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Volume No. 8 (73), 1. Februar 1885

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1885 (Public Domain)

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Titel VII. Beerdigungskosten 800 JC 
Außerdem sind zur Versorgung der im Dienste Be 
schädigten und der Hinterbliebenen des Anstaltspersonals 
neu in den Etat eingestellt • 3 000 - 
zusammen mehr 61 370 JC. 
In der Zeit von 1873—1883 sind mehrfach nicht nur Wärter, 
sondern auch Dienstpersonen, Ausstchts- und Bureaubeamte sowie 
Aerzte von ansteckenden Krankheiten befallen worden, in mehreren 
Fällen mit tödtlichem Ausgange. Unter solchen Verhältnissen ist es 
schwierig, in dem Personal volle Freudigkeit und Hingabe an den 
Beruf aufrecht zu erhalten und dasselbe, namentlich in den schweren 
Zeiten einer größeren Epidemie, an die Anstalt zu fesseln, wenn den 
Angestellten nicht die Aussicht gewährt werden kann, daß ihnen im 
Falle eintretender Dienstuntauglichkeit eine Versorgung und für den 
Todesfall des Ernährers die Versorgung der Hinterbliebenen zu Theil 
werden würde. Es erscheint daher geboten, vorläufig die obigen 3000 JC 
zu dem angegebenen Zwecke in den Etat aufzunehmen. 
Von der Mehrausgabe sind außer der obigen Mehreinnahme 
von 1 000 JC 
die Minderausgaben Titel V. 8 für Wasser mit 1 000 - 
welche pro 1885/86 weniger erforderlich sind, abgesetzt, da 
durch die Inbetriebsetzung einer Centrifugalpumpe die 
städtische Wasserleitung in geringerem Maße als bisher in 
Anspruch genommen werden wird. Dabei ist zu beachten, 
daß ferner fortfallen: 
Titil VI. an Feuerkasfenbeiträgen in Folge Herab 
setzung des Beitrags 78 - 
nnd ferner 
Titel III a. das Gehalt des ärztlichen Direktors mit 4 000 - 
letzteres, weil es auf Vorschlag der Normal-Etats- 
Deputation auf den Special-Etat 42 übertragen ist. 
Es sind zusammen also ... 6 078 JC 
in Abzug zu bringen, so daß als wirkliche Mehrausgabe 
55 292 JC noch verbleiben. 
Irren- und Jdioten-Anstalt der Stadt Berlin zu Dalldorf. 
Der Etat der Irrenanstalt Nr. 37 ist für durchschnittlich 
1 250 in der Hauptanstalt und 800 in Privatanstalten zusammen 
2 050 zu verpflegende Kranke gegen 1 150 resp. 725, zusammen 1 875 
im vorigen Etat angenommen. 
Die Zahl der Geisteskranken betrug 
am 1. October 1880 — . . 
. . 1 233 
1881 — . . 
. . 1422 
1882 — . . 
. . 1 594 
1883 — . . 
. . 1 729 
und wird sich voraussichtlich 
1884 — . . 
. . 1 891 
am 1. April 
1885 auf. . 
. . 1 975 
am 1. October 1885 — . . 
. . 2 050 
stellen. 
Der Bestand an Kranken am 1. October 1885 kann nach den bei 
den früheren Jahren gemachten Erfahrungen als die Durchschnittszahl 
der im Laufe des Etatsjahres 1885/86 zu verpflegenden Patienten 
angenommen werden. Wenn daher dem gegenwärtigen Etat eine 
Krankenzahl von 1 250 Patienten in der Hauptanstalt und 800 Patienten 
in Privatanstalten, zusammen 2 050 Köpfe gegen 1 150 resp. 725 im 
vorigen Etat zu Grunde gelegt worden ist, so ist damit über das 
Maß des Nothwendigen nicht hinausgegangen. 
Der Belegung der Hauptanstalt in Dalldorf mit 1 250 Patienten 
stehen nach den Erklärungen des Curatoriums der Anstalt weder in 
sanitärer, noch in wirthschastlicher oder räumlicher Hinsicht Bedenken 
entgegen, wiewohl die Anstalt ursprünglich nur für 1 020 Kranke 
bestimmt war. Weiter kann indeß in der Belegung nicht gegangen 
werden und wir müssen uns deshalb, da die Unterbringung der 
Geisteskranken in Privat-Irrenanstalten und namentlich der nicht 
ruhigen und ungefährlichen Irren ihre Grenze hat, umgehend mit der 
Frage der Errichtung einer neuen großen Irrenanstalt beschäftigen. 
Auch die Frage, ob vielleicht eine größere Anzahl Geisteskranker auf 
dem Rieselgute Malchow in den dort vorhandenen Gutsgebäuden 
zweckmäßig untergebracht werden kann, steht zur Erörterung. 
Der Etat der Jdiotenanstalt zu Dalldorf hat — abgesehen 
von den in Privatpflege befindlichen 18 Zöglingen — eine durch 
schnittliche Anzahl von 120 idiotischen Kindern gegen 100 im vorigen 
Etat zur Voraussetzung. 
Die Zahl der in der Anstalt untergebrachten Zöglinge hatte 
bereits am Schlüsse des Jahres 1883 100 überstiegen und betrug am 
13. November 1884 schon 114. 
Auch die stärkere Belegung dieser Anstalt giebt zu Bedenken nicht 
Veranlassung. 
An Mehreinnahmen sind angesetzt: 
I. für die Irrenanstalt 14 400,# 
II - - Jdiotenanstalt, Anhang !....- 252 - 
III. - - Land- und Viehwirthschaft, Anhang II — - 
zusammen . . 14 652^# 
Die höheren Ansätze bei der Irrenanstalt rechtfertigen sich, 
wie folgt: 
Die Verpflegungskosten Titel I sind nach dem dreijährigen Durch 
schnitt mit 0,m JC pro Tag und Kopf für 2 050 Kranke auf 
105 500 JC, mithin um 11 800 JC 
gegen das Vorjahr mehr zu berechnen. 
Titel II. Von Beerdigungen und vom Kirchhofe 
ist auf Grund der im laufenden Jahre gemachten Er 
fahrungen erhöht um 100 = 
Titel III. Verschiedene Einnahmen sind in Rück 
sicht auf die Ist-Einnahme pro 1883/84 2 500 - 
mehr anzusetzen. 
für die Irren-Anstalt wie oben mehr. . 14 400 ,# 
Bei der Jdiotenanstalt in sub Titel III verschiedene Ein 
nahmen nach den Erfahrungen des laufenden Jahres die auf 252 JC 
veranschlagte Mehreinnahme zu erwarten. Letzterer Summe stehen 
daselbst an Mindereinnahmen bei Titel I Verpflegungskosten 
7 550 JC, bei Titel II Zinsen aus dem Geschenkfonds „Margaretha" 
2 JC gegenüber. 
Im Rechnungsjahre 1882/83 sind nämlich durch ein Versehen in 
der Einnahmeordre resp. bei der Buchung 7 385,4« JC Verpflcgungs- 
kosten der Irrenanstalt k conto Jdiotenanstalt und 126,so JC Ver 
pflegungskosten der Jdiotenanstalt bei dem entsprechenden Titel der 
Irrenanstalt vereinnahmt worden. In Folge dieses Irrthums ist auch 
die Soll-Einnahme im Etat pro 1884/85 irrthümlicher Weise auf 
10 950 JC veranschlagt worden. 
Im Etat der Land- und Viehwirthschaft figuriren als 
Mindereinnahmen 800 JC. Um diesen Betrag war der Ansatz 
für Milch von 16 Kühen zu kürzen. An Stelle von 13 ^ pro Liter 
Milch im Vorjahre mußte gegenwärtig der Ansatz nach nur 12 ^ be 
rechnet werden, da dieser Betrag auch dem Lieferanten, welcher die für 
die Anstalt noch weiter erforderliche Milch liefert, gezahlt wird. 
Von den Mehrausgaben entfallen auf: 
I. die Irrenanstalt 92 565 ^ 
II. die Jdiotenanstalt 5 330 - 
III. die Land- und Viehwirthschaft .... . . 550 - 
Summa 98 445 JC 
Die Mehrausgaben zu I setzen sich wie folgt zusammen: 
Titel I A. Personelle Kosten. 
Pos. 2. Löhne des Dienst- und Arbeitspersonals 210 ,# 
Hier ist nur das Lohn des 3. Portiers 
auf den den beiden anderen Portiers 
gewährten Betrag von 750 JC erhöht 
worden, da der Inhaber dieser Stelle, 
welche von gleicher Wichtigkeit wie die 
übrigen ist, seit Eröffnung der Anstalt 
sich stets zuverlässig erwiesen, überdies 
auch ein höheres Tienstalter als die 
beiden anderen Portiers hat. 
Pos. 3. Löhne des Wartepersonals .... 4 125 - 
zur Besoldung 5 neuer Wärter und 5 
neuer Wärterinnen, welche wegen der 
um mehr als hundert Kranke stärkeren 
Belegung der Anstalt erforderlich sind. 
Pos. 4. Löhne für 2 Aufseher im Pavillon V 
L 1 200 JC 2 400 - 
Zur Verhütung der wiederholt statt 
gefundenen Entweichungen der im 
Pavillon V untergebrachten irren Ver 
brecher haben wir beschlossen, zwei mit 
dem Gefängnißdienst vertraute und 
durchaus zuverlässige Beamte versuchs 
weise zu engagiren und deshalb hier 
in den Etat als baares Gehalt für die 
selben 2 400 JC, an Emolumenten freie 
Kost, Wohnung, Heizung, Erleuchtung, 
Wäsche, Bekleidung, Arzenei und ärzt 
liche Hilfe neu eingestellt. 
Pos. 5. Zur Weihnachtsbescheerung für das 
gesammte Dienst- und Wartepersonal. 280 - 
welcher Betrag durch die Vermehrung 
des Warte- und Aufsichtspcrsonals be 
dingt wird. 
Pos. 6 sind für die Krankenversicherung des 
Dienstpersonals auf Grund des Ge 
setzes, betreffend die Krankenversicherung 
der Arbeiter vom 15. Juni 1883 . . 240 - 
für 50 Personen neu einzustellen.
	        
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