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Volume No. 14 (100-107), 25. Februar 1882

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1882 (Public Domain)

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solchem Umfange angelegt worden, der sie befähige, jedes Quantum 
Wasser zu bewältigen; man dürfe zu dem Chefingenieur der Kanalisation 
das Vertrauen haben, daß alle Umstände in Rechnung gezogen und hier- 
nach die Stärke der Pumpwerke für die einzelnen Radialsysteme berechnet 
worden sei, eine Vergrößerung dieser Werke, auch selbst nach einer Reihe 
von Jahren, also nicht in Aussicht genommen zu werden brauche. Für 
alle event. Fälle würden übrigens einige jetzt überflüssige Räume Ver 
wendung finden können. 
Andererseits war man der Ansicht, daß, wenn die Techniker erklären, 
für jede größere technische Anlage, die sich aus dem Betriebe der Kanali 
sationswerke später etwa als nothwendig Herausstellen sollte, vorbereitet 
sein zu müssen, es äußerst bedenklich sei, dem Pumpstation daS" hierzu 
benöthigte Terrain vorzuenthalten oder ganz zu entziehen. Würde 
dasselbe zur Besriedigung anderer Bedürsnisse bebaut und werde es darauf 
erforderlich, neue Pumpen aufzustellen, dann würde die Stadt in die Lage 
versetzt sein, an einer anderen Stelle und mit großem Kostenaufwande 
eine vollständig neue Pumpstation zu errichten. Sollte die qu. Parzelle 
aber später sür Zwecke der Kanalisation nicht gebraucht werden, so würde 
l dieselbe dann immer noch der Stadtgcmeinde zur Verfügung stehen. 
Bei der Abstimmung ergaben sich für den Antrag des Magistrats 
4 Stimmen, einschließlich derjenigen des Vorsitzenden, und 4 Stimmen 
dagegen, der Antrag gilt also nach der Geschäftsordnung für die Aus« 
- schüsie als angenommen. 
Eine eingehende Discufsion erhob sich sodann über die vorliegenden 
Bauskizzen, obgleich dieselben dem Ausschüsse nur zur Information zu. 
gegangen sind, wobei von fast allen Rednern hervorgehoben wurde, daß 
das Straßenreinigungsdepot, sowie die Wohnungen räumlich viel zu groß 
Projectirt seien. Auch war man der Meinung, daß keine Veranlassung, 
auch im Interesse des Feucrwehrdienstes nicht, vorliege, so viel Woh 
nungen für Oberfeuermänner vorzusehen. Es fei sehr wohl möglich, ein 
t Bedeutendes an Terrain zu ersparen, wenn die einzelnen Räume mehr 
zusammengerückt und aus das nothwendige Maß beschränkt würden, wie 
es auch nicht als vortheilhaft sür die Ausnutzung des Terrains erachtet 
werden könnte, da« Straßenreinigungsdepot an der Grenze nach dem 
Halleschen User zu anzulegen. 
Die Majorität des Ausschuffes kann hiernach den zweiten Theil 
des Magistratsantrages nicht zur Annahme empfehlen und beantragt, 
folgenden Gesammtbeschluß zu fassen: 
Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden, daß von 
dem Rcstgrundstücke Schönebergerstr. 20/21 die aus dem vor 
gelegten Plane mit A B G H bezeichnete, ca. 19,so m lange 
und 18,20 m tiefe Parzelle für Zwecke der Pumpstation III. 
reservirt werde. 
In Bezug aus die Verwendung der übrig bleibenden Parzelle 
ersucht die Versammlung den Magistrat zunächst um Vorlegung 
eines ProjectS, in welchem auf die nothwendigsten Bedürfnisse 
sür ein Feuerwehr-Hauptdepot, ein Polizeirevierbureau und ein 
Straßenreinigungsdepot Rücksicht genommen ist. 
Zum Berichterstatter ist der Stadtverordnete Lauenburg gewählt 
worden. Der Druck der Protokolle soll erfolgen. 
V. 
w. 
o. 
gez. Salge. Lauenburg. 
102. Vorlage (J.-Rr. 419. F. B.) — zur Beschlußfas 
sung —, betreffend die Beleuchtung des PotS- 
damer Platzes und eines Theiles der Leipziger- 
straße mittelst elektrischen Lichtes. 
Die Stadtverordnetcn-Bersammlung wolle beschließen: 
Die Stadtverordncten-Versammlung erklärt sich damit ein 
verstanden, daß versuchsweise zunächst aus ein Jahr auf dem 
Potsdamer Platze und in der Leipzigerstraße von diesem Platze 
bis zur Friedrichstraße nach Maßgabe des in der Vorlage des 
Magistrats vom 16. Februar cr. erläuterten Projects der Firma 
Siemens n. Halste hicrselbst eine Beleuchtung mittelst elek 
trischen Lichtes hergestellt werde, und bewilligt an Kosten: 
a) für die Anlage 44 500 jft 
b) für den Betrieb auf ein Jahr . . . . 26 040 - 
zusammen 70 540 <At. 
ä Conto des Titels VI. des Etats der Gasanstalten. 
Begründung. 
Die Fortschritte, welche die Anwendung der Elektricität in neuerer 
Zeit auf wissenschaftlichem und technischem Gebiete, demnächst aber auch 
auf dem Felde der privaten und öffentlichen Beleuchtung gemacht hat, 
sind bekannt. Sie sind so bedeutend gewesen, daß der französische Mi 
nister der Posten und Telegraphen Cochery sich bereits zwei Jahre nach 
der internationalen Pariser Industrieausstellung vom Jahre 1878 ver 
anlaßt sah, für das Jahr 1881 eine internationale, speciell der Elektricität 
gewidmete Ausstellung zu Paris zu veranstalten, und bei der schnellen 
Aufeinanderfolge von Neuheiten auf diesem Gebiete einen Ueberblick zu 
verfchassen. Wie richtig dieser Gedanke war, geht daraus hervor, daß 
an dieser am 1. August 1881 eröffneten Ausstellung sich fast alle civili- 
sirten Staaten, Japan nicht ausgenommen, betheiligt haben. 
Angesichts dieser Vorgänge mußte die städtische Verwaltung, welche 
wegen des bedeutenden Besitzes an Gasanstalten sehr wesentlich bethciligt 
erscheint, den größten Werth darauf legen, durch Sachverständige ins 
besondere genaue Ermittelungen darüber anstellen zu lassen, in welchem 
Umfange und mit welchem praktischen Erfolge das elektrische Licht zur 
Beleuchtung sowohl von geschloffenen Räumen, als auch von Straßen 
und Plätzen verwendet werden kann, bezw. in anderen Großstädten bereits 
verwendet wird. 
Das Curatorium für das städtische Erleuchtungswesen hat deshalb 
den Oberdirigenten Reißner und den Dirigenten der öffentlichen Be 
leuchtung Fischer, welcher letztere bereits 1878 einen gleichen Auftrag 
ausgeführt hat, im Herbst v. I. nach Paris entsendet, um die erwähnte 
Ausstellung, sowie die in jener Stadt im Gebrauch befindliche elektrische 
Beleuchtung in Augenschein zu nehmen, demnächst aber zu letzterem Zwecke 
auch London zu besuchen. 
Auf Wunsch des Curatoriums hat der Stadtrath Löwe diese In 
formationsreise mitgemacht. Aus die werthvollen Ergebnisse dieser Reise 
für das speciell technische Gebiet gehen wir hier nicht näher ein. Wir 
heben nur dasjenige hervor, was von allgemeinem Interesse ist und uns 
zu der gegenwärtigen Vorlage veranlaßt hat. 
Privatbcleuchtungen mit elektrischen Lampen sind in Paris 
und London schon seit Jahren in ungleich höherem Maße vorhanden, als 
in Berlin. Sic finden sich in ersterer Stadt insbesondere in großen 
Hotels, in großen Verkaufsläden, in Theatern und an den Haupt- 
eingängen derselben, im Hippodrom, am Palais du Trocadero, auf Bahn 
höfen, in Fabriken und in sonstigen großen Etablissements vor. Dasselbe 
ist in London der Fall, wo beispielsweise auch das British Museum und 
das Kensington Museum diese Beleuchtung einrichten. Ueberhaupt zeigt 
sich die Anwendung da, wo es sich um die Beleuchtung großer Räume 
oder Terrains handelt, so z. B. auch aus ausgedehnten Arbcits- und 
Baustellen, in den Albert-Dock's bei North Woolwich u. f. w. 
Auf Bahnhöfen, wo die Möglichkeit vorliegt, den Apparat kurz vor 
Ankunft des Zuges in Function treten zu lassen und nach Abgang eines 
solchen wieder abzustellen, läßt sich schon durch die Verkürzung der Brenn 
zeit eine billigere Beleuchtung herbeiführen, als sic bei Gasapparaten mit 
Rücksicht auf die zeitraubende Bedienung erreichbar ist. 
Vortheile ergeben sich für große Werkstätten, welche nur für ver- 
hällnißmäßig kurze Zeit erleuchtet zu werden brauchen, dann aber mög 
lichst Helles Licht haben müssen. 
In Gebäuden von so colossalen Dimensionen, wie beispielsweise der 
Hippodrom in Paris, dessen Zuschauerraum 6 000 Personen faßt, ist der 
Bauart wegen eine vollkommene Gasbeleuchtung schwer herzustellen und 
daher die Anwendung des elektrischen Lichtes wünschenSwerth, wie sich 
dasselbe auch seiner geringeren Feuergefährlichkeit wegen für Lagerräume 
empfiehlt. 
Oeffentliche Beleuchtung mit elektrischen Lampen ist vor 
handen: 
A. In Paris 
in der Avenue de l'Opera nebst den Plätzen an ihren beiden Enden seit 
1878. Es sind dort bei einer Straßenlänge von ca. 900 m 61 Ja- 
blochkoff-Lampen aufgestellt, welche vom Eintritt der Dunkelheit bis 
Mitternacht brennen, wonächst Gasbeleuchtung folgt. 
Im westlichen Theile des Jardin des Tuileries. am Jeu de Paume, 
brannten zur Zeit der Anwesenheit der deputirten Sachverständigen Abends, 
anscheinend nur versuchsweise, einige elektrische Lampen anderen Systems. 
L. In London. 
I. Am Victoria Embankment von Blackftiars bis Westminster Bridge 
seit Ende 1878. Es sind dort bei einer Straßen- und Brückcnlänge 
von ca. 2000 na jetzt 50 Jablochkoff-Lampen im Betriebe, welche von 
derselben Gesellschaft gestellt werden, welche die elektrische Beleuchtung der 
Avenue de l'Opera in Paris bewirkt. 
II. Seit dem Frühjahr 1881 versuchsweise auf ein Jahr auf drei 
Straßenstrecken, welche den stärksten Wagen- und Personenverkehr haben: 
1. von Blackfriars Bridge aus auf ca. 15,00 m Straßenlänge 
mit 38 Lampen für ca. 150 Gasflammen; 
2. von Southwark Bridge aus auf ca. 1 400 m Straßenlänge 
mit 52 Lampen, welche ca. 160 Gasflammen ersetzen sollen; 
3. von London Bridge aus auf ca. 1 400 m Straßenlänge mir 
34 Lampen für ca. 140 Gasflammen. 
Die elektrischen Lampen all 1, 2 und 3 sollen die ganze Nacht 
brennen, Gasbeleuchtung ist aber auch hier wie aberall in Reserve. 
Die drei Strecken sind drei verschiedenen Gesellschaften überlassen; 
die Forderungen der letzteren betragen 28 200, 58 600 und 74 500 vit 
Die Strecke ad 3 ist von Siemens Brothers and Co. übernom 
men, welche dort SiemenS'jchc Differentiallampen in Anwendung brin 
gen, während die anderen beiden Gesellschaften eigene Systeme haben.
	        
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