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Frage.
16.
Ist ein von dem Capitain Liernur in Vorschlag gebrachtes Mittel
zur Verwerthung verdünnter Abortstoffe experimental oder definitiv zur
Ausführung gelangt, oder geschieht deren Vernutzung auch gegenwärtig
noch in der ursprünglichen, primitiven Weise?
17.
Müssen die als hoch bezeichneten Betriebskosten als unter allen Um
ständen dem System eigenthümlich erachtet werden, oder ist die Centrali
sation der Maschinenanlage und des Rohrnetzes beschlossen worden, weil
dem Betrieb von drei Pumpstationen und einem Dampfer übermäßig
hohe Kosten zuzuschreiben sind?
18.
Bedingt der Beschluß des Gemeinderaths vom 31. December 1879,
die Einrichtung einer Centralstation betreffend, die Anlage einer mehrere
Kilometer langen Rohrleitung zur Fortschaffung der Fäcalstoffe und even
tuell ist es nur den localen Verhältnissen zuzuschreiben, wenn eine Ver
werthung am Ort der Production danach nicht möglich erscheint?
Antwort.
Die von Herrn Liernur in Vorschlag gebrachten Mittel zur Ver
werthung der verdünnten Stosse konnten nicht zur Ausführung gelangen,
bis über die permanente Anwendung des Systems beschlossen worden war,
und dieses ist wegen der vielen mit diesem Beschlusse verknüpften Fragen
erst am 31. December 1879 geschehen.
Unserer Meinung nach müssen die gegenwärtigen als hoch bezeich
neten Betriebskosten nicht als unter allen Umständen dem System eigen
thümlich, sondern, wie zu erwarten, als Folge dessen hiesigen Anwen
dungsweise erachtet werden. Diese wurde einerseits durch die von Zeit
zu Zeit genommenen Beschlüsse zur Einführung des Systems in mehreren
weit auseinander liegenden Stadttheilen, andererseits durch den Umstand
bedingt, daß noch nicht zur Permanisirung des Verfahrens beschlossen
war. Hierdurch wurden die allmälige Jnbetriebstellung mehrerer kleinen
Pumpstationen und eines Dampfschiffes, sowie die fraglichen hohen Kosten
unvermeidlich. Daß die Bedicnungskosten der Röhrenleitungen nach der
Vollendung des die Concentration der Betriebskrast in einer einzelnen
Pumpstation zulassenden Centralrohrnetzes sich bedeutend verringern wer
den, kann auf Grund der allgemeinen Erfahrung aus technischem Gebiete
erwartet werden.
Der Beschluß des Gemeinderaths vom 31. December 1879 bedingt
die Anlage einer, in einer Strecke etwa 5 km langen Rohrleitung zur
Uebertragung des Bacuums und zur Fortschaffung der Fäcalien, in welcher
außerdem noch drei Syphons unter größeren Wasserläufen hindurch sich
befinden werden.
Die projectirte Anlage hat bei den bis jetzt mit der Ausführung
betrauten Technikern nicht nur keinen Anstand gefunden, sondern der obige
Gemeinderathsbeschluß ist auf Grund deren Gutachten möglich geworden,
denn in technischer Beziehung ist diese Länge indifferent. Indem nämlich
das Vacuumrohr neben dem Speditionsrohr liegt, kann man letzteres
behufs Anlage von sogenannten Speditionsreservoiren überall unterbrechen,
wo die Localverhältnisse oder etwaige mit dem Betrieb verknüpfte Rück
sichten eine erneuerte Anwendung atmosphärischer Bewcgkraft resp. des
Luftzulasses fordern, weshalb die Distanz, auf welcher die Fäcalien auf
diese Weise spedirt werden können, als unlimitirt zu betrachten ist.
Bei dem Betriebe der obigen ziemlich kurzen Leitung wird aber vor
aussichtlich die Anlage solcher Spedilionsreservoire nicht nöthig sein.
In Betreff der Verwerthung der nun einmal in sehr verdünntem
Zustande gewonnenen Stoffe, ist zu deren Eindickung durch theilweise Ver
dampfung des Wassergehaltes unter Benutzung des Abdampfes der Central
maschine beschlossen worden, indem dadurch mit Rücksicht auf die Bedürf
nisse der umwohnenden Land- und Viehwirthschaft ein besserer Absatz von
einer Mischung der menschlichen Abgänge mit dem Haus- und Straßen
kehricht (wodurch zu gleicher Zeit letztere verwerthet werden), als von etwa
trocknem Dünger wie Poudrette zu erwarten ist.
Antworten des Magistrats von Amsterdam vom 11. September 1888.
Frage.
1.
Wie groß ist das Areal in Hectaren?
2.
Wie groß ist die daselbst von dem System bediente gegenwärtige und
wahrscheinliche zukünftige Bevölkerung?
3.
Wieviel Stunden pro Tag währt durchschnittlich der Betrieb?
4.
Wieviel Mannschaften, außer dem Aufseher sind in der Regel
für den Betrieb der Rohrleitung und der Bedienung der Luftpumpe zu
sammen nöthig?
5.
Was ist der gesammte Betrag der Löhne, berechnet für die Betriebs
zeit pro Tag?
6.
Wieviel ist dazu zu fügen für den Aufseher des Systems?
Ist das Maschinenlocal nebst der sich darin befindlichen Luftpumpe
und den sonstigen Apparaten nach den Plänen des Herrn Liernur oder
nach denen städtischer Ingenieure gefertigt?;
8.
Wie groß ist das Verdampsungsvermögen des Kessels zu der Lust
pumpmaschine in Pfcrdekräften ausgedrückt?
9.
Was sind die durchschnittlichen täglichen Kosten an:
a) Brennmaterial,
b) Schmieröl,
c) sonstigen mit dem Maschinenbetrieb zusammenhängenden Unkosten ?
Antwort.
Das Areal dieses Bezirks ist groß 23^/z ba.
Die daselbst von dem System bediente gegenwärtige Bevölkerung ist
13 861 Personen, die wahrscheinlich zukünftige 18 580 Personen.
Der Betrieb daselbst währt durchschnittlich pro Tag 6V2 Stunden.
Außer dem Aufseher sind in der Regel für den Betrieb der Rohr
leitung und der Bedienung der Luftpumpe zusammen drei Mann nöthig.
Der gesammte Betrag der Löhne, berechnet für die Betriebszeit pro
Tag, ist 3,7g Fl.
Wieviel dazu zu fügen ist für den Aufseher des Systems, kann un
möglich angegeben werden, weil dieser Aufseher auch mit anderen, nicht mit
dem System verknüpfte technischen Arbeiten beauftragt ist.
Das Maschinenlocal nebst der sich darin befindlichen Lufpumpe und
den sonstigen Apparaten ist nach den Plänen städtischer Ingenieure ge
fertigt.
Das Verdampfungsvermögen des Kessels zu der Luftpumpmaschine
ist von 7 Pferdekräften.
Die durchschnittlichen täglichen Kosten sind:
an Brennmaterial 2,xz Fl.,
an Schmieröl 0,20 Fl.,
an sonstigen mit dem Maschinenbetrieb zusammenhängenden Un
kosten 0,20 Fl.