Druck von Gebrüder Gruncrt, Berlin.
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(Zu 3ir. 324 und 9fr. 335.)
Vortagen
für die
Stadtverordneten-Versammlung zu Berlin.
Zu Nr. 324. Vorlage, betr. die für die Reclamations-
Commission vorzunehmenden Ersatzwahlen.
Die Steuer- und Einquartierungs-Deputation hat in dem nebst
Beilage in Abschrift beigefügten Berichte vom 15. d. Mts. unsere Ver
mittelung dahin in Anspruch genommen, daß nicht allein die noch aus
stehende Wahl von
7 Mitgliedern und
4 Ersatzmännern
der Klassensteuer-Reclamations-Commission nach Thunlichkeit beschleunigt
werde, sondern daß auch die besonders beantragten Ersatzwahlen
schleunigst erfolgen und die Wahl nur auf solche Personen gelenkt
werde, von denen die Annahme der Wahl vorher gesichert ist. In
Betracht der im Berichte näher ausgeführten Umstände ersuchen wir
die Stadtverordneten-Versammlung, im Sinne des Antrages das Ge
eignete gefälligst wahrnehmen zu wollen.
Berlin, den 23. Mai 1884.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt,
gez. Duncker.
Zu Sir. 324.
Die Wahl der Mitglieder der Klassensteuer - Reclamations - Com
mission für die drei Steuer-Jahre vom 1. April 1884 bis dahin 1887,
welche von uns bereits am 23. October pr. bei dem Magistrat in
Anregung gebracht war und in Folge der neuen Stadtbezirks-Eintheilung
schon eine für die Erledigung der zahlreichen Reclamationen störende
Verzögerung erlitten hatte, ist Seitens der Stadtverordneten - Ver
sammlung im vorigen Monat in der Hauptsache durchgeführt worden.
Nach der gehorsamst beigefügten Aufstellung waren 213 Mitglieder
und 26 Ersatzmänner nach Standesamts-Bezirken zu wählen.
Es sind jedoch erst 206 Mitglieder und 22 Ersatzmänner gewählt
worden, so daß noch heute 7 Mitglieder und 4 Ersatzmänner fehlen.
Abgesehen hiervon haben nach dieser Zusammenstellung bereits 36 Mit
glieder und 1 Ersatzmann aus gesetzlichen Gründen abgelehnt, so daß
es zur Erledigung der Reclamationen, die nach den bisherigen Er
fahrungen mindestens die Zahl von 25 000 erreichen werden, schon
jetzt an den erforderlichen Mitgliedern fehlt, namentlich kämpfen die
Abtheilungen der Standesämter 3, 4, 6 7 und 8 mit Verlegenheiten.
Dazu kommt, daß während der bevorstehenden Sommmermonatc
noch verschiedene Mitglieder sich ans Erholungs- resp. Bade
reisen begeben und dadurch auf längere Zeit von der Thätigkeit
bei der Reclamations - Commission abgehalten werden. Nach den
bestehenden Vorschriften müssen aber die Reclamationen diesseits
bis zum 20. August cr. erledigt und bei der Königlichen Direction für
die Verwaltung der directen Steuern eingereicht werden, so daß in dem
Zeitraum von etwa 3 Monaten die an und für sich sehr schwierige
Arbeitslast bewältigt sein muß. Andererseits ist die baldige Erledigung
der Reclamationen sowohl im Interesse der geordneten Steuerverwaltnng,
als der Reclamanten sehr wünschenswerth.
Es dürfte deshalb nicht nur dringend nothwendig sein, daß die
besonders von uns beantragten Ersatzwahlen schleunigst erfolgen, sondern
daß auch die Stadtverordneten-Versammlung künftig, wenn nicht Ver
legenheiten entstehen sollen, nur solche Personen als Mitglieder wählt,
von denen die Annahme der Wahl vorher gesichert ist.
Dem Magistrat stellen wir ganz ergebenst anheim, in geeigneter
Weise hierauf gefälligst nach Möglichkeit hinwirken zu wollen.
Berlin, den 15. Mai 1684.
Steuer- und Einquartierungs-Deputation des Magistrats, Abtheilung II.
gez. Hagen.
335. Vorlage (J.-Nr. 14 G. B. I. 84) — znrBcschluftfassung
betreffend den Ankauf dcS Grundstücks der früheren
Kriegs-Akademie in der Burgstraftc.
Sicherem Vernehmen nach hat Sc. Majestät der König der Fest
stellung der Baufluchtlinien für die Kaiser Wilbelmstraße von der Kloster-
straße bis zur Burgstraße, wie sie von den Kommunalbehörden unter
dem 28. Juni 1883 beschlossen worden ist, Allerhüchstseine Genehmigung
ertheilt.
Die neue Fluchtlinie schneidet das dem Reichsfiskus gehörige Grund
stück der früheren Kriegs-Akademie, Burgstr. 19, Kleine Burgstraße und
Heiligegeiststr. 10, welches nach vorläufigen Vermessungen ca. 2 707 qm
Flächeninhalt hat, in der Art, daß ca. 1 100 qn> zu Straßcnterrain
freigelegt werden müssen, während der Rest Bauland bildet.
Wir stehen bereits seit mehreren Jahren mit dem Herrn Kriegs
minister wegen des Ankaufs dieses Grundstücks, welches seit circa
IV- Jahr nicht mehr für militairische Zwecke benutzt wird, in Ver
handlung.
Der Herr Kriegsminister hat uns wiederholt erklärt, daß er im
Hinblick auf das Gesetz vom 12. Juni 1873 (R.-G.-Bl. S. 127) ver
pflichtet ist, dies Grundstück in öffentlicher Lizitation zu versteigern,
wenn beim freihändigen Verkauf nicht der Preis von 1 241 000 JC
erzielt würde. Zu diesem Preise offerirt er uns das Grundstück. Er
hat uns zwar auch angeboten, uns das Straßcnland allein zu über
lassen, hat aber den Preis für 1 000 qm desselben auf 458 400 JC
normirt, so daß der Erwerb des gesammten Grundstücks zu dem oben
gedachten Preise, bei welchem die Stadtgemeinde das verbleibende Bau
terrain seiner Zeit verwerthen kann, günstiger erscheint.
Wir beantragen demgemäß zu beschließen:
Die Stadtverordneten-Versammlung willigt in den Ankauf
des dem Reichsftskus gehörigen, in der Burgstraße, Kleine
Burg- und Heiligegeiststraße belegcnen Grundstücks der
früheren Kriegs-Akademie zu dem Preise von 1 241 000 JC.
Die Mittel sind zu entnehmen aus den im Special-Etat 40 B
Tit. VIII angesetzten 1 400 000 JC.
Berlin, den 26. Mai 1884.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt,
gez. Duncker.
Berlin, den 26. Mai 1884.
Der Stadtverordneten-Vorsteher.
vr. Strastmann.