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Zu Nr. 348.
Erläuterung s-B eri ch t
zum Project einer Fußgängerbrücke über den Berlin-
Spandauer Schifffahrtscanal vor dem Nordhafen.
In Verfolg des Beschlusses der Baudeputation vom 12. August
a. pr. ist ein Project zu einer Fußgängerbrücke über den Berlin-
Spandauer Schifffahrtscanal aufgestellt worden. Dasselbe wurde
behufs möglichst billiger Herstellung in Holz construirt; die Gesammt-
kosten betragen nach dem beigefügten Kostenanschläge 6 000 JC, von
denen rot. 880 Ji auf die Durchführung des linksseitigen Treidel
weges entfallen.
Die Lage der Brücke unmittelbar vor der Drehbrücke über den
Canal ist durch die Oertlichkeit bedingt; aber auch in constructiver
Hinsicht ist diese Lage zweckmäßig, da hierdurch die Möglichkeit gegeben
ist, in der Mitte des Canals noch Jochpfählc zu rammen, und somit
zwei Schifffahrtsöffnungen herzustellen, die noch mit einfachen Balken
überspannt werden können.
Das vorschriftsmäßige Profil des Canals ist in der Zeichnung
punktirt angegeben, die Sohle hat nur eine Breite von 10 ra, welche
jedoch an der in der Situation angegebenen Lage der Fußgängerbrücke
nach einer oberflächlich vorgenommenen Peilung auf 18—20 m erweitert
worden ist, um die Durchfahrt der Schiffe durch die Oeffnungen der
Drehbrücke zu gestatten.
Die durch diese Erbreiterung am Fuße zu steil gewordenen
Canalböschungen sind im Anschluß an die Landpfeilcr der Drehbrücke
durch Spundwände und weiter oben durch Deckwerk befestigt.
Die Hochwasserordinate beträgt an der fraglichen Stelleft- 32,8o N. N.
und die Ordinate des Bürgersteiges an der Kielerstraße rot. ft- 35,oo N. N.,
die des Treidelweges am Hamburger Bahnhof ft- 33,«i X. dl.
Um daher bei dem höchsten Wafferftande noch die vorschriftsmäßige
Höhe von 3,14 m zwischen Wasserspiegel und Constructionsunterkante
zu behalten, müssen entweder Treppen an beiden Ufern angeordnet
werden, oder die Brücke muß von den Ufern nach der Mitte hin steigen.
Letztere ConstrucUon wurde gewählt und zwar hat die linke Seite der
Brücke eine Steigung von 1: 9,s die rechte eine solche von 1: 13
erhalten.
Zwischen diesen beiden Gegensteigungen 'liegt eine Horizontale
von 3,s in, und es ergiebt sich die Höhenlage ans der Bedingung, daß
die Mitte der am stärksten geneigten Brückenhälfte noch 3,i4 ra Durch
fahrtshöhe bei Hochwasser behalten soll.
Am rechten Ufer genügt dann eine schwache Steigung von
rot. 1: 13,s vom Bürgersteig bis zur Brücke, während am linken Ufer
das Gefälle von 1: 9,5 bis zur Mauer der Hamburger Bahn fortgesetzt
werden soll, um keine zu hohe Aufschüttung des Treidelweges zu er
halten. Die Höhe der Mauer beträgt rot. 3,20 ra an der fraglichen
Stelle; es wird daher die erforderliche Aufschütmng von 0,»» ra aus
geführt werden können, ohne daß die Mauer höher geführt zu werden
braucht.
Um eine möglichst bequeme Durchfahrt der Schiffe und die Durch
führung des linksseitigen Treidelweges zu gestalten, sind in der pro-
jecürten Brücke die Seitenjochpfähle der Schifffahrtsöffnungen 12,0 m
von der Canalaxe entfernt angenommen, so daß bei einer Reihe Joch
pfählen in der Canalmitte einfache Balken nicht mehr genügen würden.
Es ist daher zur Vermeidung einer kostspieligen Trägerconstruction
sowohl, als zur Herstellung der vorhin erwähnten Horizontale von 3^ m
zwischen den beiden Gegcnsteigungen in der Mitte ein Doppeljoch an
genommen, dessen beide Pfahlreihen 2,5 m entfernt sind.
Die Balken der Schifffahrtsöffnungen liegen in einer Länge von
1,25 m auf dem Sattelholze des Doppeljoches, wird daher die Mitte
als Auflager für die Berechnung genommen, so beträgt die Entfernung
von der Brückenmitte -£■ ft—p — 2,375 Ji, mithin die Berech
nungsweite 12,o — 2,875 — rot. 9,80 JC. Da auf den Seitenjochen
der mittlere Balken nur Sattelhölzer und keine Kopfbänder hat, so
soll derselbe in der obigen Weite als freitragend auf 2 Stützen be
rechnet werden.
Die Breite der Brücke beträgt 2,50 m, daher die Belastung pro
lfd. m 400.2,50 — 1 000 kg, wovon auf den mittleren Balken 500 kg
oder 5 kg pro om gelangen.
Hiernach ergiebt sich bei nebenstehemdem Quer
schnitte die Spannung k aus der Gleichung
. 36^ 5.960°
K ' 11 ' 6 — 8
woraus
k = 99 kg pro qcm.
Diese Beanspruchung kann in Rücksicht darauf,
daß eine volle Belastung der Brücke wohl nur ganz
ausnahmsweise eintreten wird, und daß in einem
solchen Falle das Moment in der Mitte auch noch durch die mittelst
der Sattelhölzer hergestellte Continuität über den Seitenjochen ver
weigert wird, ohne Bedenken zugelassen werden.
Der Querschnitt der beiden Ortbalken ist entsprechend der geringeren
Belastung auf 21/36 reducirt worden.
Wie aus der Situation ersichtlich, soll das mittlere 2,5 m weite
Joch seine Lage dicht vor dem dreieckförmigen Holzfeiler erhalten, auf
welchem das eine Ende der Drehbänke in geöffneter Lage ruht und
das Häuschen für den Brückenwärter errichtet ist. Durch diesen Pfeiler
wird der Canal auf 4,8o m für die Schifffahrt gesperrt, mithin dürfte
es unbedenklich sein, einige Meter von demselben ein Joch von 2,5 ra
Weite herzustellen.
In dem Projekte ist nur der linksseitige Treidelweg durch die
Fußgängerbrücke geführt worden, und zwar vor und hinter der Brücke
in schräger Richtung, damit die Zugkraft während der Durchführung
der Schiffe keine Unterbrechung zu erleiden braucht.
Den Treidelweg auch am rechten Canalufer durchzuführen, dürfte
nicht erforderlich sein, da derselbe bereits unterhalb des Jnvalidenkirch-
hofes d. i. etwa 300 ra oberhalb der projectirtcn Brücke, endet, und
die durch die rechte Oeffnung fahrenden Schiffe sich mit der Strömung
bewegen.
Die nach dem Projecte erforderlich werdenden Anschüttungen an
den beiden Brückenenden sollen canalseitig eine Böschung von 1:2 er
halten, welche bei einer Befestigung mittelst Flach- oder Kopfraseu
dem Wasser hinreichenden Widerstand leisten wird.
Alles Uebrige dürfte aus der Zeichnung und dem Kostenanschläge
ersichtlich sein.
Berlin, den 6. Februar 1883.
Der Stadtbau-Jnspector.
gez. Mylius.
349. Vorlage (J.-Nr. 1068 8. v. I.) — zur Beschlußfassung —,
betreffend die Vertheilung der im Rechnungsjahre
1. April 1882/83 beim Lchrpcrsonal der Gemeinde-
schulen creirten Stellen auf die einzelnen Gehalts
stufen vom 1. April 1883 ab.
Der Stadtverordneten-Versammlung übersenden wir anliegend
eine metallographirte Abschrift der von dem Herrn Stadtschulrath
Dr. Bertram unterm 8. Mai er. gemachten Vorschläge über die
Vertheilung der im Rechnungsjahre 1. April 1882/83 beim Lchrpcrsonal
der Gemeindcschulen neu creirten Stellen auf die einzelnen Gehalts
stufen vom 1. April 1883 ab.
Sowohl die Schul-Deputation, als auch die Normal-Etats-Depu-
tation haben diesen Vorschlägen zugestimmt.
Die Stadtverordneten-Versammlung ersuchen wir daher zu be
schließen:
Die Stadtverordneten-Versammlung erklärt sich damit
einverstanden, daß vom 1. April 1883 ab
die Rectorenstellen im Gehalte von .
3 900 JC
UM
3
s
-
3 540
S
-
1
s
3 180
-
3
der Gemeindeschul-
lehrer-Stellen -
-
-
3 240
-
s
14
-
-
s
2 880
-
s
1
-
-
2 820
-
14
-
2 340
-
8
-
2 160
-
7
-
s
1 800
-
44
der Gemeindeschul-
lehrerinnen-Stellen -
-
-
1 950
-
s
10
-
1 755
s
-
4
s
s
1 560
-
s
6
-
-
-
1 365
s
s
68
vermehrt wird.
Berlin, den 9. Juni 1883.
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt,
gez. Duncker.
Zu Nr. 34«.
Vorschläge
über die Vertheilung der im Rechnungsjahre 1. April 1882/83
beim Lehrpersonal der Gemeindeschulen neu errichteten
Stellen auf die einzelnen Gehaltsstufen.
Nach 8-31 der Grundsätze zur Ausführung des Normal-Bcsoldungs-
Etats sollen im Anfange eines jeden Etatsjahrcs die sämmtlichen im
Laufe des vorigen Etatsjahres creirten Stellen der Rectoren, ordentlichen
Lehrer und Lehrerinnen nach folgenden Normen auf die einzelnen Ge
haltsstufen vertheilt werden:
1. die Summe aller Rectorcngehälter soll gleich dem Durch-
schuittsgehalt von 3 540 Ji mal ihrer Zahl sein,
2. die Summe aller Gehälter der ordentlichen Lehrer und Lehrerinnen
und des Betrages des für Ucberstunden zu zahlenden Honorars,
sowie zwei Drittel der für Vertretungsstunden aufzuwendenden
Kosten soll gleich 2 235 JC mal der Zahl der ordentlichen
Lehrer plus 1 462,50 JC mal der Zahl der Lehrerinnen sein.
Nach der Vorlage des Magistrats vom 31. Mai 1882, genehmigt