Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
ad M 74.
(787.)
Jorlage,
welche den Zeitungen nicht mitgetheilt ist.
787. Vorlage (J.-Nr. 3 116 G. B. 85) - zur Beschluß
fassung —, betreffend die Weiterbewilligung von
Erziehungsgeld.
Die Stadtverordneten-Versammlung ersuchen wir zu beschließen:
Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden, daß
der Lehrerwittwe Faust das für ihre Tochter Margarethe
bis ultimo November 1885 bewilligte Erziehungsgeld — 9 JC
monatlich — bis ultimo November 1886 weiter gezahlt werde.
Begründung.
Die Wittwe des am 1. Januar 1882 verstorbenen Gemcinde-
schullehrers Faust, Marie geb. Minck, bezieht gemäß dem Stadt
verordneten-Beschlusse vom 9. März 1882, Protokoll Nr. 24, für die
beiden jüngsten ihrer 4 Kinder, Margarethe und Otto, bis zu
deren vollendetem 15. Lebensjahre je 9 JC monatliches Erziehungs
geld. Die Zahlung des Erziehungsgeldes für die am 24. November
1870 geborene Margarethe Faust müßte demgemäß Ende November
d. Js. eingestellt werden; ihre Mutter — Colbergerstraße 23 wohnhaft —
ist jedoch bei uns wegen Fortzahlung der 9 JC monatlich auf noch
ein Jahr vorstellig geworden. Die 4 Kinder der Petentin sind in dem
Berlin, den 5.
Alter, in welchem ihre Erziehung und Ausbildung besondere Kosten
verursachen. Der älteste Sohn Felix besucht seit Ostern d. Js. das
hiesige Königliche Seminar für Stadtschullehrer; Moritz, der zweite
Sohn, bereitet sich zunächst in der Präparanden-Anstalt des Seminars
ebenfalls für den Lehrerberuf vor. Margarethe besucht die Klasse IIA.
der höheren Töchterschule des Fräulein Goebel in der Scllerstraße und
will dereinst Lehrerin werden; Fräulein Goebel stellt ihr ein in jeder
Hinsicht sehr gutes Zeugniß aus. Der jüngste achtjährige Sohn Otto
besucht die Bohm'sche höhere Knabenschule. Petentin, deren Würdig
keit keinem Bedenken unterliegt, kann von ihrem geringen Einkommen
Unterhalt und Erziehung ihrer Kinder nur unter mancherlei Ent
behrungen ermöglichen.
Wir halten die Weiterzahlung des Erziehungsgcldes für Mar
garethe Faust auf ein ferneres Jahr für nöthig.
Berlin, den 14. November 1885.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt
gez. von Forckenbeck.
December 1885.
Der Stadtverordneten-'Vorsteher.
vr. Straßmann.