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Zu Nr. 418.
Erläuterungsbericht,
betreffend die Spezial-Bauprojekte zumNeubauderMarkthalleNr.3,
nebst Vordergcbäuden.
Die Spczialprojekte für die Bauausführung der Markthalle Nr. 3
und der zugehörigen Vordergebäude an der Mauer- und Zimmerstxaße
sind im Allgemeinen nach Maßgabe der durch die Stadtverordneten-
Versammlung unterm 21. Mai 1884 genehmigten Skizzen und des
zugehörigen Erläuterungsberichtes vom 9. Mai vorigen Jahres bear
beitet worden.
Das Vordergebäude in der Mauerstraße ist demgemäß zur
Ausführung gelangt und im Rohbau bereits fertiggestellt.
Für das Vordergebäude in der Ztmmerstraße wurden
dagegen insofern Aenderungen erforderlich, als das Ministerial-Reskript
vom 22. April d. Js. neben einer mittleren Durchfahrt von 3,8« m
Breite 2 seitliche Eingänge von je 1,5» m Breite als Passagen zur
Markthalle verlangte. Es sind daher die beiderseits der mittleren
Durchfahrt vor dem vorgesehenen besonderen Zugänge zur Sparkasse
und zu den Privatwohnungen in Seitendurchgänge verwandelt worden,
in deren Mitte linker Hand der Zugang zur Sparkasse, rechter Hand
der Treppenantritt zu den oberen Wohnungen sich befinden. Die lichte
Weite dieser seitlichen Durchgänge ist auf je !,«»m, die der mittleren Durch
fahrt auf 3,o» in festgesetzt worden, so daß die lichte Gesammtweite
der Passage dem vorgeschriebenen Maaß von 6,8» m entspricht. Dieser
Aenderung entsprechend mußte einerseits im Sparkassenlokal das früher
zweifenstrige Zimmer des Curatoriums in ein etwas kleineres ein-
fenstriges verwandelt, andererseits das Treppenhaus weiter nach rechts
verlegt und in den Hof hinausgerückt werden, während sich im Uebrigen
an dem Projekte nichts geändert hat.
Auf die Markthalle selbst hat das qu. Ministerialreskript nur
insofern ändernd eingewirkt, als das nach der Zimmerstraße belegene
Portal derselben auf eine Breite von 9 m, einschließlich der zur Thei
lung in mehrere Durchgänge erforderliche Pfosten, erweitert, und der
hinter dem Restaurationsgebäude vorgesehene größere Lichthof mit einer
Durchfahrt nach der Halle versehen werden mußte.
Ferner sind die Dachflächen mit Aufstiegen für die Feuerwehr
versehen und durch über die Dachflächen gelegte feuersichere Stege aus
unverbrennlichem Material von 2 m Breite zugänglich gemacht worden,
so daß die nicht von Stegen unterbrochenen Dachflächen nicht über
rot. 1 600 qm betragen.
Endlich ist die Zahl der Kellertreppen der ministeriellen Bestim-
mung gemäß von 4 auf 6 vermehrt worden. Von sonstigen Ab
weichungen gegen die ursprüngliche Skizze ist zu erwähnen, daß zunächst
die projektirte Anlage eines Kessel- und Maschinenhauses rc. für die
elektrische Beleuchtung der Markthalle aufgegeben worden ist, da die
selbe jedenfalls billiger im Anschluß an die auf einem Nachbargrundstück
der Markthalle errichtete Central - Station der Berliner Elektrizitäts
werke hergestellt werden wird. Ferner sind von den ausreichend be
messenen Räumen für die Restauration noch zwei Zimmer für die
Verwaltung und an der Passage nach der Mauerstraße neben den
daselbst vorgesehenen Räumen für die Polizei noch ein Zimmer für
die Fleischschau und zwei Retiradenräume angeordnet.
Die Baukosten betragen nach den beigefügten speziellen Kosten
anschlägen für:
0 Littera A. Markthalle 582 000 JC
- B. Sparkassengebäude 350 000 -
- C. Vordergebäude an der Mauerstraße 29 500 -
- v. General-Jnsgemein . . . . . 43 500 -
Summa ... 1 005 000 Ji
oder wenn die Kosten des Litt. D, betreffend Bauleitung rc., auf die
einzelnen Gebäude pro rata der anschlagsmäßigen Bausumme ver
theilt werden, für
Littera A. Markthalle 608 000 M,
- B. Sparkassengebäude 366 000 -
- C. Vordergebäude an der Markthalle 31 000 -
zur Motivirung der Ueberschreitung des Kostenanschlages vom 9. Mai
1884 wird auf die Bemerkungen zum Erläuterungsbcricht, betreffend
die Markthalle II, verwiesen.
Berlin, den 11. Juni 1885.
Der Stadt - Bau - Inspektor,
gez. Lindemann.
41». Vorlage (J.-Nr. 1 794 B. V. 1. 85) — zur Beschluß
fassung —, betreffend die Skizze zum Neubau des
Dicnstgcbäudes des Königlichen Polizei-Präsidiums
am Alcxanderplatz.
Die Stadtverordneten-Versammlung hat in ihrer Sitzung vom
11. d. Mts. das erweiterte Bauprogramm zu dem neu zu errichtenden
Polizei-Präsidial-Gebäudc am Alexanderplatz genehmigt.
Beifolgend überreichen wir Wohlderselben die diesem Programm
entsprechende, aus 13 Blatt Zeichnungen bestehende Skizze, einen Er
läuterungsbericht und den Kostenüberschlag über 6 000 000 JC zur
Genehmigung.
Die Aufstellung dieser Skizze ist nach wiederholten Verhandlungen
mit Vertretern des Königlichen Polizei-Präsidiums erfolgt, welche sich
mit der getroffenen Disposition und Raumvertheilung im Allgemeinen
einverstanden erklärt, eine definitive Aeußerung aber selbstverständlich
vorbehalten haben.
Sobald die Stadtverordneten-Versammlung ihr Einverständniß
mit der Skizze erklärt hat, beabsichtigen wir, dieselbe dem Königlichen
Polizei-Präsidio zur offiziellen Erklärung vorzulegen.
Im Spezial-Etat Nr. 40 A pro 1885/86 ist im Extraordinarium
8ub Titel II. I). pos. 10 als erste Baurale ein Betrag von 400 000 JC.
für diesen Bau angesetzt.
Die Stadtverordneten-Versammlung ersuchen wir nunmehr, wie
folgt zu beschließen:
Die Stadtverordneten-Versammlung genehmigt die Skizze
zum Bau eines Dienstgebäudes für das Königliche Polizei-
Präsidium am Alexanderplatz und sieht der Vorlegung des
speziellen Projekts und Kostenanschlags entgegen.
Berlin, den 13. Juni 1885.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt,
gez. von Forckenbeck.
Zu Nr. 41».
Erläuterungen,
betreffend
die Skizze zur Errichtung eines Dienstgebäudes für das
Königliche Polizei-Präsidium zu Berlin.
Das zur Errichtung eines Dienstgebäudes für das Königliche
Polizei-Präsidium bestimmte Grundstück zwischen der Alexander- und
der Parallelstraße an der Stadtbahn, dem Alexanderplatz nebst der von
diesem aus bis zur Stadtbahn und demnächst bis zur Neuen Friedrich
straße führenden neuen Querstraße belegen und auf seiner Südostseite
an das der Königlichen Seehandlung gehörige Grundstück Alexander
straße Nr. 8 grenzend in derjenigen Gestalt, welche es nach dem mit
den Königlichen Staatsbehörden vereinbarten Austausch und Zukauf
erhalten wird, hat einen Gesammtflächen-Jnhalt von 17 460 qm. Die
Gestalt des Grundstücks ist aber insofern eine ungünstige, als die
Front an der Alexanderstraße eine mehrfach gebrochene, die gegenüber
der Stadtbahn eine concave Linie bildet.
An der Alexanderstraße ist ein Zurücklegen der Bauflucht behufs
Verbreiterung der Straße auf mindestens 19 m unvermeidlich, wodurch
es zugleich möglich wird, eine, abgesehen von dem Vortreten einzelner
Bautheile, geradlinige Front herzustellen. An der Parallelstraße der
Stadtbahn wäre dies nur unter Opferung ganz bedeutender Bauflächen
möglich und eS bleibt nur übrig, mit der Baufront im Allgemeinen
der Krümmung der Straße zu folgen.
Durch diese Aenderungen vermindert sich die zum Bau verwendbare
Fläche mit Einschluß der Höfe auf im Ganzen 16 185 qm, mit einer
Frontlänge von 196 m an der Alexanderstraße, 193 m an der Stadt
bahn (im Bogen gemessen) und 92 m am Alexanderplatz nebst der an
dieser Stelle bereits frei gelegten Querstraße, während die Tiefe des
Bauplatzes an der schmälsten Stelle und ohne die Risalithe nur 79 m
beträgt.
Die Anforderungen des Bauprogramms, welches lediglich nach
dem Bedürfnisse der allernächsten Zukunft bemessen ist, sind so be
deutend, daß sie nur durch Errichtung eines vier Geschoß hohen Ge
bäudes und vollständiger Ausnutzung des Bauplatzes erfüllt werden
können. Es ist daher nothwendig, neben den an den Straßen belegenen
Gebäudetheilen soviel Querflügel anzulegen, wie ohne zu starke Be
einträchtigung des Lichtes möglich ist, und es müssen ferner in den
beiden äußersten Höfen noch kurze Längsflügel eingebaut werden. Die
Höfe werden aber sämmtlich durch Einfahrten zugänglich und erhalten
überall da, wo Büreauräume an ihnen liegen, noch eine Breite von
17,so m und eine Länge von 53 bis 60 m.
Für die Vertheilung der nach ihrer Benutzung, Bedeutung und
Ausstattung zum Theil sehr verschiedenartigen Räumlichkeiten in der
ausgedehnten Gebäudemasse war zunächst die Rücksicht maßgebend, daß
die besseren Dienstwohnungen, namentlich die des Polizei-Präsidenten
und seines Stellvertreters, die bevorzugte Lage zunächst dem Alexander
platz erhalten sollten, während Stallungen, Gefängnisse und dergl.
an das entgegengesetzte Ende zu verweisen waren, und zwar so, daß
alle Räumlichkeiten, welche dem Einblick des Publikums entzogen
werden müssen, nach den Höfen oder nach der Seite der Stadtbahn
hinaus zu liegen kommen.
In Bezug auf die Eingänge des Gebäudes ist Rücksicht zu
nehmen auf die Hauptrichtungen, von denen aus das Publikum sich dem
selben nahen wird. Da ein sehr großer Theil von der Seite der
Königstraße auch von dem Stadtbahnhof Alexanderplatz aus kommen
wird, so erschien es zweckmäßig, einen Haupteingang auf die Ecke der