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(191. 192.)
Vorlagen,
welche de» Zeitimgeii nickt »litgetbrilt sind.
INI. Vorlage (J.-Nr. 691. F. B.) — zur Beschlutz-
faffuug —, betreffend die Gewährung einer lau-
senden Unterstützung an den invaliden Spritzen
mann Schirrmacher.
Der Spritzenmann Schirrmachcr gehört zu denjenigen Feuerwehr
mannschaften, welche am 5. August v. I. durch die bekannten Explosionen
im Hanse Hegelplatz Nr. 1. in bedauerlicher Weise verunglückten. Er
trug damals schwere Brandwunden am Kopf, den Händen, dem Rücken
und unteren Extremitäten davon und wurde sofort nach der Katastrophe
in die Universitätsklinik des Geheimen Ober-Medicinalraths Professor
l)r. von Langcnbeck gebracht. In Folge der ihm dort zu Theil ge-
ivordenen Behandlung, die bis jetzt gewährt hat, ist er nunmehr ziemlich
geheilt von den Brandwunden, jedoch als vollständiger Invalide aus
jener Anstalt entlassen worden.
Die entsetzlichen Verbrennungen haben namentlich die linke Hand
zu einem formlosen Stumpf umgewandelt und auch drei Finger der rechten
Hand verkrümmt, überhaupt diese Glieder zur Arbeit vollständig unbrauch.
bar gemacht. Nach dem im anliegenden Atteste des Feuerwehrarztes,
Sanitätsraths vr. Ribbeck ausgesprochenen Gutachten, kann die Form
und Brauchbarkeit der Hände durch keine Operation wieder hergestellt
werden, so daß der rc. Schirrmacher als dauernd und gänzlich invalide
sowohl für den Dienst der Feuerwehr, als für jeden anderen Erwerbs
zweig erklärt werden muß. Das Königliche Polizei-Präsidium hat des
halb nach dem nebst Dienstbeschädigungsattest beigefügten Antrage für
das beklagenswerthe Opfer jenes Ereignisses die Gewährung einer lau
senden Unterstützung von jährlich 720 Ji nachgesucht. Da die Versorgung
des im aufopferungsvollsten Dienste der Stadt verunglückten Mannes
nnabweislich ist und bei ähnlichen Vorkommnissen ftüher bereits eben
solche Zuwendungen erfolgt sind, beantragen wir zu beschließen:
Unter dem Vorbehalte der jederzeitigen Widerrufs und der
Rechte der Stadtgemeinde willigt die Stadtverordneten-Ber-
sammlung in die Zahlung einer laufenden Unterstützung an den
invaliden Spritzenmann August Ferdinand Schirrmacber in
Höhe von 720 Ji jährlich vom 1. April cr. ab, in monat
lichen Raten pränumerando, ä Conto der Specialverwaltung
Nr. 45 Abtheilung H.
Berlin, den 9. Februar 1881.
Magistrat hiesiger Königs Haupt- und Residenzstadt,
gez. von Forckenbeck.
Berlin, den 19.
I «2. Vorlage (J.-Nr. 998. A. V.) — zur Beschlust,
faffung -, betreffend die Gewährung eines bypo»
thekarifcken DarlehnS von litt (MIO ,/fi auf daS
Grundstück deS Historienmalers Johannes
Bocheneck, Waldemarstr. »4.
Der Historienmaler Johannes Bochencck hat bei uns darauf an
getragen, ihm auf sein Hierselbst Waldemarstr. 54 belegenes, im Grund
buche von der Luisenstadt Band 53 Nr. 2572 verzeichnetes Grundstück
ein zu 4 x /2 pCt. verzinsliches hypothekarisches Dahrlehn von 30 000 Ji.
zur ersten Stelle möglichst noch zum 1. April d. I. aus Stiftungsfonds
zu gewähren.
Das Grundstück ist nach dem mit der Bitte um Rückgabe beigefüg
ten Feuersocietäts-Versicherungsschein vom 20. April 1877 mit
89 500 Ji,
versichert und gewährte nach der Auskunft des Haus
und Miethssteuerbureaus folgende Miethserträge:
im Jahre 1878 7 564 Ji.
- - 1879 7 074 -
- I. Quartal 1880 .... 6 874 -
- II. - - .... 6 866 -
- III. - - .... 6 850 -
- IV. - - .... 6 853 -
I. - 1881 .... 6 853 -
Letzter Miethsertrag zu 6 pCt. kapitalisirt, entspricht
einem Werthe von 114 216 JI
so daß nach dem Durchschnitte beider Werthe von . . . 203 716 Ji
durch das Grundstück in Höhe von 50 929 J(,.
pupillarische Sicherheit geboten wird.
Nach der vorgenommenen Prüfung unseres Sachverständigen befinden
sich die auf dem Grundstücke befindlichen Gebäude in gutem bauliche»
Zustande. In der II. Abtheilung des Grundbuchs sind keine Lasten rc.
eingetragen. Die erforderlichen Mittel sind event, noch zum l. April cr.
bei der Haupt-Stiftungskasse verfügbar. Bedenken gegen die Gewährung
bezw. die Sicherheit des nachgesuchten Darlehns von 30 000 JC. liegen
mithin nicht vor. Das Gesuch um Festsetzung des Zinsfußes auf
4 1 /2 pCt. erscheint bei der günstigen Lage des Grundstücks gerechtfertigt.
Wir sind bei dieser Sachlage geneigt, dem Antrage des Eigenthümers
Bochenek zu entsprechen, und ersuchen demgemäß die Stadtverordneten-
Versammlung, beschließen zu wollen:
„Die Stadtverordneten-Versammlung erklärt sich damit ein
verstanden, daß dem Historienmaler Johannes Bochenek auf
sein Hierselbst Waldemarstr. 54 belegenes, im Grundbuche von
der Luisenstadt Band 53 Nr. 2572 verzeichnetes Grundstück
ein bis auf Weiteres zu 4 1 /2 pCt. verzinsliches hypothekarisches
Darlehn von 30 000 Ji zur ersten Stelle und gegen sechs
monatliche Kündigung aus Stiftungsfonds gewährt wird."
Berlin, den 14. März 1881.
Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt,
gez. von Forckenbeck.
März 1881.
Der Stadtverordneten-Vorsteher.
Dr. Straßmann.
Gedruckt bei Julius Sittenfeld in Berlin.