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in den Anstalten enthalten sind. Die dort dargelegten Verhältnisse haben
seit jener Zeit in mancher Beziehung Aenderungen erfahren, welche gegen
wärtig einen größeren Gasbehälterraum als früher erforderlich machen.
Der Unterschied zwischen dem Gasverbrauche an trüben und Hellen Winter
tagen, sowie der Unterschied zwischen dem Gasbcdarf an Wochentagen
und Sonntagen hat sich in den letztverflossenen 7 Jahren noch gesteigert;
auch das Procentverhältniß der Gasabgabe in den Stunden von 4 Uhr
Nachmittags bis 11 Uhr Abends in den Wintermonaten zu der Gas-
abgabe des ganzen Tages ist noch höher geworden, als in dem Pro-
memoria angeführt ist und ist dadurch ein größerer Gasbehälterraum
dringend erforderlich geworden, um einen gleichmäßigen Betrieb in den
Gasanstalten zu ermöglichen. Es kommt ferner hinzu, daß der Consum
in dem Süden und Südwesten der Stadt in den letzten Jahren eine
höhere Zunahme ausweist, als in dem nördlichen Stadtgebiete, wo die
noch immer schwache Thätigkeit in den zahlreichen großen Fabriken eine
Zunahme des Gasverbrauchs behindert hat.
Der Anstalt in der Gitschinerstraße, als der einzigen im Süden der
Stadt, ist dadurch eine viel höhere Gasabgabe gerade in den Abend
stunden zugefallen, so daß bereits in dem letzten Winter von 9 Uhr
Abends ab der Bestand in den Gasbehältern sich in der bedenklichsten
Weise verringert hatte. Da dieser Anstalt bis zum Jahre 1884 eine um
mehr als 30 000 cbm höhere Gasproduction am Maximaltage zugewiesen
werden muß, als ^fi«^m Jahre-1681 geleistet hat, würden diese Verhält
nisse bis dahin sich wesentlich' verschlimmern und würde sicherlich in dem
von dieser Gasanstalt zu versorgenden Gebiete ein Gasmaugel in den
Abendstunden eintreten. Die Anstalt in der Gitschinerstraße hat ein
schließlich des Gasbehälters in der Fichtestraße nur für 74 000 ebm Gas
behälterraum, also nur 54,4 pCt. des ihr für das Jahr 1884 mit
136 000 cdm zugewiesenen Antheils an der gesammten Gasproduction,
während in dem Promemoria bereits nachgewiesen ist, daß für einen ge
ordneten Betrieb in den Anstalten für jetzt ein Gasbchälterraum von
70 Procent der Tagesproduction erforderlich ist. Es kann hiergegen
auch nicht geltend gemacht werden, daß das Verhältniß des Gasbehälter-
raumes auf allen Anstalten gegenüber der gesammten Gasproduction
diesem Erfordcrniß noch entspricht, da hierdurch dem Mangel in der An-
stall in der Gitschinerstraße nicht in genügender Weise abgeholfen werden
kann. In dem Promemoria vom 13. September 1875 ist auf Seite 12/13
nachgewiesen, daß eine gegenseitige Aushilfe der Anstalten unter ein
ander hinsichtlich des Gasbehälterrauines nur bis zu einem gewissen
Maße und namentlich nur für die Gasabgabe bei Tage eintreten kann,
daß aber während der Wintermonate in den Hauptabendstunden von
4 bis 11 Uhr eine derartige Unterstützung der einen Gasanstalt durch
eine andere nicht möglich ist.
AuS diesen Gründen mußten wir uns dem Antrage des Curatoriums
auf Vermehrung des Gasbehälterraumcs für die Anstalt in der Gitschiner
straße durch Errichtung eines neuen Gasbehälters in der Fichtcstraße un-
bedingt anschließen, weil nur hierdurch jene Anstalt in die Lage versetzt
werden kann, während der Tagesstunden einen möglichst großen Theil
ihrer Production aufzuspeichern, um in den Abendstunden allen An-
forderungen genügen zu können.
Wenngleich nach den vorstehenden Darlegungen die Leistungsfähigkeit
der Anstalten gegen den durch die Bewilligungen vom Jahre 1876 her
gestellten Zustand eine Vermehrung nicht erfahren hat, so können wir doch
hier nicht unerwähnt lassen, daß durch die seit dem Jahre 1877 für Er
neuerung von Gebäuden und Apparaten aufgewendeten, nicht unerheblichen
Beträge die Betriebsfähigkeit der Anstalten, wenn auch nicht quantitativ,
so doch qualitativ bedeutend, erhöht worden ist
Durch die bei Gelegenheit der Erneuerung der Retortenöfen gleich
zeitig eingerichteten Generatorfeuerungen, durch die Verbesserungen in den
Condensations- und Scrubbereinrichtungen rc. sind Erfolge im Betriebe
erzielt worden, welche auf die günstigen Ergebnisse der letzten Jahre von
erheblichem Einflüsse gewesen sind, wie wir in den Jahresberichten über
die Verwaltung der Gasanstalten wiederholt nachzuweisen Gelegenheit
hatten.
Schließlich gestatten wir uns noch auf die in dem Beschlusse vom
2. März cr. angeführten Denkschrift vom 13. September und 22. No
vember 1875 mit einigen Bemerkungen zurückzukommen.
Für die Entwerfung derselben war der Direction eine zweifache Auf
gabe gestellt. Es kam einerseits darauf an, den in unserer Vorlage vom
Jahre 1875 enthaltenen Vorschlag zur Vermehrung des Gasbehälter
raumes für die Anstalten in der Müllerstraße näher zu begründen; es
sollte aber andererseits gleichzeitig eine specielle Darlegung über die
Leistungsfähigkeit der Gasanstalten in ihrem augenblicklichen Zustande
geliefert und der Nachweis geführt werden, in welcher Weise bei fernerer
Zunahme des Gasverbrauchs theils durch Erweiterung der bestehenden
Anstalten, theils durch Errichtung einer neuen Anstalt dem steigenden
Gasbedarse genügt werden könne.
Für die Berechnung der muthmaßlichen Steigerung des Gasverbrauchs
in den nächsten 7 Jahren 1876 bis 1882 war hierbei unter Zugrunde
legung der Ergebnisse der letzten 4 Jahre, in welchen am Maximaltage
eine Zunahme des Gasverbrauchs von durchschnittlich jährlich 27 600 cbm
eingetreten war (am 16. December 1871 waren 177 700 cbm verbraucht,
und am 22. December 1874 288 200 ebm, also in 4 Jahren eine
Steigerung um 110 500 ebm), auch für die nächsten Jahre eine Erhöhung
des Gasconsums am Maximaltage jährlich um 30 000 cbm angenommen,
wonach allerdings im Jahre 1881 auf eine Gasproduction von 513 000 cbm
gerechnet werden konnte.
In Folge der seit dem Jahre 1873 eingetretenen ungünstigen Ge
schäftsverhältnisse ist jedoch die wirkliche Zunahme des Gasbcdarfs seit
dem Jahre 1875 weit hinter den damaligen Annahmen zurückgeblieben,
indem der Verbrauch am Maximaltage des Jahres 1881 nur 350 000 cbm
betragen hat. Diesem Umstande ist aber auch in unseren alljährlichen
Vorlagen über die Erweitcrungs- und Erneuerungsbauten auf den städ
tischen Gasanstalten in vollem Umfange Rechnung getragen worden, in
dem, wie in der vorstehenden Darlegung nachgewiesen ist, seit dem Jahre
1876 größere Erweiterungsbauten auf den Anstalten nicht ausgeführt
sind, so daß die Leistungsfähigkeit derselben nur im geringen Maße seit
jener Zeit sich erhöht hat.
Berlin, den 23. Juni 1882.
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt,
gez. von Forckenbeck.
Zu Nr. Zusammenstellung
der für Erweiterungen und Erneuerungen der städtischen Gasanstalten und des Rohrsystems pro 1876 bis einschließlich 1681 bewilligten Geldmittel
(nach Jahrgängen und aus die einzelnen Anstalten vertheilt).
Datum des Beschlusses
der definitiven Bewilligung.
Betrag
der Bewilligung
Summa.
für btt Anstalteu
für das
Rohrsystem.
Stralaucr
Platz.
Gitschiner
straße.
Fichtestraße.
Müller
straße.
Koppcnplatz.
Danziger-
straße.
27. Juni 1876
288 500
1062 000
142 700
1 228 700
114 400
2 836 300
29. - 1876
—
—
—
778 000
—
—
—
778 000
21. - 1877
43 000
52 600
4 900
367 100
—
103 100
26 000
596 700
27. - 1878
—
60 300
—
94 500
—
53 200
243 000
451000
18. - 1879
—
104 900
—
155 000
347 400
87 500
546 120
1 240 920
24. - 1880
—
141126
—
334 569
—
174 365
230 200
880 260
23. - 1881
—
—
4 900
551 070
—
—
309 240
865 210
Summa . . .
331 500
1 420 926
9 800
2 422 939
347 400
1 646 865
1 468 960
7 648 390