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201). Protokoll des Ausschusses zur Vorberathung der
Vorlage (J.-Nr. 102 P. D. 85), betreffend den Ankauf
des der Petri-Kirchengemeinde gehörigen Theils des
alten Jacobs-Kirchhofs in der Kürassierstratze.
Berlin, den 27. März 1885.
Anwesend:
Stadtv. Diersch, Vorsitzender,
- vr. Stryck,
- Bulle.
- Franke,
- de Näve,
- vr. Gerstenberg,
- Maltern,
- Nicolai,
- Gericke.
Als Vertreter des Magistrats Herr Stadtrath Kunz, außerdem
Herr Garten-Director Mächtig.
Der Berathung ging eine Besichtigung des in der Kürassierstraße
gelegenen Kirchhofterrains voran, an welcher fast alle Mitglieder des
Ausschusses sich betheiligten. In der Verhandlung, an welcher alle
Mitglieder Theil nahmen, mit Ausnahme des Stadtv. Bergemann,
der als Mitglied des GemeindekirchenratheS von St. Petri von einer
Betheiligung an den Berathungen Abstand nahm, war man einstimmig
der Ansicht, daß der Ankauf des Terrains empsehlenswerth sei, obwohl
der Nutzen einseitig auf Seiten des Verkäufers sei, da während der
nächsten 35 Jahre wegen der noch vorhandenen Grabstellen an eine
Verwerthung zu Bauzwecken nicht zu denken sei; wenn die Stadt
gemeinde das Terrain trotzdem erwerbe, so geschehe dies lediglich, um
dem an Schmuckplätzen armen Stadttheile einen solchen zu erhalten.
Dem gegenüber wurde hervorgehoben, daß die Zahl der zu erhaltenden
Gräber sich voraussichtlich bald erheblich verminderu würde, daß man
sich auch der Kirchgemeinde gegenüber in einer Zwangslage befinde, da
der jetzt als Durchgang und Zugang benutzte Weg Eigenthum derselben
und dieselbe somit berechtigt sei, den Weg zu sperren. Wenn der Ankauf
ausgeführt würde, müsse aber die Kirchgemeinde die auf dem Kirchhofe
ruhenden Lasten übernehmen, da deren Umfang sich zunächst nicht mit
voller Sicherheit übersehen lasse. — In Rücksicht auf den Preis
wurde hervorgehoben, daß die gegenwärtige Einnahme der Kirche von
diesem Platze nur aus 800 JC bestehe, welche für die Erhaltung der
Gräber eingingen, und daß diese Summe wahrscheinlich zu dem vor-
bezeichneten Zwecke voll verwendet würde; daß ferner die Kirchgemeinde
in den nächsten 30 Jahren keine Einnahme aus dem Grundstücke
erzielen würde, daß daher, da der Vortheil nur auf Seiten der Kirche
sei, welche durch den Verkauf ein größeres zinstragendes Kapital
erlange, der geforderte Preis von 600 JC für die Quadratruthe zu
hoch erscheine. Demgemäß einigte sich der Ausschuß dahin, der
Stadtverordneten-Versammlung zu empfehlen:
1. statt der geforderten 600 JC nur 500 JC pro Quadratruthe
zu bewilligen,
2. die erforderlichen Geldmittel aus Special-Etat 50 pro 1885/86
zu entnehmen.
Der Druck des Protokolls wurde beschlossen; zum Referenten
wurde der Stadtv. Mattern gewählt.
Diersch. Gerstenberg.
210. Vorlage (J.-Nr. 1 174 vrä. Dep. 85) — zur Beschlutz«
fassung —, betreffend die Prolongation der Ermäch
tigung zum freihändigen Verkauf der städtischen
Baustellen zwischen der Frankfurter Allee resp. Thaer-
stratze und dem Weidenweg.
Durch den Beschluß vom 27. September 1883— Prot. Nr. 14 —
hatte die Stadtverordneten-Versammlung uns weiterhin und bis zum
1. April 1885 ermächtigt, die zwischen der Frankfurter Allee resp.
der Thaerstraße und dem Weidenweg befindlichen städtischen Baustellen
für den Preis von 42,so JC pro Quadratmeter (600 JC pro Quadrat
ruthe), die Eckbaustellen dagegen für den Preis von 49,m JC pro
Quadratmeter (700 JC pro Ouadratruthe) als Minimalpreise frei
händig zu verkaufen.
Nach den anliegenden beiden Situationsplänen befinden sich dort
Eckbaustellen nicht mehr im Eigenthum der Sladtgemeinde, während
an anderen Baustellen noch eine erhebliche Zahl verfügbar vorhanden
ist. Von dem mit I bezeichneten Komplexe zwischen Weidenweg und
Tilsiterstraße wünschen wir die am Weidenwege belegenen beiden
Parzellen von 1642 und 504 gm zu reserviren, da für diese Parzellen,
welche nicht von vornherein getrennt werden sollten, beim Verkauf
wegen ihres verhältnißmäßig großen Hinterlandes zur Zeit ein ange
messener Preis nicht leicht wird erzielt werden können, dieselben sich
aber für städtische Zwecke wohl eignen. Dagegen halten wir den Preis
von 42,so JC pro Quadratmeter für alle anderen Parzellen der Com
plexe l und II und für die Parzellen des Komplexes III von 632
und 515 gm noch ferner für angemessen. Für die nach Lage und
Form werthvolleren Parzellen des Komplexes III von 449 und 527 gm
hoffen wir, den bisher für Eckbaustellen geforderten höheren Preis von
49,g-- JC pro Quadratmeter erzielen zu können.
Demnach bitten wir zu beschließen:
Die Versammlung genehmigt, daß die von ihr durch
Beschluß vom 27. September 1883, Protokoll Nr. 14, dem
Magistrat ertheilte Ermächtigung zum freihändigen Verkauf
der städtischen Baustellen zwischen der Frankfurter Allee resp.
der Thaerstraße und dem Weidcnwege bis zum 1. April 1887
in Gültigkeit bleibe, und stellt den Minimalpreis für die
beiden Parzellen des Blockes III der vorliegenden Situations
pläne von 449 und 527 gm auf 49,»s JC pro Quadratmeter,
für die übrigen Parzellen der Blöcke I, II und III auf
42,su JC pro Quadratmeter fest. Für die Parzellen des
Blockes I von 1 642 und 504 gm wird ein Minimalpreis
für jetzt nicht festgestellt.
Berlin, den 20. März 1885.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt,
gez. von Forckenbeck.
211. Protokoll des Ausschusses zur Vorberathung der
Vorlage, betreffend de» Ankauf der Grundstücke
Alexandrinenstr. 5 und 0, sowie des Hinterlandes
des Grundstücks Alexandrineustr. 11 zum Bau der
höheren Bürgerschule.
Verhandelt Berlin, den 27. März 1885.
Anwesend:
Stadtverordneten-Vorsteher-Stellvertreter B ü ch t e m a n n,
Stadtv. Richter,
- Franke,
- Grab«,
- Paulfen,
- Scheiding,
- Heyden,
Esmann.
Entschuldigt:
Stadtv. vr. Schwalbe,
- Herold.
Seitens des Magistrats:
Stadtrath Schmidt.
Zur Beschlußfassung über die Vorlage, betreffend den Ankauf der
Grundstücke Alexandrinenstr. 5 und 6, sowie des Hinterlandes des
Grundstücks Alexandrinenstr. 11 zum Bau der höheren Bürgerschule,
hatte sich der zu diesem Zwecke eingesetzte Ausschuß heute Abend 7 Uhr
im Rathhause versammelt. Nachdem der Vorsitzende die Sachlage kurz
resümirt und ein ihm zugegangenes Schreiben des Baumeisters Lüdecke
vom 27. d. Mts. zur Kenntniß des Ausschusses gebracht hatte, referirte
der Magistrats-Kommissar über die auf das Ausschreiben eingegangenen
Offerten und wies aus den Preisen in denselben dem Ausschuß über
zeugend nach, daß der Ankauf dieser der Stadtverordneten-Versammlung
vorgeschlagenen Grundstücke, vom finanziellen Gesichtspunkte aus, in
erster Reihe sich empfiehlt, nachdem die Besitzer den Preis von ursprünglich
59 auf 45 JC pro Quadratmeter ermäßigt haben. Speciell
gelangte die Offerte des Baumeisters Lüdecke, welche den Mitgliedern
der Stadtverordneten-Versammlung in der Sitzung vom 25. d. Mts.
vorgelegen hat, nebst dem von ihm an den Ausschuß gerichteten
Schreiben vom 27. d. Mts. zur Berathung.
Der Ausschuß gelangte nach der eingehenden Prüfung dieser
Offerte in finanzieller Beziehung und nach allen in Betracht zu ziehenden
Momenten zu der einstimmigen Ueberzeugung, daß dieselbe nicht
annehmbar ist.
Einer Hinweisung aus der Mitte des Ausschusses auf das Grundstück
der Wittwe Degebrodt am Blücherplatz Nr. 2 wurde keine weitere
Folge gegeben, nachdem der Vertreter des Magistrats eingehende Mit
theilung über die mit der Besitzerin gepflogenen Verhandlungen und
den geforderten Preis gegeben, sowie die Konfiguration und Lage des
Grundstücks erläutert hatte.
Der Stadtbaurath Blankenstein, welcher der Sitzung beiwohnte,
erläuterte darauf, in welcher Weise die Errichtung der Gebäude auf
den zur Erwerbung vorgeschlagenen Grundstücken erfolgen soll. Darnach
erhalten die Schulklassen genügendes, ja gutes Licht und bleibt ein
einheitlicher, geräumiger Hof übrig.
Der Stadtbaurath Blankenstein hebt ferner als ein günsttges
Moment bei Wahl dieser Grundstücke hervor, daß dabei die erste
städtische höhere Bürgerschule an der Straße und nicht, wie dies bei
Annahme anderer Offerten nöthig würde, auf dem Hof errichtet würde.
Der Ausschuß erklärte sich hiermit einverstanden und fügte hinzu,
daß durch die Errichtung des Schulgebäudes an der Straße, ohne
Unkosten der Stadt, ein Gewinn für die ganze Gegend erwachsen würde.