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Volume No. 4 (25), 21.Januar 1882

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1882 (Public Domain)

Filtersandes etwa 20 pCt. des unfiltrirten Wasiers verloren. Es müßte 
mithin bei dem Vorhandensein von Filtern in Charlottenburg eine be- 
deutent größere Wasiermenge als jetzt nach dem Charlottenburger Plateau 
befördert werden. Dies würde eine Vermehrung der Maschinen, einen 
größeren Verbrauch von Brennmaterial und die Legung eines Leitungs 
rohres von größerem Durchmesser nach Charlottenburg bedingen, so daß 
die Anlage von Filtern in Charlottenburg mit bedeutenden Mehrkosten 
und einer Erhöhung der Betriebskosten verknüpft sein würde. 
Ueber die weitere Frage: 
Empfiehlt es sich, statt der für die Reinigung des Ober- 
spreewaffers im Gebrauch befindlichen Filter in Tegel Filter 
nach dem Muster des von den Herren Buhl und Keller 
hiersclbst Mühlcnstraße 75 aufgestellten Probefilters anzuwenden? 
äußerten sich sodann auf Ersuchen die Herren Sachverständigen folgender 
maßen: 
Herr Civilingenieur Beitmeyer: Das von den Herren Buhl und 
Keller aufgestellte Filter unterscheidet sich wesentlich von den Filtern, 
welche von Gerson in Hamburg construirt sind, sowie von denjenigen, 
welche in Paris gebraucht werden. 
Von besonderer Wichtigkeit bei diesem Filter ist der Umstand, daß 
das Waschen des unreinen Sandes im Filter selbst bewirkt wird. Wenn 
dies Waschen öfters erfolgt, verursacht es nur geringe Arbeit und nimmt 
wenig Zeit in Anspruch. Nach dem Waschen des Sandes kann das 
Filter sofort wieder benutzt werden. 
Das hier aufgestellte Filter ist insofern mangelhaft, als nur ein 
Spülrohr und deshalb der Sand beim Waschen stark aufgewühlt wird. 
Zur Filtration kleiner Wassermengen halte ich das qu. Filter für 
geeignet. Ob es auch sür große Wasiermengen verwendbar ist, können 
nur richtig geleitete Versuche entscheiden. 
Es ist wohl anzunehmen, daß das Filter, dessen Construction ich als 
einen Fortschritt in der Filtration bezeichnen muß, noch vervollkomninet 
werden kann und würde ich empfehlen, Versuche mit dem Filter zu machen. 
Wie viel Zeit solche Versuche in Anspruch nehmen würden, kann ich 
nicht angeben. 
Herr Civilingenieur Thiem: Das in Rede stehende Filter habe ich 
nicht in Thätigkeit gesehen. Meines Erachtens kann im vorliegenden 
Falle auf den Vorschlag, derartige Filter in Tegel herzustellen, nicht so 
fort eingegangen werden. 
Herr Baurath Hobrecht und Herr Profeffor Dr. Finkener: Wir 
haben das qu. Filter ebenfalls nicht in Thätigkeit gesehen. 
Herr Direktor Gill: Die Wirkung der Filtration bei der Anwen 
dung von Sandfiltern besteht darin, daß die in dem Wasser enthaltenen 
Beimengungen in Folge der Adhäsion sich an die Sandkörnchen ansetzen 
und dort hasten bleiben. Es ist daher erforderlich, daß das Waffer nur 
langsam durch die Sandschicht geht. Insbesondere muß bei der Benutzung 
einer neuen Sandschicht zuerst nur ganz langsam filtrirt werden, damit 
sich auf dem Sande eine dünne Schicht der im Wasser enthaltenen Bei 
mengungen bildet, welche dann um so bester die Unreinigkeiten des später 
durchfließenden Masters zurückhält. 
Geht dagegen das Wasser zu schnell durch das Filter, so bleiben die 
Beimengungen an den Sandkörnchen nicht haften, sondern werden mit 
fort- resp. abgerissen. Derartig filtrirtes Wasser wird nur sehr un 
genügend gereinigt und ist nicht viel bester als unfiltrirtes. 
Bei dem in der Mühlenstraße 75 aufgestellten Filter erfolgt die 
Filtration schneller als bei gewöhnlichen Sandfiltern. Das filtrirte 
Master ist zwar, wenn man es in kleinen Quantitäten, z. B. in einem 
Glase betrachtet, anscheinend klar, betrachtet man aber größere Quanti 
täten desselben, so zeigt sich, daß es eine braune Färbung hat und nicht 
viel bester ist als unfiltrirtes Wasser. Derartig filtrirtes Waffer kann 
wohl zu Fabrikzwecken benutzt werden, dagegen eignet es sich nicht zur 
Wasserversorgung von Städten. 
Nimmt man an, daß bei einem Buhl'schen Filter und einem ge 
wöhnlichen Sandfilter die Filtration mit gleicher Geschwindigkeit erfolgt, 
so bietet das Buhl'sche Filter, bei welchem mehrere dünne Sandschichtcn 
übereinander liegen, anscheinend den Vortheil, daß es weniger Raum ein 
nimmt. Dieser Vortheil ist aber nur scheinbar. Berücksichtigt man nämlich 
bei dem Buhl'schen Filter noch den Raum für die erforderlichen Gänge 
und Rohrleitungen, so ergiebt sich, daß für die Buhl'schen Filter fast 
derselbe Raum gebraucht wird wie für gewöhnliche Sandfiltcr. 
Bei der Reinigung der Buhl'schen Filter muß denselben Waffer 
unter hohem Druck zugeführt werden. Da ferner fast 50 pCt. des 
Wassers zur Reinigung der Filter verwendet werden müssen, so stellen sich 
die Kosten der Reinigung durchaus nicht niedrig. 
Endlich bedingt der Umstand, daß das Material, aus welchem die 
qu. Filter hergestellt sind, Gußeisen ist, daß die Filter wegen der hiesigen 
klimatischen Verhältnisse in einem Gebäude untergebracht werden müssen, 
deffen Heizung im Winter erforderlich ist. 
Hiernach ist die Unterhaltung und der Betrieb der qu. Filter kost 
spielig. 
Herr Beitmeyer hält diese Anschauungen nicht für unbedingt richtig 
und nicht erwiesen, und kommt darauf zurück, daß nur Versuche im großen 
Maßstabe über deffen Verwendbarkeit entscheiden können. 
Von dem Herrn Stadtverordneten Dr. Hermes wurde noch bemerkt, 
daß das durch das Buhl'sche Filter gereinigte Wasser in unfiltrirtem 
Zustande sehr schlecht, in filtrirtem Zustande aber, in einem Glase be 
trachtet, farblos gewesen sei. 
Demnächst wurde von der Deputation wegen der vorgerückten Stunde 
beschlossen, die weitere Berathung zu vertagen. 
8. ll. 8. 
gez. Veitmeyer. Finkener. Hobrecht. Virchow. Gill. Thiem. 
von Forckenbeck. Hagen. 
Zu 9tr. 2*. 
Berlin, den 30. November 1881. 
Anwesend: 
Herr Oberbürgermeister von Forckenbeck, als Vorsitzender, 
- Geh. Regierungsrath, Bürgermeister Duncker, 
- Stadlralh Hagen, als Vertreter des Herrn Stadtrath Haack, 
- - Löwe, 
- - Halske, 
- Stadtverordneter Dr. Hermes, 
Weiß, 
- - Fritze, 
- - Franke, 
- - Namslau, 
- - Grabe, 
- - Richter. 
In der heutigen Sitzung der gemischten Deputation zur Vorberathung 
der Angelegenheit, betreffend die Herstellung von Filterbassins auf dem 
Grundstücke der städtischen Wasserwerke zu Tegel, wurde von der Vor 
lesung des Protokolls über die am 23. November er. stattgehabte Sitzung 
Abstand genommen, weil dasselbe im Wesentlichen nur die Auslassungen 
der Herren Sachverständigen enthält und letztere, mit Ausnahme des 
Herrn Thiem, bereits die ihre Auslassungen betreffenden Stellen des 
Protokolls berichtigt haben. 
Der Herr Vorsitzende theilte sodann den Inhalt des eingegangenen 
Berichts über die Resultate der Wechselwirthschaft bei den Reservoiren 
der städtischen Wafferwerke in Tegel und Charlottenburg pro October er., 
sowie über die eingegangenen Beschwerden mit und bemerkte noch, daß 
nach seiner Ansicht die Berathung der gemischten Deputation nunmehr so 
weit gediehen sei. daß ein definitiver Beschluß gefaßt werden könne. 
Aus den Gutachten der vernommenen Sachverständigen ergebe sich, 
daß es sehr ftaglich sei, ob durch die Anstellung der vorgeschlagenen Ver 
suche ein Mittel zur Beseitigung der Uebelstände des Wassers der Tegeler 
Werke aufgefunden werden würde. Es sei daher nothwendig und auch 
von den Sachverständigen empfohlen worden, mit der Herstellung von 
Filtern in Tegel vorzugehen. Wenn aber dort Filter gebaut und längere 
Zeit, vielleicht sogar — falls nämlich nicht später noch Mittel zur Be 
seitigung der Algen gefunden werden — für immer benutzt werden 
müßten, so empfehle es sich, die Filter so herzustellen, daß sie allen An 
sprüchen genügen, nämlich bedeckt. 
In der Vorlage des Magistrats vom 4. April er. sei zwar gesagt, 
daß das Wasser für die Tegeler Werke nicht mehr aus den dort befind 
lichen Brunnen, sondern lediglich aus dem Tegeler See genommen werden 
solle, in dieser Beziehung habe sich jedoch die Ansicht des Magistrats 
geändert. Es werde keineswegs beabsichtigt, und sei auch früher nicht 
beabsichtigt worden, die qu. Brunnen zuzuschütten, man wolle dieselben 
vielmehr später, nachdem ein Mittel zur Beseitigung der Algen aufgefun 
den worden und die Brunnen gereinigt seien, wieder benutzen. 
Nur zunächst solle, wie dies auch schon bei der Anlegung der Tegeler 
Werke vorgesehen worden, das Wasser aus dem See entnommen werden. 
Die Versuche seien jedenfalls fortzusetzen, da dieselben voraussichtlich 
für die spätere Vergrößerung der Wasserwerke von Wichtigkeit sein würden. 
Bei diesen Versuchen könnten insbesondere auch die Buhl'schen Filter 
berücksichtigt werden. 
Es werde sich empfehlen, unter Zuziehung von Sachverständigen ein 
bestimmtes Programm aufzustellen, nack welchem die Versuche anzustellen 
seien. 
Bei der demnächst eröffneten Discussion wurde bestritten, daß eine 
Nothwendigkeit, sofort mit dem Bau von Filtern vorzugehen, vor 
handen sei. 
Die vernommenen Sachverständigen hätten sich nur unter der Vor 
aussetzung der Nothwendigkeit zur Ausnutzung der nächsten Bauperiode 
dafür ausgesprochen, daß mit dem Bau von Filtern vorgegangen werden 
solle. 
Außerdem ergeben die verhältnißmäßig geringe Zahl der eingehenden 
Beschwerden, daß das Waffer der Tegeler Werke nicht so schlecht sei, 
daß man hierdurch veranlaßt werden könnte, dem Antrage des Magistrats 
sofort zuzustimmen. Selbst wenn aber auch der Nothstand noch größer 
wäre, so könnte mit der Beschlußfassung in dieser Angelegenheit sehr wohl 
noch 6 Monate gewartet werden, da anzunehmen sei, daß die anzustellen 
den Versuche sehr günstige Resultate für die Beseitigung der Uebelstände 
des Tegeler Wassers ergeben würden. 
Hiernach werde principaliter beantragt, die Beschlußfassung über den
	        
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