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Volume No. 61 (544-545), 15. September 1884

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1884 (Public Domain)

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halle mehr in dem Mittelpunkte des Nordens, d. h in der 
Nähe des Rosenthaler Thores, in Aussicht genommen wird. 
Wenngleich wir nicht in der Lage waren, uns die Gründe der 
Ablehnung unserer Vorlage vom 22. März er. überall anzueignen, so 
haben wir behufs ununterbrochener Förderung der Versorgung der 
gesammten Stadt mit Markthallen die Ermittelung anderer zweck 
entsprechender Grundstücke, deren örtliche Lage den in dem Beschlusse 
vom 3. April er. angegebenen Gesichtspunkten sich annähert, ohne 
Verzug in Angriff genommen. Die bei uns eingegangenen Offerten 
verkäuflicher Grundstücke hat unsere Subkommission sowohl, wie auch 
die durch Gemeindebeschluß von 27. Mai/8. Juni 1882 niedergesetzte 
gemischte Deputation, welcher die Aufstellung eines Generalplanes 
zur Versorgung der Stadt mit Markthallen obliegt, mehrfach durch 
geprüft. 
Wir mußten hierbei die Verkaufsangebote aller westlich und 
nordwestlich des Komplexes Schlegelstr. 23a und Jnvalidenstr. 118 
belegenen Grundstücke nach den bei den Verhandlungen über unsere 
diesfällige Vorlage zu Tage getretenen Anschauungen der Mehrheit 
der Stadtverordneten-Versammlung außer Acht lassen. Es erschien 
ferner nach den einmüthigen Ansichten der gemischten Deputation sowohl, 
wie auch unserer Subkommission nicht räthlich, bei der Auswahl von 
Grundstücken über die Jnvalidenstraße hinaus noch weiter in den 
Norden der Stadt hinauszugreifen und ebenso wurde allgemein ange 
nommen, daß die Baustelle für die Marfthalle der Nordstadt nicht 
noch weiter nach Osten, also jenseits der Höhe des Rosenthaler Thores 
zu suchen sei. Für die erstere Einschränkung sprach die Rücksicht auf 
die südlich der Jnvalidenstraße wohnende sehr zahlreiche Bevölkerung 
und die Nothwendigkeit, Sorge oafür zu tragen, die Markthalle möglichst 
so zu legen, daß dieselbe in möglichst gleichen Abständen von allen 
betheiligten Stadtquarticren des Nordens sich befinde und somit ihre 
Frequenz möglichst gesichert sei. Eben diese Erwägung führte aber 
auch dazu, über die Gegend östlich des Rosenthaler Thors nicht 
hinauszugehen, wobei noch als fernerer Grund hinzutrat, daß man 
anderenfalles der Markthalle Neue Frtedrichstraße näher gekommen wäre, 
als bei angemessener Disposition der örtlichen Lage der Markthallen 
der einzelnen Stadttheile empfehlenswerth erscheint. 
Die nach diesen allseitig angenommenen Gesichtspunkten vor 
genommene eingehende Durchprüfung des vorhandenen Materials an 
Offerten und der weitere Umstand, daß innerhalb des so umschriebenen 
Gebietes die Zahl der mit reichlichem unbebautem Hinterland versehenen 
Grundstücke nach amtlicher Untersuchung unseres städtischen Ver- 
messungsbüreaus eine äußerst geringe ist, hat dazu geführt, daß zur 
engeren Wahl nur folgende zwei Komplexe gelangt sind. Es waren dies: 
Erstens die Grundstücke Weinbcrgsweg 4/5 und Lothringerstr. 46, 
47, 48. Für diese Grundstücke sind im Einzelnen als Kaufpreise ge 
fordert worden: 
für Lothringerstr. 46 bei rund 950 gm Grundfläche 225 000 JC 
- - 47 - - 658 - - 150000 - 
- - 48 - - 992 - - 300 000 - 
für Weinbergsweg 4 - - 998 - - 240 000 - 
- - 5 - - 1000 - - 180 000 - 
so daß die Kosten des Grunderwerbs sich bei einer Gesammtfläche von 
4598 gm auf 1 095 000 JC gestellt haben würden. 
Es erschien zunächst durchaus nicht angänglich, das Areal der 
Markthalle durch Weglassung des einen oder anderen hier aufgeführten 
Grundstücks sehr wesentlich zu verkleinern. 
Eine wesentliche Minderung der Grund-Erwerbskosten wäre auf 
diese Weise nur durch Verzicht auf mehr als eines der angebotenen 
Grundstückes möglich gewesen und alsdann wäre die Baustelle viel 
zu klein geworden. 
Eine Ermäßigung der von den Eigenthümern der sämmtlichen 
Grundstücke geforderten Preise wäre vielleicht noch zu erzielen gewesen. 
Immerhin wären aber die Grund-Erwerbskosten noch sehr erheblich 
höher geblieben, als für sachentsprechend zu erachten war. 
Abgesehen von diesen schwerwiegenden finanziellen Bedenken trat 
nun noch die von der Mehrheit der Mitglieder der gemischten Deputation 
getheilte Ansicht hinzu, daß die hier in Betracht gezogene Baustelle der 
Eentralhalle in der Neuen Friedrichstraße zu nahe liege. Die Ent 
fernung von derselben beträgt in der Luftlinie nur 990 Meter. Die 
gemischte Deputation hat hiernach, auf Grund mehrfacher eingehender 
Berathungen und örtlicher Besichtigungen geglaubt, von diesem dicht 
am Rosenthaler Thor belegenen Bauterrain absehen zu müssen. Wir 
haben dieser Anschauung nur beitreten können. 
Bei dieser Sachlage blieb zweitens allein das Häuservicrtel übrig, 
dessen Ankauf diese Vorlage empfiehlt. 
Es besteht aus den Grundstücken: 
Ackerstr. 
23/24, 
bei einer Preisforderung von 150 000 JC für 
1 878 qm Grundfläche, 
25, 
- - - von 160 000 JC für 
927 qm Grundfläche, 
- 
26, 
- - - von 160 000 JC für 
914 qm Grundfläche, 
Jnvalidenstr. 158, bei einer Preisforderung von 150 000 JC für 
358 qm Grundfläche. 
Angeboten als Zugang von der Jnvalidenstraße aus war noch 
das Grundstück Jnvalidenstr. 156 zum Preise von 102 000 JC bei 
235 qm Grundfläche. Die gemischte Deputation hat indeß geglaubt, 
daß das letztgenannte Grundstück zu klein, dasselbe auch sonst nicht so 
gut zu dem sonstigen Terrain gelegen sei, namentlich auch eine sehr 
schmale Front an der Jnvalidenstraße besitze und sein Ankauf sonach 
sich nicht empfehle. 
Die hiernach sich gestaltende Baufläche im ungefähren Gesammt- 
ausmaß von 4 077 qm würde als Kaufpreis eine Aufwendung von im 
Ganzen 620 000 JC erfordern. Sie liegt von der Centralhalle Neue 
Friedrichstraße 1 350 m in der Luftlinie entferut. Durch das Grund 
stück Jnvalidenstr. 158 besitzt der so gebildete Terraincomplex einen 
völlig ausreichenden Zugang zur Jnvalidenstraße, wobei noch zu er 
wähnen ist, daß die Straßenfront desselben groß genng ist, um die 
Möglichkeit zu geben, daß das Vorderhaus, vielleicht mit einem Seiten 
flügel, stehen bleiben und sonach auch ferner Ertrag gewähren kann. 
Inwieweit Theile der sehr dicht bebauten Grundstücke Ackerstr. 25 und 26 
ebenso noch weiter miethsweise nutzbar gemacht werden können, wird 
sich bei der definitiven Aufstellung des Bauprojektes zeigen. 
Die gemischte Deputation hat diesen Punkt für nicht entscheidend 
gehalten, aber gleichwohl erwogen. Allein auch bei einem negativen Er 
gebniß hinsichtlich dieser nebensächlichen Angelegenheit können wir den 
Ankauf des beschriebenen Häuserviertels nur dringend empfehlen. 
Die Baufläche ist für den Zweck der Errichtung einer Markthalle 
im Norden ausreichend und auch ihrer äußeren Gestalt nach wohl 
geeignet. Die örtliche Lage derselben entspricht, so weit als irgend 
möglich, den in dem Beschlusse der Stadtverordneten-Versammlung vom 
3. April 1884 angedeuteten Gesichtspunkten. Der offerirte Komplex liegt 
nahezu in der Mitte desjenigen Stadttheiles, welchen man als „den 
Norden" der Stadt zu bezeichnen gewohnt ist. Er liegt ferner, was 
wir für ein Moment von entscheidender Wichtigkeit halten, dicht an 
dem Pappelplatz, also einer bis in die letzte Zeit hinein — wo der Markt 
allerdings verlegt ist — sehr gesuchten und gewohnten Stätte des Markt 
verkehrs. 
Wir legen dieser Vorlage als Anlagen bei: 
a) einen allgemeinen Situationsplan der Stadt, in welchem die 
zum Ankauf empfohlene Baustelle, sowie die sämmlichen im 
Bau begriffenen Markthallen roth, die vorhandenen öffent 
lichen Wochenmärkte blau angezeichnet sind; 
d) einen besonderen Plan der zu erwerbenden Grundstücke; 
e) eine Tabelle, in welcher die durch unsere städtische Feuer 
societät und durch unsere Steuerdeputatirn, Abtheilung für 
Haus- und Miethssteuer, ermittelten Feuerkassenwerthe und 
und haussteuerpflichtigen Miethserträge pro 1883 für jedes 
der angebotenen Grundstücke ersichtlich gemacht sind. 
Aus der letztgedachten Tabelle glauben wir ersichtlich machen zu 
können, daß die für die Grundstücke im Einzelnen geforderten Preise 
nicht zu hoch sind und der für den Komplex im Ganzen zu zahlende 
Kaufpreis angemessen ist. 
Weitere Preisermäßigungen müssen übrigens nach wiederholt 
mit den Eigenthümern geführten Verhandlungen als nicht zu erwarten 
ansehen. 
Theile des hier angebotenen Komplexes sind uns übrigens in drei 
verschiedenen anderen Zusammenstellungen mit benachbarten Grund 
stücken, nämlich 
a) Ackerstr. 20—24 und Brunnenstr. 133 für 601 000 JC bei 
5 800 qm, 
b) Ackerstr. 20—22 und Brunnenstr. 135—137 für 971 000 JC 
bei 5 800 qm, 
c) Ackerstr. 20—22 (Ackerstr. 20 und 22 nur in Trennstücken) 
und Brunnenstr. 136 für 616 000 JC bei 4 500 qm Grundfläche 
in Vorschlag gebracht worden. Ueber alle diese anderen Proposittonen 
lagen Situationsskizzen vor. Keine derselben ist von der gemischten 
Deputation für geeignet befunden worden. Die Kombination aä b 
wurde allseitig als zu theuer erachtet, die Kombinationen aii a und c 
boten ebenso einstimmig getadelte Gestaltungen der Baustellen, da die 
jenige zu a zu lang und zu wenig breit, diejenige zu c zu beiden 
Seiten zu schmale Zugänge besaß. 
Es blieb nach dem einstimmigen Urtheil der gemischten Deputation 
hiernach allein die hier in Vorschlag gebrachte Baufläche übrig. Indem 
wir hiernach der Stadtverordneten-Versammlung auch unserer Seits 
den Ankauf derselben empfehlen, bemerken wir noch, daß die sämmt 
lichen in Betracht kommenden Grundstücke am 1. April k. Js. mieths- 
frei gestellt werden können. Ungewöhnliche Lasten und Beschränkungen, 
welche auf den Grundstücken haften, sind uns nicht angegeben worden. 
Die Abwickelung der Hypothekenverhältnisse wird voraussichtlich 
Schwierigkeiten nicht bieten, wobei wir allerdings bemerken, daß auf 
dem Grundstück Ackerstr. 25 nach Angabe des Besitzers für die Deutsche 
Bodcn-Credit-Actien-Bank eine erst nach 9 Jahren rückzahlbare mit 
4Vi pCt. verzinsliche Hypothek von 90 000 JC haftet. 
Wir bemerken schließlich noch, daß die Eigenthümer einiger be- 
theiligter Grundstücke sich an ihre Offerten nur bis Ende dieses Monats
	        
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