314
zeugung, daß das vorliegende Material noch nicht erschöpfend genug
sei, um schon heute einen definitiven Beschluß fassen zu können. Es
wurde für erforderlich erachtet:
1. die Einsicht der Klassenbücher aus dem Leibniz-Gymnasium,
um daraus zu eruiren, inwieweit eine Anzahl von Krank
heiten der Schüler auf die Luftheizung zurückgeführt werden
könnte;
2. die Vorlegung eines Verzeichnisses der sämmtlichen, mit
Luftheizung versehenen Schulen unter Angabe der Systeme
der verschiedenen Heizanlagen.
Die Herren Magistrats-Kommissarien erklärten sich bereit, das
gewünschte Material dem Ausschüsse zugänglich zu machen, wonächst
die Sitzung geschlossen wurde.
v. w. o.
Reichnow.
Zu Nr. 327.
II.
Verhandelt Berlin, den 15. Mai 1885.
Anwesend:
Stadtv. Reichnow, Vorsitzender,
- vr. Stryck,
- vr. Kürten,
- Flesche,
- Manegold,
- vr. Schwalbe,
- Fischer,
- Kreitling,
- Solon,
- Dopp.
AIs Magistrats-Kommissarien:
Herr Stadtbaurath Blankenstein,
- Stadtschulrath Fürstenau.
Es fehlten:
Herr Stadtv. Herbig, >
- - Grothausen, I entschuldigt,
- - Schweißer, beurlaubt,
- - Geiter,
- - Heyden.
Nach Verlesung und Feststellung des Protokolls über die vorige
Sitzung berichtete der Stadtv. vr. Stryck über das Resultat der von
ihm durchgesehenen zwei Jahrgänge Klassenbücher aus dem Leibniz-
Gymnasium dahin, daß eine Aufklärung durch das ihm vorgelegene
Material nicht möglich gewesen sei, weil bei den Schülern, welche
gefehlt haben, die Ursachen der Krankheiten in den meisten Fällen nicht
angegeben seien, doch müsse es auffallend erscheinen, daß häufig an
einem Tage aus der Obersekunda wegen Neigung zum Erhrechen
3—5 Schüler hätten entlassen werden müssen, da eine Uebertreibungssucht
bei schon herangewachsenen Schülern nicht wohl angenommen werden
könne.
Was die letztere Bemerkung betrifft, so war man andererseits doch
der Meinung, daß, wenn unbegründete Klagen und ein Vorschützen
von Krankheiten vorgebracht würden, dies viel mehr von Schülern der
Oberklassen, als der Unterklassen zu erwarten sei.
Die weitere Diskussion über die Heizanlagen im Leibniz-Gymnasium
ergab wiederum eine Uebereinstimmung der Ansichten dahin, daß eine
Verbesserung dieser Anlagen entschieden stattfinden müsse, eine Meinungs
verschiedenheit trat nur in Bezug auf die Frage hervor, ob alsbald
eine Radikalkur vorzunehmen und die Luftheizung im Leibniz-Gymnasium
ganz zu beseitigen oder ob der Antrag des Magistrats anzunehmen
sei, der dahin geht, durch Aufwendung einer Summe von 19 000 JC
die Heizanlage, den Gutachten der Sachverständigen entsprechend, um
zuändern.
Auf der einen Seite verhehlte man sich nicht die Konsequenzen,
die aus der vollständigen Beseitigung der Luftheizung im Leibniz-
Gymnasium entstehen würden, denn eS sei gar keine Frage, daß, sobald
erst in einer Schule damit der Anfang gemacht sei, sofort auch aus
den übrigen, mit Luftheizung versehenen Anstalten die Klagen massen
haft einlaufen werden. Wenn man nun aber bedenke, daß noch etwa
70 Schulen die Luftheizung haben, so werde die Umwandlung derselben
in eine Warmwasserheizung mehrere Millionen erfordern, was doch
bezüglich der städtischen Finanzen sicherlich nicht zu unterschätzen sei.
Deshalb sei es besser, erst noch einen weiteren Versuch im Leibniz-
Gymnasium zu machen und abzuwarten, ob durch verbesserte Heiz
anlagen sich nicht ein zufriedenstellender Zustand herbeiführen lasse.
Sollte dieser Versuch wirklich mißlingen, nun, dann sei die Erfahrung
nicht zu theuer erkauft, während, wenn er gelingt, der Stadtgemeinde
Millionen erspart blieben.
Demgegenüber sprach man sich dahin aus, daß durch die Beseiti
gung einer Luftheizung durchaus noch nicht ein Urtheil über die
Luftheizung im Allgemeinen gefällt werde und daß, wenn demnächst
aus anderen Schulen Klagen einlaufen sollten, die städtischen Behörden
dieselben einer eingehenden Prüfung unterziehen würden. Sollte sich
dabei herausstellen, daß sie begründet seien, dann allerdings werde
auch dort Abhülfe geschaffen werden müssen, da man, sobald hier oder
dort die Wirkungen der Luftheizung als schädlich anerkannt worden,
vor den Konsequenzen nicht zurückschrecken dürfe. Was jedoch bei dem
Leibniz-Gymnasium besonders beachtenswerth, sei der Umstand, daß
vom Tage der Eröffnung desselben an über die Luftheizung geklagt
werde. Eine bereits im Jahre 1883 vorgenommene größere Reparatur
habe keine Besserung herbeigeführt, und da nach den vorliegenden
Gutachten die Heizanlage in allen ihren Theilen verändert werden
müsse, wenn sie befriedigen solle, es jedoch mehr als zweifelhaft sei,
ob eine totale Umänderung auch den erhofften Erfolg haben werde, so
könne nicht empfohlen werden, mit so erheblichen Kosten einen neuen
Versuch zu machen in einer Anstalt, die vielleicht ihrem ganzen Grundriß
nach dazu am wenigsten geeignet sei. Dagegen müsse es als ganz
zweckentsprechend erachtet werden, in einer andern Anstalt, deren Apparate
verbessert werden müßten, eine Luftheizung anzulegen, wie sie vom
Magistrat für das Leibniz-Gymnasium projeftirt sei.
Noch ein anderer Antrag ging dahin, im Leibniz-Gymnasium die
Luftheizung zu belassen, aber, sobald die Heizanlagen an irgend einer
Stelle nicht mehr gut funktioniren, in den davon betroffenen Klassen
Wolpert'sche Oefen aufstellen zu lassen.
Die große Mehrheit des Ausschusses hat sich nach Schluß der
Diskussion dahin entschieden, der Versammlung folgende Beschlußfassung
zu empfehlen:
Die Versammlung lehnt die Vorlage des Magistrats vom
12. März d. I. — J.-Nr. 607 F. B. I. 85 —, betreffend die
Veränderung der Heizanlage im Leibniz-Gymnasium, ab und
ersucht denselben, ihr eine neue Vorlage wegen Anlegung
einer Warmwasserheizung in dem genannten Gymnasium
zu machen.
Die Versammlung giebt dem Magistrat zugleich anheim,
in einer anderen Schule, deren Heizapparate verbessert werden
müssen, eine Luftheizung anzulegen, wie sie für das Leibniz-
Gymnasium projeftirt worden ist.
Zum Berichterstatter ist der Stadtv. Reichnow gewählt worden.
v. w. o.
Reichnow.
328. Vorlage (J.-Nr. 1 415 F. B. I. 85) - zur Kenntnis
nahme —, betreffend den (Geschäftsbetrieb der
städtischen Sparkasse im Quartal Januar/März 188».
Der Stadtverordneten-Versammlung übersenden wir beifolgend
den von der städtischen Sparkasse erstatteten Bericht über den Geschäfts
betrieb im Quartal Januar/März d. I. nebst einer Nachweisung der
in diesem Quartale angekauften Werthpapiere mit dem Bemerken,
daß von den verfügbaren Beständen in dem gedachten Zeiträume
7 720 249.«, JC zum Ankauf von Wechseln verwendet worden sind,
sowie daß ultimo März d. I. ein Bestand von 6 604 481,so JC in
Wechseln verblieben ist.
Berlin, den 11. Mai 1885.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt,
gez. von Forckenbeck.
Zu Nr. 328.
Bericht
über den Geschäftsbetrieb der Sparkasse pro Quartal
Januar/März 1885.
Einnahme Ausgabe
1. Am 31. December 1884
verblieb bei der Sparkasse ein baarer
Bestand von 7 889 185,is JC
Eingezahlt wurden von den
Interessenten:
im Monat
Januar 1885 2 602 614,wJC
Februar - 1688 490,ss -
März - 1828 395,ss -
6 119 501,07 -
Die Rückzahlungen an die In
teressenten (ausschließlich der bei
gänzlicher Abhebung der Guthaben ge
zahlten Stückzinsen von 5 981,4»^)
betrugen:
im Monat
Januar 1885 1013120,°?^
Februar - 985614,7« -
März - 1756 724,
3 755 459,°° JC