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zu Ende geführt, so daß die für jetzt auszuführenden Arbeiten mit dem
15. März 1884 zum Abschluß gelangt sind.
Zu den veranschlagten und genehmigten Arbeiten gehören noch die
erst im nächsten Jahre auszuführende definitive Pflasterung der Rampen
in der Jnvalidenstraße und des Alexander-Ufers.
Die Kosten der Ausführung haben betragen für die jetzt fertig
gestellten Arbeiten rot 388 906 JO
zur Befestigung der Rampen in der Jnvalidenstraße und
am Alexander-Ufer und zu kleineren Arbeiten in diesem
und im nächsten Jahre werden noch erforderlich . . 91 400 -
Die Gesammtkosten dürften demnach voraussichtlich
betragen 480 306 JO
Veranschlagt und bewilligt waren 672 100 -
Es werden sonach voraussichtlich weniger verbraucht
als veranschlagt 191 794 ^
Die Besichtigung an Ort und Stelle ergab, daß die Brücke und
die damit in Verbindung stehenden Ausführungen, mit Ausnahme der
im Vorstehenden erwähnten definitiven Pflasterungen in der Jnvaliden
straße und am Alexander-Ufer, fertig gestellt waren und das wesentliche
Abweichungen von dem durch Stadtverordneten-Beschluß genehmigten
Project, welches im Termin vorgelegt wurde, nicht stattgefunden haben.
In Bezug auf die bauliche Ausführung fand sich nichts zu bemerken.
Vorgelesen, genehmigt und unterzeichnet.
gez. Edward Schmidt. Rospatt. Friede!. Schultz II. Wiese.
Hentz. Diersch. I. Geiter. Mylius. B. Wieck.
Zu Nr. 290.
Verhandelt Berlin, den 17. April 1884.
Anwesend waren:
A. Für den Magistrat:
Herr Stadtrath Schmidt.
8. Für die städtische Bau-Deputation:
1. Herr Stadtbaurath Rospatl,
2. - Stadtrath Friedet,
3. - Stadtverordneter Diersch,
4. - - Schultz II.
6. Für die Stadtverordnetcn-Versammlung:
die Stadtverordneten:
1. Herr Wiese,
2. - Hentz,
3. - Wieck,
4. - Geiter.
Außerdem:
Herr Stadtbauinspektor Mylius.
Zur Abnahme der über den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal
vor dem Nordhafen Seitens der Stadt neu erbauten hölzernen Fuß
gängerbrücke stand auf heute Vormittag 10 Uhr Termin an, zu welchem
sich die oben aufgeführten Herren eingefunden hatten.
Der Bau der Brücke wurde durch Beschluß der Stadtverordnetcn-
Versammlung vom 14. Juni 1883 genehmigt.
Nachdem die landespolizeiliche Genehmigung im Juli 1883 ertheilt
war, wurde mit der Ausführung im September begonnen und die
Brücke am 27. November 1883 dem Verkehr übergeben.
Veranschlagt und bewilligt waren für diese Bauausführung 6 000 JO.
Die Kosten haben betragen 7 403,»z JO, so daß eine Ueberschreitung
der bewilligten Summe um 1 403,»s JO eingetreten ist.
Diese Ueberschreitung hat ihren Grund darin, daß von der König!.
Ministerial-Baucommission die Zustimmung zum Bau der Brücke unter
der Bedingung ertheilt wurde, daß oberhalb an beiden Kanalufern die
vorhandenen Spundwände um je 10 m verlängert würden und daß
zwischen diesen Spundwänden die Kanalsohle in ganzer Breite bis auf
die Ordinate von -ff 28,70 ausgebaggert würde.
Die Brücke wurde besichtigt und es ergab sich, daß die Ausführung
mit den genehmigten Projectzeichnungcn, abgesehen von den vorerwähnten
Mehrarbeiten, übereinstimmte. Gegen die bauliche Ausführung fand
sich nichts zu erinnern.
Vorgelesen, genehmigt und unterzeichnet,
gez. Edward Schmidt. Rospatt. Friede!. Schultz II. Wiese.
Diersch. Hentz. Mylius. I. Geiter. B. Wieck.
291. Borlage (J.-Nr. 584 K. W. 84) — zur Beschlußfassung —,
betreffend den Bau des Hanptsammlcrs E des Radial-
Systems IX der Kanalisation.
In Folge der in den Jahren 1882 und 1883 bei starken Regen-
fällen nicht selten vorgekommenen Ueberschwemmungen in der Müller
straße, Antonstraße und den nördlich derselben belegencn Straßen sind
von den Bewohnern dieser Gegend häufig Klagen über die dem Be
dürfniß nicht mehr entsprechenden Entwässerungsanlagen daselbst bei
uns erhoben worden. Auch hat das Königliche Polizei-Präsidium
hieraus wiederholt Veranlassung genommen, die baldige Abhülfe dieses
Uebelstandes bei uns dringend zu beantragen.
Die Entwässerung eines großen Theils des Weddings erfolgt zur
Zeit lediglich durch eine Thonrohrlcitung in der Müllerstraße, welche,
am Abdeckerei-Gebäude beginnend, in die Panke mündet und bei einem
Durchmesser von nur 24 bis 40 cm ein durchschnittliches Gefälle von
1 :1 000, in einzelnen Strecken nur 1 : 1 600 hat.
Dieselbe ist im Jahre 1875, also zu einer Zeit, in der jener
Stadttheil noch größtentheils aus unbebauten Flächen bestand, verlegt
worden in der Annahme, daß die Bebauung daselbst nicht so schnell
fortschreiten werde, wie dies thatsächlich der Fall gewesen ist.
Auch glaubte man, daß die im Princip für die ganze Stadt be
schlossene Kanalisation dort noch früher zur Ausführung gelangen
werde, als bis die Bebauung dieser Gegend sich derartig entwickelt
haben würde, daß die für die damaligen Verhältnisse vollkommen aus
reichend angelegte Thonrohrleitung dem Bedürfniß nicht mehr genügen
sollte.
Diese Annahme hat sich indeß nicht bestätigt. In Folge der
dichteren Bebauung daselbst ziehen die Niederschläge nicht mehr wie
früher in den losen Sandboden, sondern werden von den Dächern,
Höfen und Straßen in die Rinnsteine und durch diese in die unter
irdischen Leitungen abgeführt, welche für so große Wassermengen nicht
angelegt sind und wegen ihrer geringen Dimensionen dieselben nicht
in genügend kurzer Zeit ableiten können, so daß die Ueberschwemmungen
der Straßen unausbleiblich sind.
Ferner haben wiederholcntlich solide Bauunternehmuugen, welche
zur Hebung des Stadttheils beigetragen haben würden, u. A. der Bau
einer großen Fabrik seitens einer hiesigen altrenommirten Firma zurück
gewiesen werden müssen, weil für dergleichen Neubauten absolut keine
Entwässerung mehr in passender Weise geschaffen werden kann.
Diesen offenkundigen Kalamitäten kann die städtische Verwaltung
nicht länger unthätig zusehen. Dieselbe ist vielmehr genöthigt, ernstlich
auf die Verbesserung der Vorfluthanlagen jenes Stadttheils Bedacht
zu nehmen.
Das vorhandene Thonrohrsystem lediglich noch weiter auszubauen,
beziehungsweise durch gemauerte Kanäle zu ersetzen, schien aus Rück
sicht auf die Kostspieligkeit solcher Anlagen und in Hinblick darauf,
daß der Bau des Radialsystems IX der allgemeinen Kanalisation, in
dessen Bereich jener Stadtthcil liegt, in nicht allzuferncr Zeit aus
geführt werden wird, nicht angezeigt, da alsdann diese Leitungen
überflüssig werden würden. Andererseits aber ist dies dennoch nicht
ganz zu vermeiden, da die Abhilfe dringend nothwendig ist, und der
Bau des ganzen Radialsystems IX zur Zeit nicht angezeigt ist. Wir
haben daher zur größtmöglichsten Kostenersparniß im Einverständniß
mit der städtischen Baudeputation und der Deputation für die Ver
waltung der Kanalisationswerke beschlossen, gleichwie im Jahre 1882
zur Beseitigung der Uebelstände in der Schönhauser Allee geschehen,
auch hier ein kombinirtes System zur Ausführung zu bringen, d. h.
soweit es jetzt angängig und zweckdienlich ist, einen Theil der definitiven
Kanalisation zu bauen, im klebrigen aber provisorische Leitungen zu
verlegen.
Das Radialsystem IX der Kanalisation, dessen ganzer Umfang
aus dem hier s. v. r. beigefügten Projekt zu ersehen ist, umfaßt
Gebiete, deren Bebauung in den nächsten zehn Jahren nicht zu erwarten
steht und daher einer Entwässerungsanlage vor Ablauf dieser Zeit
nicht bedürfen werden.
Wir haben indeß aus demselben den Theil herausgenommen,
dessen definitive Kanalisirung in den Jahren 1888 und 1889 erfolgen
kann, wenn die Bebauung daselbst in dem jetzigen Tempo fortschreitet.
Derselbe erstreckt sich auf die Müller- und deren Nachbarstraßcn
und wird nach dem von dem Chef-Ingenieur der Kanalisation von
Berlin, Herrn Baurath vr. Ho brecht, erstatteten Berichte vom 2. Fe
bruar 1884, welcher nebst Kostenanschlag in Abschrift, zwei Tabellen
und einem Situationsplane hier beigefügt ist, einen Kostenaufwand
von 2 650 000 JO erfordern, sofern die in diesem Berichte genannten,
noch nicht freigelegten Straßen bis dahin regulirt und angeschlossen
werden.
Von diesem reducirten Projekt beabsichtigen wir nun zur Hebung
der Uebelstände in den Entwässerungsanlagen auf dem Wedding den
Sammler E, welcher sich durch die Antonstraße, Müller-, Triftstraße
und Straße 12 erstrecken wird, schon jetzt zu bauen und ihn vorläufig
durch eine kurze provisorische Verlängerung in den Berlin-Spandauer
Schifffahrtskanal münden zu lassen, das provisorische Thonrohrsystem
aber in der Müllerstraße, Straße 51, der Schul-, Reinickendorfer- und
Liebenwalderstraße zu erweitern resp. zu vervollständigen und an diesen
Sammler E anzuschließen. Nach Ausführung dieser Anlage, welche
auf dem anliegenden Plane dargestellt ist, werden alsdann nicht nur
die sämmtlichen Abwässer auf kürzerem Wege und daher schneller als
bisher dem Schifffahrtskanal zugeführt, sondern auch die Panke in
ihrem unteren Laufe wesentlich von den Schmutzwässern entlastet werden.
Die Kosten für den Bau des Sammlers E sind nach der abschrift
lich beigefügten Berechnung auf 350 000 JO veranschlagt.