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Volume No. 4 (25), 21.Januar 1882

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1882 (Public Domain)

Unser Wasser ist: 
1. frei von jedem Geruch — hat 
2. einen durchaus reinen, angenehmen Geschmack — ist: 
3. krystallklar — hat im Augenblick der Entnahme: 
4. keinen, irgend merkbaren Bodensatz. — Es mag 
5. etwas eisenhaltig sein, weil cs zu Zeiten geringeren Consums 
die Kochgeschirre u. s. w. röthlich särbt, eine Eigenschaft übrigens, 
welche, unseres Erachtens, theils in der nicht sorgfältigen und 
zu seltenen Reinigung der Reservoire, theils in der schlechten, 
eine Auflösung zulassende Beschaffenheit des zu den Röhren 
verwendeten Effens ihre Ursache hat und weshalb, um dies 
zu verhüten, man in neuerer Zeit bekanntlich eiserne, innerhalb 
verzinnte Zuleitungsröhren verwendet. 
Sobald die Direction der Westend-Wasserwerke sich, wie wir hoffen, 
bald veranlaßt sehen wird, ihre Röhren in solche, innerhalb verzinnte, 
abzuändern, dann besitzen wir unfehlbar ein 
wahrhaftes Normalwasser. 
Die eisenhaltige Ablagerung in den Kochgeschirren (identisch wohl 
mit dem sogenannten Kesselstein) soll übrigens, wie allgemein bekannt ist, 
nicht gesundheitswidrig, sondern für reinheitliebcnde Hausfrauen und 
Köchinnen nur unangenehm fein. 
Endlich enthält unser Wasser: 
6. nur geringen Chlorgehalt, keine salpetrigen oder ammoniakalischen 
Säuren und Salze, noch weniger 
7. die ominöse, wahrhaft Ekel erregende Alge Crenothrix polyspora 
und dergleichen Organismen. 
Wir Unterzeichnete, die größten Wasserconsumenten der Westendwerke, 
beehren uns zum Zwecke der Bestätigung des Obigen: 
die verehrlichen Herren Mitglieder der hohen Stadtverordneten- 
Bersammlnng, wo möglich insgesammt, imgleichen den Herrn Di- 
rector Gill, den wir dcsfalls zu benachrichtigen bitten, zum Be 
suche bei uns hiermit ehrerbietigst einzuladen. Die Herren werden 
sich an Ort und Stelle durch den practischcn Versuch über 
zeugen, daß: 
1. unser Wasser, wenn auch nicht dem besten (übrigens harten) 
Wasser der Berliner Ouellwafferbrunncn gleich, doch aber 
ein sehr gutes, ersrischendes Trinkwasser ist, zumal bei großen 
Temperalurdifferenzen der atmosphärischen Luft und der un 
seres Waffers; ferner 
2. unser Wasser ein weiches, allen Anforderungen entsprechendes 
Kochwasser ist, durch welches Fleisch und Gemüse außer 
ordentlich schmackhaft, zart und weich gekocht wird; auch 
3. unsere Hausfrauen Ihnen persönlich bestätigen werden, daß 
sie mit unserm Wasser für den sonstigen Küchengebrauch 
und namentlich für die Wäsche allezeit höchst zufrieden ge 
wesen sind. Seife löst das Wasser willig auf, zersetzt sie 
aber nicht. 
Einer gefälligen, freundlichen Gewährung unserer ehrerbietigsten Ein 
ladung entgegensehend, verharren wir als: 
Einer hohen Stadtvcrordneten-Versammlung 
ganz ergebene 
(Unterschriften.) 
Zu Nr. 25. 
Berlin, den 19. September 1881. 
Dem Magistrat berichte ich auf die Marginalverfügung vom 15. d. M. 
— J.-Nr. 4292. F. 33, 81 — bezüglich der Beschwerde des Bezirks- 
vorstehcrs Herrn R. Treplin und Genossen zu Charlottenburg über die 
in meinem dem Curatorium der hiesigen städtischen Wasserwerke erstatte 
ten Berichte vom 5. Juli er. enthaltenen Aeußerungen, betreffend die 
aus den Ticfbrunnenanlagen der Actiengcsellschaft Westend-Wasserwerke 
zu Charlottenburg entnommene Wasscrprobe, Folgendes ganz ergebenst. 
Da die genannte Gesellschaft ihr Wasser zur Versorgung der Stadt 
Charlottenburg aus den Tiefschichten des Grunewaldes bekanntlich mittelst 
Rohrbrunnen von derselben Bauart gewinnt, wie sie dem hiesigen Ma 
gistrat von der Berliner Stadtverordneten-Versammlung in der Sitzung 
vom 2. Juni cr. empfohlen worden sind, begab ich mich zu dem Director 
der genannten Gesellschaft, Herrn Ingenieur Oppermann, um mich 
über die dortigen WassergewinnungSanlagen genauer zu unterrichten. 
Demnächst ließ mir der genannte Herr am 22. Juni cr. freundlichst 
eine Beschreibung der qu. Anlagen, sowie Abschriften der Analysen der 
Chemiker Herren Professor Dr. Alexander Müller und Dr. Bischofs 
Hierselbst zukommen, welche ich mir in Abschriften beizufügen erlaube. 
Das von dem Profeffor Dr. Müller untersuchte Wasser stammt 
auS den neuen Rohrbrunnen der Anlagen, wurde aus den Leitungs 
röhren des Gymnasiums zu Charlottenburg entnommen und dem Herrn 
Prosessor von dem Herrn Sladtrath Dr. W. Cohn in Charlottenburg 
zur Untersuchung übergeben. 
Herr Professor Müller giebt darüber Folgendes an: 
„Das Wasser war nicht ganz klar, sondern schwach bräunlich 
getrübt und setzte sich bei einigem Stehen an der Luft ein leich 
ter Bodensatz von Eisenocker ab." 
Am Schluffe seines Gutachtens äußert sich der Herr Professor 
wie folgt: 
„Das in Rede stehende Wasser ist durch seinen hohen Eisen 
gehalt in seiner Gebrauchsfähigkeit sowohl zum Genuß wie auch 
zu wirthschaftlichen Zwecken einigermaßen beeinträchtigt, es kann 
aber davon leicht durch Abkochen und Absetzcnlaffen oder durch 1 
Filtration, beides unter Luftzutritt, befreit und in ein gutes 8 
Gebrauchswasser verwandelt werden." 
Aus dem mir übermittelten Auszuge aus dem Berichte des Herrn 
Dr. Bischofs ist nicht zu ersehen, an welcher Stelle der Gesammtanlagen 
der Charlottenburger Westend-Wasserwerke das von ihm im Mai/Juni 188(1 
untersuchte Wasser entnommen morden ist. 
Herr Dr. Bischofs giebt am Schluffe Folgendes an: 
„Nach diesen Ergebnissen ist das Wasser nur durch einen 
etwas erheblichen Eisengehalt in seiner Verwendbarkeit partiell 
beeinträchtigt. Da in einem Reservoir dieses Eisenoxyd ziemlich 
schnell zur Ablagerung gelangen würde, zumal bei Luftzutritt 
zu dem Wasser, so könnte die allseitige Verwendbarkeit durch 
derartige, den Umständen anzupaffende Einrichtungen erhöht 
werden. 
Im geschlossenen Röhrensystem mit möglichst schneller Cirku- I 
lation wird das Eisensal; kaum zur Zersetzung gelangen, das I 
Wasser somit klar oder schwach opalisirend ausfließen." 
Nachdem ich von diesen Gutachten Kenntniß genommen, habe ich g 
eine Ein-Litcrflasche mit Wasser direct aus einer im Betriebe befindlichen j 
Pumpe der Maschinen der Westend-Wasserwerke am Teuselssec füllen 
lassen. 
Das die beifolgende Flasche begleitende Protokoll über die Entnahme, 
vom 5. Juli d. I., ist von dem Bctriebsingenienr A. Schäfer der 
Station III. der hiesigen städtischen Waffcrwcrkc und dem Maschinen 
meister Lehmann der Teufelssee-Wafferwerke unterschrieben. 
Das Siegel dieser Flasche ist noch intact. 
DaS Waffer in dieser Flasche war bei der Entnahme ganz klar, ? 
wurde nach 12 Stunden milchig und trübe und fing sodann an, sich z 
durch Absetzung eines Bodensatzes zu klären. 
Dieses Resultat stimmt mit den Angaben der Herren Profeffor 8 
Dr. Müller und Dr. Bischofs Hierselbst überein. 
Den Magistrat ersuche ich ganz ergebenst, das Waffer in der bei- > 
folgenden Flasche gefälligst mit dem in der Ein-Literflasche enthaltenen, I 
von dem Herrn Profeffor Dr. Finkener aus den Tegeler Brunnen ent- 1 
nommenen vergleichen und beurtheilen zu wollen, ob der Bodensatz des | 
TeufelSsecwafferS geringer ist, als der des Tegeler WaffcrS. 
Aus den Aussprüchen der Herren Chemiker geht hervor, daß das > 
Teufelsseewasser je nach Umständen krystallklar oder trübe zur Lieferung ge- > 
langen kann; ebenso verhält cs sich mit dem Tegeler Wasser. 
Beide Herren Chemiker sind der Ansicht, daß daS TeufelSscewaffer ^ 
nach Berührung mit der Lust, welche das Ausscheiden des Eisens vcr- z 
anlaßt und nach Filtration unter Berührung mit der Luft, um die aus- S 
geschiedenen Niederschläge zu entfernen, gut und zu ollen Zwecken brauch 
bar wird. 
Die Filtrationsversuche mit dem aus den Tegeler Tiesbrunncn ge 
wonnenen Wasser, welche fast ein Jahr lang fortgesetzt wurden, haben den 
Beweis für die Richtigkeit der Aussprache der Herren Chemiker geliefert. 
— Hieraus dürfte hervorgehen, daß die in einem Berichte vom 5. Juli cr. 
enthaltene Aeußerung bezüglich des aus den Rohrbrunncnanlagen der 
Charlottenburger Westend-Wasserwerke gewonnenen Wassers weder unrichtig 
noch übertrieben ist. 
Der Director. 
gez. Henry Gill. 
Zu Nr. 25. 
Potsdam, den 7. September 1881. 
An 
den Hochlöblichen Magistrat der König!. Haupt- 
und Residenzstadt Berlin. 
Unter den Vorlagen für die Stadtverordneten-Versammlung zu 
Berlin (Nr. 58) befindet sich unter Nr. 455, J.-Nr. 2833 F. B., S. 421 
eine Aeußerung über das Wasser der Potsdamer Wasserwerke wie folgt: 
„das von den Potsdamer Wasserwerken gelieserte Waffer trübt 
sich später und setzt sodann einen weißlich-rothen flockigen Nieder 
schlag ab, welcher jedenfalls ebenso bedeutend ist, wie 
der von einem gleichen Quantum Tegeler Wasser" — 
und ferner Seite 424 in dem Bericht des Directors der Berliner Waffer- 
werke, Herrn Gill, äußert sich derselbe über eine Probe des Potsdamer 
Waffcrleitungswassers:
	        
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