Gedruckt bei Julius Sittenfeld in Berlin.
ad m 72.
(508.)
Vorlage,
welche den Zeitungen nicht mitgetheilt ist.
308. Borlage (J..Nr. 1287. ff. A.), betreffend die Der-
setzung deS Vorschullehrers Finkelde bei der
AudreaS-Realfchule in den Ruhestand.
Der Vorschullehrer Finkelde hat die Absicht ausgesprochen, in den
Ruhestand zu treten, da er bei seinem hohen Lebensalter — er vollendet
am 29. Oclobcr er. sein 74. Lebensjahr — nicht mehr die volle leibliche
und geistige Kraft besitzt, um den Ansprüchen seines Amtes nach allen
Seiten hin mit dem wünschenswerthen Erfolge genügen zu können. Der
selbe hat jedoch gebeten, ihm den vollen Betrag seines Gehalts als Ruhe
gehalt zu gewähren, da ihm noch die Pflicht obliegt, für den Lebensunter
halt zweier unversorgter, unoerheiratheter Schwestern zu sorgen.
Der rc. Finkelde, welcher gegenwärtig ein Diensteinkommen von
3 390 c4C. bezieht, hat bereits vor seiner Aufnahme in das Seminar vom
Jahre 1826 bis 1831 hier an der Parochialschule unterrichtet, sodann
von Ostern 1832 bis Michaelis 1834 das Seminar zu Neuzelle besucht,
von wo er mit dem Zeugniß der Anstellungsfähigkeit entlassen worden ist.
Demnächst trat derselbe am 1. October 1834 bei der Stralauer Stadt
schule ein und wurde von dieser auch auf die AndreaS-Realschule als Vor-
fchullehrcr übernommen, bei welcher er noch gegenwärtig thätig ist.
Bei Annahme des Zeitpunktes, zu welchem der rc. Finkelde bei der
Stralauer Stadtschule eingetreten ist, ergiebt sich eine Dienstzeit bis zum
I. October cr. von vollen 46 Jahren, nach welcher für denselben als ge
setzliche Pension tt/eo des Diensteinkommens mit 2 373 jfi. zu berechnen
wäre, welche sich aber, wenn auch die Dienstzeit von dem Seminarbesuch
— 1826—1881 — in Anrechnung gebracht wird, nach einer Dienstzeit
von 50 Jahren auf 2 544 <Ai. erhöhen würde. Die Verhältnisse liegen
aber so, daß uns noch ein Hinausgehen über diesen Betrag für diesen
Fall geboten erscheint und zwar durch Gewährung des von dem rc. Finkeld e
erbetenen vollen JahreSbelrages deS Diensteinkommens als Pension. Es
ist besonders die lange Reihe von Jahren — 54 —, während welcher
der rc. Finkelde im Schulfache thätig gewesen ist, sodann das hohe Alter
desselben, ferner das durch familiäre Verhältnisse veranlaßte Bedürfniß und
endlich daS gute Zeugniß des jetzigen DirectorS der qu. Anstalt, welches
für die Gewährung der Bitte des ausscheidenden Lehrers spricht.
Der Herr Director Bolze unterstützt diese Bitte und schildert den
Petenten, dessen Thätigkeit von den besten Erfolgen begleitet gewesen sei,
als eine echte, treue Lehrernatur. Derselbe habe musterhaft alle seine
amtlichen Obliegenheiten erfüllt, und voll hingebenden Eifers für die Inter
essen der ihm anvertrauten Jugend in stiller, bescheidener Zurückgezogenheit
nur seinem Berufe und den Pietätspflichten gegen seine Geschwister gelebt.
Indem wir daher den rc. Finkelde zur besonderen Berücksichtigung
empfehlen, beantragen wir, zu beschließen:
Die Stadtverordneten-Bersammlung erklärt sich damit ein
verstanden. daß dem Vorschullehrcr an der Adreas-Realschule
«.Finkelde bei seiner Versetzung in den Ruhestand vom
1. October cr. ab eine Pension in Höhe seines bisherigen
Diensteinkommens mit 3 390 jährlich gewährt wird.
Berlin, den 12. September 1880.
Magistrat hiesiger Königl. Haupt« und Residenzstadt,
gez. von Forckenbeck.
Berlin, den 13. September 1880.
Der Stadtverordneten-Vorsteher.
gez. Di-. StraHmarnr.