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der Aufstellung der Kostenüberschläge der wirkliche Bedarf nicht so
genau ermittelt werden konnte, wie dies bei der speziellen Veranschlagung
möglich war. Wie die beigefügte Zusammenstellung ergiebt, ist der
Gesammtbedarf der Kostenanschläge Nr 1 — 20 a berechnet auf
1 697 200 JC, bleibt also gegen die überschläglich berechnete Kosten
summe von 1 831 000 Je um 133 800 JC zurück.
In unserer Vorlage vom 28. November xr. hatten wir bereits
erwähnt, daß voraussichtlich noch einige Ausführungen und zwar
namentlich an dem Rohrsysteme der Stadt, zum Theil in Folge des
gesteigerten Gasverbrauches in den Wintermonaten, erforderlich werden
würden und hatten wir uns die desfallsigen Anträge bis zur Vorlage
der definitiven Kostenanschläge vorbehalten. Die nachträglich hervor
getretenen Bedürfnisse sind in den Kostenanschlägen Nr. 21 bis 32
spezieller nachgewiesen und gestatten wir uns die Zweckmäßigkeit und
Nothwendigkeit derselben nachstehend spezieller zu begründen.
Kostenanschlag Nr. 21. Kirkham'scher Washer
Scrubber für die Gasanstalt am Stralauer Platze.
Die Washer Scrubber nach dem Patente von Kirkham sind in
England und in neuerer Zeit auch auf dem Conlinente vielfach in
Anwendung gekommen und sollen sich für die Entfernung des Ammoniaks
aus dem Gase sehr gut bewährt haben. Um auch in den hiesigen
Anstalten einen Versuch mit diesem Apparate anzustellen, wird beab
sichtigt, einen derartigen Scrubber für eine Gasproduktion von
30 000 cbm in 24 Stunden für die Gasanstalt am Stralauer Platze
zu beschaffen, deren Maximalproduktion in den Wintermonaten 30000 cbm
an einem Tage beträgt. Es werden hierdurch nicht blos die An-
schaffungs- und die Betriebskosten, sondern auch die Leistungen des
Apparates genau festgestellt werden können, indem es bei der projektirten
Größe desselben möglich ist, während des ganzen Jahres ausschließlich
diesen Apparat zu benutzen. Die hierbei zu gewinnenden Resultate
würden für spätere Scrubberanlagen auf den anderen Anstalten von
wesentlichem Einflüsse sein.
Die Kosten dieser Anlage sind berechnet zu 35 000 JC.
Kostenanschlag Nr. 22. Rohrleitung vom Branden
burger Thore ab bis zur Kaiserin Augustastraße.
In unseren früheren Vorlagen, betreffend den Bau der fünften
Gasbereitungsanstalt in Friedenau, hatten wir wiederholt auf die
ungünstigen Verhältnisse hingewiesen, welche hinsichtlich der Gasabgabe
und hinsichtlich des Druckes in den Rohrleitungen für die südwestlichen
Stadttheile zwischen dem Thiergarten und der südlichen Weichbilds
grenze bestehen. Da mit Rücksicht auf die obwaltenden Umstände für
die nächste Zeit die Erbauung der Gasanstalt in Friedenau sich nicht
ermöglichen lassen wird, so ist es dringend erforderlich, dem hier
herrschenden Nothstände in anderer Weise Abhülfe zu schaffen und
einen ausreichenden Gaszufluß nach diesem Stadttheile herzustellen.
Auch in dem zwischen der Spree und der Händelstraße belegenen
Bauterrain der Hamburger Jmmobilien-Aktien-Gesellschaft ist in Folge
der dort herrschenden Bauthätigkeit und den schwachen Rohrleitungen,
welche dort zur Zeit noch liegen, der Gaszufluß für den Bedarf daselbst
nicht genügend und müssen die vielfach laut gewordenen Klagen als
begründet anerkannt werden. Durch Uebersührung eines Rohres von
mindestens 600 mm Durchmesser über die Spree Abhülfe zu schaffen,
ist nicht möglich, da die vorhandenen Brücken ein solches Rohr aufzu
nehmen nicht im Stande sind, und der Umbau einer dieser Brücken
zunächst n cht in Aussicht steht. Es ist daher, um Abhilfe zu schaffen,
nur möglich, das am Brandenburger Thore vorhandene Rohr von
600 mm durch die Charlottenburger Chaussee, die Hofjäger-Allee und
Friedrich Wilhclmstraße bis zur Kaiserin Augustastraße zu verlängern;
am Großen Stern soll eine Rohrleitung von 380 mm zur Versorgung
des vorerwähnten Bauterrains abgezweigt und mit den vorhandenen
Röhren in der Brücken-Allee verbunden werden. Ebenso sollen Abzweigungen
resp. Verbindungen von starkem Durchmesser in der Thiergartenstraße
und in der Kaiserin Augustastraße hergestellt werden. Allerdings
erfordert diese Rohrleitung nach dem Kostenanschläge einen Aufwand
von 138 000 JC-
Wir gestatten uns indessen hervorzuheben, daß das Kuratorium
für das städtische Erlcuchtungswcsen diese Frage wiederholt der
eingehendsten Erörterung unterzogen hat, und die jetzt vorgeschlagene
Rohrleitung als das zweckmäßigste'Mittel zur Beseitigung des herrschenden
Nothstandes anerkannt hat. Es steht auch zu erwarten, daß durch den
stärkeren Gaszufluß nach Legung dieser Rohrleitung gegenüber dem
bisherigen Gasmangel, über welchen allgemein geklagt wird, eine sehr
erhebliche Steigerung des Gasverbrauchs eintreten wird, so daß eine
günstige Verzinsung des aufzuwendenden Kapitals anzunehmen ist.
Die übrigen Anschläge Nr. 23 bis 32 betreffen einerseits Ver
stärkungen von Rohrleitungen in einzelnen Straßen, in denen in Folge
der Anlage oder Erweiterung von Fabriken, Einrichtung von größeren
Geschäftslokalen oder Werkstätten, Aufstellung von Gasmotoren k. der
Gasverbrauch in solcher Weise sich gesteigert hat, daß die vorhandenen
Rohrleitungen sich als zu schwach erweisen und dem gesteigerten
Bedürfe nicht mehr genügen, oder die Legung von neuen Rohrleitungen
in Straßen, in welchen bisher nur auf einer Seite ein Gasrohr vor
handen war und in denen theils in Folge des gesteigerten Gasbedarfs,
theils mit Rücksicht auf das Dammpflaster die Legung eines zweiten
Gasrohres auf dem anderen Bürgersteige sich als nothwendig her
ausgestellt hat.
Es betreffen die Anschläge folgende Ausführungen:
Kostenanschlag Nr. 23.
Legung einer Rohrleitung von 380 mm Durchmesser in der
Mühlenstraße, von der Fruchtstraße bis zur Straße am
Oberbaum, an Stelle der herauszunehmenden zu schwachen
Leitung von 265, 210 und 105 mm Durchmesser 25 700 JC
Kostenanschlag Nr. 24.
Rohrleitung von 130 mm Durchmesser in der
Sebastianstrabe, zwischen Prinzen- und Luckauer-
straße, an Stelle der vorhandenen von 65 mm . 1 600 -
Kostenanschlag Nr. 25.
Rohrleitung von 155 mm Durchmesser in der
Dresdenerstraße, zwischen dem Oranienplatze
und der Adalbertstraße, an Stelle der vorhandenen
von 50 mm 2 300 -
Kostenanschlag Nr. 26.
Rohrleitung von 130 mm in der Buckowerstraße
aus dein nördlichen Bürgersteige, an Stelle der
vorhandenen von 80 mm und Legung einer neuen
Rohrleitung auf einem Theile des südlichen
Bürgersteiges von 105 mm, woselbst eine Leitung
zur Zeit noch fehlt 1 600 -
Kostenanschlag Nr. 27.
Rohrleitung von 155 mm auf dem nördlichen
Bürgersteige der Gitschinerstraße, zwischen der
Prinzenstraße nnd dem Wasserthorplatze, an Stelle
einer Leitung von 80 und 65 mm 3 500 -
Kostenanschlag Nr. 23.
Rohrleitung von 155 mm auf dem nördlichen
Bürgersteige derGroßenFrankfurterftraße,zwischen
der Fürstenwalder- und Koppenstraße, an Stelle
dcr vorhandenen Leitung von 65 mm .... 3 500 -
Kostenanschlag Nr. 29.
Rohrleitung von 155 mm auf dem östlichen Bürger
steige des Elisabethnfers, zwischen dem Oranicn-
platze und dem Bethanien-Ufer, und Umlegung
der daselbst vorhandenen Leitung von 80 mm
nach der Uferseite, auf welcher bis jetzt ein Rohr
nicht vorhanden ist 7 500 -
Kostenanschlag Nr. 30.
Rohrleitung von 105 mm auf dem südlichen
Bürgersteige der Gcorgenkirchstraße, von der
Lietzmannsgasse ab bis zum Gcorgenkirchplatze,
woselbst bis jetzt ein Gasrohr nicht vorhanden
war 1 300 -
Kostenanschlag Nr. 31.
Rohrleitung von 210 mm in der Oranienstraße
auf dem nördlichen Bürgersteige, vom Oranien
platze bis zur Prinzenstraße, an Stelle der vor
handenen Leitung von resp. 130, 105 und 80 mm 5 500 -
Kostenanschlag Nr. 32.
Rohrleitung von 210 mm in der Fichtcstraße,
von dem Grundstück der Gasanstalt bis zur
Hasenhaide und demnächst auf dem nördlichen
Bürgersteige der Hasenhaide bis zur Pionier-
straße, an Stelle der jetzt vorhandenen von 105 mm 9 800 -
Zusammen 62 300 JC
Unter Zurechnung der Kostenbeträge der Anschläge Nr. 21 und 22
mit zusammen 173 000 JC betragen die Kosten für die nachträglich
in Vorschlag gebrachten, in unserer Vorlage vom 28. November pr.
noch nicht enthaltenen Ausführungen im Ganzen 235 300 JC- Mit
Rücksicht auf das für die einzelnen Positionen nachgewiesene Bedürfniß
beantragen wir die Genehmigung dieser sämmtlichen Ausführungen.
Nach dem beigefügten Verzeichnisse der sämmtlichen Kostenanschläge
ist der Gesammtbetrag der Kosten für diese Ausführungen auf
1 932 500 JC berechnet, wovon für die Erweiterungen der Anlagen
auf den Anstalten und am Rohrsysteme 1 682 600 JC und für
Erneuerung von Gebäuden, Apparaten und Rohrleitungen 249 900 JC
erforderlich sind.
Wie wir in unserer Vorlage vom 28. November pr. bereits aus
geführt haben, werden die für diese Bauten aufzuwendenden Geld
mittel zum Theil aus den Abschreibungen gedeckt werden können,