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ein 33 m breites Gebäude projectirt und der Rest der Straßenfront
bei einer Tiefe von rot. 38 m zum Wiederverkauf bestimmt.
Das zu errichtende Gebäude ist im Erdgeschoß zur Aufnahme
einer 2. Sparkasse bestimmt, welcher die Räume zur rechten Seite der
zur Markthalle führenden Passage zugewiesen sind. Das Raum
bedürfniß für dieselbe ist gemeinschaftlich mit dem betreffenden Decernenten
dahin festgestellt worden, daß dieselbe 4 Zahlstellen, 1 Ztmnier für den
Rendanten mit Tresorraum, 1 desgleichen für die Mitglieder des
Curaloriums und 1 desgleichen für die Calculatur, und endlich einen
größeren Raum für die Registratur und zur Unterbringung von Hülfs-
arbeitern für die besonders zum Quartalwechsel sich sehr häufenden
Arbeiten enthält.
Bon den Zahlstellen ist eine im Vorderhause, die drei übrigen im
Seitenflügel untergebracht, die Länge derselben beträgt 7 m resp. 7,»o m
bei einer Tiefe von 4,r. resp. 4,3» m. Hieraus ergießt sich inet, des
2,5 m breiten Raumes für das Publikum und der Breite des Zahl
tisches von 80 «w für den Seitenflügel eine lichte Breite von 7>- m.
Das Zimmer für den Rendanten und das Curatorium ist im
Vorderhause, das der Ealculatur am Ende des Seitenflügels angeordnet,
von letzterem führt eine Wendeltreppe in die im 1. Stockwerk belegene
Registratur; Retiraden sind an dem ain Ende des Flügels belegenen
Lichthof angeordnet.
Der von der Passage zur Markthalle rechts belegene, ebenfalls mit
besonderem Eingang versehene Theil des Gebäudes enthält an der
Straße Läden mit daran stoßenden Lager- und Comtoirräumen, die
je nach Bedürfniß getrennt oder gemeinschaftlich vermiethet werden
können und im Seitenflügel zwei kleine aus 2 Stuben, Kammer und
Küche resp. 2 Stuben und Küche bestehenden Wohnungen.
Die drei oberen Stockwerke enthalten je zwei große herrschaftliche
Wohnungen und im rechtsseitigen Flügel von der Wirthschaftstreppe
aus zugänglich je eine kleinere eventl. als Dienstwohnung für Unter
beamte zu verwerthende Wohnung.
An der Mauerstraße ist bei der geringen Frontbreite mit Rücksicht
auf die architektonische Erscheinung ein Gebäude projektirt, das nur
Erdgeschoß und ein Stockwerk enthält. Dasselbe enthält im Erdgeschoß
die zur Markthalle führende gewölbte Durchfahrt und daneben die zum
oberen Stockwerk führende Treppe, letzteres enthält bei der Beschränkt
heit des Bauplatzes nur eine kleine Wohnung, deren Vorraum durch
ein Oberlicht erleuchtet werden soll. Von dem für die Markthalle be
stimmten Hinterland sind an allen Seiten zur Erzielung einer kräftigen
Ventilation der Lagerkcllcr größere und kleinere tiefliegende Lichthöfe
abgetrennt. Die neben den Seitenflügeln des Sparkassengebäudes be
legenen enthalten gleichzeitig die Retiraden, während auf der gegen
überliegenden Seite um einen größeren Hof sich die Restaurationsräume
gruppiren, darüber im 1. Stockwerk eine kleine Wohnung für den
Restaurateur und endlich neben dem im schmalen Theil belegenen Licht
hof das Polizeibureau.
Der Hauptmittelgang soll eine lichte Breite von 9 m, die Neben
gänge eine Breite von 2 m erhalten. Letzterer soll über die Dachflächen
der nach dem Shedsystem zu überdeckenden Seitentheile der Halle
hinausgeführt, mit Satteldach überdeckt und mit seitlichem Oberlicht
versehen werden, seine Ueberführung in die von der Mauerstraße
kommende Passage ist durch ein Oktegon mit annähernd gleichen
Seiten bewirkt.
Die Markthalle enthält 397 Stände verschiedener Größen und ist
an geeigneten Stellen durch Treppen und Aufzüge mft den darunter
liegenden, aus massiven Pfeilern zwischen Gurtbogen eingewölbten
Lagerkellern verbunden.
Die Baukosten werden nach dem beigefügten Kostenüberschlagc
850 000 JC betragen, wovon ca. 370 000 JC auf das Gebäude an
der Zimmerstraßc entfallen.
Berlin, den 9. Mai 1884.
Die IV. Stadt - Bau - Jnspection.
gez. Lindemann.
311. Vorlage (J.-Nr. 1117 E. V. I. 84) - zur Beschluß
fassung —, betreffend die Genehmigung der Skizze
und des Kostenüberschlags zum Bau einer Markt
halle auf dem Grundstücke Dorotheenstraßc Nr. 28 3v.
Die Stadtverordneten-Versammlung hat durch den Beschluß vom
17. Januar cr. — Protokoll Nr. 8 — mit der Erwerbung der Grund
stücke Dorotheenstraße Nr. 28, 29 und 30 zum Zwecke der Errichtung
einer Markthalle sich einverstanden erklärt.
Die über diesen Bau ausgearbeitete Skizze, bestehend aus 3 Blatt
Zeichnungen nebst Erläuterungen, und der mit 562 000 JC abschlie
ßende Kostenüberschlag sind durch die städtische Bau-Deputation und
das Curatorium der Markthallen genehmigt worden. Wie aus den
Zeichnungen ersichtlich ist, wird beabsichtigt, an der Dorotheenstraße
ein Wohngebäude mit dem Eingang zur Markthalle, dahinter diese
selbst und an dem Reichstagsuser ein Ausgangsgcbäude zu errichten. >
Die angekauften Grundstücke finden zu diesen Baulichkeiten nicht ganz
Verwendung, es bleiben vielmehr sowohl an der Dorotheenstraßc als
auch am Reichstagsufer je zwei Baustellen übrig, deren Wiederverkauf
beabsichtigt wird. Der Verkauf der an der Dorotheenstraßc belegenen
beiden Baustellen von je rot. 434 gm Größe kann erfolgen, sobald der
Bau soweit vorgeschritten ist, daß diese Parzellen nicht mehr zur
Lagerung von Baumaterialien erforderlich sind. Mit der Veräußerung
der andern beiden Parzellen ist dagegen so lange zu warten, bis die
Straße am Reichstagsuser freigelegt und befestigt sein wird und bis
sich herausgestellt hat, daß die Parzellen nicht mehr zur Erweiterung
der Markthalle gebraucht werden. Es wird beabsichtigt, die Markt
hallen im Innern der Stadt im Laufe des nächsten Winters gleich
zeitig der Benutzung zu übergeben und zu diesem Behufe mit den
Bauarbeiten zu beginnen, sobald das Terrain von Baulichkeiten
geräumt ist, was in kürzester Frist der Fall sein wird. Indem wir
der Stadtverordneten-Versammlung daher die Skizze, den Kosten
überschlag und Erläuterungsbericht anbei übersenden, bitten wir, den
folgenden Beschluß zu fassen:
Die Stadtverordneten-Versammlnng genehmigt die Skizze
und den mit 562 000 M abschließenden Kostenüberschlag zum
Bau einer Markthalle auf dem Grundstücke Dorotheenstraßc
Nr. 28/30 nebst Eingangsgebäuden, sie erklärt sich damit
einverstanden, daß mit dem Bau begonnen werde, sobald die
Projectzeichnungen und die Kostenanschläge der ersten Arbeiten
fertig gestellt und durch die Bau-Deputation und das Cura
torium der Markthallen genehmigt sind, und stellt zu diesem
Behufe vorläufig den Betrag von 250 000 JC aus der
Anleihe vom Jahre 1882 zur Verfügung.
Berlin, den 16. Mai 1884.
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt,
gez. von Forckenbeck.
Zu Nr. 311.
Erläuterungsbericht
betreffend die Skizze zum Bau der Markthalle Nr. 4 in
der Dorotheenstraße.
Das zur Erbauung derselben erworbene Terrain hat bei einer
mittleren Tiefe von 114,« m an der Dorotheenstraße eine Frontbreite
von rot. 55 m, am Reichstagsufer von 58,4 m. Da eine Verwendung )
des an den beiden Straßen liegenden Terrains für die Markthalle
schon an und für sich seines hohen Werthes wegen nicht empfehlens-
werth ist, und das Bedürfniß an Ständen auch bei nicht vollständiger
Inanspruchnahme des erworbenen Terrains vollständig gedeckt werden
kann, so sind an der Dorotheenstraßc zwei Parzellen von 18,» m Front
breite und 23,» w Tiefe und am Reichstagsufer ebenfalls zwei Parzellen
von der Bebauung ausgeschlossen worden, von denen die eine 20,4 m
Frontlänge und 18 m mittlere Tiefe, die andere 26 m Frontlänge bei
23,7 m mittlerer Tiefe hat. An der Dorotheenstraßc verbleibt bei dieser
Disposition noch eine Frontbreite von 18 m bei 23,so m Tiefe disponibel.
Da für die Verwerthung desselben zu einem Gebäude für Verwaltungs
zwecke zur Zeit kein Bedürfniß vorliegt, so ist der Bau eines Miets
hauses (Blatt 2) auf demselben projectirt worden.
Dasselbe enthält im Erdgeschoß zu beiden Seiten der 5 m im Lichten
breiten Einfahrt zur Markthalle und des mit Glasdach überdeckten Hofes
6 Ladenräume verschiedener Größe, welche durch ihre Lage an so
frequenter «stelle voraussichtlich einen sehr guten Miethsertrag geben
werden. Die für die architektonische Erscheinung der Markthalleneinsahrt
bedingte Höhe des Erdgeschosses ergab über den Ladenräumen die
Gelegenheit zur Anlage eines Mazzaningeschosses, dessen Räume als
Wohnungen für einzelne Ladeninhaber resp. als Lagerräume zu ver
wenden sein werden. Die darüber projectirten weiteren 3 Stockwerke
enthalten herrschaftliche Wohnungen von 3 Vorder- und 3 Hinterzimmern,
Badezimmer rc.
Die Faxade ist im Erdgeschoß in Sandstein, in den oberen Stock
werken in reicherem Ziegelrohbau projectirt.
Am Reichstagsufer verbleibt nur eine Frontbreite von 12 m dis
ponibel und ist daher hier mit Rücksicht auf diese geringe Frontbreite ,
nur ein zweigeschossiger Bau projectirt, welcher im Erdgeschoß die
Durchfahrt mit einigen kleinen Läden und im 1. Stockwerk zwei für
die Verwaltung der Markthalle zu verwerthende oder etwaphotographisches
Atelier zu vermiethende Räume enthält. Zur Vermittelung der aus
der nicht parallelen Richtung der Dorotheenstraßc und des Reichstags
ufers sich ergebenden Brechung der Hauptachse des ganzen Gebäude-
complexes ist an der Front des letzteren ein Vestibül in Form eines
regulären Siebenecks projectirt, an das sich die 5 m breite gewölbte
Durchfahrt anschließt, an dessen einer Seite die zum oberen Geschoß
führende Treppenanlage, an der anderen drei schmale Ladenräume liegen.
Die eigentliche Markthalle hat gegen die zu verkaufenden Grund
stücke hin 4 Hofräume von 6 m Breite erhalten, welche in erster Linie
für die Ventilation der ausgedehnten Kellereien unbedingt erforderlich
erscheinen. Die von der Dorothecnstraße aus links belegene dient gleich
zeitig als Wirthschaftshof für das an derselben zu errichtende Vorder-