Filtersandes etwa 20 pCt. des unfiltrirten Wasiers verloren. Es müßte
mithin bei dem Vorhandensein von Filtern in Charlottenburg eine be-
deutent größere Wasiermenge als jetzt nach dem Charlottenburger Plateau
befördert werden. Dies würde eine Vermehrung der Maschinen, einen
größeren Verbrauch von Brennmaterial und die Legung eines Leitungs
rohres von größerem Durchmesser nach Charlottenburg bedingen, so daß
die Anlage von Filtern in Charlottenburg mit bedeutenden Mehrkosten
und einer Erhöhung der Betriebskosten verknüpft sein würde.
Ueber die weitere Frage:
Empfiehlt es sich, statt der für die Reinigung des Ober-
spreewaffers im Gebrauch befindlichen Filter in Tegel Filter
nach dem Muster des von den Herren Buhl und Keller
hiersclbst Mühlcnstraße 75 aufgestellten Probefilters anzuwenden?
äußerten sich sodann auf Ersuchen die Herren Sachverständigen folgender
maßen:
Herr Civilingenieur Beitmeyer: Das von den Herren Buhl und
Keller aufgestellte Filter unterscheidet sich wesentlich von den Filtern,
welche von Gerson in Hamburg construirt sind, sowie von denjenigen,
welche in Paris gebraucht werden.
Von besonderer Wichtigkeit bei diesem Filter ist der Umstand, daß
das Waschen des unreinen Sandes im Filter selbst bewirkt wird. Wenn
dies Waschen öfters erfolgt, verursacht es nur geringe Arbeit und nimmt
wenig Zeit in Anspruch. Nach dem Waschen des Sandes kann das
Filter sofort wieder benutzt werden.
Das hier aufgestellte Filter ist insofern mangelhaft, als nur ein
Spülrohr und deshalb der Sand beim Waschen stark aufgewühlt wird.
Zur Filtration kleiner Wassermengen halte ich das qu. Filter für
geeignet. Ob es auch sür große Wasiermengen verwendbar ist, können
nur richtig geleitete Versuche entscheiden.
Es ist wohl anzunehmen, daß das Filter, dessen Construction ich als
einen Fortschritt in der Filtration bezeichnen muß, noch vervollkomninet
werden kann und würde ich empfehlen, Versuche mit dem Filter zu machen.
Wie viel Zeit solche Versuche in Anspruch nehmen würden, kann ich
nicht angeben.
Herr Civilingenieur Thiem: Das in Rede stehende Filter habe ich
nicht in Thätigkeit gesehen. Meines Erachtens kann im vorliegenden
Falle auf den Vorschlag, derartige Filter in Tegel herzustellen, nicht so
fort eingegangen werden.
Herr Baurath Hobrecht und Herr Profeffor Dr. Finkener: Wir
haben das qu. Filter ebenfalls nicht in Thätigkeit gesehen.
Herr Direktor Gill: Die Wirkung der Filtration bei der Anwen
dung von Sandfiltern besteht darin, daß die in dem Wasser enthaltenen
Beimengungen in Folge der Adhäsion sich an die Sandkörnchen ansetzen
und dort hasten bleiben. Es ist daher erforderlich, daß das Waffer nur
langsam durch die Sandschicht geht. Insbesondere muß bei der Benutzung
einer neuen Sandschicht zuerst nur ganz langsam filtrirt werden, damit
sich auf dem Sande eine dünne Schicht der im Wasser enthaltenen Bei
mengungen bildet, welche dann um so bester die Unreinigkeiten des später
durchfließenden Masters zurückhält.
Geht dagegen das Wasser zu schnell durch das Filter, so bleiben die
Beimengungen an den Sandkörnchen nicht haften, sondern werden mit
fort- resp. abgerissen. Derartig filtrirtes Wasser wird nur sehr un
genügend gereinigt und ist nicht viel bester als unfiltrirtes.
Bei dem in der Mühlenstraße 75 aufgestellten Filter erfolgt die
Filtration schneller als bei gewöhnlichen Sandfiltern. Das filtrirte
Master ist zwar, wenn man es in kleinen Quantitäten, z. B. in einem
Glase betrachtet, anscheinend klar, betrachtet man aber größere Quanti
täten desselben, so zeigt sich, daß es eine braune Färbung hat und nicht
viel bester ist als unfiltrirtes Wasser. Derartig filtrirtes Waffer kann
wohl zu Fabrikzwecken benutzt werden, dagegen eignet es sich nicht zur
Wasserversorgung von Städten.
Nimmt man an, daß bei einem Buhl'schen Filter und einem ge
wöhnlichen Sandfilter die Filtration mit gleicher Geschwindigkeit erfolgt,
so bietet das Buhl'sche Filter, bei welchem mehrere dünne Sandschichtcn
übereinander liegen, anscheinend den Vortheil, daß es weniger Raum ein
nimmt. Dieser Vortheil ist aber nur scheinbar. Berücksichtigt man nämlich
bei dem Buhl'schen Filter noch den Raum für die erforderlichen Gänge
und Rohrleitungen, so ergiebt sich, daß für die Buhl'schen Filter fast
derselbe Raum gebraucht wird wie für gewöhnliche Sandfiltcr.
Bei der Reinigung der Buhl'schen Filter muß denselben Waffer
unter hohem Druck zugeführt werden. Da ferner fast 50 pCt. des
Wassers zur Reinigung der Filter verwendet werden müssen, so stellen sich
die Kosten der Reinigung durchaus nicht niedrig.
Endlich bedingt der Umstand, daß das Material, aus welchem die
qu. Filter hergestellt sind, Gußeisen ist, daß die Filter wegen der hiesigen
klimatischen Verhältnisse in einem Gebäude untergebracht werden müssen,
deffen Heizung im Winter erforderlich ist.
Hiernach ist die Unterhaltung und der Betrieb der qu. Filter kost
spielig.
Herr Beitmeyer hält diese Anschauungen nicht für unbedingt richtig
und nicht erwiesen, und kommt darauf zurück, daß nur Versuche im großen
Maßstabe über deffen Verwendbarkeit entscheiden können.
Von dem Herrn Stadtverordneten Dr. Hermes wurde noch bemerkt,
daß das durch das Buhl'sche Filter gereinigte Wasser in unfiltrirtem
Zustande sehr schlecht, in filtrirtem Zustande aber, in einem Glase be
trachtet, farblos gewesen sei.
Demnächst wurde von der Deputation wegen der vorgerückten Stunde
beschlossen, die weitere Berathung zu vertagen.
8. ll. 8.
gez. Veitmeyer. Finkener. Hobrecht. Virchow. Gill. Thiem.
von Forckenbeck. Hagen.
Zu 9tr. 2*.
Berlin, den 30. November 1881.
Anwesend:
Herr Oberbürgermeister von Forckenbeck, als Vorsitzender,
- Geh. Regierungsrath, Bürgermeister Duncker,
- Stadlralh Hagen, als Vertreter des Herrn Stadtrath Haack,
- - Löwe,
- - Halske,
- Stadtverordneter Dr. Hermes,
Weiß,
- - Fritze,
- - Franke,
- - Namslau,
- - Grabe,
- - Richter.
In der heutigen Sitzung der gemischten Deputation zur Vorberathung
der Angelegenheit, betreffend die Herstellung von Filterbassins auf dem
Grundstücke der städtischen Wasserwerke zu Tegel, wurde von der Vor
lesung des Protokolls über die am 23. November er. stattgehabte Sitzung
Abstand genommen, weil dasselbe im Wesentlichen nur die Auslassungen
der Herren Sachverständigen enthält und letztere, mit Ausnahme des
Herrn Thiem, bereits die ihre Auslassungen betreffenden Stellen des
Protokolls berichtigt haben.
Der Herr Vorsitzende theilte sodann den Inhalt des eingegangenen
Berichts über die Resultate der Wechselwirthschaft bei den Reservoiren
der städtischen Wafferwerke in Tegel und Charlottenburg pro October er.,
sowie über die eingegangenen Beschwerden mit und bemerkte noch, daß
nach seiner Ansicht die Berathung der gemischten Deputation nunmehr so
weit gediehen sei. daß ein definitiver Beschluß gefaßt werden könne.
Aus den Gutachten der vernommenen Sachverständigen ergebe sich,
daß es sehr ftaglich sei, ob durch die Anstellung der vorgeschlagenen Ver
suche ein Mittel zur Beseitigung der Uebelstände des Wassers der Tegeler
Werke aufgefunden werden würde. Es sei daher nothwendig und auch
von den Sachverständigen empfohlen worden, mit der Herstellung von
Filtern in Tegel vorzugehen. Wenn aber dort Filter gebaut und längere
Zeit, vielleicht sogar — falls nämlich nicht später noch Mittel zur Be
seitigung der Algen gefunden werden — für immer benutzt werden
müßten, so empfehle es sich, die Filter so herzustellen, daß sie allen An
sprüchen genügen, nämlich bedeckt.
In der Vorlage des Magistrats vom 4. April er. sei zwar gesagt,
daß das Wasser für die Tegeler Werke nicht mehr aus den dort befind
lichen Brunnen, sondern lediglich aus dem Tegeler See genommen werden
solle, in dieser Beziehung habe sich jedoch die Ansicht des Magistrats
geändert. Es werde keineswegs beabsichtigt, und sei auch früher nicht
beabsichtigt worden, die qu. Brunnen zuzuschütten, man wolle dieselben
vielmehr später, nachdem ein Mittel zur Beseitigung der Algen aufgefun
den worden und die Brunnen gereinigt seien, wieder benutzen.
Nur zunächst solle, wie dies auch schon bei der Anlegung der Tegeler
Werke vorgesehen worden, das Wasser aus dem See entnommen werden.
Die Versuche seien jedenfalls fortzusetzen, da dieselben voraussichtlich
für die spätere Vergrößerung der Wasserwerke von Wichtigkeit sein würden.
Bei diesen Versuchen könnten insbesondere auch die Buhl'schen Filter
berücksichtigt werden.
Es werde sich empfehlen, unter Zuziehung von Sachverständigen ein
bestimmtes Programm aufzustellen, nack welchem die Versuche anzustellen
seien.
Bei der demnächst eröffneten Discussion wurde bestritten, daß eine
Nothwendigkeit, sofort mit dem Bau von Filtern vorzugehen, vor
handen sei.
Die vernommenen Sachverständigen hätten sich nur unter der Vor
aussetzung der Nothwendigkeit zur Ausnutzung der nächsten Bauperiode
dafür ausgesprochen, daß mit dem Bau von Filtern vorgegangen werden
solle.
Außerdem ergeben die verhältnißmäßig geringe Zahl der eingehenden
Beschwerden, daß das Waffer der Tegeler Werke nicht so schlecht sei,
daß man hierdurch veranlaßt werden könnte, dem Antrage des Magistrats
sofort zuzustimmen. Selbst wenn aber auch der Nothstand noch größer
wäre, so könnte mit der Beschlußfassung in dieser Angelegenheit sehr wohl
noch 6 Monate gewartet werden, da anzunehmen sei, daß die anzustellen
den Versuche sehr günstige Resultate für die Beseitigung der Uebelstände
des Tegeler Wassers ergeben würden.
Hiernach werde principaliter beantragt, die Beschlußfassung über den