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Bedürfniß der Badestuben anerkannt und für die größeren Depots die
Kosten für die Einrichtung von Badestuben nachträglich bewilligt habe.
Im Uebrigen glaubt er darauf hinweisen zu müssen, daß sich die
Nothwendigkeit eines Bades für die von der Brandstätte zurückkehrenden,
abgematteten, in Schweiß gebadeten und von Rauch am ganzen Körper
geschwärzten Mannschaften der Feuerwehr vom sanitären Standpunkte
aus rechtfertige.
Bei Nr. 8 der Ansätze für Wohnungen werden von verschiedenen
Mitgliedern die Dienstwohnungen für die Oberfeuermänner nicht für
gerechtfertigt erachtet.
Herr Branddirector Witte erklärt hierauf, daß, wenn die Ober
feuermänner Dienstwohnungen in den Feuerwachgebäuden erhielten,
dieselben unter Umständen 8 Tage hintereinander im Dienst behalten
werden könnten, was nicht möglich sei, wenn dieselben Privat
wohnungen inne hätten, da sie dann aus Billigkeitsrücksichten ihren
Familien auf so lange Zeit nicht entzogen werden könnten. Er habe
im finanziellen Interesse das Bestreben, die vorhandenen Kräfte nach
Möglichkeit auszunutzen und daher zu sparen. Sollte an den Dienst
wohnungen für Oberfeuermänner gekürzt werden, so würde er sofort
den Personalbestand derselben erheblich erhöhen müssen. Jedenfalls
sei die Herstellung von Dienstwohnungen billiger, als die Mehrein
stellung von Oberfenermännern, deren Durchschnittsgehalt l 350 JC
betrage, mithin für jeden einzelnen ein Capital von 27 000 JC
repräsentire.
Der Stadtverordnete Mattern spricht die Ansicht aus, daß
wenigstens in den Nebendepots die Funktionen des Hausvoigtes,
Capitain d'armes und Futtermeisters in einer Person vereinigt sein
könnten und Stadtverordneter Moses hält die projectirten Dienst
wohnungen der Oberfeuermänner für zu groß bemessen.
Er habe in der neuen Dragoner-Kaserne in der Pionierstraße
die Wohnungen der Wachtmeister besichtigt und gefunden, daß dieselben
nur aus Stube, Kammer und Küche beständen. Da nun ein Ober
feuermann ungefähr denselben Rang bekleide wie ein Wachtmeister, so
möchte wohl für denselben eine ebenso große Wohnung genügen.
Herr Branddirector Witte macht diesem Einwände gegenüber
geltend, daß ein Oberfeuermann gar nicht mit einem Militair-Wacht-
meistcr oder Feldwebel verglichen werden könne. Letzterer bleibe nur
so lange beim Militair, bis er den Civil-Versorgungsschein erlangt
habe, sei auch in nur vereinzelten Fällen verheirathet, oder doch
wenigstens selten mit zahlreicher Familie versehen, weil beim Militair
der Heiraths - Consens nur unter Schwierigkeiten zu erlangen sei.
Dagegen bleibe ein Oberseuermann im Dienste der Verwaltung bis
zu seiner Pensionirung oder seinem früher erfolgenden Ableben. Seine
Stellung sei gewissermaßen eine Civil-Versorgung, und kenne er viele
Oberfeuermäuner, die 6 bis 8 Kinder haben.
Durch einen Abstrich der Dienstwohnungen werde das dienstliche
Interesse in keiner Weise geschädigt, wohl aber das finanzielle, da
alsdann eben mehr Oberfeuermänner eingestellt werden müßten. Er
sei jedoch bereit, im äußersten Nothfalle je eine Wohnung für einen Ober
feuermann bei den Haupt- und Nebendepots in Fortfall kommen zu
lassen, spreche jedoch den dringenden Wunsch aus, nach Möglichkeit
auch diese Wohnungen zu bewilligen.
Aus den von dem Vorsitzenden und mehreren Mitgliedern aus
gesprochenen Wunsch, erklärt sich der Herr Branddirector, Major a. D.
Witte, in entgegenkommendster Weise sehr gern bereit, den Mitgliedern
der Deputation die Einrichtungen zweier Feuerwehrgebäude verschiedener
Bauart an Ort und Stelle zu zeigen. Er schlägt zur Besichtigung
ein älteres, und zwar das Haupt-Feuerwachgebäude in der Linden
straße 41 und ein neueres, und zwar das neuerdings an der Apostel
kirche eröffnete Feucrwachtgebäude vor. Bei Gelegenheit dieser Be
sichtigungen, welche den Intentionen des Vorsitzenden gemäß etwa in
14 Tagen stattfinden sollen, wird der Herr Branddirector an jeder der
beiden Stellen eine Alarmirung vornehmen lassen, um den Mitgliedern
der Deputation zu demonstriren, um wie viel schneller dieselbe in dem
neueren Feuerwachtgebäude, in welchem sich die Wachträume im Erd
geschoß befinden, zur Ausführung gelangt, als in dem älteren, in
welchem die Wachträume sich im ersten Stockwerk befinden.
Da der Herr Branddirector Witte die Bestimmung des Be
sichtigungstages in die freie Wahl des Vorsitzenden stellt, so wird
der letztere diesen Tag noch bestimmen, vorher aber den Herrn Brand
director davon benachrichtigen und die Mitglieder der Deputation, zu
welcher auch der Protokollführer zugezogen werden soll, dazu einladen.
Da weitere Anfragen, die Ansätze des Normal-Bau-Programms
betreffend, nicht gestellt wurden, auch sonst sich nichts weiter zu ver
handeln fand, schloß der Vorsitzende die Sitzung um 8V- Uhr, indem
er dem Herrn Branddirector, Major a D. Witte, für die Bereit
willigkeit, mit der er der heutigen Sitzung beigewohnt, seinen per
sönlichen und Namens der Mitglieder der Deputation den Dank der
letzteren aussprach.
gez. v. Forckenbeck. Witte.
Registtirt Berlin, den 2. Januar 1883.
Anwesend die Herren:
1. von Forckenbeck. Oberbürgermeister, als Vorsitzender,
2. Blankenstein, Stadt-Baurath,
3. Streckfuß, Stadttath,
4. Fritze, .
5. Getter, i
6. Herrmann, I
7. Mattern, Stadtverordnete.
8. Moses,
9. Richter, ]
10. Stoltz, '
Entschuldigt:
1. Runge, Stadtrath und Kämmerer,
2. Hanke, Stadtverordneter,
3. Ripberger, Stadtverordneter.
Die vorstehend als anwesend aufgeführten Mitglieder der zur
Berathung eines Normal-Bau-Programms für die Haupt- und Nebcn-
Depots der Feuerwehr eingesetzten gemischten Deputation waren heute
Mittag um 12 Uhr im Feuerwachtgebäude hinter der Apostelkirche er
schienen, um in Gemäßheit des Beschlusses vom 29. November xr.
zunächst diese Feuerwache in Augenschein zu nehmen.
Gleichzeitig war der Herr Branddirector, Major a. D. Witte,
anwesend, welcher auf Ersuchen des Vorsitzenden um präcise 12 Uhr
10 Minuten das Feuersignal geben ließ. Spritze, Wasserwagen und
Personenwagen wurden vollständig bespannt und bemannt auf die
Straße geführt und hierbei constatirt, daß um 12 Uhr 10 Minuten
45 Secunden die Fahrzeuge zu einem Feuer abrücken konnten.
Hiernächst wurde die parterre rechts belegcne Wachtstube besichtigt,
welche 71,34 qm groß ist und 18 Betten nebst Tischen, Stühlen und
Wandspinden an Mobiliar enthält. Es entfällt sonach, da dieser Raum
mit 18 Mann belegt ist, auf jeden einzelnen Mann ein Raum von
3,90 qm.
Nachdem auch der für 8 Pferde bemessene Pferdestall (3 Gespanne
und 1 Reservcstand) besichtigt war, in welchem sich 6 active und 2
kranke Pferde befanden, traten die Anwesenden unter Führung des
Herrn Branddirectors wieder auf die Straße, und ließ nunmehr der
Letztere nochmals um 12 Uhr 28 Minuten das Feuersignal geben.
Bei der diesmaligen Alarmirung waren die Fahrzeuge bespannt
und bemannt in genau 40 Secunden zur Abfahrt bereit.
Hierauf begaben sich die Anwesenden in Begleitung des Herrn
Branddirectors nach der Haupt-Feuerwache Lindenstraße 41, wo der
Herr Branddirector um 12 Uhr 51 Minuten das Feuersignal zu geben
befahl. Hier dauerte die Alarmirung 70 Secunden, so daß die Fahr
zeuge um 12 Uhr 52 Minuten 10 Secunden zur Abfahrt nach der
Brandstelle bereit waren.
Der Herr Branddirector führte demnächst die Anwesenden in die
parterre belegcne Wachstube, welche 19 Betten nebst Tischen, Stühlen
und Wandschränken enthält und mit 19 Mann belegt ist. Dieselbe
umfaßt 138,78 qm, so daß auf jeden Mann ein Raum von 7,8 qm
Grundfläche entfällt.
In den eine Treppe hoch belegenen Wohnräumen befanden sich 9
und resp. 15 Betten nebst Tischen, Stühlen und Schränken. Diese
Räume sind 69,18 qm resp. 78,87 qm groß, und entfallen somit auf
jeden Mann 7,»s und 5,s qm an Grundfläche, da sie mit 9 und resp.
15 Mann belegt sind.
Der 2 Treppen hoch bclegene Wachraum, welcher für 12 Mann
besttmmt ist, enthält 12 Betten rc. und ist 69,1, qm groß, bietet also
jedem auf Wache befindlichen Feuermann einschließlich seines Bettes
und Antheils am Mobiliar 5,? qm Grundfläche.
Die Werkstätten sind parterre belegen, diejenige für Holzarbeiter
ist 21,8 qm, diejenige für Eiscnarbeiter 25,8 qm groß.
Bei dieser Gelegenheit zeigte auch der Herr Branddirector den
Anwesenden die Dampfspritze und die Extinctcurspritze.
Um 1 Uhr 35 Minuten war die Besichtigung zu Ende und dankte
der Vorsitzende Namens der Deputations-Mitglieder dem Herrn Brand
director für sein fre' übliches Entgegenkommen bei der Besichtigung der
beiden Feuerwacher
Die gemischte' Deputation soll demnächst zu einer nochmaligen
Berathung des Normal-Bau-Programmes im Rathhause zusammentreten,
q. e. r.
gez. von Forckenbeck.
Verhandelt Berlin, den 17. Januar 1883.
Abends von 7 Uhr ab
im Zimmer Nr. 55 des Berlinischen Rathhauses.
Anwesend die Herren:
1. Dr. von Forckenbeck, Oberbürgermeister, als Vorsitzender,
2. Blankenstein, Stadt-Banrath,
3. Streckfuß, Stadtrath,