese Unter 
schlagungen sind seitdem nach und nach bis auf den gedachten Betrag 
von 120 784,4« JC gestiegen. 
Nach den erfolgten Ermittelungen sind zwar einzelne größere 
Fonds und Stiftungen, welche eben erst begründet worden waren und
	        
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