Gedruckt der Julius Sittenfeld in Berlin.
3SS
des rc. Flügel trotz genauer Untersuchung nicht festzustellen war—. Zur
Bewältigung der Schreibarbeit mußte ein besonderer Beamter in die Anstalt
gesandt werden. Vielleicht die sich hieraus ergebende Unruhe, wahrschein
lich auch der vor kurzem erfolgte Tod seiner Frau machten den 62 Jahre
alten rc. Flügel im Februar cr. krank und nöthigten ihn, trotz der ge
währten Bureauhilse Anfangs Mai cr. dem Dienste ganz fern zu bleiben,
so daß seitdem auch für die Oeconomie rc. eine Vertretung organisirt
werden mußte.
Er befand sich in einem Zustande hoher Nervenerregung, verbunden
mit Verdauungsstörungen und Schlaflosigkeit, klagte über häufige und
heftige Slbwindelansälle, Zittern der Hände, Gedankcnschwäche und litt an
heftigen rheumatischen Beschwerden. Auf Anordnung seines HauSarzteS
und unter Zustimmung unseres Vertrauensarztes unterzog sich rc. Flügel,
sobald sein Zustand eS erlaubte, einer Kur in Karlsbad und darauf in
Teplitz; indeß ohne Erfolg. Er ist Ende August cr. nach Berlin zurück-
gekehrt, fühlt sich aber auch jetzt körperlich und geistig, namentlich durch
die fortdauernden rheumatischen Beschwerden, so geschwächt, daß er außer
Stande ist, in sein Amt zurückzukehren, und wir müssen auf Grund der
angestellten Ermittelungen nach pflichtwäßigem Ermeflen erklären, daß wir
den rc. Flügel wegen dieses Zustandes seiner körperlichen und geistigen
Kräfte für unfähig halten, seine Amtspflichten als Jnspector der Männer-
Siechenanstalt ferner zu erfüllen. Da übrigens die Bestallung des
rc. Flügel den Vorbehalt, daß er sich der Versetzung in eine andere
Stelle unterwerfen müsse, nicht enthält, so ist seine Entfernung aus dem
Amte durch Versetzung nicht thunlich, selbst abgesehen von seiner Dienst-
unfähigkeit.
Bei dieser Sachlage haben wir beschlossen, feinem Antrage auf Ver
setzung in den Ruhestand vom 1. Januar 1881 ab Folge zu geben und
auch die Bewilligung eines geringen Zuschusses zur Pension eintreten zu
lassen, weil rc. Flügel in seiner alten Stellung sich vielfach bewährt und
noch für zwei unverheirathete Töchter zu sorgen hat.
Das Protokoll vom 4. September cr. fügen wir in Abschrift, die
Pcnsionsberechnung im Original bei.
Schließlich bemerken wir, daß wir Veranlassung genommen haben,
eine anderweitige Organisation der betreffenden Verwaltung in Erwägung
zu ziehen, und daß wir uns daher die Anträge wegen Wiederbesetzung der
Flügel'schen Stelle noch vorbehalten müssen.
Berlin, den 16. September 1880.
Magistrat hiesiger König!. Haupt- und Residerzstadt.
gcz. von Forckeubeck.
Berlin, den 16. Oktober 1880.
Der Stadtverordneten-Vorsteher.
Dr. StraHmanu.