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Volume No. 43 (305-320), 17. Mai 1884

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1884 (Public Domain)

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ein 33 m breites Gebäude projectirt und der Rest der Straßenfront 
bei einer Tiefe von rot. 38 m zum Wiederverkauf bestimmt. 
Das zu errichtende Gebäude ist im Erdgeschoß zur Aufnahme 
einer 2. Sparkasse bestimmt, welcher die Räume zur rechten Seite der 
zur Markthalle führenden Passage zugewiesen sind. Das Raum 
bedürfniß für dieselbe ist gemeinschaftlich mit dem betreffenden Decernenten 
dahin festgestellt worden, daß dieselbe 4 Zahlstellen, 1 Ztmnier für den 
Rendanten mit Tresorraum, 1 desgleichen für die Mitglieder des 
Curaloriums und 1 desgleichen für die Calculatur, und endlich einen 
größeren Raum für die Registratur und zur Unterbringung von Hülfs- 
arbeitern für die besonders zum Quartalwechsel sich sehr häufenden 
Arbeiten enthält. 
Bon den Zahlstellen ist eine im Vorderhause, die drei übrigen im 
Seitenflügel untergebracht, die Länge derselben beträgt 7 m resp. 7,»o m 
bei einer Tiefe von 4,r. resp. 4,3» m. Hieraus ergießt sich inet, des 
2,5 m breiten Raumes für das Publikum und der Breite des Zahl 
tisches von 80 «w für den Seitenflügel eine lichte Breite von 7>- m. 
Das Zimmer für den Rendanten und das Curatorium ist im 
Vorderhause, das der Ealculatur am Ende des Seitenflügels angeordnet, 
von letzterem führt eine Wendeltreppe in die im 1. Stockwerk belegene 
Registratur; Retiraden sind an dem ain Ende des Flügels belegenen 
Lichthof angeordnet. 
Der von der Passage zur Markthalle rechts belegene, ebenfalls mit 
besonderem Eingang versehene Theil des Gebäudes enthält an der 
Straße Läden mit daran stoßenden Lager- und Comtoirräumen, die 
je nach Bedürfniß getrennt oder gemeinschaftlich vermiethet werden 
können und im Seitenflügel zwei kleine aus 2 Stuben, Kammer und 
Küche resp. 2 Stuben und Küche bestehenden Wohnungen. 
Die drei oberen Stockwerke enthalten je zwei große herrschaftliche 
Wohnungen und im rechtsseitigen Flügel von der Wirthschaftstreppe 
aus zugänglich je eine kleinere eventl. als Dienstwohnung für Unter 
beamte zu verwerthende Wohnung. 
An der Mauerstraße ist bei der geringen Frontbreite mit Rücksicht 
auf die architektonische Erscheinung ein Gebäude projektirt, das nur 
Erdgeschoß und ein Stockwerk enthält. Dasselbe enthält im Erdgeschoß 
die zur Markthalle führende gewölbte Durchfahrt und daneben die zum 
oberen Stockwerk führende Treppe, letzteres enthält bei der Beschränkt 
heit des Bauplatzes nur eine kleine Wohnung, deren Vorraum durch 
ein Oberlicht erleuchtet werden soll. Von dem für die Markthalle be 
stimmten Hinterland sind an allen Seiten zur Erzielung einer kräftigen 
Ventilation der Lagerkcllcr größere und kleinere tiefliegende Lichthöfe 
abgetrennt. Die neben den Seitenflügeln des Sparkassengebäudes be 
legenen enthalten gleichzeitig die Retiraden, während auf der gegen 
überliegenden Seite um einen größeren Hof sich die Restaurationsräume 
gruppiren, darüber im 1. Stockwerk eine kleine Wohnung für den 
Restaurateur und endlich neben dem im schmalen Theil belegenen Licht 
hof das Polizeibureau. 
Der Hauptmittelgang soll eine lichte Breite von 9 m, die Neben 
gänge eine Breite von 2 m erhalten. Letzterer soll über die Dachflächen 
der nach dem Shedsystem zu überdeckenden Seitentheile der Halle 
hinausgeführt, mit Satteldach überdeckt und mit seitlichem Oberlicht 
versehen werden, seine Ueberführung in die von der Mauerstraße 
kommende Passage ist durch ein Oktegon mit annähernd gleichen 
Seiten bewirkt. 
Die Markthalle enthält 397 Stände verschiedener Größen und ist 
an geeigneten Stellen durch Treppen und Aufzüge mft den darunter 
liegenden, aus massiven Pfeilern zwischen Gurtbogen eingewölbten 
Lagerkellern verbunden. 
Die Baukosten werden nach dem beigefügten Kostenüberschlagc 
850 000 JC betragen, wovon ca. 370 000 JC auf das Gebäude an 
der Zimmerstraßc entfallen. 
Berlin, den 9. Mai 1884. 
Die IV. Stadt - Bau - Jnspection. 
gez. Lindemann. 
311. Vorlage (J.-Nr. 1117 E. V. I. 84) - zur Beschluß 
fassung —, betreffend die Genehmigung der Skizze 
und des Kostenüberschlags zum Bau einer Markt 
halle auf dem Grundstücke Dorotheenstraßc Nr. 28 3v. 
Die Stadtverordneten-Versammlung hat durch den Beschluß vom 
17. Januar cr. — Protokoll Nr. 8 — mit der Erwerbung der Grund 
stücke Dorotheenstraße Nr. 28, 29 und 30 zum Zwecke der Errichtung 
einer Markthalle sich einverstanden erklärt. 
Die über diesen Bau ausgearbeitete Skizze, bestehend aus 3 Blatt 
Zeichnungen nebst Erläuterungen, und der mit 562 000 JC abschlie 
ßende Kostenüberschlag sind durch die städtische Bau-Deputation und 
das Curatorium der Markthallen genehmigt worden. Wie aus den 
Zeichnungen ersichtlich ist, wird beabsichtigt, an der Dorotheenstraße 
ein Wohngebäude mit dem Eingang zur Markthalle, dahinter diese 
selbst und an dem Reichstagsuser ein Ausgangsgcbäude zu errichten. > 
Die angekauften Grundstücke finden zu diesen Baulichkeiten nicht ganz 
Verwendung, es bleiben vielmehr sowohl an der Dorotheenstraßc als 
auch am Reichstagsufer je zwei Baustellen übrig, deren Wiederverkauf 
beabsichtigt wird. Der Verkauf der an der Dorotheenstraßc belegenen 
beiden Baustellen von je rot. 434 gm Größe kann erfolgen, sobald der 
Bau soweit vorgeschritten ist, daß diese Parzellen nicht mehr zur 
Lagerung von Baumaterialien erforderlich sind. Mit der Veräußerung 
der andern beiden Parzellen ist dagegen so lange zu warten, bis die 
Straße am Reichstagsuser freigelegt und befestigt sein wird und bis 
sich herausgestellt hat, daß die Parzellen nicht mehr zur Erweiterung 
der Markthalle gebraucht werden. Es wird beabsichtigt, die Markt 
hallen im Innern der Stadt im Laufe des nächsten Winters gleich 
zeitig der Benutzung zu übergeben und zu diesem Behufe mit den 
Bauarbeiten zu beginnen, sobald das Terrain von Baulichkeiten 
geräumt ist, was in kürzester Frist der Fall sein wird. Indem wir 
der Stadtverordneten-Versammlung daher die Skizze, den Kosten 
überschlag und Erläuterungsbericht anbei übersenden, bitten wir, den 
folgenden Beschluß zu fassen: 
Die Stadtverordneten-Versammlnng genehmigt die Skizze 
und den mit 562 000 M abschließenden Kostenüberschlag zum 
Bau einer Markthalle auf dem Grundstücke Dorotheenstraßc 
Nr. 28/30 nebst Eingangsgebäuden, sie erklärt sich damit 
einverstanden, daß mit dem Bau begonnen werde, sobald die 
Projectzeichnungen und die Kostenanschläge der ersten Arbeiten 
fertig gestellt und durch die Bau-Deputation und das Cura 
torium der Markthallen genehmigt sind, und stellt zu diesem 
Behufe vorläufig den Betrag von 250 000 JC aus der 
Anleihe vom Jahre 1882 zur Verfügung. 
Berlin, den 16. Mai 1884. 
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt, 
gez. von Forckenbeck. 
Zu Nr. 311. 
Erläuterungsbericht 
betreffend die Skizze zum Bau der Markthalle Nr. 4 in 
der Dorotheenstraße. 
Das zur Erbauung derselben erworbene Terrain hat bei einer 
mittleren Tiefe von 114,« m an der Dorotheenstraße eine Frontbreite 
von rot. 55 m, am Reichstagsufer von 58,4 m. Da eine Verwendung ) 
des an den beiden Straßen liegenden Terrains für die Markthalle 
schon an und für sich seines hohen Werthes wegen nicht empfehlens- 
werth ist, und das Bedürfniß an Ständen auch bei nicht vollständiger 
Inanspruchnahme des erworbenen Terrains vollständig gedeckt werden 
kann, so sind an der Dorotheenstraßc zwei Parzellen von 18,» m Front 
breite und 23,» w Tiefe und am Reichstagsufer ebenfalls zwei Parzellen 
von der Bebauung ausgeschlossen worden, von denen die eine 20,4 m 
Frontlänge und 18 m mittlere Tiefe, die andere 26 m Frontlänge bei 
23,7 m mittlerer Tiefe hat. An der Dorotheenstraßc verbleibt bei dieser 
Disposition noch eine Frontbreite von 18 m bei 23,so m Tiefe disponibel. 
Da für die Verwerthung desselben zu einem Gebäude für Verwaltungs 
zwecke zur Zeit kein Bedürfniß vorliegt, so ist der Bau eines Miets 
hauses (Blatt 2) auf demselben projectirt worden. 
Dasselbe enthält im Erdgeschoß zu beiden Seiten der 5 m im Lichten 
breiten Einfahrt zur Markthalle und des mit Glasdach überdeckten Hofes 
6 Ladenräume verschiedener Größe, welche durch ihre Lage an so 
frequenter «stelle voraussichtlich einen sehr guten Miethsertrag geben 
werden. Die für die architektonische Erscheinung der Markthalleneinsahrt 
bedingte Höhe des Erdgeschosses ergab über den Ladenräumen die 
Gelegenheit zur Anlage eines Mazzaningeschosses, dessen Räume als 
Wohnungen für einzelne Ladeninhaber resp. als Lagerräume zu ver 
wenden sein werden. Die darüber projectirten weiteren 3 Stockwerke 
enthalten herrschaftliche Wohnungen von 3 Vorder- und 3 Hinterzimmern, 
Badezimmer rc. 
Die Faxade ist im Erdgeschoß in Sandstein, in den oberen Stock 
werken in reicherem Ziegelrohbau projectirt. 
Am Reichstagsufer verbleibt nur eine Frontbreite von 12 m dis 
ponibel und ist daher hier mit Rücksicht auf diese geringe Frontbreite , 
nur ein zweigeschossiger Bau projectirt, welcher im Erdgeschoß die 
Durchfahrt mit einigen kleinen Läden und im 1. Stockwerk zwei für 
die Verwaltung der Markthalle zu verwerthende oder etwaphotographisches 
Atelier zu vermiethende Räume enthält. Zur Vermittelung der aus 
der nicht parallelen Richtung der Dorotheenstraßc und des Reichstags 
ufers sich ergebenden Brechung der Hauptachse des ganzen Gebäude- 
complexes ist an der Front des letzteren ein Vestibül in Form eines 
regulären Siebenecks projectirt, an das sich die 5 m breite gewölbte 
Durchfahrt anschließt, an dessen einer Seite die zum oberen Geschoß 
führende Treppenanlage, an der anderen drei schmale Ladenräume liegen. 
Die eigentliche Markthalle hat gegen die zu verkaufenden Grund 
stücke hin 4 Hofräume von 6 m Breite erhalten, welche in erster Linie 
für die Ventilation der ausgedehnten Kellereien unbedingt erforderlich 
erscheinen. Die von der Dorothecnstraße aus links belegene dient gleich 
zeitig als Wirthschaftshof für das an derselben zu errichtende Vorder-
	        
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