Path:
Volume No. 56 (404-425), 25. Juni 1881 Anlage: ad No. 56 (426-441.), Vorlagen, welche den Zeitungen nicht mitgetheilt sind

Full text: Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin (Public Domain) Issue1881 (Public Domain)

»12 
Gedruckt bei Julius Sittenfeld in Berlin. 
( 
43«. Vorlage (J.-Nr. 958. S.D.)— jnr Brschlnstfaffunq —, 
betreffend die Zahlung eines Gnadenquartal 
gehalts für den verstorbenen Gcmeindeschullehrer 
Gohr. 
Der bisher an der 117. Gemeindeschule angestellte Lehrer Gustav 
Gohr ist am 10. v. M. verstorben. Die Mutter desselben, eine sieben- 
zigjährige, vermögenslose und arbeitsunfähige Frau, hat die Gewährung 
eines Gnadenquartals von dem Gehalte ihres verstorbenen Sohnes nach 
gesucht. 
Da nach der Cabinetsordre vom 15. November 1819 das Gehalt 
für das Gnadenquartal zwar der Regel nach nur der Wittwe, den Kindern 
und Enkeln, ohne Rücksicht, ob sie deffen Erben sind oder nicht, zusteht, 
aber auch, im Falle der Erblasser der Ernährer armer Eltern, Geschwister, 
Geschwisterkinder und Pflegekinder gewesen ist, ausnahmsweise die>en ge 
währt werden kann, so halten wir es für gerechtfertigt, das Gesuch der 
rc. Gohr zu bewilligen. 
Die Stadtverordneten-Bersammlung ersuchen wir daher zu beschließen: 
Die Stadtverordneten-Bersammlung erklärt sich damit ein 
verstanden, daß der Frau Gohr, geborene Stiewe, wohnhaft 
Zionskirchstr. 20 II., das Gehalt ihres verstorbenen Sohnes, 
des Gemeindeschullchrers Gustav Gohr, für die Monate Juli 
und August im Betrage von 390 gewährt werde. 
Berlin, den 21. Juni 1881. 
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residenzstadt, 
gez. von Forckenbeck. 
4L«. Vorlage (J.-Nr. 1792 C. B.), betreffend die Neu- 
Wahl eines Bürgerdepntirtea für daS Curatorium 
zur Verwaltung des städtischen Centralviehhofs. 
Der durch Beschluß der Stadtverordneten-Bersammlung vom 12. Maier. 
— Protokoll Nr. 36 — zum Bürgerdeputirten für das Curatorium zur 
Verwaltung des städtischen Centralviehhofs gewählte Staatsminister a. D. 
vr. Friedenthal, hat durch das in Abschrift hier beigefügte Schreiben 
vom 3. d. M. die Annahme der Wahl abgelehnt, weil er seinen Wohnsitz 
in Berlin ausgegeben hat und somit außer Stande ist, das qu. Amt zu 
übernehmen. 
Die Stadtverordneten-Bersammlung ersuchen wir daher, möglichst 
bald eine andere Wahl bewirken zu wollen. 
Berlin, den 11. Juni 1881. 
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt, 
gez. von Forckenbeck. 
Zu Nr. 44«. 
Schloß Güntersdorf, den 3. Juni 1881. 
Des hochverehrten Magistrats der Königlichen Haupt- und Residenz 
stadt Berlin geneigtes Schreiben vom 24. v. M. habe ich gestern erhalten. 
In der auf mich gefallenen Wahl zum Bürgerdeputirten für das Cura 
torium zur Verwaltung des städtischen Centralviehhofes erkenne ich mit 
aufrichtigstem Danke einen mich ehrenden Act des Vertrauens. 
Ich muß indessen constatiren, daß ich nach meinem Rücktritt von 
dem Amte des Ministers für Landwirthschaft, Domainen und Forsten mein 
Domicil in Berlin aufgegeben habe, folgeweise aus der Zahl der Personal- 
Communalsteuern Zahlenden Berlins ausgeschieden bin. Ich besitze nur 
noch in meinem Hause ein Absteigequartier, in welchem ich mich seit dem 
Juli 1879 vorübergehend und lediglich während einigen aufeinander 
folgenden in mehreren Abschnitten aufzuhalten habe. Ich nehme an, daß 
es mir hiernach an der gesetzlichen Legitimation zur Uebernahme von 
Aemtern in der städtischen Verwaltung Berlins fehlt. 
f ierzu kommt, daß voraussichtlich in den nächsten Jahren mein Auf 
in Berlin ein noch kürzere Zeit währender sein wird. 
Je größeren Werth ich aber auf die communale Selbstverwaltung 
und deren Bedeutung für eine gesunde Entwickelung des Gemeindewesens 
lege, desto bindender erachte ich die Verpflichtung, Gemeindeämter nur 
dann zu übernehmen, wenn man sich in der Lage befindet, die mit dem 
Amte verbundenen Obliegenheiten allen Ernstes und mit voller Hingebung 
zu erfüllen. Hierzu würde ich zur Zeit kaum im Stande sein. 
Mit wahrhaftem Bedauern, gegenwärtig meine Kräfte der Stadt 
Berlin nicht zur Verfügung stellen zu können, und mit wiederholtem 
Danke für die mir zugedachte Auszeichnung verharre ich des hochverehrten 
Magistrats 
ganz ergebener 
gez. Friedenthal. 
441. Vorlage (J.-Nr. 1449. S. D. II. 81.) — zur Beschluß 
fassung —, betreffend die commiffarische Be 
schäftigung des Lehrers Gustav Otto im Ge 
meindeschuldienst. 
Der am 20. October 1838 geborene, Klosterstr. 73/74 wohnhafte 
Lehrer Gustav Otto hat, nachdem er längere Zeit in Ketzin als Lehrer 
thätig war, vom 1.April 1871 bis 1.November 1871 an der Matusch'schen 
und von da ab bis zum 1. October 1880 an der Trahndorff'schen 
Privatschule unterrichtet. 
In Folge der durch das rapide Wachsen des Gemeindeschulwesens 
für die Privatschulen eingetretenen ungünstigen Verhältnisse sah sich auch 
der Schulvorsteher Trahndorff genöthigt, seine Schule zum 1. October 
1880 aufzugeben. 
Auf den Antrag des Lehrers Otto, ihn von diesem Zeitpunkte ab 
mit der commiffarischen Verwaltung einer Gemeindeschullehrerstelle zu 
betrauen, gingen wir nicht ein, beschlossen aber, ihn von jenem Tage ab 
vorläufig interimistisch zu beschäftigen. 
Nunmehr, da sich die Tüchtigkeit des rc. Otto in seiner amtlichen 
Thätigkeit unbedingt herausgestellt hat, beabsichtigen wir, ihn vom 
1. October 1881 ab commissarisch, zunächst mit dem Minimalgehalt von 
1 560 , und mit der Verpflichtung zur Ertheilung von wöchentlich 
32 Lehrstunden zu beschäftigen. 
Die Stadverordneten-Versammlung ersuchen wir daher, sich damit 
einverstanden zu erklären, 
daß der Lehrer Gustav Otto vom 1. October 1881 ab im 
Gemeindeschuldienst commissarisch und zwar zunächst gegen das 
Minimalgehalt von jährlich 1 560 <M. als Remuneration be 
schäftigt werde. 
Berlin, den 20. Juni 1881. 
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt, 
gez. von Forckenbeck. 
Zum 1881. 
Berlin, den 25. 
Der Stadtverordneten-Vorsteher. 
l)r. StraHrnani.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.