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Volume No. 43 (305-320), 17. Mai 1884

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1884 (Public Domain)

Begründung. 
Der Geschäftsverkehr in der Sparkasse, der bereits in den beiden 
zuletzt verflossenen Jahren und namentlich seit der am 1. October v. I. 
stattgehabten Eröffnung der 5. Zahlstelle eine außerordentliche Zunahme 
zeigte, hat auch in den ersten Monaten des lausenden Jahres wieder 
eine erhebliche Steigerung erfahren, wie sich aus der nachstehenden ver 
gleichenden Zusammenstellung ergiebt. Die Zahl der einzelnen 
Buchungen hat nämlich betragen 
a) bei den Einzahlungen: 
1882. 
1883. 
1884. 
im Januar 
29 767 
33 025 
39 918 
- Februar 
19 316 
22 399 
27 158 
- März 
15 614 
17 460 
20 538 
- April 
17 476 
20 285 
23 620 
- Mai 
13 698 
15 676 
- Juni 
15 857 
17 665 
- Juli 
20 979 
23 411 
- August 
17 116 
21 211 
- September 
15 771 
17 476 
- October 
21 004 
25 171 
- November 
16 195 
19 040 
- December 
13 012 
15 484 
Summa 
215 805 
248 303 
d) bei 
den Rückzahlungen: 
im Januar 
6 998 
8 568 
10 124 
- Februar 
8 682 
9 949 
11 057 
- März 
11 147 
12 568 
13 154 
- April 
8 336 
10 916 
12 356 
- Mai 
10 068 
11 990 
- Juni 
9 766 
11 007 
- Juli 
9 052 
10 286 
- August 
9 849 
11 016 
- September 
10 324 
11 360 
- October 
8 983 
10 431 
- November 
8 745 
9 796 
- December 
11 203 
12 798 
Summa 
113 153 
130 685 
Hiernach haben in jedem einzelnen Monat sowohl die Einzahlungen 
wie die Rückzahlungen im Vergleich mit den Vorjahren zugenommen. 
Eingezahlt sind 
im Jahre 1882 13 591 808,»° .M 
- - 1883 14 860 727,32 - 
- Januar, Februar, März, April 1884 . . . 6 206 580,»» - 
mithin in den letzten 4 Monaten bereits ca. 41,7» pCt. der ganzen 
während des Jahres 1883 eingezahlten Summe. 
Zurückgezahlt sind 
im Jahre 1882 8 513 654,4» Ji 
- - 1883 10 465 575,18 - 
- Januar, Februar, März, April 1884 . . . 3 857 496,s° - 
oder ca. 36,8» pCt. der ganzen während des Jahres 1883 zurück 
gezahlten Summe. 
Der Bestand an Sparkassenbüchern, der ultimo 1882 182 178 Stück 
betrug, ist bis ultimo 1883 auf 205 616 - 
und bis ultimo April 1884 auf 216 853 - 
gestiegen. Während der Zuwachs pro 1883 also 23 438 Stück betrug, 
beläuft sich derselbe für die ersten 4 Monate des laufenden Jahres 
bereits auf 11 237. 
Die Uebclstände, die dieser gesteigerte Verkehr namentlich für daS 
Publikum mit sich bringt, sind so erheblich, daß, wenn nicht der Segen 
der Sparkasse für einen großen Theil unserer Bevölkerung fast illusorisch 
werden soll, die Beseitigung derselben dringend geboten ist. Dies ist 
aber nach der Ansicht des Kuratoriums der Sparkasse in gründlicher 
Weise nur durch die Errichtung einer zweiten Sparkasse möglich, und 
das Kuratorium hat deshalb beschlossen, den Gemeindebehörden die 
Errichtung einer zweiten Sparkasse zu empfehlen. 
Nach eingehender Prüfung der Sachlage haben wir uns dem 
Antrage des Kuratoriums angeschlossen, und bemerken zur Begründung 
desselben noch Folgendes: 
Wenn die Gemeinde es einmal als ihr Recht und ihre Pflicht 
anerkennt, durch die Errichtung einer Sparkasse das Wohlbefinden eines 
großen Theiles der Bevölkerung zu heben, zugleich aber im allgemeinen 
Interesse die zerstreuten kleinen Kapitalien zu sammeln und nutzbar zu 
machen, so müssen auch die zu diesem Behufe getroffenen Einrichtungen 
— soweit es irgend angeht — derartig gestaltet werden, daß sie als 
möglichst zweckentsprechend angesehen werden können, namentlich wenn 
dadurch Opfer für die Stadttasse nicht erwachsen. Hierzu gehört in 
erster Linie, daß dem Einzelnen nicht nur die Belegung seiner Erspar 
nisse, sondern auch die Rücknahme von Spargeldern so bequem wie 
möglich gemacht wird. 
Was den ersteren Punkt betrifft, so ist durch die Errichtung von 
Sparkassen-Annahmestellen sowie von zwei Filialen in den Steuer- 
annahmestellen in allen Stadttheilen die Belegung der Ersparnisse 
allerdings wesentlich erleichtert. Mit den Sparkassen-Annahmestellen 
ist aber doch ein Mißstand verbunden, nämlich der: daß dieselben die 
Einlagen nicht sofort bei der Annahme in das Sparkassenbuch eintragen 
können, daß vielmehr die Sparenden ihr Buch aus der Hand geben 
müssen, damit der Eintragungsvermerk durch die Centralstelle erfolge. 
Ein großer Theil des Publikums kann sich in Folge dessen noch immer 
nicht ganz von der allerdings ganz unbegründeten Befürchtung frei 
machen, daß bei Benutzung der Sparkassen-Annahmestellen seine Ein 
lagen nicht vollständig sicher gestellt sein möchten; die Benutzung der 
selben wird deshalb auch immer nur eine verhältnißmäßig beschränkte 
bleiben. 
Weit ungünstiger aber noch liegt die Sache bei den Rückzahlungen. 
Die Rückzahlungen können weder in den Filialen, noch in den An 
nahmestellen, sondern nur in der Centralstelle stattfinden. Will nun 
ein in einer entfernteren Stadtgegend wohnender Sparer einen wenn 
auch noch so geringen Theil seiner Ersparnisse abheben, so wird er bei 
dem fortwährend wachsenden Zudrange und namentlich in den Monaten 
mit starkem Verkehr, in denen, aller Anstrengungen der Beamten 
ungeachtet, oft ein langes Warten der Interessenten bis zu ihrer 
Abfertigung in der Sparkasse nicht zu vermeiden ist, leicht mehrere 
Stunden zur Abwickelung des kleinen Geschäftes verwenden müssen, 
ein Zeitaufwand, durch welchen er der Vortheile wieder verlustig gehen 
kann, welche die Sparkasse ihren Einlegern zu bieten beabsichtigt. 
Diesem Uebelstande kann nur durch Errichtung einer zweiten 
Sparkasse abgeholfen werden, weil Rückzahlungen nur in einer solchen 
geleistet werden können. Die Errichtung einer zweiten Sparkasse würde 
aber überhaupt auch die für die jetzige Sparkasse dringend nothwendige 
Entlastung herbeiführen. 
In Bezug auf die Organisation der zweiten Sparkasse, deren 
Feststellung übrigens keine Schwierigkeiten haben dürfte, enthalten wir 
uns zur Zeit noch aller Vorschläge. Wir bemerken nur, daß die 
Verwaltung der zweiten Sparkasse mit der der ersten unseres Erachtens 
eng verbunden bleiben muß, daß also dem Kuratorium der Sparkasse 
beide Sparkassen unterstellt sein müssen. Nur so können beide Sparkassen 
nach denselben Grundsätzen und gedeihlich zusammen wirken, nur so ist 
auch eine einheitliche und zweckmäßige Verwaltung der Sparkasscn- 
kapitalien möglich. 
Soll die zweite Sparkasse die an sie geknüpften Hoffnungen voll 
ständig erfüllen, so muß sie in einem Stadttheil errichtet werden, der 
nicht in der Nähe der jetzigen Sparkasse belegen, aber dicht bevölkert 
ist, schon jetzt eine große Zahl von Sparern besitzt und von den 
Außenbezirken sehr leicht erreicht werden kann. 
Das Kuratorium hat sich deshalb dahin entschieden, die zweite 
Sparkasse in dem westlichen Theil der Friedrichstadt, für welchen 
Stadliheil alle die erwähnten Voraussetzungen zutreffen, zu errichten 
und hat gleichzeitig beantragt, daß der Sparkasse von den für Markt 
hallenzwecke erworbenen Grundstücken Zimmerstraße 89, 90 und 91 
— deren Lage das Kuratorium für besonders günstig erachtet — eine 
an der Zimmcrstraße belegene hinreichend große Baustelle zur Errichtung 
eines zweiten Sparkassengebäudes käuflich überlassen werde. 
Wir pflichten dem von dem Kuratorium betreffs der Lage der 
zweiten Sparkasse gemachten Vorschlage bei. An den Osten kann nicht 
wohl gedacht werden, da ein Theil desselben der Klosterstraße zu nahe 
liegt, der entfernter liegende Theil aber zu wenig bevölkert ist. Auch 
für den Süden und den Norden können wir uns nicht entscheiden, da beide 
den zu stellenden Vorbedingungen nicht voll entsprechen. Dagegen sind 
mir überzeugt, daß eine zweite Sparkasse in dem bezeichneten Stadt 
theile eine große Zukunft hat, zumal wenn man erwägt, daß nach der 
Durchlegung der Zimmerstraße, die früher oder später doch erfolgen 
wird, der große stark bevölkerte äußere Westen und Südwesten der 
Stadt einen bequemen Zugang zur Friedrichstadt erlangt. 
Das Kuratorium der Markthallen, welches sich auf unsere Ver 
anlassung über den vorliegenden Plan geäußert hat, hat erklärt, daß 
im Markthallcn-Jntercsse Bedenken gegen die Errichtung eines Spar 
kassengebäudes auf dem vorderen Theile des Markthallen-Grundstücks 
in der Zimmerstraße nicht obwalten. Auch uns erscheint eine derartige 
Ausnutzung des qu. Grundstücks sehr Vortheilhaft, da der an der 
Zimmerstraßc belegene Theil desselben für Markthallen-Zwecke nicht 
erforderlich und auch zu wcrthvoll ist. 
Wir beabsichtigen nun der Sparkasse von den drei Grundstücken 
Zimmerstraße 89, 90 und 91 — welche zusammen eine Straßenfront 
von ca. 47 m haben — eine Baustelle von ca. 34 m Straßenfront zu 
überlassen, die dann noch verbleibende Restparzelle von ca. 13 m 
Straßenfront aber für den Verkauf zu reserviren. 
Die zur Errichtung des zweiten Sparkassengebäudes bestimmte Bau 
stelle soll — wie bereits oben erwähnt — von der Sparkasse käuflich 
erworben werden und wird der für dieselbe zu entrichtende Kaufpreis 
später zur Feststellung gelangen. Ebenso soll auch die Sparkasse die 
Baukosten tragen. Die für den Grunderwerb wie für den Bau er 
forderlichen Geldmittel werden aus dem Reservefonds der Sparkasse, 
der ultimo 1883 nach dem Ankaufswerth 2 700 852,°» JC betragen 
hat, entnommen werden. Dementsprechend werden der Sparkasse auch 
die aus dem Sparkassengebäude durch Vcrmiethung rc. zu erzielenden 
Einnahmen zufließen, während für die Markthalle nur das Recht der 
Durchfahrt vorbehalten wird. 
Die speziellen Projccte für das Sparkassengebäude — zu dessen
	        
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