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Volume No. 73 (764-778), 28. November 1885

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1885 (Public Domain)

ertheilten Genehmigung überwölbt werden soll. Um eine mehrmalige 
Außerbetriebsetzung des Gasbehälters zu vermeiden und mit Rücksicht 
darauf, daß die Bauinspection die Verbreiterung der Brücke in der 
Müllerstraße als nahe bevorstehend bezeichnet hat, empfiehlt es sich, die 
neue Mauer an der Straße gleichzeitig mit dem Bau am Schönhauser 
Graben auszuführen. 
Die Kosten werden rot. 18 000 JC betragen. 
E. Gasanstalt in der Danzigerstraße. 
17. Um der Gasanstalt in der Danzigerstraße ein möglichst großes 
Absatzgebiet im Innern der Stadt zu verschaffen, wird beabsichtigt, die 
Gasbehälterfiliale am Koppenplatze, welche gegenwärtig von der Gas 
anstalt in der Müllerstraße versorgt wird, von dieser Anstalt zu trennen 
und durch ein unabhängiges Rohr mit der Anstalt in der Danzigcr- 
straße zu verbinden. In dem Regulirungshause der letzteren Anstalt 
find zu diesem Behufe einige neue Hähne zu stellen und einige Rohr 
leitungen zu legen und mit den vorhandenen Apparaten in Verbindung 
zu bringen. Wenngleich die Ausführung dieser Ueberweisung der Gas 
behälter am Koppenplatze an die Gasanstalt in der Danzigerstraße erst 
für das Jahr 1887 in Aussicht genommen ist, so erscheint es doch 
wegen der mit den Arbeiten im Regulirungshause nothwendiger Weise 
verknüpften Unterbrechungen im Betriebe in der Benutzung der Gas 
behälter und in der Gasabgabe dringend wünschenswerth, diese Arbeiten 
bereits im Sommer 1886 ausführen zu können, da zu derselben Zeit 
wegen der Arbeiten an den Hauptrohrleitungen zwischen dem Conden- 
sationshause und Maschinenhause behufs Vollendung der in diesem 
Jahre genehmigten Erweiterung der Condensationsapparate eine Unter 
brechung des Betriebes eintreten muß. Es wird daher die Genehmigung 
der hierfür erforderlichen Kosten von circa 10 000 JC bereits für das 
Jahr 1886 beantragt. 
Der Antrag wegen der Kosten des direkten Rohres nach der Anstalt 
am Koppenplatze bleibt für das Jahr 1887 vorbehalten. 
18. Mit Rücksicht auf die in den Zeitschriften mitgetheilten 
günstigen Resultate, welche mit den Retortenöfen nach einer in der 
Gasanstalt zu München ausgeführten Konstruktion erzielt werden sollen, 
hat das Kuratorium es für zweckmäßig erachtet, auch in den hiesigen 
Anstalten Versuche mit dieser Ofcnkonstruktton anzustellen und zu 
diesem Zwecke in dem disponiblen Raume des Retortenhauses Nr. 2 
in der Danzigerstraße zwei derartige Oefen zu errichten. In demselben 
Raume sollen jedoch gleichzeitig zwei Retortenöfen nach der Konstruktion 
der hiesigen Anstalten mit einigen von den Technikern vorgeschlagenen 
Abänderungen erbaut werden, um direkte vergleichende Versuche über 
die Leistungen und die Haltbarkeit der Oefen anstellen zu können. Die 
Kosten für die Erbauung dieser Oefen nebst Rauchkanal fiir die Keller 
mauern und Gewölbe, für den Raum vor den Oefen und für den 
Fußboden sind überschläglich auf 63 000 JC geschätzt. 
19. Die beiden ältesten Dampfkessel der Anstalt, aus dem Jahre 
1872—1873 herrührend, sind bei der inneren Revision, welche im 
jetzigen Sommer durch den Ingenieur des Dampfkessel-Rcvisions-Vereins 
stattgefunden hat, schadhaft befunden worden; die Bleche haben durch 
Corrosion gelitten und namentlich an den Blechen der Unterkessel 
haben sich Stellen gefunden, welche 3 bis 4 mm tief eingefressen sind; 
in den Oberkesseln ist die Corrosion geringer, aber es sind an denselben 
auch Schäden an den Nietnähten vorhanden. Unter diesen Umständen 
sind die Kessel für den Ueberdruck von 4 Atm., für welchen sie 
ursprünglich konzessionirt sind, nicht mehr als sicher anzusehen und es 
wird erforderlich, dieselben im Jahre 1886 durch 2 neue Kessel zu 
ersetzen. Die Kosten für letztere incl. Einmauerung sind überschläglich 
auf 28 000 JC berechnet. 
F. Röhrensystem in der Stadt. 
Die AusgangSröhren von den Anstalten werden für die Gas 
abgabe im Jahre 1887 noch ausreichend sein und werden daher für 
das Jahr 1886 Anträge in dieser Richtung nicht gestellt. 
20. Dagegen wird für den Stadttheil zwischen der Neuen König 
straße und Landsbergerstraße wegen des stark gestiegenen Konsums 
eine Vermehrung des Gaszuflusscs erforderlich, wozu durch die Barnim 
straße von der Neuen Königftraße bis zur Landsbergerstraße eine neue 
Rohrleitung von 380 mm Durchmesser gelegt werden soll, welche von 
der von der 4. Anstalt kommenden 915 mm Hauptleitung abzuzweigen ist. 
Die Kosten werden rot. 18 500^ betragen. 
Ob noch in anderen Straßen neue Rohrleitungen oder Ver 
stärkungen der vorhandenen Leitungen im Jahre 1886 nothwendig sein 
werden, wird erst nach den im bevorstehenden Winter anzustellenden 
Druckmessungen ermittelt werden können und behält sich daher das Kura 
torium Anträge hierfür bis zur Vorlegung der definitiven Kosten 
anschläge vor. 
Für die sämmtlichen vorstehend unter Nr. 1 bis 20 in Vorschlag 
gebrachten Ausführungen berechnet sich der Geldbedarf nach dem bei 
gefügten Kostenüberschlage auf 1 225 100 ^, von welchem Betrage 
etwa 800 000 JC im Jahre 1886 zur Verwendung kommen werden, 
während der Restbetrag von 425 100 ^ erst für das Jahr 1887 er 
forderlich sein wird, da ein Theil der beantragten Apparate, insbesondere 
die beiden Gasbehälterglocken, erst in letzterem Jahre vollendet werden 
können. Die Genehmigung des ganzen Kostenbetrages ist aber schon 
gegenwärtig erforderlich, um die Verwaltung der Gasanstalten in den 
Stand zu setzen, die Bestellung der Apparate und die Vergebung der 
Arbeiten rechtzeitig bewirken zu können. Die erforderlichen Geldmittel 
sollen zum Theil aus den Abschreibungen zum Erneuerungsfonds, 
welche in den Jahren 1886/87 und 1887/88 stadtfinden werden, ihre 
Deckung erhalten, und soweit diese Beträge hierzu nicht genügen, aus 
dem Restbeträge der für die Zwecke der Gasanstalten im Jahre 1875 
bewilligten Anleihe von 15 Millionen Mark beschafft werden, von 
welcher Anleihe zur Zeit nach 4 515 000 JC disponibel sind. 
Die Vorlegung der Detailzeichnungen für die sämmtlichen Bau 
ausführungen, sowie der Special-Kostenanschläge, mit deren Anfertigung 
die Techniker der Gasanstalten bereits beschäftigt sind, behalten wir 
uns vor. 
Die Stadtverordneten-Versammlung ersuchen wir hiernach, den 
folgenden Beschluß fassen zu wollen: 
Die Stadtverordneten-Versammlung erklärt sich mit der 
Ausführung der Erwetterungs- und Erneuerungsbauten auf 
den Gasanstalten und den Rohrlegungen in den Straßen, 
wie solche in dem der Vorlage vom 14. November 1885 
beigefügten Kostenüberschlage nachgewiesen sind, einverstanden 
und ertheilt die Genehmigung dazu, daß, soweit es zur recht 
zeitigen Vollendung der Gebäude, Apparate und Rohrleitungen 
nothwendig ist, mit den Bauarbeiten und Bestellungen sofort 
vorgegangen werde. 
Sie behält sich die Beschlußfassung über die definitive 
Genehmigung der Kostensumme bis nach Vorlegung und Prü 
fung der speciellen Kostenanschläge und Zeichnungen vor. 
Die erforderlichen Geldmittel sind, soweit sie nicht in den 
Abschreibungen zum Erneuerungsfonds während der betreffen 
den Baujahre ihre Deckung finden, aus dem Restbeträge 
der für Zwecke der Gasanstalten im Jahre 1875 aufge 
nommenen Anleihe von 15 Millionen Mark zu entnehmen. 
Berlin, den 14. November 1885. 
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt, 
gez. von Forckenbeck. 
Zu Nr. 765. 
Kostenüberschlag, 
betreffend die pro 1886 erforderlichen Bauten in den 
städtischen Gasanstalten und die Erweiterungen des Röhren 
systems in der Stadt. 
I. In der Gasanstalt an der Gitschinerstraße. 
1. In dem Retortenhause Nr. 1 zwei Ofensysteme mit zusammen 
16 Rctortenöfen, welche je 7 Retorten mit Rostfeuerung haben, ein 
schließlich des Unterbaues, des Rauchkanals und der Kellergewölbe vor 
den Oefen abzubrechen, an derselben Stelle 16 neue Oefen L 8 Retorten 
mit Generatorfeuerung aufzuführen, für je 2 Oefen einen Generator 
zu erbauen, den Fußboden des Arbeitsraumes im Erdgeschoß um 1 m 
höher zu legen, den Kellerraum auf eisernen Balken neu einzuwölben, 
den Fußboden im Erdgeschoß aus gußeisernen und Granitplatten zu 
legen und den Vorbau an dem auf die Oefen treffenden Theile der 
Nordfront des Hauses zu erhöhen . . 130 000^. 
2. Vor der nördlichen Front des 
Retortenhauses Nr. 1 in derjenigen 
Länge, welche die Oefen sub Pos. 1 
einnehmen, den Kokesdämpferplatz um 
1 m aufzuhöhen, zu befestigen, mit 
Asphalt aus Kokesasche und Theer zu 
belegen, die Entwässerungsanlage ab 
zuändern und an der Südseite des 
Hauses 2 Rampen zum Einkarren der 
Kohlen aufzuführen und den Platz vor 
denselben zu asphaltiren 3 600 - 
3. In dem Condensationshause ein 
System neue Kondensatoren aufzustellen, 
bestehend aus 8 Cylindern von 0,so m 
Durchmesser und 8,8« m Nutzhöhe, jeder 
mit 7 inneren Kühlröhren von 130 mm 
Durchmesser, das System mittelst Röhren 
von 525 mm Durchmesser mit den vor 
handenen Hähnen zu verbinden und die 
Rohrleitungen für das Kühlwasser und 
für den Abfluß der Condensations- 
flüssigkeiten einzurichten 24 000 - 
4. In dem neuen Vorreinigungs- 
Hause einen neuen Vorreiniger von 
6,36 m Länge, 5,8« m Breite und 2,33 m 
Tiefe mit 6 Hordenschichten aufzustellen, 
ferner in dem alten Reinigungshause 
die vorhandenen 3 Vorrciniger von den-
	        
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