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Volume No. 12 (85-97), 10. Februar 1883

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1883 (Public Domain)

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Bedürfniß der Badestuben anerkannt und für die größeren Depots die 
Kosten für die Einrichtung von Badestuben nachträglich bewilligt habe. 
Im Uebrigen glaubt er darauf hinweisen zu müssen, daß sich die 
Nothwendigkeit eines Bades für die von der Brandstätte zurückkehrenden, 
abgematteten, in Schweiß gebadeten und von Rauch am ganzen Körper 
geschwärzten Mannschaften der Feuerwehr vom sanitären Standpunkte 
aus rechtfertige. 
Bei Nr. 8 der Ansätze für Wohnungen werden von verschiedenen 
Mitgliedern die Dienstwohnungen für die Oberfeuermänner nicht für 
gerechtfertigt erachtet. 
Herr Branddirector Witte erklärt hierauf, daß, wenn die Ober 
feuermänner Dienstwohnungen in den Feuerwachgebäuden erhielten, 
dieselben unter Umständen 8 Tage hintereinander im Dienst behalten 
werden könnten, was nicht möglich sei, wenn dieselben Privat 
wohnungen inne hätten, da sie dann aus Billigkeitsrücksichten ihren 
Familien auf so lange Zeit nicht entzogen werden könnten. Er habe 
im finanziellen Interesse das Bestreben, die vorhandenen Kräfte nach 
Möglichkeit auszunutzen und daher zu sparen. Sollte an den Dienst 
wohnungen für Oberfeuermänner gekürzt werden, so würde er sofort 
den Personalbestand derselben erheblich erhöhen müssen. Jedenfalls 
sei die Herstellung von Dienstwohnungen billiger, als die Mehrein 
stellung von Oberfenermännern, deren Durchschnittsgehalt l 350 JC 
betrage, mithin für jeden einzelnen ein Capital von 27 000 JC 
repräsentire. 
Der Stadtverordnete Mattern spricht die Ansicht aus, daß 
wenigstens in den Nebendepots die Funktionen des Hausvoigtes, 
Capitain d'armes und Futtermeisters in einer Person vereinigt sein 
könnten und Stadtverordneter Moses hält die projectirten Dienst 
wohnungen der Oberfeuermänner für zu groß bemessen. 
Er habe in der neuen Dragoner-Kaserne in der Pionierstraße 
die Wohnungen der Wachtmeister besichtigt und gefunden, daß dieselben 
nur aus Stube, Kammer und Küche beständen. Da nun ein Ober 
feuermann ungefähr denselben Rang bekleide wie ein Wachtmeister, so 
möchte wohl für denselben eine ebenso große Wohnung genügen. 
Herr Branddirector Witte macht diesem Einwände gegenüber 
geltend, daß ein Oberfeuermann gar nicht mit einem Militair-Wacht- 
meistcr oder Feldwebel verglichen werden könne. Letzterer bleibe nur 
so lange beim Militair, bis er den Civil-Versorgungsschein erlangt 
habe, sei auch in nur vereinzelten Fällen verheirathet, oder doch 
wenigstens selten mit zahlreicher Familie versehen, weil beim Militair 
der Heiraths - Consens nur unter Schwierigkeiten zu erlangen sei. 
Dagegen bleibe ein Oberseuermann im Dienste der Verwaltung bis 
zu seiner Pensionirung oder seinem früher erfolgenden Ableben. Seine 
Stellung sei gewissermaßen eine Civil-Versorgung, und kenne er viele 
Oberfeuermäuner, die 6 bis 8 Kinder haben. 
Durch einen Abstrich der Dienstwohnungen werde das dienstliche 
Interesse in keiner Weise geschädigt, wohl aber das finanzielle, da 
alsdann eben mehr Oberfeuermänner eingestellt werden müßten. Er 
sei jedoch bereit, im äußersten Nothfalle je eine Wohnung für einen Ober 
feuermann bei den Haupt- und Nebendepots in Fortfall kommen zu 
lassen, spreche jedoch den dringenden Wunsch aus, nach Möglichkeit 
auch diese Wohnungen zu bewilligen. 
Aus den von dem Vorsitzenden und mehreren Mitgliedern aus 
gesprochenen Wunsch, erklärt sich der Herr Branddirector, Major a. D. 
Witte, in entgegenkommendster Weise sehr gern bereit, den Mitgliedern 
der Deputation die Einrichtungen zweier Feuerwehrgebäude verschiedener 
Bauart an Ort und Stelle zu zeigen. Er schlägt zur Besichtigung 
ein älteres, und zwar das Haupt-Feuerwachgebäude in der Linden 
straße 41 und ein neueres, und zwar das neuerdings an der Apostel 
kirche eröffnete Feucrwachtgebäude vor. Bei Gelegenheit dieser Be 
sichtigungen, welche den Intentionen des Vorsitzenden gemäß etwa in 
14 Tagen stattfinden sollen, wird der Herr Branddirector an jeder der 
beiden Stellen eine Alarmirung vornehmen lassen, um den Mitgliedern 
der Deputation zu demonstriren, um wie viel schneller dieselbe in dem 
neueren Feuerwachtgebäude, in welchem sich die Wachträume im Erd 
geschoß befinden, zur Ausführung gelangt, als in dem älteren, in 
welchem die Wachträume sich im ersten Stockwerk befinden. 
Da der Herr Branddirector Witte die Bestimmung des Be 
sichtigungstages in die freie Wahl des Vorsitzenden stellt, so wird 
der letztere diesen Tag noch bestimmen, vorher aber den Herrn Brand 
director davon benachrichtigen und die Mitglieder der Deputation, zu 
welcher auch der Protokollführer zugezogen werden soll, dazu einladen. 
Da weitere Anfragen, die Ansätze des Normal-Bau-Programms 
betreffend, nicht gestellt wurden, auch sonst sich nichts weiter zu ver 
handeln fand, schloß der Vorsitzende die Sitzung um 8V- Uhr, indem 
er dem Herrn Branddirector, Major a D. Witte, für die Bereit 
willigkeit, mit der er der heutigen Sitzung beigewohnt, seinen per 
sönlichen und Namens der Mitglieder der Deputation den Dank der 
letzteren aussprach. 
gez. v. Forckenbeck. Witte. 
Registtirt Berlin, den 2. Januar 1883. 
Anwesend die Herren: 
1. von Forckenbeck. Oberbürgermeister, als Vorsitzender, 
2. Blankenstein, Stadt-Baurath, 
3. Streckfuß, Stadttath, 
4. Fritze, . 
5. Getter, i 
6. Herrmann, I 
7. Mattern, Stadtverordnete. 
8. Moses, 
9. Richter, ] 
10. Stoltz, ' 
Entschuldigt: 
1. Runge, Stadtrath und Kämmerer, 
2. Hanke, Stadtverordneter, 
3. Ripberger, Stadtverordneter. 
Die vorstehend als anwesend aufgeführten Mitglieder der zur 
Berathung eines Normal-Bau-Programms für die Haupt- und Nebcn- 
Depots der Feuerwehr eingesetzten gemischten Deputation waren heute 
Mittag um 12 Uhr im Feuerwachtgebäude hinter der Apostelkirche er 
schienen, um in Gemäßheit des Beschlusses vom 29. November xr. 
zunächst diese Feuerwache in Augenschein zu nehmen. 
Gleichzeitig war der Herr Branddirector, Major a. D. Witte, 
anwesend, welcher auf Ersuchen des Vorsitzenden um präcise 12 Uhr 
10 Minuten das Feuersignal geben ließ. Spritze, Wasserwagen und 
Personenwagen wurden vollständig bespannt und bemannt auf die 
Straße geführt und hierbei constatirt, daß um 12 Uhr 10 Minuten 
45 Secunden die Fahrzeuge zu einem Feuer abrücken konnten. 
Hiernächst wurde die parterre rechts belegcne Wachtstube besichtigt, 
welche 71,34 qm groß ist und 18 Betten nebst Tischen, Stühlen und 
Wandspinden an Mobiliar enthält. Es entfällt sonach, da dieser Raum 
mit 18 Mann belegt ist, auf jeden einzelnen Mann ein Raum von 
3,90 qm. 
Nachdem auch der für 8 Pferde bemessene Pferdestall (3 Gespanne 
und 1 Reservcstand) besichtigt war, in welchem sich 6 active und 2 
kranke Pferde befanden, traten die Anwesenden unter Führung des 
Herrn Branddirectors wieder auf die Straße, und ließ nunmehr der 
Letztere nochmals um 12 Uhr 28 Minuten das Feuersignal geben. 
Bei der diesmaligen Alarmirung waren die Fahrzeuge bespannt 
und bemannt in genau 40 Secunden zur Abfahrt bereit. 
Hierauf begaben sich die Anwesenden in Begleitung des Herrn 
Branddirectors nach der Haupt-Feuerwache Lindenstraße 41, wo der 
Herr Branddirector um 12 Uhr 51 Minuten das Feuersignal zu geben 
befahl. Hier dauerte die Alarmirung 70 Secunden, so daß die Fahr 
zeuge um 12 Uhr 52 Minuten 10 Secunden zur Abfahrt nach der 
Brandstelle bereit waren. 
Der Herr Branddirector führte demnächst die Anwesenden in die 
parterre belegcne Wachstube, welche 19 Betten nebst Tischen, Stühlen 
und Wandschränken enthält und mit 19 Mann belegt ist. Dieselbe 
umfaßt 138,78 qm, so daß auf jeden Mann ein Raum von 7,8 qm 
Grundfläche entfällt. 
In den eine Treppe hoch belegenen Wohnräumen befanden sich 9 
und resp. 15 Betten nebst Tischen, Stühlen und Schränken. Diese 
Räume sind 69,18 qm resp. 78,87 qm groß, und entfallen somit auf 
jeden Mann 7,»s und 5,s qm an Grundfläche, da sie mit 9 und resp. 
15 Mann belegt sind. 
Der 2 Treppen hoch bclegene Wachraum, welcher für 12 Mann 
besttmmt ist, enthält 12 Betten rc. und ist 69,1, qm groß, bietet also 
jedem auf Wache befindlichen Feuermann einschließlich seines Bettes 
und Antheils am Mobiliar 5,? qm Grundfläche. 
Die Werkstätten sind parterre belegen, diejenige für Holzarbeiter 
ist 21,8 qm, diejenige für Eiscnarbeiter 25,8 qm groß. 
Bei dieser Gelegenheit zeigte auch der Herr Branddirector den 
Anwesenden die Dampfspritze und die Extinctcurspritze. 
Um 1 Uhr 35 Minuten war die Besichtigung zu Ende und dankte 
der Vorsitzende Namens der Deputations-Mitglieder dem Herrn Brand 
director für sein fre' übliches Entgegenkommen bei der Besichtigung der 
beiden Feuerwacher 
Die gemischte' Deputation soll demnächst zu einer nochmaligen 
Berathung des Normal-Bau-Programmes im Rathhause zusammentreten, 
q. e. r. 
gez. von Forckenbeck. 
Verhandelt Berlin, den 17. Januar 1883. 
Abends von 7 Uhr ab 
im Zimmer Nr. 55 des Berlinischen Rathhauses. 
Anwesend die Herren: 
1. Dr. von Forckenbeck, Oberbürgermeister, als Vorsitzender, 
2. Blankenstein, Stadt-Banrath, 
3. Streckfuß, Stadtrath,
	        
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