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Volume No. 10 (60), 1. Februar 1886

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1886 (Public Domain)

Wortage 
für die 
Stadtverordneten-Versammlung zu Berlin. 
8«. Protokolle des Ausschusses zur Borberathung der 
Vorlage (Drucksache 8), betr. den Ltandmiethen-Tarif 
und die Organisation der Markthallen. 
Verhandelt Berlin, den 25. Januar 1886. 
Anwesend: 
Stadtv. Moses, Vorsitzender, 
- Loewe, 
- Weiß II, 
- Heller, 
- Pitzmann, 
- Kalisch, 
- Seeger, 
- Schmidt, 
- de Növe, 
-. Winckler, 
- Salge, , 
- Samm, 
- Maltern, 
- Seibert, 
- Kreitling. 
Als Kommissarius des Magistrats: 
Herr Stadtsyndikus Eberty. 
Der durch Beschluß der Stadtverordneten - Versammlung vom 
11. Januar er. — Protokoll Nr. 7 — zur Vorberathung der oben 
näher bezeichneten Vorlage eingesetzte Ausschuß hat heute seine erste 
Sitzung gehalten. Eine General-Diskussion wurde nicht beliebt, weshalb 
sofort in die Spezialberathung eingetreten wurde. 
Nr. I der Magistrats-Anträge lautet folgendermaßen: 
Die Stadtverordneten - Versammlung ermächtigt das 
Kuratorium für die städtischen Markthallen, unter Ge 
nehmigung des Magistrats, nach dem als Anlage 6 dieser 
Vorlage beigefügten Tarif in den neu zu eröffnenden Markt 
hallen die Standmiethen zu erheben. 
Auch isst das vorbezeichnete Kuratorium — unter Ge 
nehmigung des Magistrats — ermächtigt, nach Befinden 
der Umstände die Sätze des Tarifs zu ermäßigen oder Rabatt 
bewilligungen auf die von Einzelnen zu zahlenden Stand 
miethen eintreten zu lassen. 
Gegen den als Anlage 0 auf Seite 24 der Vorlage abgedruckten 
Tarif wurden Ausstellungen an sich, insbesondere was die Höhe der 
einzelnen Positionen betrifft, nicht erhoben, von einer Seile wurde 
indessen hierzu bemerkt, daß die Aufstellung und Vorlegung einer 
Berechnung über die voraussichtlichen Einnahmen und Ausgaben der 
zur Eröffnung kommenden Markthallen — eines conto finto — viel 
zur Klärung der ganzen Angelegenheit beigetragen haben würde. 
Seitens des Herrn Magistrats - Kommissarius wurde hierauf 
erwidert, daß in Ansehung des großen Umfanges dieses neuen 
städtischen Unternehmens selbstverständlich bereits überschlägliche Be 
rechnungen aufgestellt seien und sich dergleichen in den Akten des 
Magistrats befänden. Ob die Veröffentlichung dieser doch immer nur 
auf unbestimmten Voraussetzungen basirenden Berechnungen die Sache 
zu fördern im Stande sei, wolle er nicht näher erörtern, doch könne 
er die Erklärung abgeben, daß bei der auf Grund eingehendster Be 
rathungen innerhalb des Markthallen-Kuratoriums erfolgten Feststellung 
des Tarifs an dem Gesichtspunkte festgehalten sei, daß von der Stadt 
zur Unterhaltung der Markthallen kein Zuschuß gegeben werden solle. 
Dieser Tarif sei schon längst bei den Interessenten bekannt und habe 
bisher zu Klagen über die Höhe einzelner Positionen noch keine Ver 
anlassung gegeben, ja es stehe nach Maßgabe der eingegangenen 
Meldungen zu erwarten, daß bei Eröffnung der Markthallen sämmtliche 
Plätze besetzt sein werden. Dagegen sei dringend davor zu warnen, 
den Tarif von vornherein niedriger zu bemessen, denn es sei für ein 
junges Unternehmen nichts gefährlicher, als die frühere oder spätere 
Erhöhung derartiger Tariffätze, an welche die Verkäufer sich eben 
gewöhnt haben. Es entstehe daraus aber auch eine Unsicherheit des 
ganzen geschäftlichen Verkehrs, was zu vermeiden in erster Linie an 
gestrebt werden müsse. Etwas anderes sei es natürlich, wenn sich 
nach einer Reihe von Jahren des Betriebes die Möglichkeit heraus 
stellen sollte, eine dauernde Herabsetzung des Tarifs eintreten lassen 
zu können. 
Hiermit wurde die gegebene Anregung, eine Rentabilitätsberechnung 
zu erfordern, verlassen. 
In der Motivirung zu dem Tarif heißt es auf Seite 5 der 
gedruckten Vorlage unter II. 4: „die vorgeschlagenen Sätze umfassen 
endlich auch die Abgeltung, für Licht, Wasser, Reinigung und Vor 
haltung aller Utensilien (Bank, Tisch, Haken, Klotz und dergl.)." 
Hiermit wurde beantragt, die Utensilienlieferung zu streichen, da 
dies Gegenstände seien, die sonst von den Vermiethern nicht geliefert 
zu werden pflegten. Es handle sich hier um ein Miethsverhältniß, 
um die Miethung eines abgeschlossenen Raumes auf längere oder 
kürzere Zeit und da müsse es dem Miether überlassen bleiben, sich 
einzurichten, wie er wolle, und alle die Veranstaltungen zu treffen, die 
in seinem eigenen Interesse erforderlich sind, um seine Waare sauber 
und appetitlich zu präsentiren. Dem einen Schlächter z. B. werde der 
gelieferte Klotz nicht groß genug sein, dem anderen wieder zu groß, 
und dergleichen Ausstellungen würden die Verwaltungsorgane ganz 
außerordentlich belasten. Es werde zugegeben, daß eine uniforme 
Einrichtung der Verkaufsstände bei der Eröffnung der Hallen einen 
ganz schönen Anblick gewähre, das werde aber sicherlich nicht lange 
anhalten, denn cs sei eine alte Erfahrung, daß die meisten Menschen 
mit den Sache« Anderer gerade nicht sehr schonend umzugehen pflegen. 
Auch die Instandhaltung der Geräthe werde viel Umstände machen, 
desgleichen die Abnahme derselben von den einzelnen Miethern und 
die Wiederarsgabe an andere. Es müßte ferner, wenn nicht Un 
reinigkeiten Matz greifen sollen, z. B. immer eine größere Anzahl von 
Schlächterkliitzcn. als für die Stände in Wirklichkeit erforderlich sind, 
vorräthig gehalten werden, um diejenigen Klötze, welche an ihrer Ober 
fläche zu sehr eingeschnitten sind, durch Abschneiden dieser Stellen wieder 
glätten zu können. Zur Vermeidung aller solcher Unzuträglichkeiten 
empfehle es sich, nur das unbedingt Nothwendige, und das fti vielleicht 
nur der Ladentisch, zu liefern. 
Demgegenüber wurde ausgeführt, daß der vorliegende Tarif zu 
sämmtlichen 6 Positionen nur die Bemerkung enthalte: „überall ein 
schließlich Beleuchtung und Wasser, sowie Reinigung", man sei jedoch 
der Ansicht gewesen, daß dieser Tarif als Pauschaltarif die Lieferung 
alles dessen in sich begreifen müsse, was der Verkäufer an Utensilien 
gebraiche, um seine Waare verkaufen zu können, daß aber mehr, als 
absolut nöthig, nicht geliefert werden solle. Gerade vom sanitären 
Staldpunkt aus sei die Vorhgltung der Klötze seitens der Stadt nur 
zu empfehlen, wie denn überhaupt alles das fernzuhalten sei, was die
	        
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